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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: sweeper am 23. Januar 2013, 10:35:51

Titel: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: sweeper am 23. Januar 2013, 10:35:51
ZitatBerlin, Düsseldorf - Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kann nicht aufatmen: Der Rat der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf hat entschieden, ein Verfahren zur Aberkennung ihres Doktortitels einzuleiten. Das sagte Dekan Bruno Bleckmann nach einer mehrstündigen Sitzung des Uni-Gremiums...

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/plagiatsverdacht-uni-duesseldorf-leitet-verfahren-gegen-schavan-ein-a-879052.html
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 23. Januar 2013, 13:07:26
Wen es interessiert, das wurde eben im Tagesgespräch relativ hochwertig diskutiert, gibts als Podcast.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/tagesgespraech/index.html (http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/tagesgespraech/index.html)

Der hier:
http://www.amazon.de/Plagiat-unoriginelle-Literaturgeschichte-Philipp-Theisohn/dp/3520351013 (http://www.amazon.de/Plagiat-unoriginelle-Literaturgeschichte-Philipp-Theisohn/dp/3520351013)
nimmt auch Stellung.

Alles in allem: Mit Guttenberg überhaupt nicht zu vergleichen.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: zwingenberger am 23. Januar 2013, 14:10:22
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 23. Januar 2013, 13:07:26
Wen es interessiert, das wurde eben im Tagesgespräch relativ hochwertig diskutiert, gibts als Podcast.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/tagesgespraech/index.html (http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/tagesgespraech/index.html)

Der hier:
http://www.amazon.de/Plagiat-unoriginelle-Literaturgeschichte-Philipp-Theisohn/dp/3520351013 (http://www.amazon.de/Plagiat-unoriginelle-Literaturgeschichte-Philipp-Theisohn/dp/3520351013)
nimmt auch Stellung.

Alles in allem: Mit Guttenberg überhaupt nicht zu vergleichen.

In der Tat, da ist noch viel Luft dazwischen: http://www.zeit.de/studium/2012-10/Plagiatoren-Ranking-Schavan
;D
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Belbo zwei am 23. Januar 2013, 15:23:25
Zitat von: zwingenberger am 23. Januar 2013, 14:10:22
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 23. Januar 2013, 13:07:26
Wen es interessiert, das wurde eben im Tagesgespräch relativ hochwertig diskutiert, gibts als Podcast.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/tagesgespraech/index.html (http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/tagesgespraech/index.html)

Der hier:
http://www.amazon.de/Plagiat-unoriginelle-Literaturgeschichte-Philipp-Theisohn/dp/3520351013 (http://www.amazon.de/Plagiat-unoriginelle-Literaturgeschichte-Philipp-Theisohn/dp/3520351013)
nimmt auch Stellung.

Alles in allem: Mit Guttenberg überhaupt nicht zu vergleichen.

In der Tat, da ist noch viel Luft dazwischen: http://www.zeit.de/studium/2012-10/Plagiatoren-Ranking-Schavan
;D

Gabs da nicht bei guttenberg ne Szene in der die Merkel der Scharan die SMS mit dem Rücktritt zeigt und beide "dreckig" grinsen?

.....ab 2:10.... http://www.youtube.com/watch?v=NlsKt5IFtr0
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Monteverdi am 05. Februar 2013, 20:50:25
Das war's denn wohl (sofern sie nicht vor das Verwaltungsgericht zieht)...
ZitatNun hat Deutschlands Bildungsministerin keinen akademischen Abschluss mehr.

http://www.sueddeutsche.de/bildung/plagiatsverdacht-gegen-bundesbildungsministerin-uni-duesseldorf-entzieht-schavan-den-doktortitel-1.1592530

Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: ca55i0peia am 05. Februar 2013, 22:24:46
Naja, ihr Abitur hat sie ja noch. ;)
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Hildegard am 05. Februar 2013, 22:57:09
Zitat von: Flaneur am 05. Februar 2013, 20:50:25
Das war's denn wohl (sofern sie nicht vor das Verwaltungsgericht zieht)...
Sie will klagen, kam im Radio.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Conina am 06. Februar 2013, 06:59:52
Kann bitte mal ein hoher CDU- oder FDP-Politiker am IntraG "studieren".  :P
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: bayle am 06. Februar 2013, 07:50:39
Zitat von: Conina am 06. Februar 2013, 06:59:52
Kann bitte mal ein hoher CDU- oder FDP-Politiker am IntraG "studieren".  :P
Da kann man zumindest schon mal lernen, wie man sich gegen Hochschulstrukturkommissionen durchsetzt. 8)
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: The Doctrix am 06. Februar 2013, 09:05:32
Zitat von: ca55i0peia am 05. Februar 2013, 22:24:46
Naja, ihr Abitur hat sie ja noch. ;)

Wenn sie das mal wirklich selbst gemacht hat.    :P
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: ca55i0peia am 06. Februar 2013, 13:09:41
Zitat von: The Doctor am 06. Februar 2013, 09:05:32
Zitat von: ca55i0peia am 05. Februar 2013, 22:24:46
Naja, ihr Abitur hat sie ja noch. ;)
Wenn sie das mal wirklich selbst gemacht hat.    :P

;)

Allgemein: finde ich das blockwartige Herumgestochere in der Vergangenheit von Menschen eher schräg,
aber angesichts der Tatsache, dass diese ganzen Fake-Dissertationen den Ruf der Wissenschaft als solche ruinieren
und aus Zeichen der Fairness gegenüber ehrlichen Job-Mitbewerbern,
freue ich mich insgeheim doch darüber, dass sowas geahndet wird.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Truhe am 06. Februar 2013, 14:20:02
Zitat von: ca55i0peia am 06. Februar 2013, 13:09:41
Allgemein: finde ich das blockwartige Herumgestochere in der Vergangenheit von Menschen eher schräg,

Es wird ja nicht in der Vergangenheit eines Menschen herumgestochert oder gar in dessen Privatleben.
Es wird ein öffentliches Arbeitsergebnis überprüft, auf dem die weitere fachliche Reputation, der "Ruf" und die Karriere und damit auch die Privilegien, finanzielle Verdienste usw. basieren. Ich finde es korrekt, dass dort genauer hingeschaut wird. Ansonsten könnte man auch gleich alle Titelmühlen anerkennen.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: ca55i0peia am 06. Februar 2013, 14:31:22
Der Satz ging ja auch noch weiter.  :grins2:
Eben: der Doktortitel muss ständig als Accessoire herhalten, und dabei ist er lediglich dafür gedacht,
jemanden die Fähigkeit wissenschaftlichen Arbeitens ("offiziell") zu bescheinigen. Wer ihn nicht führt, kann damit trotzdem
ausreichend vertraut sein, aber wer ihn führt, sollte da keine Defizite haben. Und wer schon mit dem korrekten Zitieren
überfordert ist...  ::)
Fast tut sie mir etwas leid: aber wer so blöd ist, Mag./Dipl zu überspringen....
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: editor am 07. Februar 2013, 09:24:58
Trotzdem war es in den 70/80 er Jahren nicht üblich, dass man extra geschult wurde, nicht zu plagiieren. Heute werden da die Studenten spätestens im 3 Sem darauf gedrillt. Sie kommen ja aus der Schule, wo sich viele routinemäßig ihre Hausarbeiten mit copy & paste zusammengegoogelt haben.

Da bin ich schon froh, damals experimentell gearbeitet zu haben. Ich hab sie ja noch die Laborprotokolle, aber viele haben die bereits entsorgt, so dass kaum jemand  mehr belegen kann, die Experimente tatsächlich durchgeführt zu haben.

Trotzdem scheint eigene  Laborarbeit ziemlich plagiatssicher.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Binky am 07. Februar 2013, 10:40:17
Naja.... Auch bei Meßwerten kann man schummeln, indem z.B. unpassende Werte weggelassen werden. Und das wird auch gemacht. Das sind dann zwar keine Plagiate, es ist aber genau so schlimm.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 07. Februar 2013, 11:00:50
Zitat von: Binky am 07. Februar 2013, 10:40:17
Naja.... Auch bei Meßwerten kann man schummeln, indem z.B. unpassende Werte weggelassen werden. Und das wird auch gemacht. Das sind dann zwar keine Plagiate, es ist aber genau so schlimm.

