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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Skeptisches Denken => Thema gestartet von: Morgaine am 05. Februar 2013, 10:12:52

Titel: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 05. Februar 2013, 10:12:52
Mein erster Beitrag  :grins2:

In meinem familiären Umfeld "boomt" der "Aberglaube" (trotz einer langen, völlig ineffizienten und sehr teuren esoterischen Leidensgeschichte über rund 30 Heiler und Heilpraktiker wird dieser Weg subtil weiterhin verfolgt ...) und ich stehe dem machtlos gegenüber.

Welche Möglichkeiten der effektkiven Intervention gibt es (ich glaube, schon alles versucht zu haben und bin ziemlich verzweifelt)?

Artikel, die das Problem deutlich machen (und gewiss hier den meisten bekannt sind) - für mich war es neu:

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/04/Dossier-Esoterik-Seelenpfuscher/seite-1

daraus:
Die Beratungsstelle Sekten-Info Nordrhein-Westfalen , die Katja B. geholfen hat, von dem Heiler loszukommen, registrierte im vergangenen Jahr 64 Prozent mehr Anfragen als im Vorjahr. Inzwischen suchen mehr Esoterikgeschädigte als Sektenopfer die Beratungsstelle auf.


http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1505308/

daraus:
...  52 Prozent, also ein wenig mehr als die Hälfte aller Deutschen, glauben zum Beispiel, dass sogenannte "ganzheitliche Heilverfahren" wie Reiki oder Bachblüten ernstzunehmende Alternativen zur Schulmedizin darstellten. Und die meisten dieser Gläubigen wenden diese Heilmethoden auch an, genauer: 80 Prozent der Frauen und 60 Prozent der Männer. Und noch eine Zahl: Nach einer EMNID-Umfrage glauben 48 Prozent der Befragten, also fast die Hälfte, dass der Stand der Sonne und der Sterne das körperliche und seelische Wohlbefinden beeinflussten. Unterm Strich - diesen Schluss ziehen wiederum die Expertinnen der Essener Beratungsstelle - bilden mittlerweile jene Menschen, die nichts mit Esoterik im Sinn haben, eine Minderheit.


http://www.zeit.de/2010/28/Esoterik

http://www.focus.de/wissen/natur/esoterik-schau-mir-in-die-aura_aid_205509.html
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Binky am 05. Februar 2013, 10:16:09
Das wäre ein gutes Blogthema.

Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 05. Februar 2013, 10:23:42
Meinst Du, es paßt hier nicht hin?

(ich orientiere mich noch ... )
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Binky am 05. Februar 2013, 10:27:09
Nö, man könnte das Thema gut zu einem Blog verarbeiten.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: The Doctrix am 05. Februar 2013, 10:31:05
Jep, definitiv was fürn Blog.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Ratiomania am 05. Februar 2013, 12:25:46
Hoffentlich wird das auch mal von der Politik aufgegriffen.

Normalerweise gilt ja: Je mehr Eso, desto weniger Politikinteresse. Ein`weiterer Faktor der Wahlmüdigkeit/Politikverdrossenheit?
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: celsus am 05. Februar 2013, 13:08:50
Danke Morgaine für die eindrucksvolle Linksammlung. Interessant auch, mal solche Zahlen zu sehen. Definitiv ein Blogthema - und ein Bereich, in dem wir auch mehr machen sollten, nämlich aktuelle Statistiken suchen und vor den damit verbundenen Gefahren warnen, nämlich der grassierenden Volksverblödung.

Die ultimativen Ratschläge für den Umgang damit gibt es leider nicht. Hier im Forum war das Thema schon mal öfter dran.
Esoterisch veranlagte Familienmitglieder lassen sich kaum beeinflussen, das ist eine Lebensaufgabe, da für eine etwas kritischere Stimmung zu sorgen.
Die "Hebammentechnik" des Sokrates ist nicht schlecht, in dem Zusammenhang: Alles hinterfragen, sich erklären lassen, wie denn nun die Globuli genau wirken und was eigentlich so ein Biofeedbackgerät macht usw. Niemals belehren, das ist meistens das Ende der Kommunikation.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 06. Februar 2013, 09:08:13
Gern geschehen.

Logische und sachbasierte Argumentationen sind in der Tat fast unmöglich.

Zudem "hängen" zwei Ärzte (ebenfalls Verwandte) "mit drin" (einer hat sich der TCM, kombiniert mit der ZMR-Methode nach Bodo Köhler und dem Pendeln verschrieben; der andere ist etwas kritischer, bietet aber in seiner Praxis auch Akupunktur an).

Nun läßt die Betroffene, nach einer tendenziellen Rückkehr zur Schulmedizin (sonst wäre sie jetzt tot) jedes Medikament von besagtem Arzt "auspendeln", nimmt die meisten entsprechend widerwillig, "verhandelt" mit den Fachärzten die Dosierung, "vergißt" Medikamente usw..

