Der eigentliche Skandal ist, dass die Begründung stimmt:
ZitatAuf Anfrage teilte uns die Berliner Ärztekammer mit, dass die Veranstaltung "einen engen Bezug zur klassischen Homöopathie erkennen ließ. Da die Homöopathie ein in der Weiterbildungsordnung der Ärztekammer Berlin verortetes Therapieverfahren ist, konnte die Veranstaltung mit Fortbildungspunkten anerkannt werden." Zu einer genauen Überprüfung der Veranstaltung sah man dort offenbar keinen Anlass: "Es ist jedoch nicht Gegenstand der Fortbildungszertifizierung, dass einzelnen Personen – d.h. beispielsweise Referenten, Experten oder Professoren – Fortbildungspunkte zugeordnet werden." Da die Therapie von HIV-Infektionen nicht Gegenstand der Veranstaltung sei, sehe man keine Veranlassung, auf unsere Fragen bezüglich der Haltung von Jeremy Sherr zur AIDS-Behandlung einzugehen.
Da muss man schon grundsätzlich werden, und was dabei herauskommt, ist seit 50 Jahren das Gleiche. Stellungnahme der AMK vom 28.03.1957:
ZitatDie Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft hat auf ihrer Gesamtsitzung am 15./16. 2. 1957 die Frage der Beurteilung homöopathischer Arzneimittel und der aus ihnen zusammengesetzten Mittel eingehend erörtert. ... Die Arzneimittelkommission hat daher aus grundsätzlichen Überlegungen heraus beschlossen, künftig nicht mehr zu dem therapeutischen Wert von homöopathischen Mitteln bzw. von aus solchen zusammengesetzten Präparaten Stellung zu nehmen.
Die bewährte Taktik der Homöopathie-Befürworter ist es neben dem üblichen Blabla, den Ball möglichst flachzuhalten. Irgendwann beruhigt sich die Öffentlichkeit wieder, hat ja bisher immer funktioniert. Die Österreichische Ärztekammer war heißer Kandidat für das Goldene Brett, und bei den Deutschen fehlte nur der aktuelle Anlass, nicht die Virulenz.
Es geht doch! Heute bei
SPON:
ZitatDie Kammer [Berliner Ärztekammer] hat den Workshop arglos zertifiziert und auf ihrer Website sogar regulär beworben, Rubrik "Fortbildungen". Erst durch Rückfragen kritischer Blogger wurden die Mitarbeiter auf den Referenten aufmerksam - und entschieden sich zu einem drastischen Schritt: Ohne das übliche Prozedere einzuhalten - den Veranstalter mit der Kritik zu konfrontieren - wurde die Aberkennung der Zertifizierung eingeleitet. Den Ärzten werden dadurch die Fortbildungspunkte, die sie bei der Teilnahme erworben hatten, wieder gestrichen. "Nach der Bewertung neuer Erkenntnisse müssen wir annehmen, dass die Veranstaltung als Vehikel genutzt worden ist, um an deren Rande medizinisch nicht vertretbare Inhalte zu vermitteln", sagt Sascha Rudat, Sprecher der Ärztekammer SPIEGEL ONLINE.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/wunderheiler-schult-berliner-aerzte-auf-zertifikat-a-868248.html
Von mir mal ein Dank an diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass dieser Schwachsinn unterbunden wurde!