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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Thema gestartet von: Ladislav Pelc am 25. Januar 2013, 19:39:47

Titel: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Ladislav Pelc am 25. Januar 2013, 19:39:47
Den aktuellen Blog-Artikel (http://blog.psiram.com/2013/01/vom-wert-der-bildung/) möchte ich zum Anlass nehmen, endlich mal eine Frage zur Diskussion zu stellen, die mir schon eine Weile im Kopf "rumspukt":

Wir hatten ja schon häufiger als Thema, nach welchen Regeln Wissenschaft funktioniert und wie man sie von Pseudowissenschaft und Esoterik unterscheiden kann. Dabei geht es natürlich in erster Linie um die Naturwissenschaften. Die meisten hier sind sicherlich wie ich auch eher naturwissenschaftlich interessiert.

Das Flowchart "Science vs. Faith" ist ja recht bekannt, und ich verlinke es nur deshalb nicht, weil es dutzende Male in Internet zu finden ist, ich die ursprüngliche Quelle aber nicht finde.

Sehr grob zusammengefasst läuft es darauf hinaus, eine Theorie aufzustellen und dann Experimente durchzuführen um sie zu überprüfen. Solange die Ergebnisse mit der Theorie im Einklang stehen, wir sie beibehalten; wird sie hingegen widerlegt, so muss sie angepasst oder verworfen werden.

Es gibt nun aber auch die Geisteswissenschaften. Von der Sicht der Naturwissenschaften (und das ist ja die "Seite" auf der ich stehe), hat man gelegentlich den Eindruck, dass die Geisteswissenschaften unbedeutende "Laberfächer" ohne echten Erkenntnisgewinn oder dergleichen seien.

Nicht selten hat man den Eindruck, es gäbe einen unüberwindlichen Graben zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, er zwei völlig unterschiedliche Weltbilder mit unterschiedlichen Methoden des Erkentnnisgewinns trennt.

Ich bin aber der Ansicht, dass Geisteswissenschaften wohl nicht nur interessant, sondern auch durchaus wichtig sind oder zumindest sein können. Nur als Beispiel: Ohne die Geschichtswissenschaft hätten wir kaum gesicherte Erkenntnisse darüber, was sich in der Vergangenheit ereignet hat und wie die Menschen damals gelebt haben.

Nun stellt sich mir die Frage: Können für die Geisteswissenschaften vergleichbare "Regeln" aufgestellt werden, wie für die Naturwissenschaften, um erkennen zu können, was seriöses wissenschaftliches Vorgehen ist, und was nicht?

Die gleichen Maßstäbe wie an die Naturwissenschaft scheint man nicht anlegen zu können, denn die Fragestellungen sind oftmals nicht oder nur eingeschränkt einer experimentellen Untersuchung zugänglich.

Allerdings haben wir dieses Problem gelegentlich auch in den Naturwissenschaften. In der Astronomie gibt es zum Beispiel das Problem, dass die weitaus meisten Sterne ein klein wenig zu weit weg sind, als dass man hinfliegen und damit rumexperimentierne könnte. Und für solche Zwecke selbst den ein oder anderen Stern zu bauen dürfte wohl den Etat selbst den bestausgestattetsten Universitäten und Forschungseinrichtungen sprengen, von den dafür sicherlich nötigen Genehmigungen gar nicht erst zu reden. ;) Man muss sich daher zu einem großen Teil auf Beobachtungen beschränken und prüfen, inwieweit diese mit den jeweiligen Theorien in Einklang zu bringen sind. Dennoch wird niemand die Astronomie für eine Pseudowissenschaft halten.

Bei der Geschichtswissenschaft (um das Beispiel von oben aufzugreifen) fällt wiederum auf, dass selbst direkte Beobachtungen nicht möglich sind, da es bis heute an praktikablen Methoden der Zeitreise fehlt. Man ist darauf angewiesen, das, was (in welcher Form auch immer) überliefert wurde, auszuwerten und daraus Schlüsse zu ziehen.

Allerdings begegnet uns das auch in den Naturwissenschaften, zum Beispiel bei der Evolutionstheorie. Zumindest was die Makroevolution angeht, schließen die langen Zeiträume eine direkte Beobachtung weitestgehend aus. Ich stelle es mir zumindest wenig erfolgversprechend vor, Forschungsgelder für ein Projekt mit einer Laufzeit von einigen Millionen Jahren zu beantragen, auch wenn das natürlich ideal wäre für Leute, die sich mit ihrer Doktorarbeit lieber etwas Zeit lassen. ;) Man ist also darauf angewiesen, die rezenten Arten sowie die erhalten gebliebenen Fossilien ausgestorbener Arten zu vergleichen und daraus Schlüsse zu ziehen.

Mir scheint mittlerweile fast, anstelle des Grabens könnte sich womöglich ein Abgrenzungsproblem auftun. ::)

Aber um zur ursprünglichen Fragestellung zurückzukommen: Falls es auch für die Geisteswissenschaften solche "Regeln" gibt, gibt es dann auch "Über-Regeln", die sowohl für die Natur- als auch für die Geisteswissenschaft und somit für jegliches wissenschaftliche Arbeiten gelten? Oder handelt es sich bei Natur- und Geisteswissenschaften um zwei vollkommen unterschiedliche Dinge, die sich nur den gleichen Namen teilen?
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Gefährliche Bohnen am 25. Januar 2013, 20:23:26
Meine erste Assoziation zu dieser Frage ist meine Erinnerung an den Deutschunterricht in der Schule. Die entspricht in etwa nämlich dem, was in den Blogkommentaren schon angedeutet wurde:

Viele meiner Deutschlehrer (meine Klasse hatte einen hohen Verschleiß...) hatten eine gewisse Tendenz, jede noch so dämliche Interpretation eines Textes/Gedichtes mit den Worten "Hm... Das könnte man so deuten..." zu kommentieren. Hauptsächlich vermutlich deshalb, weil sie den bei Schülern äußerst beliebten Vorwurf fürchteten, "nicht offen" für andere Meinungen zu sein und besagte Interpretationen nur deshalb nicht zu akzeptieren, weil sie einen Groll gegen den entsprechenden Schüler hätten. Das Resultat war dann Gelaber, gerade weil manche Schüler nicht begriffen hatten, dass man auch in Deutsch seinen Verstand benutzen darf und sie durch die Lehrer auch nicht eines besseren belehrt wurden.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: gesine2 am 25. Januar 2013, 20:38:33
Die Differenzierung Pseudo- und Richtig-Wissenschaft gestaltet sich nicht besonders einfach. Nach der Lektüre jenes ziemlich guten Werkes (http://www.amazon.de/Pseudowissenschaft-Konzeptionen-Nichtwissenschaftlichkeit-Wissenschaftsgeschichte-wissenschaft/dp/3518294970/) fühle ich mich zwar in den theoretischen Grundlagen etwas gefestigter, komme aber ebenso wie das Buch zu keiner sichtbaren harten, überall gültigen Trennlinie.

Zitatdie weitaus meisten Sterne ein klein wenig zu weit weg
Ach was, die paar Meter...

ZitatEvolutionstheorie. Zumindest was die Makroevolution
Öhm - die Evolution ist Fakt (http://www.talkorigins.org/faqs/evolution-fact.html), eine Unterscheidung in Mikro- und Makro- eigentlich Quatsch (eher wie Makro=Mikro+Zeit), die Evolutionstheorie das Beste, was aktuell zur Beschreibung der Mechanismen der Evolution vorhanden ist.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 25. Januar 2013, 20:40:22
Eine Frage, über die ich seit längerem nachdenke, und ich habe natürlich keine fertigen Antworten. Ich entsinne mich, dass ich auch schon in der ZEIT Aufsätze über die Sprachlosigkeit zwischen Geistes- und Naturwissenschaften gelesen habe.

