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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Thema gestartet von: Forbidden am 15. Februar 2012, 10:34:13

Titel: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: Forbidden am 15. Februar 2012, 10:34:13
Mir macht seit einiger Zeit mein Knie probleme. Mein Ortho meinte nach einem Röntgen die Kniescheibe(n) seien schief, wodurch eine Fehlbelastung entstünde. Ich soll den oberen vorderen Oberschenkemuskel trainieren und noch mehr aufbauen um die Kniescheibe zu entlasten. Ok, kein Problem... nun war ich beim Physio, der fragte wo es weh tut... ein gezielter Griff seinerseits und ich hing unter der Decke vor Schmerzen. Seine Diagnose lautet nun das die Patellasehne mindestens gereizt oder entzündet ist, bei dem Schleimbeutel unten drunter ist er sich nicht sicher (röntgenblick?) er sagt nicht den vorderen, da würde das alles noch schlimmer, sondern den hinteren (toll, was mach ich denn nun?). Die 30 Minuten bei dem Physio waren auf jedenfall ziemlich schmerzhaft von wegen schmerz wegdrücken und so Sachen. Wenns hilft leide ich ja gerne, aber sonst habe ich da wenig Freude dran. Ist dass was der da macht nachgewiesener Maßen wirksam oder haben die einfach nur von berufswegen Freude daran Leuten weh zu tun?

MRT steht noch an... muss ich aber noch drei Wochen warten.
Titel: Re: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: Belbo zwei am 15. Februar 2012, 10:42:13
Was hatte der Physio denn an?....was aus Latex mit Nieten?  ::)
Titel: Re: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: hypnocake am 15. Februar 2012, 12:16:46
Hi,

Physiotherapeut hier. Da ich weder die genaue Diagnose des Orthopäden noch die Therapie des Kollegen kenne kann ich natürlich nicht genau urteilen.

Aber:
Das drücken irgendwelcher Punkte wird höchstwahrscheinlich keinen Nutzen der über eine eventuelle temporäre Schmerzlinderung hinausgeht bringen. Vorallem nicht bei einer Diagnose wie "Gereizte oder entzündete Patellarsehne". Was das das gezielte trainieren des hinteren Oberschenkelmuskels bei dieser Diagnose bringen soll ist mir auch schleierhaft.

Ich lasse mich aber natürliche gerne eines besseren belehren.


Wenn die Beschwerden die du hast wirklich von der "schiefen Kniescheibe" herrühren ist das trainieren des vorderen Oberschenkelmuskels wahrscheinlich die korrekte Therapie. Siehe z.B. auch http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3109895/ (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3109895/).

Ich muss jetzt auf die Arbeit wenn du noch irgendwelche fragen hast dann einfach posten :)



Titel: Re: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: Forbidden am 15. Februar 2012, 19:53:45
Danke! Genaues weiß ich (und mein doc) natürlich auch erst nach dem MRT da würde man ein eventuelles Spitzensyndrom ja auch sehen...

Vermutlich sind da Läuse und Flöhe am Werk, vor ein paar Wochen hatte ich Probleme mit einer Bakerszyste, die jetzt aber weg ist. Nun tut es dafür um die Kniescheibe rum halt weh. Das selbige nicht gerade auf über oder wo auch immer dem Knie ist habe sogar ich auf dem Röntgen gesehen. Dem Arzt ging es bei der Überweisung fürs MRT eher um die Beurteilung des Knorpels hinter der Kniescheibe (falls da überhaupt welcher ist), meine Knie machen halt auch richtig Lärm, das war bisher aber zum glück nie schmerzhaft!
Titel: Re: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: hypnocake am 15. Februar 2012, 21:16:04
Falls sich wirklich ein Patellarspitzensyndrom rausstellt wäre übrigens auch ein (exzentrisches) Training der vorderen Oberschenkelmuskulatur indiziert.

The evolution of eccentric training as treatment for patellar tendinopathy (jumper's knee): a critical review of exercise programmes
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2658948/ (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2658948/)


Aber nur um das klarzustellen: Ich habe keine Ahnung wie die Therapie des Kollegen aussah/was er sich gedacht hat. Es kann genauso gut sein das er einen Triggerpunkt o.ä. behandelt hat. Deshalb möchte ich ihn nicht gleich in die Quacksalber-Schublade stecken :)

Titel: Re: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: Forbidden am 16. Februar 2012, 07:40:55
Ganz lieben Dank,

was ist der Unterschied zwischen Schmerz wegdrücken also Liebscher und Bracht  oder der Behandlung eines Triggerpunktes? Der Gute hat zwei oder drei mal genau an eher IN die Sehne gefasst und zwar richtig fest, was natürlich tierisch schmerzhaft war (Einfach mal aushalten war sein Kommentar und ich sollte ihm Bescheid geben wenn der Schmerz nur noch als Druck zu fühlen sei) danach hat er zwei Mal dann über den ganzen Ober- und Unterschenkel und das Knie sehr, sehr fest drüber gerieben er meinte das könne durchaus blau werden, wenn ich gerne blaue Flecken bekomme.

Ich will nicht, dass Du jemanden in die Quacksalber Schublade steckst... ich will nur keinem quacksalber zum Opfer fallen...
Titel: Re: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: hypnocake am 17. Februar 2012, 09:43:20
Hi,

das ganze klingt sehr dubios und nicht wirklich evidenzbasiert. Wenn er sonst nix macht ausser das würde ich dazu tendieren den Therapeuten zu wechseln, ist natürlich blöd weil du dann ein neues Rezept brauchst.

Bei der Triggerpoint-Therapie werden lokal begrenzte Verhärtungen im Muskel behandelt. Hier liegt zumindest eine gewisse Evidenz vor.

Bei der Therapie nach Liebscher-Bracht wird, so wie ich das jetzt gelesen habe, druck an der Muskelsehne gegeben um den Golgi-Apparat zu beeinflussen und so eine Schmerzlinderung zu erreichen. Ist natürlich absoluter Quatsch.

Titel: Re: Physiotherapie evidence-based?
Beitrag von: Belbo zwei am 17. Februar 2012, 12:51:30
Heilung ist wenn der Schmerz (wieder) nachlässt?