Wenn ich jetzt fies wäre würde ich sagen, dass so ein Vorgehen die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten ebenso zeigt  8)
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Binky am 07. Februar 2013, 11:07:41
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 07. Februar 2013, 11:00:50
Zitat von: Binky am 07. Februar 2013, 10:40:17
Naja.... Auch bei Meßwerten kann man schummeln, indem z.B. unpassende Werte weggelassen werden. Und das wird auch gemacht. Das sind dann zwar keine Plagiate, es ist aber genau so schlimm.

Wenn ich jetzt fies wäre würde ich sagen, dass so ein Vorgehen die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten ebenso zeigt  8)

Ich habe das nicht in Abrede gestellt. Auch gefakte Zahlen kann man auswerten und daraus Schlußfolgerungen ziehen.  :P

Das hat zumindest mehr kreatives Potential als bloßes Abschreiben.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: sweeper am 07. Februar 2013, 11:09:41
ZitatTrotzdem war es in den 70/80 er Jahren nicht üblich, dass man extra geschult wurde, nicht zu plagiieren
Wer hat dieses Märchen wohl in die Welt gesetzt?

Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens
Rückriem/Stary/Franck
Erscheinungsjahr 1977

ISBN 3-506-99230-9


setzt sich ab S. 186 ausführlich mit dem Thema des korrekten Zitierens und Belegens auseinander :

Zitat5.4.       Techniken der Darstellung des Materials
5.4.1.    Die Verarbeitung fremden Materials - Das Belegen
5.4.1.1. Die Zitation

"Unter Zitation versteht man die wörtliche oder nichtwörtliche ( sinngemäße) Übernahme oder Wiedergabe schriftlicher oder mündlicher Äußerungen anderer.
Die Praxis der Zitation unterliegt gewissen Regeln allgemeiner und spezifischer Art.

A) Allgemeine Regeln

Regel1:    Zitate sind als solche immer zu kennzeichnen

... Beispiele...

Regel 2:    Zitate müssen genau sein

...Beispiel

Regel 3:   Zitate müssen unmittelbar sein

Das heißt, es sollte nicht "aus zweiter Hand" zitiert werden, sondern immer nur aus Original- Material.
Wer aus "zweiter Hand" zitiert, setzt sich der Gefahr aus, dass er Fehler übernimmt,die dem Autor beim Zitieren aus dem Original-Material unterlaufen sind...

(es folgen Einschränkungen dieser Regel)

...Sofern aus "zweiter Hand" zitiert wird, muss dieses durch den Zusatz  "zitiert nach" oder abgekürzt "zit. n." gekennzeichnet werden....


etc pp.

Sogar noch zu Fortbildungszwecken für ambitionierte neue  Psiram-Autoren geeignet, der alte Schinken...
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: sweeper am 07. Februar 2013, 11:20:34
Zitat von: Binky am 07. Februar 2013, 11:07:41
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 07. Februar 2013, 11:00:50
Zitat von: Binky am 07. Februar 2013, 10:40:17
Naja.... Auch bei Meßwerten kann man schummeln, indem z.B. unpassende Werte weggelassen werden. Und das wird auch gemacht. Das sind dann zwar keine Plagiate, es ist aber genau so schlimm.

Wenn ich jetzt fies wäre würde ich sagen, dass so ein Vorgehen die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten ebenso zeigt  8)

Ich habe das nicht in Abrede gestellt. Auch gefakte Zahlen kann man auswerten und daraus Schlußfolgerungen ziehen.  :P

Das hat zumindest mehr kreatives Potential als bloßes Abschreiben.