Erklären, wie die obstrusen Verfahren wirken, kann keiner, will offenbar auch niemand, da "es mehr zwischen Himmel und Erde gebe als man erklären könne".
Ich werde da mit meinen eigenen "Waffen" geschlagen, z.B.: wenn es doch den Placebo-Effekt und den Rosenthal-Effekt usw. nachweisbar gebe, dann gebe es gewiss noch viel mehr, was nur noch nicht erforscht sei - oder: der radikale Konstruktivismus wird falsch verstanden und als "Legitimation" für entsprechendes Vorgehen genutzt.
Und - Quantenphysik ist ein Thema, bei dem kaum jemand sich so konkret auskennt, daß man überhaupt sinnvoll argumentieren kann.
In letzter Konsequenz muß dann stets die Pharmaindustrie "herhalten", das "Warzen besprechen", was in der Kindheit schon immer wirkte, die Psychosomatik ...  und es kommt zu massiver Reaktanz.
Für Laien (nicht nur für diese, s.o.) vermischt sich das zu einem quasi unüberschaubaren "Brei" aus dem dann selektiv herausgefiltert wird.

Aber wem sag ich das ... .




Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 06. Februar 2013, 12:38:06
Zitat von: Morgaine am 06. Februar 2013, 09:08:13
oder: der radikale Konstruktivismus wird falsch verstanden und als "Legitimation" für entsprechendes Vorgehen genutzt.
Oder vielleicht wird er damit auch richtig verstanden. Den Rest kann ich sehr gut nachvollziehen.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 08. Februar 2013, 08:09:39
Bzgl. des radikalen Konstruktvismus:

Er ist die "philosophische Grundlage" der systemischen Therapie  ... . http://de.wikipedia.org/wiki/Systemische_Therapie
Es gibt unterschiedliche Strömungen.


http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0CD8QFjAB&url=http%3A%2F%2Fkups.ub.uni-koeln.de%2F1568%2F1%2FDissSchulzeCon05.pdf&ei=eKEUUfSUGYTbswa__oHoCQ&usg=AFQjCNGHlr3W6OK0te7l5Ezi6vO4ljfs_g&bvm=bv.42080656,d.Yms

http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8300/2/Konstruktivismus_Rev.E_Druckversion.pdf

http://www.psychologie-seiten.de/referate/109-theoretische-grundlagen-der-systemischen-therapie.html
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 08. Februar 2013, 12:07:17
Ich entsinne mich, dass Paul Watzlawik in Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien auf den Konstruktivismus ein Loblied singt. Das Buch ist ein Klassiker für die Beziehungsanalyse. Es sollte aber nicht ganz vergessen werden, dass auf dieser Grundlage auch die Schizophrenie zur reinen Beziehungsstörung, also zum sozialen Konstrukt, erklärt wird.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Lord Ahriman am 08. Februar 2013, 12:59:45
Das klingt schlimm und nicht sehr aussichtsreich. Mehr als das genannten Fragen stellen und Widersprüche aufzeigen kannst Du da nicht machen. Es ist aber immer wichtig, eine gewisse Saat des Zweifels zu pflegen und auch Aussagen wie "hab es probiert, hat nicht gewirkt" sind langfristig durchaus wirksam. Aufklären funktioniert nicht, da Du dann der Klugscheißer bist. Was manch einen auch zum Nachdenken bringt ist die Kosten-Nutzen-Frage: Auch das kann dauern, aber wenn es immer mehr ans Geld geht und der Nutzen nicht so ist, wie erwartet, kommen manchmal Erkenntnisse.
Durch den privaten Kontakt zum Pendel"arzt" wird das aber extrem schwer. Leider.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 08. Februar 2013, 20:12:12
Zitat von: bayle am 08. Februar 2013, 12:07:17
Ich entsinne mich, dass Paul Watzlawik in Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien auf den Konstruktivismus ein Loblied singt. Das Buch ist ein Klassiker für die Beziehungsanalyse. Es sollte aber nicht ganz vergessen werden, dass auf dieser Grundlage auch die Schizophrenie zur reinen Beziehungsstörung, also zum sozialen Konstrukt, erklärt wird.

Watzlawik ist ein (!) Vertreter des rK.

Die systemische Therapie ist ja mehr als Watzlawiks Aussagen ... .

Aber - wenn man sich die Entwicklung der psychiatrischen Diagnosen über die letzten hundert Jahre ansieht (Verteilung, Häufigkeit, Symptome usw.), dann spielen da viele Konstrukte mit hinein.
Etliche Diagnosen haben sich stark verändert, manche sind weggefallen, manche hinzugekommen.
ICD und DSM weisen große Unterschiede auf (auch hinsichtlich der Schizophrenieformen) und werden ständig überarbeitet.

Die systemische Therapie (auf der Basis des rK) hat das geschafft, was fast alle anderen Therapieformen außer acht ließen: sie nimmt das Umfeld mit ins Boot, "Ursachen" (die auch heute nicht restlos gesichert sind) spielen in den meisten Fällen nicht mehr die zentrale Rolle.

Man kann keine Psychose allein mit systemischer Therapie behandeln, das ist klar.  ;)
Und oft ist nach ggfs. erfolgreicher medikamentöser Einstellung keine weitere Psychotherapie nötig oder gewünscht.
Aber es wird in vielen Psychiatrien erfolgreich mit dem systemischen Ansatz gearbeitet (wobei unbedingt zwischen Akutsituation und Therapie zu unterscheiden ist).



Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 08. Februar 2013, 20:33:22
Zitat von: Lord Ahriman am 08. Februar 2013, 12:59:45
Das klingt schlimm und nicht sehr aussichtsreich. Mehr als das genannten Fragen stellen und Widersprüche aufzeigen kannst Du da nicht machen. Es ist aber immer wichtig, eine gewisse Saat des Zweifels zu pflegen und auch Aussagen wie "hab es probiert, hat nicht gewirkt" sind langfristig durchaus wirksam. Aufklären funktioniert nicht, da Du dann der Klugscheißer bist. Was manch einen auch zum Nachdenken bringt ist die Kosten-Nutzen-Frage: Auch das kann dauern, aber wenn es immer mehr ans Geld geht und der Nutzen nicht so ist, wie erwartet, kommen manchmal Erkenntnisse.
Durch den privaten Kontakt zum Pendel"arzt" wird das aber extrem schwer. Leider.

Ja, ich habe hier mittlerweile etliches dazu gelesen - es haben ja viele ähnliche Erfahrungen gemacht.

Da ich der Sache anfangs selbst (als Angehörige) auch "auf den Leim" gegangen bin (ich hatte ja keine Ahnung, was dieser dubiose Markt alles bietet und wie gut das "augenwischerische" Marketing diesbzgl. abläuft) kann ich gut nachvollziehen, wie schwierig es ist, wenn man selbst betroffen ist.

Zum Beispiel die "Azidose", die von so ziemlich jedem Heilpraktiker "benutzt" wird - OBWOHL ich es eigentlich besser wußte, habe ich beim ersten HP noch brav genickt und mir den ganzen Sermos angehört.
Dann die pseudowissenschaftliche Vermischung von Begrifflichkeiten, die Bestätigung des Kranken in seiner Angst vor der Schulmedizin usw..
Ein absoluter Laie hat da kaum eine Chance, rational zu argumentieren.

Selbst der finanzielle Aspekt (in dem o.g. Beispiel geht es um 10000 Euronen, die bei 32 Heilern und HPs gelassen wurden) wird - immer noch - ignoriert. Auch heute noch kommt manchmal das Argument: wenn man weiter gesucht hätte, hätte man vielleicht ja doch noch den "einzig wahren Heiler" gefunden ... .
Der betroffenen Person wurden weitere Krankheiten eingeredet: ein Hirntumor, eine Hepatitis, ein beginnender "Ganzkörperkrebs" u.ä. - das geschah aber nur bei den Heilern, bei denen ich sie nicht begleitet habe - ich habe es erst Monate später Stück für Stück erfahren (einige behaupteten, sie dürfe nicht darüber sprechen, sonst bräche es schneller aus).

Wenn ich mich, wie jetzt grad, wieder mit dieser Geschichte beschäftige, ... kann ich es immer noch nicht fassen.




Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 08. Februar 2013, 21:07:15
Zitat von: Morgaine am 08. Februar 2013, 20:33:22

Zum Beispiel die "Azidose", die von so ziemlich jedem Heilpraktiker "benutzt" wird - OBWOHL ich es eigentlich besser wußte, habe ich beim ersten HP noch brav genickt und mir den ganzen Sermos angehört.

Azidose hat jeder. Je nach Interpretation. Gerne hat man auch Candida, übersäuert und verpilzt ist man bei quasi jedem Heilpraktiker, womit sollen die sonst ihr Geld verdienen? Bisschen Verständnis braucht es schon.

(zu sermos: heißt richtig Sermon, nur zum Haarspalten)

Zitat
Dann die pseudowissenschaftliche Vermischung von Begrifflichkeiten, die Bestätigung des Kranken in seiner Angst vor der Schulmedizin usw..
Ein absoluter Laie hat da kaum eine Chance, rational zu argumentieren.

Nein, es ist ja gerde das Geschäft der Quacksalber, große Matten des Zweifels anzulegen, um dann praktischerweise eine Lösung anzubieten. Es sind die billigsten und bewährtesten Tricks, andere damit in Abhängigkeit zu bringen. Tarnen und täuschen sind grundsätztliche evolutionäre Mechanismen, beim Menschen besonders ausgeprägt.

Zitat
Selbst der finanzielle Aspekt (in dem o.g. Beispiel geht es um 10000 Euronen, die bei 32 Heilern und HPs gelassen wurden) wird - immer noch - ignoriert. Auch heute noch kommt manchmal das Argument: wenn man weiter gesucht hätte, hätte man vielleicht ja doch noch den "einzig wahren Heiler" gefunden ... .

Wer gibt schon zu, gescheitert zu sein. Die eigene Überzeugung in Frage zu stellen, bedarf einer gewissen Selbsterkenntnis.

Zitat
Der betroffenen Person wurden weitere Krankheiten eingeredet: ein Hirntumor, eine Hepatitis, ein beginnender "Ganzkörperkrebs" u.ä. - das geschah aber nur bei den Heilern, bei denen ich sie nicht begleitet habe - ich habe es erst Monate später Stück für Stück erfahren (einige behaupteten, sie dürfe nicht darüber sprechen, sonst bräche es schneller aus).

Siehe oben, das sind Schmarotzer, "Der Seher" bei Asterix beschreibt das gut.

Zitat
Wenn ich mich, wie jetzt grad, wieder mit dieser Geschichte beschäftige, ... kann ich es immer noch nicht fassen.

