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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: Superkalifragilistisch am 10. Juni 2013, 21:09:09

Titel: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Superkalifragilistisch am 10. Juni 2013, 21:09:09
Auf die Berichterstattung des Hochwassers als gemeinschaftliches Event, als "historisches Ereignis", als kleiner verspäteter Weltuntergang, folgen nun die Schuld-und-Sühne Interpretatoren.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/augstein-kolumne-wir-sind-schuld-an-der-flut-a-904744.html

Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Groucho am 10. Juni 2013, 21:19:20
Maxeiner / Miersch haben trotz Hochwassers relativ trocken geantwortet:

ZitatMaxeiner und Miersch sind in Wahrheit Vampire...

...,die schon ewig auf Erden weilen. Anders wäre dies nicht zu erklären, jedenfalls nicht für Jakob Augstein.

"...Die Mulde verursacht jedes Jahr mehr oder weniger gefährliche Hochwasser. Im Jahre 1897 traf eines mit historischem Charakter ein. Es war das schwerste Hochwasser des 19. Jahrhunderts. Nur das Hochwasser vom 30. Juni 1771 war bis dato als höher bekannt. Noch heute ist es das vierthöchste nach 2002, 1771, 1954 seit dem Beginn der Aufzeichnungen. Die Mulde erreichte am 31. Juli/1. August ihren höchsten Wasserstand in Eilenburg. Am Pegel an der Torgauer Brücke wurden 4,82 m Höchststand gemessen. Innerhalb von wenigen Stunden wurden die tiefer liegenden Straßen überflutet. Die Ziegeleien in der Aue, die zahlreichen Gärtnereien, die Industriebahn und die Wiesen standen metertief unter Wasser. Das Hochwasser war die Folge des am 29. und 30. Juli im Erzgebirge und im Gebirgsvorland niedergegangenen starken Dauerregens..."

Zitiert aus:
Zitiert aus: Geschichtliches vorgestellt von Eilenburger Geschichts- und Museumsverein e.V.: 1897 Das Jahrhundert - Hochwasser

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/maxeiner_und_miersch_sind_in_wahrheit_vampire (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/maxeiner_und_miersch_sind_in_wahrheit_vampire)

Nun kann man bei so einem Artikel die Diskussion über den menschlichen Anteil, ob es überhaupt mit Erwärmung zu tun hat etc. getrost außen vor lassen.

Augsteins Argumentation ist intellektuell dermaßen unterirdisch, dass man sich auch als strammer Linker massiv fremdschämen sollte.

"Bereuet, bereuet, der Untergang ist nah!"

Edit: Und das auch noch am Tag, als der Tod von Walter Jens bekannt wurde. Wenn das wirklich die linksintellektuelle Nachfolge andeuten soll, tatsächlich: Gute Nacht! Bei Jens hätte der Jakob vermutlich noch nicht mal zum Briefe falten getaugt.
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Robert am 10. Juni 2013, 21:23:59
Na endlich, darauf habe ich schon gewartet. Tuet Buße! Kehret ein! Zeiget Demut! Huldigt Gaia! Bringet Opfergaben!
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Superkalifragilistisch am 10. Juni 2013, 21:27:22
Buchempfehlung: http://www.amazon.fr/Le-fanatisme-lApocalypse-Pascal-Bruckner/dp/2246736412

"La planète est malade. L'homme est coupable de l'avoir dévastée. Il doit payer. Telle est la vulgate répandue aujourd'hui dans le monde occidental."
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Conina am 10. Juni 2013, 21:51:50
Jakob schafft es immer wieder, sich selbst zu unterbieten.
Respekt!
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Conina am 10. Juni 2013, 22:25:27
Er schreibt auch Im Zweifel links, allerdings hat er eigentlich nie Zweifel.  ;)
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Groucho am 10. Juni 2013, 22:46:23
Zitat von: Conina am 10. Juni 2013, 22:25:27
Er schreibt auch Im Zweifel links, allerdings hat er eigentlich nie Zweifel.  ;)

Natürlich nicht. Der hat die Wahrheit(TM) in sich. Gerade, wo Walter Jens gestorben ist, ist das nur noch schlimm, dass sowas als "links" gilt.
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Ratiomania am 11. Juni 2013, 06:39:38
Wieso? Er hat argumentativ doch recht!