Ich selbst bin von Beruf den Naturwissenschaften nahe; mein seit Jahrzehnten intensiv betriebenes Hobby ist aber die Geschichte, von der Antike bis in die Frühe Neuzeit. Ich maße mir deshalb ein Urteil an. Der Unterschied, wie Ladislav Pelc andeutet, liegt tatsächlich in der Methodik – ein Experiment ist in der Geisteswissenschaft nur in Ausnahmefällen möglich. Die Wissenschaft in der Geschichte besteht darin, die bekannten Fakten in ein möglichst plausibles System zu bringen. Hier kann viel Scharfsinn investiert werden. Gelegentlich sind die Spekulationen tollkühn, und dennoch ist es schwer, ihnen zu widersprechen.

Damit zusammen hängt ein weiterer Unterschied: der Zeithorizont. Man ist in den Geisteswissenschaften nicht selten gehalten, sich mit Autoren auseinanderzusetzen, die seit 100 oder 200 Jahren tot sind. Das gibt es so in der Naturwissenschaft nicht.

Meine erste, vorläufige Überlegung zu dieser wichtigen Frage ist also: eine Klammer der Wissenschaften ist Ockhams Rasiermesser, und eine zweite ist die Messung an der Empirie, soweit sie möglich ist. Ein Beispiel. Es gibt ein Buch von Cyril Aldred: ,,Akhenaten. King of Egypt" (Thames and Hudson, London, 1988). Dieses Buch besteht aus 4 Kapiteln. Auf 150 Seiten werden ,,einfach" Grabungsbefunde detailliert referiert, und erst auf den letzten ein, zwei dutzend Seiten wird eine Synthese versucht, wie die Herrschaft Echnatons tatsächlich abgelaufen sein könnte. Diese Kapitel sind von hohem literarischen Rang und bauen auf der reflektierten Kenntnis der nachfolgenden 3000jährigen Menschheitsgeschichte auf. Man wird diesem Werk das Attribut der Wissenschaftlichkeit nicht absprechen können, auch wenn keinerlei ,,Experiment" darin vorkommt.

Natürlich, die Anzahl der Bücher, die sich mit Echnaton mit wissenschaftlichem Anspruch auseinandersetzen, ist für den einzelnen unüberschaubar, und ein anderes Beispiel wäre Franz Maciejewski: ,,Echnaton. Zur Korrektur eines Mythos", Osburg, Berlin 2010. Trotz des anspruchsvollen Titels besteht es im wesentlichen aus psychoanalytischen Spekulationen über die Dynamik der Familiengeschichte Echnatons. Das ist etwas ganz Anderes.

Dies ist eine sehr spezielle Antwort, aber vielleicht gibt es heute keine allgemeingültige Antwort mehr, die für ,,alle" Geistes- und Naturwissenschaften gilt.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 25. Januar 2013, 23:05:25
Bei dieser Frage ist es sinnvoll, sich mit der Geschichte der Universitäten vorab zu befassen.
Einstieg:

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Universit%C3%A4t#Mittelalterliche_Universit.C3.A4ten (http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Universit%C3%A4t#Mittelalterliche_Universit.C3.A4ten)

Diese Animositäten zw. "Geist" und "Natur" haben eine lange Geschichte. Es ist im Prinzip die Entwicklung von "Recht hat, wer besser überzeugt" hin zu "Recht hat, wer die Welt exakter und stimmiger beschreibt".
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 11:47:30
Nun, die Frage sollte ja sein, was stellt man mit seinem Wissen an. Charles Darwin war beispielsweise (ausgerechnet) studierter Theologe und erschütterte dennoch die Grundfesten der Kirche mit seinen naturkundlichen Untersuchungen.
Auch Geisteswissenschaftler müssen ihre Thesen belegen.
Einem Kommentar unter dem blogpost möchte ich mich anschließen: "Was wir brauchen, ist eine Solidarität und produktive Kritik zwischen den Wissenschaftlern aller Fächer gegen die Schwätzer aller Fächer."
Wenn ich einen Patienten habe, kann ich nicht nur anatomische und physiologische Fakten berücksichtigen; ich sollte -idealerweise- auch eine Ahnung davon haben, wie der Mensch denkt und lebt und in welchem Umfeld.
Statt Natur-und Geisteswissenschaften ständig gegeneinander auszuspielen, würde ich lieber nach Schnittmengen Ausschau halten.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Belbo zwei am 26. Januar 2013, 12:14:44
Solange die Geisteswissenschaftler erkennen dass Ihre Datenlage meist sehr schwammig ist, und desshalb Ihre Thesen auch mit einer gewissen Vorsicht formulieren, ohne gleich wieder eine neue Religion oder Ideologie daraus ableiten zu wollen besteht ja auch kein Problem.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 12:17:21
@belbo: das setze ich natürlich voraus. ;)

hier ein schöner Artikel zum Thema:
Michael Klein, Ernst-Theodor Rietschel: Schnittstellen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften

http://www.bpb.de/apuz/30124/schnittstellen-zwischen-geistes-und-naturwissenschaften?p=all
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 12:52:19
PS: Matthias Rath ist auch promovierter Mediziner, Axel Stoll Geologe. In der 911-Truther-Szene gibt es Physiker (zb Steven E. Jones).
Bildung schützt nicht immer vor Torheit. ;)
Und daher halte ich den Satz "Das Ziel müsse es sein, Verstand und Vernunft in ein angemessenes Verhältnis zu bringen. " aus dem verlinkten  Artikel für hervorhebenswert.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Belbo zwei am 26. Januar 2013, 13:13:04
Zitat von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 12:17:21
@belbo: das setze ich natürlich voraus. ;)

hier ein schöner Artikel zum Thema:
Michael Klein, Ernst-Theodor Rietschel: Schnittstellen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften

http://www.bpb.de/apuz/30124/schnittstellen-zwischen-geistes-und-naturwissenschaften?p=all

Wichtig ist es eben sich vor Selbsttäuschungen zu schützen, auf Grund der Untersuchungsgegenstände ist das bei den Geisteswissenschaften eben schwerer was ja nicht heissen muss dass man daran nicht arbeiten kann.....
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Binky am 26. Januar 2013, 13:34:51
ZitatGrabungsbefunde detailliert referiert,

Ich weiß nicht, ob Du das den Gesteswissenschaften zurechnest. Ich sehe das nicht als eine solche, denn Ärchäologie arbeitet mit naturwissenschaftlichen Methoden und versucht auf empirischem Weg, anders geht es ja nicht, Vergangenes zu rekonstruieren.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 13:47:00
Zitat von: Binky am 26. Januar 2013, 13:34:51
ZitatGrabungsbefunde detailliert referiert,

(..) Ärchäologie arbeitet mit naturwissenschaftlichen Methoden und versucht auf empirischem Weg, anders geht es ja nicht, Vergangenes zu rekonstruieren.

Die Rekonstruktion erfordert aber auch immer Interpretation, beispielsweise wenn die Archäologie auf Lücken stößt. Das wiederum braucht (auch) geisteswissenschaftliche Methodik. Ich bleibe dabei: beide Richtungen bedingen sich gegenseitig. Wichtig ist die Offenheit gegenüber (Selbst-)Kritik und -wenn nötig- bereitschaft zur Veränderung der Ansichten über einen Sachverhalt, sobald jemand anderes die besseren Argumente/Erklärungen vorweisen kann.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Binky am 26. Januar 2013, 14:17:40
Ca55i, dagegen sage ich auch nichts. Wer unter Geisteswissenschaft Sloderdijk und Precht  subsummiert, hat sich noch nicht genug mit dem Thema beschäftigt.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 26. Januar 2013, 14:36:47
Echnaton ist nicht nur ein archäologisches Thema. Er ist in jeder Weise faszinierend, und schließlich galt (und gilt) er als Begründer des Monotheismus, sozusagen als Moses-Vorläufer. Bei seiner Interpretation kann man sich mehr auf die Fakten (d. i. hier: Grabungsbefunde) beziehen oder eben weniger. Insofern denke ich schon, dass er in diesem Zusammenhang genannt werden kann. Aber war ja nur ein Beispiel, ich würde das nicht mit Klauen und Zähnen verteidigen.

