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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Smalltalk => Thema gestartet von: Lia am 12. Dezember 2012, 09:26:35

Titel: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 12. Dezember 2012, 09:26:35
Guten Morgen, ich habe keine Ahnung, wo dieser Beitrag hingehört, deshalb hier unter "Smalltalk", auch wenn es alles andere als das ist. Es geht um einen Bekannten, der seit einiger Zeit körperlich stark abgebaut hat. Ich als relativer Laie würde sagen, ein Blinder mit Krückstock sieht, dass er was Konsumierendes hat. Er leidet unter Apettitmangel (u.a. plötzliche Fleischabneigung), starke Gewichtsabnahme und Gelbfärbung der Augen. Er ist total eingefallen und sieht plötzlich 20 Jahre älter aus. Nun hatte er mehrere Monate eine Diagnostik bei versch. Ärzten, hat aber nichts erzählt. Zuletzt war er bei einem Arzt, der sich auf "Mitochondriale Medizin" eingeschossen hat. Jetzt behauptet mein Bekannter, er habe die "Fehl"diagnose "Krebs im Endstadium" bekommen, doch dieser Arzt hat herausgefunden, was ihm wirklich fehlt. Er habe durch eine Fehlstellung der HWS dysfunktionale Mytochondrien. Dieses Krankheitsbild sei durch eine spezielle Diät zu beseitigen. Noch Fragen?  :-[

So, ich habe dann gestern nach diesem "Krankheitsbild" gegoogelt, bin auf den Artikel der Psiram.com-Seite gestoßen und es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Was kann man denn tun, wenn ein Mensch dringend (palliativ-)medizinische Hilfe benötigt und ein Quacksalber ihn daran hindert? Ich könnte kotzen. Wird so ein Arzt ungestraft zusehen, wie ein unwisssender, verdrängender Patient verreckt? Wird der überhaupt zur Rechenschaft gezogen, wenn sich Verwandte da nicht drum kümmern (die sind nämlich genauso auf dem Esotrip)? DARF DER DAS ÜBERHAUPT????

Sorry, mich nimmt die Sache sehr mit und ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte...

Herzliche Grüße,
Lia


Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Binky am 12. Dezember 2012, 09:35:30
Hallo,

zuerst willkommen hier.

Leider sind Krebserkrankungen ein beliebter Tummelplatz von Scharlatanen aller Couleur. Du kannst nur versuchen, durch entsprechende Infos Aufklärung zu erreichen.

Ich denke, Dein Bekannter wird der Tatsache nichts ins Auge schauen wollen, verdrängt und wendet sich denen zu, die am meisten Hoffnung geben, ganz egal, wie irrational das Ganze ist. Daher mußt Du ggf. vorsichtig agieren. Leider habe ich dazu kein Patentrezept.
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 12. Dezember 2012, 09:43:01
Lieben Dank für die Anwort!

Ich denke, es ist zwecklos, ihn zu überzeugen. Hinzu kommt nämlich, dass er geistig abgebaut hat, jedenfalls wirkt er so. Nennt mich naiv, aber ich dachte spätestens nach Hamer ist sowas in D verboten!? Also die Unterlassung von wirksamen Therapien oder Überweisung an Fachärzte?

Kann ich den Arzt anzeigen?

Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Binky am 12. Dezember 2012, 10:07:23
Daß Dein Bekannter geistig abbaut, ist leider normal. Die gelben Augen weisen auf ein Leberproblem (Metastasen?) hin und wenn die Leber nicht mehr richtig arbeitet, werden auch toxische Stoffe nicht mehr bzw. nicht mehr richtig abgebaut. Und die Gifte wirken auch auf das Gehirn, welches dann geschädigt wird.

Dann kannst Du ihm trotzdem zur Seite stehen, und vor allzu schlimmen Auswüchsen bewahren und bei Schmerzen einen Arzt rufen.

Die rechtliche Situation in D. ist leider so, daß es schon eine Menge an Schwachsinn braucht, um so einem ärztlichen Scharlatan an die Karre zu fahren. Du findest hier im Wiki genug unrühmliche Beispiele. Das meiste fällt unter Therapiefreiheit.... Erst hinterher kann man wg. eines Kunstfehlers klagen, doch dann ist es leider auch meist zu spät.
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Conina am 12. Dezember 2012, 10:14:37
Manchmal helfen ausgedruckte Wikiartikel aber schon.
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 12. Dezember 2012, 10:39:10
Zur Seite stehen kann ich ihm nicht, da es eben nur ein Bekannter ist, kein Freund. Ich mag ihn nicht mal sonderlich, aber das geht mir sehr nahe. Er hat kleine Kinder. Ich werde ihm den Artikel mal zukommen lassen.

Ich befürchte jedoch, dass dieser "Arzt" seine Hoffnung bis zuletzt ausreizen wird und ihn bis aufs Blut finanziell aussaugen wird, so lange es noch geht. Und wenn er stirbt, wird er hinterher behaupten, er habe zu lange mit der Therapie gewartet. :-(

Ich hoffe andererseits, dass so ein Arzt noch funktionstüchtige Synapsen hat und einen vor Schmerzen krepierenden Menschen dann doch überweist...

Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Hildegard am 12. Dezember 2012, 18:21:54
Hallo Lia.

Vielleicht solltest du die Infos lieber seiner Frau zukommen lassen. Möglicherweise hat sie bisher dazu geschwiegen, weil sie einem Todkranken nichts abschlagen will. Vielleicht denkt sie, dass sie als geldgierig dasteht, wenn sie versucht, ihm die teure Behandlung auszureden. Da wäre es hilfreich, sie mit Informationen zu unterstützen. Außerdem sollte das Thema Patientenverfügung auf den Tisch. Dann hat sie im schlimmsten Fall etwas in der Hand, damit der Scharlatan ihren Mann überhaupt herausrückt, nachdem er nicht mehr selbst entscheiden kann.