Ich wurde auch vom anthropogenen Klimawandel überzeugt, als mein Backofen über 200° anzeigte!

Spaß beiseite:

Mit Schuld & Sühne hat der Hochwasserstand wohl wenig zu tun.

Größere Katastrophenvorbereitungen in dicht besiedelten Gebieten braucht halt Zeit (vorallem in demokratischen Ländern).

Wenn nach der Naturkatastrophe wieder gebaut wird muss man halt - ähnlich wie in Erdbebengebieten - dementsprechend bauen.


Und Flutungsräume einplanen - Augsteins Kopf wäre eine Option die man politisch nicht außen vor lassen sollte :D
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Robert am 11. Juni 2013, 07:37:59
Ratio, darum geht es nicht. Sondern:

ZitatJahrhunderthochwasser wälzen sich durch Süd- und Ostdeutschland. Jetzt ist Gelegenheit, die Leugner des Klimawandels auf die Deiche zu führen! Und die Wachstumsprediger nach Magdeburg. Aber sie würden nur sagen, dass sie nicht schuld sind. Und wir alle würden einstimmen!

Dass man, soweit dies möglich ist, hochwassersicher bauen sollte, Retentionseäume freilässt, keine Frage. Augstein jedoch ging es um die Schuldfrage - jemand, der eine vom allgemeinen Konsens der Wissenschaftler abweichende Meinung äußert (!), ist Schuld an einem Naturereignis. Dies ist schon eine mittelalterlich-magische Denkweise, wenn man bedenkt, dass früher beispielsweise nach großen Pestepidemien sich ähnliche Mechanismen der Schuldzuweisung  in Gang setzten, indem Hexen oder Juden daran Schuld sein sollten. Der Unterschied ist, damals gab es Progrome, heute nicht, doch das UBA-Pamphlet zeigt mir, dass es bereits zu persönlichen Diffamierungen kommt. Wir sollten uns vergegenwärtigen, die Meinungsfreiheit umfasst auch falsche Meinungen, damit müssen wir leben und das gehört zu einer Gesellschaft wie der unseren. Anders wäre es langweilig, alles Ja-Sager, kein Widerspruch, keine anderen oder neuen Ideen, Stillstand.

Eigentlich dachte ich, die Menschen wären inzwischen weiter und können eine Meinung von einer Handlung unterscheiden und dies wiederum von Ereignissen, die man gemeinhin als höhere Gewalt bezeichnet.
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Ratiomania am 11. Juni 2013, 08:00:25
SO hatte ich das auch verstanden.  ;D

Deshalb auch mein Vorschlag an die politischen Entscheider .... :angel:
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Conina am 11. Juni 2013, 08:13:57
Kucke "Augstein" gerade Twitter durch, der ist lustig:

Onanie macht blind, Homosexualität verursacht Erdbeben & Neoliberalismus Hochwasser. Augstein, Mystiker im 21. Jhdt.

Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Skrzypczajk am 11. Juni 2013, 08:58:55
Eher randständig, passt aber vielleicht trotzdem hier rein. Dr. med. Ernst Walter Henrich, Betreiber der Seite provegan.de, meint, nachdem sich ein Veganer auf seiner Facebookseite beschwert hat, dass die Feuerwehrleute in Sachsen Wurststullen essen:

ZitatKommentar ProVegan:
Das Essen von Fleisch und Wurst durch die Fluthelfer ist schon grotesk. Tierprodukte sind der Hauptgrund des Klimawandels, der Klimawandel die wahrscheinliche Ursache des Hochwassers und das Hochwasser ist die Ursache für den Einsatz der Fluthelfer, die wiederum zu jeder Mahlzeit Fleisch essen und somit den Klimawandel verstärken.
https://www.facebook.com/ProVegan/posts/542518052473652