ZitatWer unter Geisteswissenschaft Sloderdijk und Precht subsummiert, hat sich noch nicht genug mit dem Thema beschäftigt.
Das seh' ich aber ganz genau so!
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 14:47:32
Auch Kulturwissenschaftler führen soziologische/statistische Studien durch.  Linguisten arbeiten auf Grundlage von biologisch-neurowissenschaftlichen, usw Erkenntnissen. etcpp. Ist ja nicht so, dass die GeiWiss ihr täglich Brot durch unbelegte Laberei erarbeiten. ;)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Hildegard am 26. Januar 2013, 15:23:50
Eine sehr interessante Frage zu deren Beantwortung ich nicht quaslifiziert bin. Daher möchte ich mit dieser Einlassung lediglich die Diskussion befeuern.

Die Psychologie hat sich ja erst spät aus der Philosophie entwickelt. Manche würden sie daher auch heute noch gern als verbindendes Glied zwischen Geistes- und Naturwissenschaften sehen. Meiner Meinung nach kann das jedoch nicht funktionieren. Man kann nicht einerseits mit bildgebenden Verfahren in den Kopf gucken, sich die neuesten Erkenntnisse der Neurologie und Psychopharmakologie zunutze machen und auf der anderen Seite psychoanalytisch herumspekulieren.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 15:43:04
Warum nicht? Man kann doch mit Hilfe der Technik erstmal physiologische Gründe für eine psychische Erkrankung ausschließen. Kann man nichts physiologisches finden, greift  eben (eine Kombination aus Psychopharmaka und ) die Psychotherapie.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Hildegard am 26. Januar 2013, 15:56:59
Zitat von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 15:43:04
Warum nicht? Man kann doch mit Hilfe der Technik erstmal physiologische Gründe für eine psychische Erkrankung ausschließen. Kann man nichts physiologisches finden, greift  eben (eine Kombination aus Psychopharmaka und ) die Psychotherapie.
Psychotherapie ist nicht gleich Psychoanalyse!
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 26. Januar 2013, 16:12:19
Zitat von: Marlene am 26. Januar 2013, 15:56:59
Psychotherapie ist nicht gleich Psychoanalyse!
das stimmt. Sorry, ich habe aus deinem Kommentar abgeleitet, dass du Psychologen allgemein meintest. Nicht alle wenden die Psychoanalyse an. ;)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: sweeper am 26. Januar 2013, 16:40:01
Zitat von: bayle am 26. Januar 2013, 14:36:47
Echnaton ist nicht nur ein archäologisches Thema. Er ist in jeder Weise faszinierend, und schließlich galt (und gilt) er als Begründer des Monotheismus, sozusagen als Moses-Vorläufer...
Grad mal gestöbert. Hier ist der Text von Echnatons Sonnengesang:
http://www.meritneith.de/sonnengesang.htm#Der%20Sonnengesang
Die Hieroglyphen hat man in der Grabstätte eines anderen Pharao gefunden.
Wer hat den Text eigentlich entschlüsselt?
http://www.hieroglyphen.net/andere/atonhymnus/hymnus.htm
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: petermersch am 27. Januar 2013, 02:12:24
Zitat von: gesine2 am 25. Januar 2013, 20:38:33
Öhm - die Evolution ist Fakt (http://www.talkorigins.org/faqs/evolution-fact.html)

Mag sein, deshalb muss die Evolutionstheorie dennoch nicht stimmen. Ein Fakt ist auch der Untergang des Römischen Reichs. Die Theorien dazu können dennoch falsch sein (wenn  nicht, dann besteht sowieso ein Problem: fehlende Falsifizierbarkeit).

Zitat von: gesine2 am 25. Januar 2013, 20:38:33eine Unterscheidung in Mikro- und Makro- eigentlich Quatsch (eher wie Makro=Mikro+Zeit)

Genau diese Unterscheidung wird aber in einem der führenden Lehrbücher zur Evolution bzw. Evolutionstheorie, nämlich Stearns/Hoekstra, gemacht:
Part I Microevolutionary concepts
Part III Principles of macroevolution
Part V Integrating micro- and macroevolution

Zitat von: gesine2 am 25. Januar 2013, 20:38:33die Evolutionstheorie das Beste, was aktuell zur Beschreibung der Mechanismen der Evolution vorhanden ist.

Vielleicht ist ja das Beste nicht gut genug ...
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: petermersch am 27. Januar 2013, 03:03:38
Zitat von: Ladislav Pelc am 25. Januar 2013, 19:39:47
Es gibt nun aber auch die Geisteswissenschaften. Von der Sicht der Naturwissenschaften (und das ist ja die "Seite" auf der ich stehe), hat man gelegentlich den Eindruck, dass die Geisteswissenschaften unbedeutende "Laberfächer" ohne echten Erkenntnisgewinn oder dergleichen seien.

Der Evolutionsbiologe Kutschera bezeichnete sie entsprechend als Verbalwissenschaften, die Naturwissenschaften dagegen als Realwissenschaften. Darin liegt durchaus einiger Sinn.

Wissenschaften werden kooperativ (und konkurrierend) betrieben. Wissenschaftler müssen sich darauf einigen, was richtig oder falsch ist. Vielen geisteswissenschaftlichen Disziplinen fehlt jedoch die neutrale Referenz (die "Realität"), die notfalls für eine Entscheidung sorgen kann.

Robert B. Laughlin erläutert dies so: "In der Physik unterscheiden korrekte Wahrnehmungen sich insofern von irrigen, als Erstere klarer werden, wenn man die Genauigkeit des Experiments verbessert. Diese simple Vorstellung bringt das Denken der Physiker auf den Punkt und erklärt, warum sie stets so besessen von Mathematik und Zahlen sind: Durch Präzision wird das Falsche sichtbar." Siehe: Laughlin, Robert B. (2009): Abschied von der Weltformel. Die Neuerfindung der Physik. München: Piper, S. 35

Nun ist so etwas allerdings nicht in allen Naturwissenschaften möglich. Dennoch: Naturwissenschaftliche Theorien müssen sich letztlich an der Realität bewähren. Die Realität stellt die neutrale Instanz dar.

Man könnte es mit folgendem Vergleich aus dem Tierreich deutlich machen:

Bei den Pfauen konkurrieren die Männchen um die Weibchen. Die Weibchen selektieren. Sie stellen eine neutrale Instanz dar, wie die Realität in den Naturwissenschaften.

Die Pfauenmännchen könnten sich aber auch untereinander einigen und ein Männchen wählen, dass dann alle Weibchen befruchten darf. Eine neutrale Instanz fehlt in diesem Fall. Man verlässt sich allein auf den Einigungsprozess untereinander (was meist nicht funktioniert).

Entsprechend wird momentan vorwiegend über Plagiate in den Verbalwissenschaften debattiert. Ein Grund könnte sein, dass dort keine verlässlichen Wissenschaftskriterien existieren. Offenbar kann man nicht sicher entscheiden, ob eine Arbeit jenseits der korrekten Zitiertechnik ein wissenschaftlich relevantes Ergebnis enthält.

Zitat von: Ladislav Pelc am 25. Januar 2013, 19:39:47Nicht selten hat man den Eindruck, es gäbe einen unüberwindlichen Graben zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, er zwei völlig unterschiedliche Weltbilder mit unterschiedlichen Methoden des Erkentnnisgewinns trennt.

Schon Thomas S. Kuhn weist in seinem wissenschaftstheoretischen Standardwerk darauf hin, dass der Erkenntnisgewinn in den Geisteswissenschaften - im Vergleich zu den Naturwissenschaften -  eher bescheiden ist. Er ist kaum kumulativ. Es fängt schon damit an, dass man in den Geisteswissenschaften Autoren im Original liest. Das gilt in den Naturwissenschaften geradezu als verpönt. In den Naturwissenschaften ist es ein Zeichen von Anerkennung, wenn eine Theorie von neutralen, didaktisch versierten Autoren in Lehrbüchern dargestellt und zusammengefasst wird.