Dieser Haltung entstammt der - abgelutschte aber wahre - Satz:

"Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast."
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: Bloedmann am 07. Februar 2013, 11:51:50
Also die Russen haben sich da nicht so, da läuft der Rubel einfach...
http://www.tagesschau.de/ausland/doktortitel-russland100.html (http://www.tagesschau.de/ausland/doktortitel-russland100.html)
ZitatFalsches Spiel mit Doktorarbeiten
Russlands großer Titelbasar

Den Doktorvater bestechen, die Dissertation schreiben lassen - in Russland ist es relativ leicht, einen Doktorgrad illegal zu erwerben. Stimme die Bezahlung, dann werde auch die entsprechende Leistung angeboten, sagen Kritiker. Und auch die Zeit spielt für die jungen Plagiatoren.
Titel: Re: Annette Schavan: Verfahren eingeleitet
Beitrag von: ca55i0peia am 07. Februar 2013, 12:45:42
Hier ist vielleicht noch diese Studie interessant:
,,Fehlverhalten und Betrug bei der Erbringung von Studienleistungen: Individuelle und organisatorisch-strukturelle Bedingungen"
http://www.uni-bielefeld.de/empihofo/fairuse.html

Einige Ergebnisse (Zusammenfassung ZEIT Campus: http://www.zeit.de/campus/2012/05/abschreiben-schummeln-studenten-studie )
Zitat
Die Fairuse-Studie ist die erste umfassende Umfrage zum Schummeln an deutschen Unis. Zwischen 2.000 und 6.000 Studenten wurden in mehreren Erhebungswellen anonym befragt, dazu 1.400 Dozenten. Drei Jahre lang dauerte die Befragung. Los ging es 2009 – lange vor dem Guttenberg-Skandal.
Hier einige der Ergebnisse:
79 Prozent aller Studenten haben innerhalb eines Semesters mindestens einmal abgeschrieben, gespickt oder anders geschummelt
Zwei Drittel aller Mediziner schreiben in Klausuren ab, das ist Rekord. Im Durchschnitt aller Fächer sind es nur 37 Prozent. Dafür lassen Mediziner sich kaum krankschreiben, um Prüfungstermine zu verschieben.
35 Prozent der Naturwissenschaftler fälschen oder verändern im Studium ihre Messergebnisse.
(...)
Etwa jeder fünfte Student hat im vergangenen Semester mindestens einmal plagiiert. Darunter fast jeder dritte Ingenieur, aber nur jeder sechste Sprach- und Kulturwissenschaftler.
94 Prozent aller Plagiatsfälle bleiben unentdeckt.
Die Hälfte aller Studenten hält es für moralisch verwerflich, zu plagiieren. Jeder siebte findet es okay.
Nur 17 Prozent der Dozenten, die eine Software zur Plagiatserkennung nutzen könnten, machen das auch. Knapp jeder vierte gibt stichprobenartig Sätze in Suchmaschinen ein.
(...)
Nur jeder Dritte schätzt seine methodischen Fähigkeiten als gut ein.
Einer von fünf Studenten hat sehr viel Prüfungsangst, nur einer von hundert fühlt sich angstfrei.
75 Prozent der Angstgeplagten sind Frauen. Sie fühlen sich auch deutlich häufiger gestresst.
Frauen spicken häufiger als Männer und schauen in Klausuren eher ab. Dafür plagiieren Männer etwas mehr.
Später im Studium nimmt das Schummeln insgesamt ab – nur die Verwendung falscher Atteste wächst.

Sind Studierende nicht mehr in der Lage, selbständig ein Thema aus-/ sich zu erarbeiten, sei es aus  individuellen (mangelnde Konzentrationsfähigkeit/"Prokrastination", zunehmende (Versagens-)Ängste?..) oder strukturellen (Bologna..) Gründen?
Liegt es daran, dass der Bildungsbegriff sich vom Humboldtschen Bildungsideal in den Jahren weit weg bewegt hat, und Bildung nun mehr als "Ausbildung" gesehen wird (Abschluss um jeden Preis) und nicht mehr der Erwerb von Wissen im Vordergrund steht?
Jedenfalls: Wenn ich heutzutage mal wieder in "meiner" Uni vorbeischaue, stimmt mich die gähnende Leere der Studentencafes traurig, damals prall gefüllt mit Lerngruppen und diskutierenden und Ideen austauschenden Menschen.
Ich höre von Studierenden, die eine gesamte Literaturliste mit Internetlinks bestücken, und Seminaren, in denen Studierende gelangweilt und schweigend Sms schreiben statt sich einzubringen.