Menschen können unmenschlich sein.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 08. Februar 2013, 21:24:57
@Morgaine

OT
Ist ja nur ein Nebenaspekt und ich will auch gar keinen Streit anfangen, aber mich plagt doch die Lust zum Widerspruch:

Ich steck' da nicht so drin, aber nach meinem Eindruck spielt die systemische Therapie in den letzten Jahren der Psychotherapie-Entwicklung keine entscheidende Rolle. Für sie gilt ein bisschen das, was ich eben von Freud gesagt habe: vieles ist intuitiv nachvollziehbar, aber überprüft ist sie nicht; z. B. ist sie in Deutschland keine Kassenleistung.

Was den Konstruktivismus angeht - hier im Forum galoppieren gelegentlich Leute vorbei, die den Konstruktivismus als Fahne schwingen. Ich schreibe hier auch noch nicht so sehr lange mit, aber diejenigen, die ich erlebt habe, waren unangenehme Typen:
http://forum.psiram.com/index.php?topic=5306.msg100847#msg100847
(wenn Du hier mal eine Anspielung auf ,,Kristall-Andy" oder ,,Laber-Andy's Heimsuchung" liest, dann ist der hier gemeint).
Oder Freund Kurios:
http://forum.psiram.com/index.php?topic=9592.msg115896#msg115896
Was ich meine, ist: der Konstruktivismus ist als Alibi für alles möglich einsetzbar, auch für Quackmedizin.
/OT
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 08. Februar 2013, 22:32:42
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 08. Februar 2013, 21:07:15
Zitat von: Morgaine am 08. Februar 2013, 20:33:22

Zum Beispiel die "Azidose", die von so ziemlich jedem Heilpraktiker "benutzt" wird - OBWOHL ich es eigentlich besser wußte, habe ich beim ersten HP noch brav genickt und mir den ganzen Sermos angehört.

Azidose hat jeder. Je nach Interpretation. Gerne hat man auch Candida, übersäuert und verpilzt ist man bei quasi jedem Heilpraktiker, womit sollen die sonst ihr Geld verdienen? Bisschen Verständnis braucht es schon.

(zu sermos: heißt richtig Sermon, nur zum Haarspalten)

Zitat
Dann die pseudowissenschaftliche Vermischung von Begrifflichkeiten, die Bestätigung des Kranken in seiner Angst vor der Schulmedizin usw..
Ein absoluter Laie hat da kaum eine Chance, rational zu argumentieren.

Nein, es ist ja gerde das Geschäft der Quacksalber, große Matten des Zweifels anzulegen, um dann praktischerweise eine Lösung anzubieten. Es sind die billigsten und bewährtesten Tricks, andere damit in Abhängigkeit zu bringen. Tarnen und täuschen sind grundsätztliche evolutionäre Mechanismen, beim Menschen besonders ausgeprägt.

Zitat
Selbst der finanzielle Aspekt (in dem o.g. Beispiel geht es um 10000 Euronen, die bei 32 Heilern und HPs gelassen wurden) wird - immer noch - ignoriert. Auch heute noch kommt manchmal das Argument: wenn man weiter gesucht hätte, hätte man vielleicht ja doch noch den "einzig wahren Heiler" gefunden ... .

Wer gibt schon zu, gescheitert zu sein. Die eigene Überzeugung in Frage zu stellen, bedarf einer gewissen Selbsterkenntnis.

Zitat
Der betroffenen Person wurden weitere Krankheiten eingeredet: ein Hirntumor, eine Hepatitis, ein beginnender "Ganzkörperkrebs" u.ä. - das geschah aber nur bei den Heilern, bei denen ich sie nicht begleitet habe - ich habe es erst Monate später Stück für Stück erfahren (einige behaupteten, sie dürfe nicht darüber sprechen, sonst bräche es schneller aus).

Siehe oben, das sind Schmarotzer, "Der Seher" bei Asterix beschreibt das gut.

Zitat
Wenn ich mich, wie jetzt grad, wieder mit dieser Geschichte beschäftige, ... kann ich es immer noch nicht fassen.

Menschen können unmenschlich sein.

Danke für diese Stellungnahme.

Ich habe danach viel zu diesem esoterischen Kram gelesen, einschlägige Foren durchstöbert.
Was mir stark aufgefallen ist, ist das, was die eingangs geposteten Artikel bestätigen.

Auch wenn differenziertere Menschen das alles recht kritisch sehen, so bleibt doch fast immer eine gewisse "Spannbreite", daß irgendwas davon doch möglich ist/ wirkt o.ä.
Z.B. ist der Homöpathieglaube, der Glaube an TCM, bestimmte Magieformen, Schamanismus usw. extrem weit verbreitet.

Als Argument wird dann "jahrtausendealtes Wissen" angeführt, wobei die Komplexität der Historie und die Logik (wenn "jahrtausendealt" gut ist, dann müßte ja alles "jahrtausendealt" gut sein und zumindest irgendwann in der Vergangenheit bahngrechende Erfolge/ Umstrukturierungen herbeigeführt haben) ausgeblendet wird.