Das passiert in den Geisteswissenschaften kaum. Dort gilt eine wissenschaftliche Arbeit, die etwa Luhmann nicht direkt zitiert, sondern aus der Sekundärliteratur, als kaum seriös.

Allein schon aus diesem Grund kann kaum jemals kumulatives Wissen entstehen. Stattdessen entstehen Schulen mit Eigensprachen und Eigenergebnisse, die oftmals schon bald nach dem Tod des Theoriefinders wieder in der Versenkung verschwinden, weil man nun Theorien von anderen folgt.

Zitat von: Ladislav Pelc am 25. Januar 2013, 19:39:47
Ich bin aber der Ansicht, dass Geisteswissenschaften wohl nicht nur interessant, sondern auch durchaus wichtig sind oder zumindest sein können. Nur als Beispiel: Ohne die Geschichtswissenschaft hätten wir kaum gesicherte Erkenntnisse darüber, was sich in der Vergangenheit ereignet hat und wie die Menschen damals gelebt haben.

Das halte ich für ein eher schlechtes Beispiel, da die Geschichtswissenschaften (jedenfalls theoretisch) eine ähnliche Basis besitzen, wie die Naturwissenschaften. Geschichtswissenschaften beschäftigen sich im weitesten Sinne mit kultureller Evolution. Worauf sie sich beziehen, ist genauso ein Fakt, wie die biologische Evolution.

Zitat von: Ladislav Pelc am 25. Januar 2013, 19:39:47
Nun stellt sich mir die Frage: Können für die Geisteswissenschaften vergleichbare "Regeln" aufgestellt werden, wie für die Naturwissenschaften, um erkennen zu können, was seriöses wissenschaftliches Vorgehen ist, und was nicht?

Ich finde, man müsste vor allem erst einmal festlegen, was ein valides Resultat ist und was nicht. In soziologischen Lehrbüchern liest man sich beispielsweise üblicherweise durch einen historischen Abriss der Theorien großer Soziologen. Sie fangen z. B. um Durkheim herum an.

Meiner Meinung nach würde hier eine von den Personen unabhängige Darstellung weiterhelfen: Welche Theorien gelten heute in den verschiedenen Teildisziplinen als relevante Theorien? Welche Methoden werden angewandt?

Kurz: Man sollte erst einmal die Personenorientierung loswerden und sich stattdessen auf Resultate/Theorien/Modelle/Methoden konzentrieren.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: sweeper am 27. Januar 2013, 06:53:54
ZitatAutor: irgendjemand
« am: Heute um 06:03:38 »
Der Evolutionsbiologe Kutschera bezeichnete sie (dieGeisteswissenschften)entsprechend als Verbalwissenschaften, die Naturwissenschaften dagegen als Realwissenschaften. Darin liegt durchaus einiger Sinn.
Diesen Satz würde ein Geisteswissenschaftler schon aus triftigem Grund beanstanden:
es wird hier völlig willkürlich eine Definition eingeführt, die inhaltlich fragwürdig ist und deren Wahl nachvollziehbar begründet weden müsste.
Die einzige Begründung, die Sie liefern: "Es macht einigen Sinn."

Die Sinnhaftigkeit der Kategorienwahl REALwissenschaft vs VERBALwissenschaft müsste eingehend dargelegt werden.
Die Naturwissenschaften kommen - wenn man von der Formelnsprache absieht- nicht ohne verbale Mittel aus, wenn Erkenntnis kommuniziert werden soll.

Die Geisteswissenschaften benötigen im Vergleich allerdings deutlich mehr Worte.
Ihr Untersuchungsgegenstand sind Ideen, Interpretationen & Deutungen der beobachtbaren Realität.

Diese Deutungen beinhalten immer einen historisch-kontextuell gefärbten Anteil und die subjektive Perspektive einzelner Menschen oder Menschengruppen.
Um diesen Kontext und Deutungsrahmen adäquat abzubilden, ist es nötig, Autoren im Original zu lesen und Textzitate genau zu kennzeichnen. Dies hat ebenso präzise zu geschehen wie beim Naturwissenschaftler, der seine Versuchsanordnung und seine Methode beschreibt.

Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: gesine2 am 27. Januar 2013, 09:51:05
Zitat von: irgendjemand am 27. Januar 2013, 02:12:24
Zitat von: gesine2 am 25. Januar 2013, 20:38:33Öhm - die Evolution ist Fakt (http://www.talkorigins.org/faqs/evolution-fact.html)
Mag sein, deshalb muss die Evolutionstheorie dennoch nicht stimmen. Ein Fakt ist auch der Untergang des Römischen Reichs. Die Theorien dazu können dennoch falsch sein (wenn  nicht, dann besteht sowieso ein Problem: fehlende Falsifizierbarkeit).
Völliger Blödsinn: Wenn die Evolution nicht stimmen, also die Realität falsch beschreiben würde, dann wäre sie schon falsifiziert. Sie kann bestenfalls erweitert oder präzisiert werden, so wie bei der Gravitation: Newton, Einstein, ... Zu erweitern bzw präzisieren suchen ist genau das, was den Alltagsbetrieb in der Wissenschaft ausmacht (neben Lehre).

Zitat
Zitat von: gesine2 am 25. Januar 2013, 20:38:33eine Unterscheidung in Mikro- und Makro- eigentlich Quatsch (eher wie Makro=Mikro+Zeit)
Genau diese Unterscheidung wird aber in einem der führenden Lehrbücher zur Evolution bzw. Evolutionstheorie, nämlich Stearns/Hoekstra, gemacht:
Part I Microevolutionary concepts
Part III Principles of macroevolution
Part V Integrating micro- and macroevolution
Was hieß noch mal 'integration (https://de.wikipedia.org/wiki/Makroevolution%23Verwendung)'¹ (http://www.talkorigins.org/faqs/macroevolution.html)?

Zitat
Zitat von: gesine2 am 25. Januar 2013, 20:38:33die Evolutionstheorie das Beste, was aktuell zur Beschreibung der Mechanismen der Evolution vorhanden ist.
Vielleicht ist ja das Beste nicht gut genug ...
Wenn zwischen Doppelpunkt und abschließendem Punkt maximal so viele Zeichen verwenden dürfen wie in der minimal möglichen Sinn- und Inhaltsangabe, dann gibt es einen eindeutigen Kommentar:.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 27. Januar 2013, 11:57:59
Man kann es nicht anders sagen: Gesine rockt. :D
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Gefährliche Bohnen am 27. Januar 2013, 12:42:58
Zitat von: ca55i0peia am 27. Januar 2013, 11:57:59
Man kann es nicht anders sagen: Gesine rockt. :D

Jepp. 8)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: sweeper am 27. Januar 2013, 13:06:23
Und der verlinkte Artikel von ca55i0peia ist als Diskussionsgrundlage sehr gut geeignet.
Der dort erwähnte englische Sprachgebrauch - Sciences, Humanities .... und eigentlich noch Arts - ist passgenauer als die Unterscheidung Natur- und Geisteswissenschaften.

Für die Diskussion hier sollte definiert werden, was im einzelnen zu den "Geisteswissenschaften" gezählt werden soll.
Sowohl bei der Psychologie als auch z.B. bei der Linguistik wird es da schwierig.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: petermersch am 27. Januar 2013, 13:51:31
Zitat von: gesine2 am 27. Januar 2013, 09:51:05
Völliger Blödsinn: Wenn die Evolution nicht stimmen, also die Realität falsch beschreiben würde, dann wäre sie schon falsifiziert. Sie kann bestenfalls erweitert oder präzisiert werden, so wie bei der Gravitation: Newton, Einstein, ... Zu erweitern bzw präzisieren suchen ist genau das, was den Alltagsbetrieb in der Wissenschaft ausmacht (neben Lehre).

Sonderbare Antwort. Ich hatte doch überhaupt nicht bestritten, dass Evolution ein Fakt ist. Die Evolution des Menschen ist ein Fakt. Doch unabhängig davon könnte die Theorie, dass diese Evolution per natürlicher/sexueller Selektion erfolgte falsch sein.

