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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Thema gestartet von: The Doctrix am 05. November 2012, 14:27:57

Titel: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: The Doctrix am 05. November 2012, 14:27:57
Ich hatte gerade eine Patientin in meiner Sprechstunde, die nach einer Achillessehnenruptur vom operierenden Chirurgen Injektionen direkt in die refixierte Sehne erhalten hat, um das Zusammenwachsen zu beschleunigen. Dazu wurde der Patientin Blut entnommen, abzentrifugiert, und ein Teil davon (in dem laut behandelndem Arzt "alles sei, was die Sehne (die schlecht durchblutet sei) zum Heilen braucht") in mehreren Sitzungen an verschiedene Stellen der Achillessehne injiziert. Dazu kam als Erklärung der berühmte Spruch, diese Behandlung solle "die Selbstheilungskräfte aktivieren".

Klar, es handelt sich hier um eine Variante der "Eigenbluttherapie" ( http://psiram.com/ge/index.php/Eigenblut-Therapie ). Kennt jemand vielleicht diese Spielart? Was soll der Hintergrund sein? Weiss jemand von Euch Näheres?
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: Antitainment am 05. November 2012, 14:32:36
War das sowas?
http://www.orthopaedie-mediapark.de/leistungsspektrum/therapie/eigenbluttherapie

Nennt sich wohl ACP=autolog conditioniertes Plasma - Klingt schräg, aber ich bin auch nicht vom Fach somit ist das alles was ich beitragen kann.
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 05. November 2012, 14:38:37
Scheint sich um die sogenannte "ACP - Autologous Conditioned Plasma" Therapie zu handeln

http://www.praxis-interventionelle-schmerztherapie.de/.cms/386-1 (http://www.praxis-interventionelle-schmerztherapie.de/.cms/386-1)

Oder hier:

http://www.netzathleten.de/Sportmagazin/Gesundheitsratgeber/ACP-Eigenblut-Therapie-Schnellere-Heilung-bei-Sportverletzungen/7281359274774926914/head (http://www.netzathleten.de/Sportmagazin/Gesundheitsratgeber/ACP-Eigenblut-Therapie-Schnellere-Heilung-bei-Sportverletzungen/7281359274774926914/head)

ZitatBreites Einsatzsgebiet


Im Blutplasma sind hochkonzentrierte Wachstumsfaktoren enthalten, die den Heilungsprozess sofort beschleunigen. ,,Nach meiner Erfahrung lässt sich so beispielsweise die Heilungszeit nach einem Muskelfaserriss um ein Drittel bis die Hälfte verkürzen", sagt Dr. med Dirk Tenner, Orthopäde aus Köln.

Das Anwendungs-Spektrum für die ACP-Therapie ist breit: Bei Sehnenreizungen und Überlastungsschäden kann man das Verfahren genauso anwenden wie bei Muskel- und Bänderverletzungen. Klinische Beobachtungen zeigen sogar signifikante Verbesserungen bei arthrosebedingten Veränderungen in Gelenken. Dirk Tenner: ,,Nach ersten Erkenntnissen lässt sich mit der ACP-Therapie sogar hyaliner Gelenkknorpel regenerieren."
Warum wirkt die ACP-Therapie?


Im Blut sind relevante Wachstumsfaktoren wie IGF-1, EGF oder VEGF enthalten, die durch das Zentrifugieren herausgefiltert und konzentriert werden. Diese Wachstumsfaktoren werden dann direkt in die verletzte Stelle injiziert und sorgen dafür, dass der Heilungsprozess eingeleitet und beschleunigt wird. Nebenwirkungen wurden dabei bisher keine beobachtet; allergische Reaktionen sind ebenfalls nicht zu erwarten, da ja lediglich körpereigene Substanzen gespritzt werden.

IGeL ....

Ich empfinde einen ganz leichten Geruch nach BS, das kann natürlich auch eine Fehlwahrnehmung sein ...

Edit: Anti war mal wieder schneller  :grins2:
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: Ratiomania am 05. November 2012, 22:09:25
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 05. November 2012, 14:38:37
Scheint sich um die sogenannte "ACP - Autologous Conditioned Plasma" Therapie zu handeln
[...]

Igel Monitor scheint nix zu haben.