Des weiteren wird von diesen Menschen auch recht schnell erkannt, daß dieser oder jener Heiler gewiss nicht taugt, aber es wird weiterhin vermutet, daß es irgendwo bestimmt "gute Heiler" gibt, man sie nur finden müsse ... .

Über all das müßte viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden (aber das "wie", ohne Reaktanz zu erzeugen, ist ganz schwer).

Ich habe oft die Erfahrung gemacht, daß die meisten Menschen nicht die Unterschiede zwischen Psychiater, Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Psychologe, psychologischer Berater, Lebensberater, Coach, Heilpädagoge, Heilerziehungspfleger, Sozialpädagoge, Sozialarbeiter, Heilpraktiker, Sonderpädagoge, systemischer Berater, systemischer Familiensteller ... kennen.
Daß davon einige geschützte Berufsbezeichnungen haben, einige eine Ausbildung, andere ein Studium erfordern, wieder andere Zusatzqualifikationen sind, manche aber auch gar eine Grundlagen erfordern, durchschaut fast niemand, der nicht zwangsläufig damit zu tun hat.
So setzen viele einen Coach mit einem Psychologen gleich, glauben, jeder Psychiater würde ihnen Gespräche anbieten, ein Dr.-Titel sei das höchste der Gefühle und ein Psychotherapeut würde sie auf die Couch legen, sind verwundert, daß es Psychotherapeuten gibt, die über die Krankenkasse abrechnen und Lebensberater, die 90-120 Euro die Stunde aus der eigenen Tasche verlangen ... (ich könnte jetzt Seiten diesbzgl. füllen).

Allein da fängt es schon an ... .
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 08. Februar 2013, 22:43:41
Zustimmung, mit einer Ergänzung:
ZitatIch habe oft die Erfahrung gemacht, daß die meisten Menschen nicht die Unterschiede zwischen Psychiater, Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Psychologe, psychologischer Berater, Lebensberater, Coach, Heilpädagoge, Heilerziehungspfleger, Sozialpädagoge, Sozialarbeiter, Heilpraktiker, Sonderpädagoge, systemischer Berater, systemischer Familiensteller ... kennen.
Du hast die Nervenärzte, Neurologen und, vor allem, die Physiotherapeuten vergessen.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 08. Februar 2013, 22:48:50
Zitat von: bayle am 08. Februar 2013, 21:24:57
@Morgaine

OT
Ist ja nur ein Nebenaspekt und ich will auch gar keinen Streit anfangen, aber mich plagt doch die Lust zum Widerspruch:

Ich steck' da nicht so drin, aber nach meinem Eindruck spielt die systemische Therapie in den letzten Jahren der Psychotherapie-Entwicklung keine entscheidende Rolle. Für sie gilt ein bisschen das, was ich eben von Freud gesagt habe: vieles ist intuitiv nachvollziehbar, aber überprüft ist sie nicht; z. B. ist sie in Deutschland keine Kassenleistung.

Was den Konstruktivismus angeht - hier im Forum galoppieren gelegentlich Leute vorbei, die den Konstruktivismus als Fahne schwingen. Ich schreibe hier auch noch nicht so sehr lange mit, aber diejenigen, die ich erlebt habe, waren unangenehme Typen:
http://forum.psiram.com/index.php?topic=5306.msg100847#msg100847
(wenn Du hier mal eine Anspielung auf ,,Kristall-Andy" oder ,,Laber-Andy's Heimsuchung" liest, dann ist der hier gemeint).
Oder Freund Kurios:
http://forum.psiram.com/index.php?topic=9592.msg115896#msg115896
Was ich meine, ist: der Konstruktivismus ist als Alibi für alles möglich einsetzbar, auch für Quackmedizin.
/OT

Ich vermute, zu wissen, was Du meinst.

Ich habe den radikalen Konstruktivismus zu Abi-Zeiten erstmalig kennengelernt, damals Watzlawiks Werke euphorisch "verschlungen" und doch kaum etwas verstanden, es dann "vergessen".
Erst als ich mich beruflich damit beschäftigen mußte, ist "der Groschen gefallen".

Die Zitate, die Du angeführt hast, sind in der Tat haarsträubend. Aber so ähnlich habe ich es bei den Esoterikern erlebt.

Der rK ist keine Legitimation für allen möglichen Blödsinn!
Leider wird er in "schöngeistiger" und lebensanschaulicher Literatur in der Regel völlig fehlinterpretiert und für jedwede Hypothese herangezogen.

Ich finde die Zusammenhänge der Philosophie, der Psychologie und der Hirnforschung diesbzgl. sehr spannend (und ich finde es sehr gefährlich, es nur "aus einer Ecke" zu betrachten).

Dieser Satz ist dazu interessant (aber nicht ohne den ganzen Artikel zu lesen):

Nicht allein das Gehirn bestimme über unser Bewusstsein, sondern umgekehrt würden auch »Bewusstsein und Geist, die von physikalischen Prozessen im Gehirn auf eine spezifische Weise hervorgebracht werden, ihrerseits dieses Gehirn bestimmen«. Anders ausgedrückt: »Das Gehirn wird vom Geist bestimmt, den es selbst hervorbringt.«
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/02/Mensch-Individuum-Selbstbewusstsein/seite-4
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 08. Februar 2013, 22:56:48
Zitat von: bayle am 08. Februar 2013, 22:43:41
Zustimmung, mit einer Ergänzung:
ZitatIch habe oft die Erfahrung gemacht, daß die meisten Menschen nicht die Unterschiede zwischen Psychiater, Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Psychologe, psychologischer Berater, Lebensberater, Coach, Heilpädagoge, Heilerziehungspfleger, Sozialpädagoge, Sozialarbeiter, Heilpraktiker, Sonderpädagoge, systemischer Berater, systemischer Familiensteller ... kennen.
Du hast die Nervenärzte, Neurologen und, vor allem, die Physiotherapeuten vergessen.