Sie verwechseln ständig Evolution mit Evolutionstheorie. Theorien können jedoch niemals Fakten sein.

Zitat von: gesine2 am 27. Januar 2013, 09:51:05
Was hieß noch mal 'integration (https://de.wikipedia.org/wiki/Makroevolution%23Verwendung)'¹ (http://www.talkorigins.org/faqs/macroevolution.html)?

Warum schauen Sie nicht einfach in das genannte Lehrbuch? In der Evolutionsbiologie gibt es keine abgeschlossene einheitliche Meinung zu den beiden Begriffen.

Zitat von: gesine2 am 27. Januar 2013, 09:51:05Wenn zwischen Doppelpunkt und abschließendem Punkt maximal so viele Zeichen verwenden dürfen wie in der minimal möglichen Sinn- und Inhaltsangabe, dann gibt es einen eindeutigen Kommentar:.

Tja ...
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: petermersch am 27. Januar 2013, 13:59:23
Zitat von: sweeper am 27. Januar 2013, 06:53:54
Diesen Satz würde ein Geisteswissenschaftler schon aus triftigem Grund beanstanden:
es wird hier völlig willkürlich eine Definition eingeführt, die inhaltlich fragwürdig ist und deren Wahl nachvollziehbar begründet weden müsste.
Die einzige Begründung, die Sie liefern: "Es macht einigen Sinn."

Ein paar Begründungen hatte ich sehr wohl versucht, zu liefern, insbesondere:
Bei den Naturwissenschaften gibt es den "Schiedsrichter" Natur/Realität (siehe das Zitat von Robert B. Laughlin), bei den Geisteswissenschaften fehlt dieser Schiedsrichter oftmals. Wozu ich noch anmerkte: Nicht immer. Beispielsweise hat die Geschichtswissenschaft gleichfalls eine reale Basis. Schriftstücke, Kunstwerke, Denkmäler etc., deren Alter man mit naturwissenschaftlichen Methoden bestimmen kann, sind reale Funde.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: gesine2 am 27. Januar 2013, 14:27:53
Schönen Dank, ca55i0peia (https://forum.psiram.com/index.php?topic=10488.msg125222#msg125222) & Gefährliche Bohnen (https://forum.psiram.com/index.php?topic=10488.msg125229#msg125229), in der Nacht vor dem Schreiben wurde sogar richtig gerockt.

Doch deswegen oder wg der Nachwirkungen unterlief mir ein blöder Fehler: Statt "die Evolution nicht stimmen" muß es selbstverständlich heißen "die Evolutionstheorie nicht stimmen".
Jetzt, nach Dusche, Brühe und noch'n Kaffee war es urplötzlich deutlich zu sehen. Jetzt fehlt nur noch eine schöne Stimme... Marc Bolan? Nö, mal was Aktuelleres (https://forum.psiram.com/index.php?topic=1711.msg125241#msg125241). aaaah

Zitathier sollte definiert werden
Ach ich weiß nicht, sweeper (https://forum.psiram.com/index.php?topic=10488.msg125230#msg125230) wir sind ja eindeutig nicht die ersten, die sich an den Versuch einer Schubladisierung wagen, da könnte gerne auf vorhandenes Akzeptiertes (https://de.wikipedia.org/wiki/Geisteswissenschaften%23Aktuelle_Bestimmung_der_Geisteswissenschaften) zurückgegriffen werden.

/Edit/
Zitatverwechseln ständig
-nichts verwechselt, sondern vertippfehlert, wie beschrieben, nicht mal in Ruhe eine Platte auflegen ist hier drin...
-für 'ständig' hätte ich gerne einen Beleg. Mir reicht zwar eigentlich einer, doch formal müßten es schon sehr viele sein.
Zitatgibt es keine abgeschlossene einheitliche Meinung
Narhallamarsch! Wurde Dir wurde nicht schon des öfteren erklärt, daß das eine Binsenweisheit in Bezug auf die Wissenschaft ist? Deswegen fällt ja Theologie nach landläufiger Meinung auch nicht darunter. Es gibt nur Konsens, der bei ausreichender Anteiligkeit auch gerne 'aktuelle Meinung' genannt werden kann. Wogegen das bis zum Erbrechen wiederholte Zitieren irgendwelcher abweichender Meinungen auch nicht anstinken kann.
Zitatdie Theorie, dass diese Evolution ¹ per natürlicher/sexueller Selektion erfolgte
Noch nicht verstanden? Strohmänner müssen schon sehr sorgfältig aufgestellt werden. Das Zitat wird nur dann sinnvoll und richtig, wenn bei ¹ 'unter anderem' eingefügt und das völlig unangemessene 'natürlicher/sexueller' entfernt wird. Natürlich (iSv selbstverständlich) ist Evolution natürlich, nie ist Selektion sexuell.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 27. Januar 2013, 14:31:26
Zitat von: sweeper am 27. Januar 2013, 13:06:23

Sowohl bei der Psychologie als auch z.B. bei der Linguistik wird es da schwierig.
Nicht nur da. Mathematik ist ja strenggenommen auch eine Geisteswissenschaft.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 27. Januar 2013, 14:38:08
Kleiner sidekick:
http://www.scilogs.de/blogs/blog/anatomisches-allerlei/2013-01-25/unwiederbringlich-weg (http://www.scilogs.de/blogs/blog/anatomisches-allerlei/2013-01-25/unwiederbringlich-weg)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ca55i0peia am 27. Januar 2013, 15:15:10
und noch 2 schöne Links (alpha centauri):
http://www.youtube.com/watch?v=TNQ5jOkNlWA
http://www.youtube.com/watch?v=h1SZY1a19nQ
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: petermersch am 27. Januar 2013, 15:16:14
Zitat von: gesine2 am 27. Januar 2013, 14:27:53
Narhallamarsch! Wurde Dir wurde nicht schon des öfteren erklärt, daß das eine Binsenweisheit in Bezug auf die Wissenschaft ist? Deswegen fällt ja Theologie nach landläufiger Meinung auch nicht darunter. Es gibt nur Konsens, der bei ausreichender Anteiligkeit auch gerne 'aktuelle Meinung' genannt werden kann. Wogegen das bis zum Erbrechen wiederholte Zitieren irgendwelcher abweichender Meinungen auch nicht anstinken kann.
Wurde mir schon des öfteren erklärt??? Ja von wem denn???

Im Übrigens ist Stearns/Hoekstra keine "irgendwelcher abweichender Meinungen" ...

So wie du reden eigentlich nur Personen, die sich hauptsächlich mit Kreationismusabwehr und vielleicht allerhöchstens gelegentlich mit Wissenschaft beschäftigen.

Zitat von: gesine2 am 27. Januar 2013, 14:27:53
Noch nicht verstanden? Strohmänner müssen schon sehr sorgfältig aufgestellt werden. Das Zitat wird nur dann sinnvoll und richtig, wenn bei ¹ 'unter anderem' eingefügt und das völlig unangemessene 'natürlicher/sexueller' entfernt wird. Natürlich (iSv selbstverständlich) ist Evolution natürlich, nie ist Selektion sexuell.