Provegan.de und der Henrich wären evtl. auch was fürs Wiki. Vielleicht ist er aber auch nur einer mit einem Riesenknall, siehe Thread auf AV mit dem Titel "Henrichs Methoden" (http://www.antiveganforum.com/forum/viewtopic.php?f=5&t=7567).
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Conina am 11. Juni 2013, 09:12:53
Augstein wirbt zur Zeit auf achgut:
(http://vht.tradedoubler.com/file/236292/freitag/300x250.jpg)

Wenn da ein paar Leute draufklicken, finanziert er das Projekt mit.  ;D ;D ;D
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Skrzypczajk am 11. Juni 2013, 09:15:29
Zitat von: Conina am 11. Juni 2013, 08:13:57
Onanie macht blind, Homosexualität verursacht Erdbeben & Neoliberalismus Hochwasser. Augstein, Mystiker im 21. Jhdt.

Das klaue ich mir als Signatur. :grins
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Groucho am 11. Juni 2013, 10:20:11
Zitat von: Ratiomania am 11. Juni 2013, 06:39:38
Größere Katastrophenvorbereitungen in dicht besiedelten Gebieten braucht halt Zeit (vorallem in demokratischen Ländern).

Vor allem, wenn es in Städten wie Schilda Grimma eine Bürgerinitiative gegen (!) eine Flutmauer gab/gibt ...

Ein Wasserbauigenieur meinte kürzlich, man hätte nach einem Hochwasser gerade mal 2 Jahre Zeit, Maßnahmen planerisch durchzusetzen, danach sei alles wieder vergessen und verdrängt. Bis zum nächsten Hochwasser.
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Omikronn am 11. Juni 2013, 14:13:56
ZitatDass man, soweit dies möglich ist, hochwassersicher bauen sollte, Retentionseäume freilässt, keine Frage. Augstein jedoch ging es um die Schuldfrage - jemand, der eine

vom allgemeinen Konsens der Wissenschaftler abweichende Meinung äußert (!), ist Schuld an einem Naturereignis. Dies ist schon eine mittelalterlich-magische Denkweise, wenn man

bedenkt, dass früher beispielsweise nach großen Pestepidemien sich ähnliche Mechanismen der Schuldzuweisung  in Gang setzten, indem Hexen oder Juden daran Schuld sein sollten.

Der Unterschied ist, damals gab es Progrome, heute nicht, doch das UBA-Pamphlet zeigt mir, dass es bereits zu persönlichen Diffamierungen kommt. Wir sollten uns

vergegenwärtigen, die Meinungsfreiheit umfasst auch falsche Meinungen, damit müssen wir leben und das gehört zu einer Gesellschaft wie der unseren. Anders wäre es langweilig,

alles Ja-Sager, kein Widerspruch, keine anderen oder neuen Ideen, Stillstand.

Eigentlich dachte ich, die Menschen wären inzwischen weiter und können eine Meinung von einer Handlung unterscheiden und dies wiederum von Ereignissen, die man gemeinhin als

höhere Gewalt bezeichnet.
Bezeichnend ist, dass Teenager in meinem Umfeld ein höheres Argumentationsniveau als Augstein, welcher ein gestandener Journalist ist, hinkriegen.

Und dazu sollen wir alle mal wieder durch Wachstum untergehen. Ich kann das langsam nicht mehr lesen und hören... Dass Wachstum nicht unendlich zu haben ist, ist eine
Binsenweisheit welche immer wieder angeführt wird. Dass die Menschen aber auch von etwas leben sollen und wollen, wird gerne unter den Tisch gekehrt.
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Groucho am 11. Juni 2013, 15:11:07
Zitat von: Omikronn am 11. Juni 2013, 14:13:56
Und dazu sollen wir alle mal wieder durch Wachstum untergehen. Ich kann das langsam nicht mehr lesen und hören... Dass Wachstum nicht unendlich zu haben ist, ist eine
Binsenweisheit welche immer wieder angeführt wird. Dass die Menschen aber auch von etwas leben sollen und wollen, wird gerne unter den Tisch gekehrt.