;)
Stimmt, es gibt bestimmt noch einige, die in dieses Verwirrspiel hineinpassen.

Krankenschwester/ Krankenpfleger (eine Berufsbezeichnung, mit der bislang fast jeder etwas anfangen konnte) heißen jetzt "Gesundheits- und KrankenpflegerInnen".
Ich bin gespannt, wieviele "Neologismen" diesbzgl. auf dem Eso-Markt entstehen ... .
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: sweeper am 09. Februar 2013, 13:37:14
Zitat von: bayle am 08. Februar 2013, 21:24:57
@Morgaine

OT
Ist ja nur ein Nebenaspekt und ich will auch gar keinen Streit anfangen, aber mich plagt doch die Lust zum Widerspruch:

Ich steck' da nicht so drin, aber nach meinem Eindruck spielt die systemische Therapie in den letzten Jahren der Psychotherapie-Entwicklung keine entscheidende Rolle. Für sie gilt ein bisschen das, was ich eben von Freud gesagt habe: vieles ist intuitiv nachvollziehbar, aber überprüft ist sie nicht; z. B. ist sie in Deutschland keine Kassenleistung.

Die Begründung stimmt so nicht:

Zitathttp://de.m.wikipedia.org/wiki/Systemische_Therapie#section_5
...Am 14. Dezember 2008 hat der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie die Systemische Therapie auch in Deutschland als wissenschaftlich anerkannt eingestuft[5]. Zuvor hatten die beiden Dachverbände Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) und Systemische Gesellschaft (SG) dem Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie eine Sammel-Studie eingereicht, mit dem Ziel, der Therapierichtung zu offizieller Anerkennung in Deutschland zu verhelfen. Die über 80 RCT-Studien (randomisierte, kontrollierte Studien) konnten belegen, dass Systemische Therapie und Familientherapie wirksame und kostengünstige Psychotherapieverfahren mit sehr guten Langzeiteffekten sind [6]. Ein Jahr später, im Dezember 2009, wurde die erste Ausbildung in der Systemischen Psychotherapie bei Erwachsenen zugelassen.[7]. Seit November 2010 ist der erste Ausbildungsgang im Bereich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie im Vertiefungsgebiet Systemische Therapie zugelassen worden.[8]


Kassenleistung ist sie nicht - im Gegensatz zur Homöopathie.

OT: Die Barmer beklagt in ihrem neuen Arztreport die Medikalisierung kindlicher Verhaltensstörungen und gesellschaftlicher Probleme. Vor diesem Hintergrund ist um so unverständlicher, dass systemische Familientherapie noch keine Kassenleistung sein kann.

Ein bisschen schizophren, dieses Gesundheitssystem...


Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 09. Februar 2013, 13:59:11
Zitat von: Morgaine am 08. Februar 2013, 22:32:42
Auch wenn differenziertere Menschen das alles recht kritisch sehen, so bleibt doch fast immer eine gewisse "Spannbreite", daß irgendwas davon doch möglich ist/ wirkt o.ä.
Z.B. ist der Homöpathieglaube, der Glaube an TCM, bestimmte Magieformen, Schamanismus usw. extrem weit verbreitet.

Man muss halt immer im Hinterkopf bewahren, dass dem Mensch erstmal und meistens analytisches und rationales Denken nicht in die Wiege gelegt wird, man muss es sich erarbeiten, genauso, wie man lernen muss, ein Instrument zu spielen.

Evolutionäre Strukturen richten sich zurecht an ökonomischem Verhalten aus, und da ist das Denken nicht ausgeschlossen. Analogiebestimmtes Denken reicht im Alltag aus, ist sogar unabdingbar, wollen wir nicht im permanentem Hinterfragen stecken bleiben und somit völlig handlungsunfähig zu werden.

Übertragen auf das Thema Esoterik kann man also weniger von einem krankhaften, sondern eher normalem Zustand ausgehen.

Die Crux beginnt da, wo komplexe Themen damit nicht mehr erfasst werden können, typisches Beispiel ist Impfen, was nur mit einer gewissen Abstraktionsfähigkeit als sinnvoll erkannt werden kann.

So, Wort zum Samstag beendet  :grins2:
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 09. Februar 2013, 14:07:09
@sweeper
ok.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 09. Februar 2013, 14:57:13
Zitat von: sweeper am 09. Februar 2013, 13:37:14
Zitat von: bayle am 08. Februar 2013, 21:24:57
@Morgaine

OT
Ist ja nur ein Nebenaspekt und ich will auch gar keinen Streit anfangen, aber mich plagt doch die Lust zum Widerspruch:

Ich steck' da nicht so drin, aber nach meinem Eindruck spielt die systemische Therapie in den letzten Jahren der Psychotherapie-Entwicklung keine entscheidende Rolle. Für sie gilt ein bisschen das, was ich eben von Freud gesagt habe: vieles ist intuitiv nachvollziehbar, aber überprüft ist sie nicht; z. B. ist sie in Deutschland keine Kassenleistung.