Das ist Blödsinn.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Wolleren am 27. Januar 2013, 17:20:07
Zitat von: Ladislav Pelc am 25. Januar 2013, 19:39:47
Den aktuellen Blog-Artikel (http://blog.psiram.com/2013/01/vom-wert-der-bildung/) möchte ich zum Anlass nehmen, endlich mal eine Frage zur Diskussion zu stellen, die mir schon eine Weile im Kopf "rumspukt":
...
Nun stellt sich mir die Frage: Können für die Geisteswissenschaften vergleichbare "Regeln" aufgestellt werden, wie für die Naturwissenschaften, um erkennen zu können, was seriöses wissenschaftliches Vorgehen ist, und was nicht?
...
Aber um zur ursprünglichen Fragestellung zurückzukommen: Falls es auch für die Geisteswissenschaften solche "Regeln" gibt, gibt es dann auch "Über-Regeln", die sowohl für die Natur- als auch für die Geisteswissenschaft und somit für jegliches wissenschaftliche Arbeiten gelten? Oder handelt es sich bei Natur- und Geisteswissenschaften um zwei vollkommen unterschiedliche Dinge, die sich nur den gleichen Namen teilen?
http://blog.zeit.de/schueler/2011/05/03/wissenschaftliches-arbeiten/
http://bibliothek.fh-potsdam.de/fileadmin/fhp_bib/dokumente/Schulungen/wissenschaftliches_Arbeiten/Leitfaden_wiss_arbeiten_Graetsch.pdf
http://www.slideshare.net/jhoechtl/wissenschaftliches-arbeiten-mit-werkzeuguntersttzung

re: "um erkennen zu können, was seriöses wissenschaftliches Vorgehen ist, und was nicht?" Das Arbeiten mit Texten ist zentraler Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit in allen Wissenschaften. Dafür gibt es Regeln. Für eine bestmögliche Verankerung der eigenen Aussage in der Literatur/Forschung (mindestens: Abgrenzung, Ableitung, Kontext) zu sorgen halte ich für eine Metaregel.
Der Umgang mit Texten ist aber selbst Teil des Problems, deswegen gibt es Aussagenlogik, Dekonstruktion (http://de.wikipedia.org/wiki/Dekonstruktion) und überhaupt Hermeneutik, Philologie, Sprachphilosophie u.v.m. Das macht es nicht einfacher.

Unterschiede zwischen den Wissenschaften und ihren Methoden gibt es, aber die hier geübte Betonung der Unterschiede löst kein einziges Problem. 

Ein recht verlässliches Unterscheidungsmerkmal zur Wissenschaftlichkeit ist der Umgang mit Kritik. Die Immunisierungsstrategien von Pseudowissenschaften, Pseudowissenschaftlern und pseudowissenschaftlichen Arbeiten lassen bestimmt aufzählen.
Zur Übung:
"Des Weiteren übt die xy-Wissenschaft Kritik an der postulierten Objektivität und Universalität (vor allem natur-)wissenschaftlicher Forschungsergebnisse."
Ich frage mich, ob sich xy mit dieser Aussage nicht der Wissenschaftlichkeit enthoben hat.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 28. September 2013, 15:38:22
Das gehört auch hierher, finde ich. Kurt Flasch, der große Mediävist und Philosoph, schreibt in seinem eben erschienenen Buch ,,Warum ich kein Christ bin" (der Titel ist eine bewusste Anlehnung an Bertrand Russell) über die Abgrenzung der Geschichtswissenschaft von der Theologie:

ZitatWissenschaften definieren sich nicht durch ihre Inhalte (‹Stoffe› oder ‹Materie› genannt), sondern durch ihre Verfahren, ihre ‹Methoden›. Das sind Regelsysteme, die ihre Anwender oft für zeitlos halten, nur weil sie meist erst nach längeren Zeiträumen ausgetauscht werden. Wer in ein solches System eintritt, wird Experte, und zum Experten gehört, daß er methodenimmanent konsequent verfährt. Er kann Vorschläge zur Verbesserung oder Abänderung machen, aber auch diese müssen sich kohärent auf den vorhandenen Regelsatz beziehen. Mit bloßen Wünschen und Anmutungen ist hier nichts zu machen.

Ein solches System von Regeln ist die historisch-kritische Methode. Ich sagte, sie könne prinzipiell nicht den christlichen Glauben begründen. ... Die historisch-kritische Untersuchung hat als einzige theologische Disziplin unbestreitbare Ergebnisse gebracht, und darunter verstehe ich Ergebnisse, die nur zusammen mit dem Beweisweg vorgetragen werden, der zu ihnen geführt hat, so daß sie widerlegbar sind. Weil sie prinzipiell widerlegbar sind, sind sie überwiegend sicher. Es ist Mode geworden, die Ungewißheiten der Vernunft in den Kulturwissenschaften zu betonen. Aber mit Redensarten ist hier nichts gewonnen.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: gesine2 am 28. September 2013, 22:19:15
Zitatin seinem eben erschienenen Buch
Das lag eben bei der Buchhandlung neben dem Dom (na ja, das RGM (http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misch-Germanisches_Museum) sitzt noch dazwischen) im religiösen Fenster.  Allerdings kam mir beim Entdecken zuallererst etwas ganz anderes (http://de.wikipedia.org/wiki/Flatsch) in den Sinn...
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 28. September 2013, 22:28:52
Gesine, Deine Assoziationen sitzen Dir einfach mal zu locker.  ;)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Flasch
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: gesine2 am 29. September 2013, 04:48:23
ZitatAssoziationen sitzen Dir einfach mal zu locker
Nu ja, bayle (https://forum.psiram.com/index.php?topic=10488.msg150847#msg150847),
Den nicht-Ostbahn (http://www.youtube.com/watch?v=RM58ILdzxbw) Kurti hatte ich mangels Bekanntheit sogar noch vor dem gestrig-spätabendlichen posting nachgeschlagen, trotzdem schönen Dank fürs Querverweisen.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: pittbull am 29. September 2013, 10:33:01
Zum Thema Geschichtsschreibung: http://home.arcor.de/metaphysicus/Texte/geschichte&wahrheit11.pdf
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Homeboy am 30. September 2013, 08:34:46
Zitat von: ca55i0peia am 27. Januar 2013, 14:31:26
Zitat von: sweeper am 27. Januar 2013, 13:06:23

Sowohl bei der Psychologie als auch z.B. bei der Linguistik wird es da schwierig.
Nicht nur da. Mathematik ist ja strenggenommen auch eine Geisteswissenschaft.

warum denn nur "strenggenommen"?
Mathematik ist aus ganz ähnlichen, um nicht zu sagen identischen, Gründen wie die Philosophie eine Geisteswissenschaft. Beide kommen völlig ohne Realität/Welt aus - auch wenn Realität/Welt bereichernd sein kann, ist sie doch nur insofern notwendig, weil deren Betreiber mit jener konfrontiert sind.

Manchmal habe ich den Eindruck, unter Naturwissenschaft wird hier ein verkürzter Positivismus verstanden und alles was nicht mindestens das Praxisniveau von Ingenieur"wissenschaften" :rofl erreicht hat, gerne auch bedingt durch einen ähnlich banalen Forschungsgegenstand, gilt unter der Hand als Geistes"beschwörungs"wissenschaft und ist für Leute, die zu Dialektik keinen Zugang finden können eben Humbug, Geschwafel und Hirngespinste.

Und noch ein kleiner Rant: dann löst mal Verteilungs- und Gewaltprobleme dieser Welt, inkl. Kindersoldaten, bitte naturwissenschaftlich bzw. technisch. $)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: HerrDerSchatten am 30. September 2013, 14:50:02
Als Politikwissenschaftler, der eher "technisch" ergo statistisch arbeitet, habe ich mir die Frage, ob mein Fach wissenschaftlich ist, schon oft gestellt. Bitte beachten das foglenden text vor allem auf die Powi und die Soziologie zutrifft - geschichte, Psycho etc. liegen schon wieder etwas anders.