"Wachstum" ist eh so ein Begriff, der bei Spardenkern schnell zu Kurzschlüssen führt. Wachstum nur als physikalische Größenordnung zu betrachten (immer mehr), ist halt grundfalsch. Wachstum bedeutet in erster Linie Effizienzsteigerung. Mein Smartphone ersetzt z.B. eine ganze Kiste an diversen Elektrogeräten. Wieviele Menschen konnte ein Landwirt mit der gleichen Fläche vor 100 Jahren versorgen, wieviele heute? Gibt tausend Beispiele.
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: sumo am 11. Juni 2013, 16:54:22
nicht nur, daß Augstein da zwei Dinge verknüpft, die nicht zwingend zusammengehören (Flut und Klimawandel) und das dann als Wahrheit verkündet, sondern Augstein tut dies aus der Warte eines Salonlinken (SalonINTELLEKTUELLER schreibe ich bei ihm nicht, da ist er mir zu encephalphob), der mit einem nicht unbeträchtlichen Vermögen gesegnet ist und ihm deshalb jegliches Gefühl für materielle Not abgeht. (nun ist das ein Zeichen vieler Salonlinker, die gerne von der roten Kanzel herab predigen).
Augstein ist zusätzlich aber noch von jeglichem naturwissenschaftlichen Wissen unbeleckt, und das ist für mich besonders widerlich, weil er sich zu einem Thema äußert, welches tiefgründig mehr Wissen erfordert als täglich/wöchentliches SPIEGEL-Lesen....
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Nogro am 11. Juni 2013, 19:30:04
Der Klimawandel war es nicht, in Wirklichkeit war natürlich HAARP schuld:
http://terraherz.at/2013/06/10/hochwasser-in-europa-durch-haarp-ausgeloest-n-tv-liefert-den-beweis-fuer-die-waffe-haarp/ (http://terraherz.at/2013/06/10/hochwasser-in-europa-durch-haarp-ausgeloest-n-tv-liefert-den-beweis-fuer-die-waffe-haarp/)
(Komisch, die Seite hat eine WOT "gut" Bewertung)
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Robert am 11. Juni 2013, 19:54:27
Dann sorgen wir mal für ein paar Rottöne. Mal sehen, was Conrebbi, Honigmann und Kopp noch auf Lager haben. :stricke
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: Omikronn am 12. Juni 2013, 10:53:28
Zitat"Wachstum" ist eh so ein Begriff, der bei Spardenkern schnell zu Kurzschlüssen führt. Wachstum nur als physikalische Größenordnung zu betrachten (immer mehr), ist halt grundfalsch. Wachstum bedeutet in erster Linie Effizienzsteigerung. Mein Smartphone ersetzt z.B. eine ganze Kiste an diversen Elektrogeräten. Wieviele Menschen konnte ein Landwirt mit der gleichen Fläche vor 100 Jahren versorgen, wieviele heute? Gibt tausend Beispiele.
Danke, das merke ich mir. Ich glaube, dass bei den meisten vieles durcheinander gebracht und zu einem merkwürdigen Bild zusammengekleistert wird. Meiner Ansicht nach, wird mit diesem Wort mindestens der Tante-Emma Laden um die Ecke mit dem Wesen einer Börsennotierten Aktiengesellschaft und mit dem prinzip des Zinses zusammen vermengt und dann auf ökologische und/oder gesellschaftliche Problemstellungen angewandt, ... was zu bekannten ergebnissen führt.
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: MrSpock am 12. Juni 2013, 11:07:38
Die Lösung von Hochwassergefährdeten Gebieten liegt im Anbau von Baumwolle:

http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article117032901/Weltweiter-Boom-trocknet-Seen-und-Fluesse-aus.html
Titel: Re: Die Moralisierung der "Jahrhundertflut" beginnt
Beitrag von: general winter am 12. Juni 2013, 11:16:40
Baumwolle im Elbtal, das wär's. In den Anfangsjahren der DDR soll es tatsächlich Versuche gegeben haben, bei Dresden Zitrusfrüchte im Freiland anzubauen. Im tiefliegenden Elbtal ist das Klima etwas milder als im höher gelegenen Umland.