Die Begründung stimmt so nicht:

Zitathttp://de.m.wikipedia.org/wiki/Systemische_Therapie#section_5
...Am 14. Dezember 2008 hat der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie die Systemische Therapie auch in Deutschland als wissenschaftlich anerkannt eingestuft[5]. Zuvor hatten die beiden Dachverbände Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) und Systemische Gesellschaft (SG) dem Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie eine Sammel-Studie eingereicht, mit dem Ziel, der Therapierichtung zu offizieller Anerkennung in Deutschland zu verhelfen. Die über 80 RCT-Studien (randomisierte, kontrollierte Studien) konnten belegen, dass Systemische Therapie und Familientherapie wirksame und kostengünstige Psychotherapieverfahren mit sehr guten Langzeiteffekten sind [6]. Ein Jahr später, im Dezember 2009, wurde die erste Ausbildung in der Systemischen Psychotherapie bei Erwachsenen zugelassen.[7]. Seit November 2010 ist der erste Ausbildungsgang im Bereich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie im Vertiefungsgebiet Systemische Therapie zugelassen worden.[8]


Kassenleistung ist sie nicht - im Gegensatz zur Homöopathie.

OT: Die Barmer beklagt in ihrem neuen Arztreport die Medikalisierung kindlicher Verhaltensstörungen und gesellschaftlicher Probleme. Vor diesem Hintergrund ist um so unverständlicher, dass systemische Familientherapie noch keine Kassenleistung sein kann.

Ein bisschen schizophren, dieses Gesundheitssystem...

Danke für den Link.

Die Mühlen der Psychotherapieforschung mahlen langsam ... und die Prozesse, die sich anschließen, noch langsamer.

Vielen in den entsprechenden Berufen Tätigen ist weitgehend suspekt, daß Psychoanalyse noch eine Kassenleistung ist ... .
Aber diese Strukturen sind sehr komplex, Bundesland-abhängig, Lobby und Historie usw..

Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 09. Februar 2013, 15:01:59
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 09. Februar 2013, 13:59:11
Zitat von: Morgaine am 08. Februar 2013, 22:32:42
Auch wenn differenziertere Menschen das alles recht kritisch sehen, so bleibt doch fast immer eine gewisse "Spannbreite", daß irgendwas davon doch möglich ist/ wirkt o.ä.
Z.B. ist der Homöpathieglaube, der Glaube an TCM, bestimmte Magieformen, Schamanismus usw. extrem weit verbreitet.

Man muss halt immer im Hinterkopf bewahren, dass dem Mensch erstmal und meistens analytisches und rationales Denken nicht in die Wiege gelegt wird, man muss es sich erarbeiten, genauso, wie man lernen muss, ein Instrument zu spielen.

Evolutionäre Strukturen richten sich zurecht an ökonomischem Verhalten aus, und da ist das Denken nicht ausgeschlossen. Analogiebestimmtes Denken reicht im Alltag aus, ist sogar unabdingbar, wollen wir nicht im permanentem Hinterfragen stecken bleiben und somit völlig handlungsunfähig zu werden.

Übertragen auf das Thema Esoterik kann man also weniger von einem krankhaften, sondern eher normalem Zustand ausgehen.

Die Crux beginnt da, wo komplexe Themen damit nicht mehr erfasst werden können, typisches Beispiel ist Impfen, was nur mit einer gewissen Abstraktionsfähigkeit als sinnvoll erkannt werden kann.

So, Wort zum Samstag beendet  :grins2:

Stimme zu.
Mir fällt auf, daß ich mich noch nie mit den konkreten Korrelationen zum Esoterik-Boom beschäftigt habe ... .
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: The Doctrix am 09. Februar 2013, 21:56:26
Zitat von: Morgaine am 08. Februar 2013, 22:32:42
Als Argument wird dann "jahrtausendealtes Wissen" angeführt, wobei die Komplexität der Historie und die Logik (wenn "jahrtausendealt" gut ist, dann müßte ja alles "jahrtausendealt" gut sein und zumindest irgendwann in der Vergangenheit bahngrechende Erfolge/ Umstrukturierungen herbeigeführt haben) ausgeblendet wird.

Nein, die Argumentation geht leider so: früher waren die Menschen mit sich und der Natur im Gleichgewicht, deshalb gab es solche "Zivilisationskrankheiten" wie Diabetes, Krebs und Bluthochdruck nicht, die erst mit der modernen Medizin aufkamen. Dabei wird konsequent ignoriert, dass es für diese Krankheiten früher praktisch keine funktionierenden Untersuchungsverfahren gab (mal abgesehen vom Kosten des Urins zum Nachweis des Diabetes), so dass diese kaum zu Lebzeiten des Patienten diagnostizierbar waren.