Die Antwort ist vielschichtig, läuft aber im wesentlichen auf "nein" hinaus.
Wie hier schon mehrfach aufgezeigt, fehlt es vor allem an einem wirksamen Korrektiv, an dem sich Theorien wiederlegen lassen - Theorien die nicht "liefern" können, unterliegen einem eher geringen Selektionsdruck.
Die Gesellschaft als solches ist nur sehr schwer in in Theoriemodelle zu pressen - zu komplex ist die Wirklichkeit: Personen, gesellschaftliche Systemen (Institutionen im Fachsprech), externe Rahmenbedingungen und anderes interagieren auf so komplexe Weise, dass das wie bisher kaum verstanden ist. Schlimmer noch: Auch "unpassende" Theorien finden in der ungeheuren Masse an Ereignissen immer wieder Ereignisse, die sie "erklären" können - in etwa so, wie man in Nostradamus Schriften nachher auch einen Sinn sehen kann. Dies führt dazu, dass z.B. Theoriegebäude wie der Kommunismus, der in seinem Kern eine wirklich hässliche Utopie ist und keine fundierte wissenschaftliche Hypothese, immer weiter existieren, weil niemand wirklich eindeutig beweisen kann, dass er Müll produziert.
Viele Politikwissenschaftler reagieren darauf mit dem Drang, ihre Ergebnisse in verklausulierte Satzungeheuer zu stecken, die verstehen behindern und nicht erleichtern - wer jemals Habermas, Luhmann oder Adorno erdulden musste, weiß was ich meine. Angelsächsische Politikwissenschaftler sind da etwas härter an Fakten orientiert, aber ihre Vorhersagen sind auch nicht massiv besser.
Insgesamt sind wir, als Fach, so etwas wie Meteorologen: Wir können euch sagen wie die Politik morgen aussieht (zu 99% wie heute), übermorgen geht auch noch (zu 90% Sicherheit), aber wir scheitern daran die wahrlich Interessanten Ereignisse vorherzusagen - einfach weil wir zuwenig Datenpunkte haben.

Als eine Randnotiz: Ein weiteres dringliches Problem ist die abkehr vieler Sozialwissenschaftler von mathematischen Verfahren - die meisten lieben Methoden die bestenfalls den Einzellfall betrachten, aber sind nicht in der Lage mathematische Verfahren anzuwenden. Dies führt zu zahllosen Einzelfallstudien, deren Generalisierbarkeit gegen null strebt. Aber vielleicht ändert sich mein Fach doch noch: Seit dem aufkommen von sozialen Netzwerken und ihren Absurden Datenmengen gibt es immer mehr Analysen die über "Big Data" arbeiten - diese erzielen meist bessere Ergebnisse.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 30. September 2013, 15:33:48
@HerrDerSchatten
(immer noch besser als Herr der Heerscharen  ;))
'Tag erst mal.

Wenn ich mir Deinen Text so ansehe, dann finde ich übrigens, dass mein Flasch-Zitat, #35 (http://forum.psiram.com/index.php?topic=10488.msg150835#msg150835), gar nicht so weit weg ist davon. Wichtig scheint mir, den Weg zu den Erkenntnissen, worin auch immer sie im Einzelnen bestehen mögen, zu kennzeichnen. Dann sind sie ,,prinzipiell widerlegbar", kritisierbar, also ,,relativ sicher". Oder ist das zu blauäugig?
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Groucho am 30. September 2013, 17:12:45
Zitat von: bayle am 30. September 2013, 15:33:48
Wichtig scheint mir, den Weg zu den Erkenntnissen, worin auch immer sie im Einzelnen bestehen mögen, zu kennzeichnen. Dann sind sie ,,prinzipiell widerlegbar", kritisierbar, also ,,relativ sicher". Oder ist das zu blauäugig?

Die Frage wurde jetzt nicht an mich gestellt, aber ich bin mal so frei: Ich halte es für zu blauäugig. Über die Darstellung der Wege erfolgt keinesfalls per se eine prinzipielle Widerlegbarkeit. Es ist bereits eine Anforderung "an die Wege", prinzipiell falsifizierbar zu sein, um eine "relativ sichere" Nachvollziebarkeit zu gewährleisten. Das ist in den NaWis zwar (meitens) so, aber ich zweifle, dass man das in gleichem Maße auf die GeWis übertragen kann. 
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Robert am 30. September 2013, 17:20:22
Wenn die Mathematik eine GeiWi ist, dann kann man diese Kriterien sehr wohl anwenden. Man kann mathematische Beweise führen und auch beweisen, dass ein Satz nicht gilt, also falsifizieren.

Ich sehe Mathe da aber als Sonderfall an.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: pittbull am 30. September 2013, 19:49:24
Zitat von: Robert am 30. September 2013, 17:20:22
Wenn die Mathematik eine GeiWi ist, dann kann man diese Kriterien sehr wohl anwenden. Man kann mathematische Beweise führen und auch beweisen, dass ein Satz nicht gilt, also falsifizieren.

Ich sehe Mathe da aber als Sonderfall an.

Mathematik kann man dann als Beleg heranziehen, dass in der Geisteswissenschaft absolute Wahrheiten möglich sind. Wahrscheinlich sogar nur dort. Die Summe der Innenwinkel eines Dreiecks in der euklidischen Ebene ist immer 180°. Das kann nicht einmal ein Gott ändern.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Groucho am 30. September 2013, 22:56:01
Zitat von: pittbull am 30. September 2013, 19:49:24
Mathematik kann man dann als Beleg heranziehen, dass in der Geisteswissenschaft absolute Wahrheiten möglich sind. Wahrscheinlich sogar nur dort. Die Summe der Innenwinkel eines Dreiecks in der euklidischen Ebene ist immer 180°. Das kann nicht einmal ein Gott ändern.

Also die Geodäten können das. Da sind es 200 Gon  8)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: pittbull am 01. Oktober 2013, 00:14:35
Zitat von: Groucho am 30. September 2013, 22:56:01
Zitat von: pittbull am 30. September 2013, 19:49:24
Mathematik kann man dann als Beleg heranziehen, dass in der Geisteswissenschaft absolute Wahrheiten möglich sind. Wahrscheinlich sogar nur dort. Die Summe der Innenwinkel eines Dreiecks in der euklidischen Ebene ist immer 180°. Das kann nicht einmal ein Gott ändern.

Also die Geodäten können das. Da sind es 200 Gon  8)
Was äquivalent ist, da es sich beim Gon bloß um eine andere Teilung des Vollwinkels handelt. Eine andere (triviale) Wahrheit: A and not A = false, zu deutsch: eine Aussage und ihr Gegenteil können nicht zugleich wahr sein. Beispiel: "es regnet und es regnet nicht" ist unmöglich.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Groucho am 01. Oktober 2013, 08:51:23
Zitat von: pittbull am 01. Oktober 2013, 00:14:35
Zitat von: Groucho am 30. September 2013, 22:56:01
Zitat von: pittbull am 30. September 2013, 19:49:24
Mathematik kann man dann als Beleg heranziehen, dass in der Geisteswissenschaft absolute Wahrheiten möglich sind. Wahrscheinlich sogar nur dort. Die Summe der Innenwinkel eines Dreiecks in der euklidischen Ebene ist immer 180°. Das kann nicht einmal ein Gott ändern.

Also die Geodäten können das. Da sind es 200 Gon  8)
Was äquivalent ist, da es sich beim Gon bloß um eine andere Teilung des Vollwinkels handelt. Eine andere (triviale) Wahrheit: A and not A = false, zu deutsch: eine Aussage und ihr Gegenteil können nicht zugleich wahr sein. Beispiel: "es regnet und es regnet nicht" ist unmöglich.

Jaja, war ein Scherz.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: HerrDerSchatten am 01. Oktober 2013, 09:15:42
Zitat von: bayle am 30. September 2013, 15:33:48
@HerrDerSchatten
(immer noch besser als Herr der Heerscharen  ;))
'Tag erst mal.