Der Rest ist:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/?term=Autologous+Conditioned+Plasma
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: The Doctrix am 06. November 2012, 08:38:30
Naja, eine Studie mit 7 Pferden, zwei weitere weisen zwar gewisse Effekte auf biochemischer Ebene nach, nicht aber eine Wirksamkeit der Behandlung an sich. Irgendwie ein wenig dürftig, die Studienlage.
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: Ratiomania am 06. November 2012, 12:18:43
Zitat von: The Doctor am 06. November 2012, 08:38:30
Naja, eine Studie mit 7 Pferden, zwei weitere weisen zwar gewisse Effekte auf biochemischer Ebene nach, nicht aber eine Wirksamkeit der Behandlung an sich. Irgendwie ein wenig dürftig, die Studienlage.

Täusche ich mich oder ist die medizinische Argumentation noch dürftiger?

Zitat[...]]Vorteile der ACP-Therapie:


  • Nutzung der körpereigenen Regenerationskräfte durch Konzentration von Wachstumsfaktoren im Blut
  • Dadurch keine Nebenwirkungen
[...]
Q: http://www.orthopaedie-wilmersdorf.de/autologous-conditioned-plasma.html

Keine Ahnung, aber bei solcher ärztlichen Kompetenz gehört die Approbation überprüft, gewinnt man die auf ner Schießbude?

Das ist eine etwas andere Version von "Natur= immer Gut; Nebenwirkungsfrei": "Körpereigen= immer gut; Nebenwirkungsfrei".

Loooooool. Genau deshalb sind Autoimmunerkrankungen auch ne böse DiseaseMongering.

Schließlich wurde noch NIE beobachtet, dass körpereigene (oder chemisch gleiche) Substanzen böse Folgen haben können.  ::)
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: Dr. Ici Wenn am 06. November 2012, 12:41:02
Ev. mitlesende Orthopäden mögen mir verzeihen, aber gerade diese Fachrichtung hat sich schon immer durch fleißiges IGeln hervorgetan ...
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: The Doctrix am 06. November 2012, 13:55:22
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 06. November 2012, 12:41:02
Ev. mitlesende Orthopäden mögen mir verzeihen, aber gerade diese Fachrichtung hat sich schon immer durch fleißiges IGeln hervorgetan ...

Jep, und wie sich auf den diversen Anbieter-Seiten zeigt, übernehmen nur einige wenige Privat-KVen die "Therapie".
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: maguli am 22. November 2012, 19:01:57
http://oxfordindex.oup.com/view/10.1093/bmb/ldq006
Autologous growth factor injections in chronic tendinopathy: a systematic review
R. J. de Vos, P. L. J. van Veldhoven, M. H. Moen, A. Weir, J. L. Tol and N. Maffulli

Übrigens doch was dazu im Igel-Monitor:
http://www.igel-monitor.de/pdf_bewertungen/Eigenbluttherapie%20bei%20Tendinopathie_Ergebnisbericht.pdf
Titel: Re: Wer kennt diese Variante der Eigenbluttherapie?
Beitrag von: Dolph am 22. November 2012, 19:21:07
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 05. November 2012, 14:38:37
Scheint sich um die sogenannte "ACP - Autologous Conditioned Plasma" Therapie zu handeln

Zitat

Im Blut sind relevante Wachstumsfaktoren wie IGF-1, EGF oder VEGF enthalten, die durch das Zentrifugieren herausgefiltert und konzentriert werden. Diese Wachstumsfaktoren werden dann direkt in die verletzte Stelle injiziert und sorgen dafür, dass der Heilungsprozess eingeleitet und beschleunigt wird.

Hypothetisch könnte das ja sogar funktionieren, zumindest gibt es ja bei systemischer Anwendung von Somatropin (Die ich nun auch bestimmt niemandem empfehlen würde!) sowohl experimentelle (z.B. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19933753) als auch anekdotische *hust* Hinweise auf eine entsprechende Wirksamkeit. Ich kann zumindest versichern, dass das im Leistungssport nicht nur gängige Praxis ist, sondern auch tatsächlich zuverlässig funktioniert.
Ich halte es hingegen schon für mehr als fragwürdig ob eine lokale(?) Injektion mit Wachstumsfaktoren, dann auch noch lediglich "aufkonzentriert" in Eigenblut irgendeinen Effekt hat.