Von den fehlenden statistischen Erfassungen des Auftretens solcher Krankheiten in der Vergangenheit mal völlig abgesehen.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: sweeper am 09. Februar 2013, 22:00:00
@jahrtausendealtes Wissen + sonstige ;D Klischees:
Ötzis Genom ist ja nun entschlüsselt und für jeden online abrufbar.... inclusive seines Zeckenbefalls...
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 09. Februar 2013, 22:04:07
... und seine Akupunkturpunkte sind schon länger erkannt.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Morgaine am 10. Februar 2013, 09:39:11
Zitat von: The Doctor am 09. Februar 2013, 21:56:26
Zitat von: Morgaine am 08. Februar 2013, 22:32:42
Als Argument wird dann "jahrtausendealtes Wissen" angeführt, wobei die Komplexität der Historie und die Logik (wenn "jahrtausendealt" gut ist, dann müßte ja alles "jahrtausendealt" gut sein und zumindest irgendwann in der Vergangenheit bahngrechende Erfolge/ Umstrukturierungen herbeigeführt haben) ausgeblendet wird.

Nein, die Argumentation geht leider so: früher waren die Menschen mit sich und der Natur im Gleichgewicht, deshalb gab es solche "Zivilisationskrankheiten" wie Diabetes, Krebs und Bluthochdruck nicht, die erst mit der modernen Medizin aufkamen. Dabei wird konsequent ignoriert, dass es für diese Krankheiten früher praktisch keine funktionierenden Untersuchungsverfahren gab (mal abgesehen vom Kosten des Urins zum Nachweis des Diabetes), so dass diese kaum zu Lebzeiten des Patienten diagnostizierbar waren.

Von den fehlenden statistischen Erfassungen des Auftretens solcher Krankheiten in der Vergangenheit mal völlig abgesehen.

Zum einen das und zum anderen wird stets die Lebenserwartung außer acht gelassen (je nach Quelle 25 Jahre, aber wenn man das Säuglingsalter überlebt hat immerhin 40-45 Jahre - von etlichen Esoterikern wird dann angeführt, daß das ja gar nicht stimmen könne, da es auch damals 65jährige gab ....  :D).
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: gesine2 am 10. Februar 2013, 10:58:58
Zitat~Esoteriker: stimmt nicht: Auch 65jährige
Tja Morgaine (https://forum.psiram.com/index.php?topic=10571.msg127097#msg127097) da hast Du zielsicher zwei der Hauptprobleme beim Umgang, insbesondere bei einer Diskussion mit Esoterikern aufgespießt: Erkenntnisgewinn durch persönliche, innere Erfahrung ist konträr zuDabei wäre das sooo simpel: Einfach mal Lebenserwartung (http://www.welt.de/img/gesundheit/crop109861305/0918725211-ci3x2l-w620/DWO-Lebenserwartung-cs.jpg) mit Alters/Sterbeverteilung (http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag07_01_05.pdf) vergleichen.doch im Maximalalter kaum ein Unterschied.


oooops, jetzt bin ich auch reingefallen: So ein auf Erleuchtung Wartender ist selbstverständlich von externen Quellen unabghägig.
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Belbo zwei am 10. Februar 2013, 12:33:12
Zitat von: bayle am 09. Februar 2013, 22:04:07
... und seine Akupunkturpunkte sind schon länger erkannt.


....bei anderen heissen die Stigmata....
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 10. Februar 2013, 15:04:40
Zitat von: Belbo zwei am 10. Februar 2013, 12:33:12
Zitat von: bayle am 09. Februar 2013, 22:04:07
... und seine Akupunkturpunkte sind schon länger erkannt.
....bei anderen heissen die Stigmata....

Ja, liest Du denn gar keine Fachliteratur? Doch nicht die drei Weisen aus dem Morgenland, sondern die drei Akupunktur-Päpste! In der Originalpublikation im Lancet von 1999 heißt es:
ZitatExpert opinions from three acupuncture societies [1, 3] indicate that nine of the tattoos could be identified as being located directly on or within 6 mm of traditional acupuncture points.
Und zum Beweis klaue ich sogar ein Bild aus der Veröffentlichung:
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 10. Februar 2013, 15:43:27
Wurde Ötzi nicht irgendwo am Schulterblatt durch eine Pfeilspitze akupunktiert?
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: gesine2 am 10. Februar 2013, 15:57:06
Zitatnine of the tattoos could be identified as being located directly on or within 6 mm of traditional acupuncture points
Jetzt mal ganz abgesehen davon, welche Tradition welcher Akupunktur gemeint ist: Als wie wahrscheinlich darf diese Korrelation unter den gegebenen Bedingungen (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96tzi%23Anatomie_und_Pathologie)
Zitat..15 blauschwarze Tätowierungs-Gruppen erhalten, bei denen Kohlenstaub in kleine punktförmige Wunden eingerieben worden ist. Sie setzen sich aus über 50 Einzeltätowierungen zusammen.
angesehen werden? Knapp über eins?
Titel: Re: Anstieg der Esoterik-Opfer ...
Beitrag von: bayle am 10. Februar 2013, 18:40:35
ZitatKnapp über eins?
Exakt. Ich persönlich finde es bedauerlich, dass Lancet seine Standards für ein Kuriosum abgesenkt hat; sie haben sozusagen für ein bonmot ihre Seele verkauft. Naja, wir sind alle nur Menschen.