Wenn ich mir Deinen Text so ansehe, dann finde ich übrigens, dass mein Flasch-Zitat, , gar nicht so weit weg ist davon. Wichtig scheint mir, den Weg zu den Erkenntnissen, worin auch immer sie im Einzelnen bestehen mögen, zu kennzeichnen. Dann sind sie ,,prinzipiell widerlegbar", kritisierbar, also ,,relativ sicher". Oder ist das zu blauäugig?
(http://[/url)

Prinzipiell gebe ich dir recht - die Wege müssen erkennbar und kritisierbar sein. Aber oft werden auch da Immunisierungsstrategien gefahren, wie z. B. das man die Erkenntnissmethode nicht versteht.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 01. Oktober 2013, 09:19:14
Zitat(triviale) Wahrheit: A and not A = false
Und auch das können wir noch gelehrter ausdrücken, so dass es nicht jeder Depp gleich versteht:
p ∨ ∼ p
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Bartimaeus am 04. Oktober 2013, 09:49:06
Zitat von: bayle am 01. Oktober 2013, 09:19:14
Zitat(triviale) Wahrheit: A and not A = false
Und auch das können wir noch gelehrter ausdrücken, so dass es nicht jeder Depp gleich versteht:
p ∨ ∼ p
Das heißt jetzt aber p oder nicht p. :police:
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: MrSpock am 04. Oktober 2013, 10:15:37
Pach Pa Pach Pe!
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 04. Oktober 2013, 17:16:38
Zitat von: Bartimaeus am 04. Oktober 2013, 09:49:06
Zitat von: bayle am 01. Oktober 2013, 09:19:14
Zitat(triviale) Wahrheit: A and not A = false
Und auch das können wir noch gelehrter ausdrücken, so dass es nicht jeder Depp gleich versteht:
p ∨ ∼ p
Das heißt jetzt aber p oder nicht p. :police:
das ist ein ausschließendes Oder: eins geht nur. Ich will jetzt aber nicht so tun, als wär' ich da sattelfest.  8)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: ajki am 04. Oktober 2013, 18:01:57
Zitat von: bayle am 04. Oktober 2013, 17:16:38
p ∨ ∼ p
das ist ein ausschließendes Oder: eins geht nur. Ich will jetzt aber nicht so tun, als wär' ich da sattelfest.  8)

Aus meinen leicht veralteten (<starkes hüsteln>) Spicker für "Formale Logik":
Zitatp ∨ ¬p (= S. v. ausg. Dritten)

Wenn überhaupt um irgendwas, geht's also hier nur um das unangenehm zu handhabende Negationszeichen (http://de.wikipedia.org/wiki/Negationszeichen) (zumindest bei Nutzung bestimmter Tastaturlayouts/Kodetabellen). Und zum Disjunkt-Junktor könnte man den Spicker dahingehend spicken, dass er in der formalen Logik grundsätzlich nur "einschließend" verwendet wird - muß man aber nicht, wenn man bedenkt, dass ich damals (glaube ich) auch mit der Falschanwendung durchgekommen bin ;-)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: bayle am 04. Oktober 2013, 18:16:46
Mein, ähm, ,,Wissen" in dieser Frage ist aber noch nicht ganz erschöpft:
Manche Logiker unterscheiden die äußere Negation, ∼, von der inneren Negation ¬. Ich bin zwar in der Lage, ein Buchkapitel hier hineinzukopieren, das diesen Unterschied erklärt, aber ich bin nicht in der Lage, dazu auch nur die klitzekleinste Anfrage eigenständig zu beantworten.
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Groucho am 04. Oktober 2013, 19:33:53
Zitat von: bayle am 04. Oktober 2013, 18:16:46
Mein, ähm, ,,Wissen" in dieser Frage ist aber noch nicht ganz erschöpft:
Manche Logiker unterscheiden die äußere Negation, ∼, von der inneren Negation ¬.

Die dreiwertigen Logiker , m.W.  :grins2:

Zitat
Ich bin zwar in der Lage, ein Buchkapitel hier hineinzukopieren, das diesen Unterschied erklärt, aber ich bin nicht in der Lage, dazu auch nur die klitzekleinste Anfrage eigenständig zu beantworten.

wiki reicht doch ganz gut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dreiwertige_Logik#Starke_und_schwache_Negation (http://de.wikipedia.org/wiki/Dreiwertige_Logik#Starke_und_schwache_Negation)

Und nein, persönlich formulierte Aussagen zum Thema liegen mir jetzt auch nicht  8)
Titel: Re: Geisteswissenschaften
Beitrag von: Lingua am 03. Februar 2014, 01:09:56
Hallo zusammen,
also ich bin gerade auf meiner Suche nach einem Selbstvorstellungsthread gescheitert, den es vermutlich aus Anonymitätsgründen nicht gibt? Aber egal, denn ich habe mich in einem ähnlichen Zusammenhang in diesem Forum angemeldet, wie ihn dieser Thread behandelt.

Der Begriff Geisteswissenschaften, so wie er in der Praxis nun mal verwendet wird, bezeichnet eine Gruppe von sehr unterschiedlichen Fächern, die teilweise herzlich wenig gemeinsam haben. Selbst innerhalb eines Faches gibt es sehr unterschiedliche Ausprägungen, beispielsweise in der Sprachwissenschaft: Der gemeinsame inhaltliche und methodische Nenner zwischen Computerlinguistik und historischer germanischer Sprachwissenschaft ist zum Beispiel eher klein.

Ich als Geisteswissenschaftlerin würde die Frage, ob sich in den GeWi Wissenschaftlichkeitsregeln aufstellen lassen, eher für jede Einzeldisziplin gesondert stellen. Als ich einmal Gelegenheit hatte, einen Kurs zu geben, habe ich sogar versucht, für die Kursteilnehmer (die als Testatbedingung eine Arbeit abgeben mussten) explizit Richtlinien zu formulieren, und habe ein oder zwei Stunden zum Thema "Wissenschaftliches Arbeiten" abgehalten. Die zwei wichtigsten Punkte waren (in kürzestmöglicher Form ausgedrückt), man soll von den Daten ausgehen und seine Theorie den Daten anpassen und nicht umgekehrt, und man soll keinesfalls alles glauben, was in der Fachliteratur steht, sondern es kritisieren & ja kein "Beweis durch Autorität"!

Kann mich daher lebhaft erinnern, dass es gar nicht so einfach war, vernünftige Prinzipien aufzustellen, selbst wenn es nur um mein eigenes Fach ging! Und ich habe auch schön brav betont, dass meine "Regeln" nur als Arbeitsgrundlage für diesen Kurs gedacht sind und keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Perfektion erheben  ;)

Was ich allerdings ganz klar sagen kann: Leider !!! gibt es tatsächlich Cranks und Pseudowissenschaftler, die sich meinem Gebiet (der Sprachwissenschaft) zurechnen und ich würde behaupten, dass diese normalerweise sehr klar von "seriösen" Vertretern der Disziplin unterschieden werden können, zum Beispiel der hier (http://www.psiram.com/ge/index.php/Erhard_Landmann).
Aber auch der hier (http://www.sci-news.com/othersciences/linguistics/article00403.html), aber das ist für "Aussenstehende" möglicherweise schon weniger offensichtlich, da er es leider mit einem seiner Ergüsse in eine (in letzter Zeit allerdings etwas ausgeflippte) wissenschaftliche Zeitschrift geschafft hat.

Wenn man mich jetzt nach einem möglichst guten Unterscheidungskriterium zwischen Geisteswissenschaftler und Pseudogeisteswissenschaftler fragen würde, dann würde ich vorschlagen:
- Solange die Methoden nachvollziehbar und die mit diesen Methoden erzielten Ergebnisse reproduzierbar sind, ist es ein Hinweis auf Seriosität.
- Wenn Pseudoargumente (Beweis durch Autorität usw.) und Widersprüche in jemandes Arbeiten nicht oder nur sehr selten vorkommen (kann ja mal passieren ;) ), ist es auch ein Hinweis auf Seriosität.
- Das Gegenteil von alldem, oder wenn der Betreffende offensichtlich keine Ahnung hat, wovon er spricht, und sich trotzdem für einen Experten hält, ist ein deutliches Zeichen, dass es sich um einen Crank handelt.
- Bis zu einem gewissen Grad halte ich persönlich es auch für verdächtig, wenn jemandes Arbeiten von Terminologie/Fremdwörtern/Schnörkeln strotzen. Bei mir weckt das den Eindruck, als wollte die Person tiefgründig klingen und dabei kaschieren, dass sie nicht wirklich was zu sagen hat. Das muss zwar nicht in jedem Fall so sein, aber schlechter Stil ist es allemal :-X