Viele Grüße
Marlene
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: gesine2 am 12. Dezember 2012, 18:53:37
Guter Tipp (http://forum.psiram.com/index.php?topic=10196.msg119947#msg119947), Marlene, hoffentlich denke ich bei nächster Gelegenheit rechtzeitig daran, auf diese Weise am längeren und wohl funktionaleren Hebel zu ziehen.

Obgleich - es hat ja schon etwas geheimbündlerisches... Allerdings könnte dann auf der richtigen Seite die so wirksame Bauernfänger-Rhetorik angewandt werden, dieses kumpelierend geraunte 'Ach komm, versuchs doch einfach mal, Deinem Partner zuliebe, schaden kanns ja nicht'.

Gefällt mir.
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Belbo zwei am 12. Dezember 2012, 19:19:11
Zitat von: Lia am 12. Dezember 2012, 10:39:10
Zur Seite stehen kann ich ihm nicht, da es eben nur ein Bekannter ist, kein Freund. Ich mag ihn nicht mal sonderlich, aber das geht mir sehr nahe. Er hat kleine Kinder. Ich werde ihm den Artikel mal zukommen lassen.

Ich befürchte jedoch, dass dieser "Arzt" seine Hoffnung bis zuletzt ausreizen wird und ihn bis aufs Blut finanziell aussaugen wird, so lange es noch geht. Und wenn er stirbt, wird er hinterher behaupten, er habe zu lange mit der Therapie gewartet. :-(

Ich hoffe andererseits, dass so ein Arzt noch funktionstüchtige Synapsen hat und einen vor Schmerzen krepierenden Menschen dann doch überweist...


Hat der "Arzt" gar keine homepge?
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 12. Dezember 2012, 21:18:14
Doch, eine Homepage hat er.

Seine Frau: sie hat ihn doch zu diesem Arzt gelotst. Nein, sie ist für Vernunft noch weniger empfänglich. "Wir" sind in ihren Augen die Unwissenden, Verblendeten, Medizingläubigen. Keine Chance, leider. Mein Mann hat den Psiramartikel ausgedruckt und den Menschen gegeben, die ihm näher stehen. Allerdings gab es nur Achselzucken.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es keine unterlassene Hilfeleistung ist, wenn man einem totkranken Menschen nichts als Nahrungsergänzungsmittel verschreibt.  >:(
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Belbo zwei am 12. Dezember 2012, 21:29:39
...ich weiss nicht ob das unsere Aufgabe ist, aber nachfragen......?
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 12. Dezember 2012, 21:42:02
Was soll ich denn fragen? Was er macht, wenn jemand voller Metastasen ist?
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Binky am 12. Dezember 2012, 21:49:02
Ach Lia, seht zu, daß dieser arme Mensch noch einen einigermaßen menschenwürdigen Abgang bekommt. In meiner Familie war ein Fall von Leberkrebs, und von daher kenne ich das, was Du beschrieben hast: Auszehrung, Unverträglichkeit bei verschiedenen Nahrungsmitteln, kognitive Ausfälle, gelbe Augen. Die kamen ziemlich zum Schluß. Ich denke, am wichtigsten ist wirklich Beistand. Es wird nicht mehr lange gehen.

Sorry....


Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 13. Dezember 2012, 08:51:35
Danke Binky. Am schlimmsten finde ich die Vorstellung, dass sich seine Kinder wahrscheinlich nicht von ihm verabschieden können, weil keiner der Wahrheit ins Auge blickt. Ich werde tun was ich kann...
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Belbo zwei am 13. Dezember 2012, 09:28:06
Zitat von: Lia am 12. Dezember 2012, 21:42:02
Was soll ich denn fragen? Was er macht, wenn jemand voller Metastasen ist?

Wenn das so schlimm ist, ich dachte man könnte hier Öffentlichkeit herstellen, aber es läuft dann wohl auf die von blinky beschriebene Variante hinaus, traurig.
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 13. Dezember 2012, 09:51:32
Ich habe Bedenken, den Namen des Arztes zu nennen, da es zu viele Rückschlüsse auf die beschrieben Person zulassen würde, deren Anonymität mir wichtig ist. So viele Ärtze mit Homepage, die sich auf mitoch. Medizin spezialisiert haben, gibt es auch gar nicht...ich denke, die arbeiten alle ähnlich.
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Belbo zwei am 13. Dezember 2012, 10:01:39
Ist schon klar, vielleicht kann man ja mit etwas zeitlicheem Abstand nochmal recherchieren, das soll ja auch ein Informations- und kein Denunzitionportal sein. Aus dem Effekt würde ich sie halt gerne alle an den Pranger stellen. Unglaublich was da angeboten wird und der Psiramartikel nicht mal auf der ersten Seite sondern Seite 3 Mitte $)

https://www.google.at/search?q=mitochondriale+medizin+krebs&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a
http://psiram.com/ge/index.php/Mitochondrienmedizin
Titel: Re: Brauche Rat - Mitochondriale Medizin
Beitrag von: Lia am 13. Dezember 2012, 10:15:48
Ja, mit zeitlichem Abstand werde ich das wohl tun.

Ich habe ewig gesucht, bis ich etwas Kritisches gefunden habe. Wenn ich kein gebranntes Kind wäre, dann hätte ich es bei Google auf Seite1 belassen und beruhigt weggeklickt.