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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Smalltalk => Thema gestartet von: hlag am 27. Oktober 2011, 10:03:04

Titel: Homöopathie (ich hab Langeweile)
Beitrag von: hlag am 27. Oktober 2011, 10:03:04
Und weil mich die bei Homöopathie entstehenden Diskussionen langsam nerven, weil sie seitens der H. inkompetent geführt werden, argumentiere ich jetzt einfach mal dafür.

Stellen wir uns einfach mal vor, ich wäre praktizierender Homöopath...

Anfang der Diskussion:

Also liebe Leute, das Konzept habt ihr offensichtlich immer noch nicht verstanden:

Die Homöopathie ist nicht ein paar Zuckerkügelchen, sondern ein ganzheitliches Konzept.
Ganzheitlich heißt in diesem Zusammenhang: ich schaue mir den Patienten intensiv an und höre mir an, was ihn so bedrückt.
Anschließend berate ich ihn, was er tun muss, um gegen sein leiden vorzugehen.

Beispiel: Patient mit chronischen Schlafstörungen und Magenschmerzen

Nach der Anamnese empfahl ich ihm
1. Verzicht auf die Unmengen Fastfood
2. Reduzierung seines Kaffeekonsums auf maximal einen halben Liter / Tag, keinen Kaffe mehr nach 15 Uhr
3. Änderung seines beruflichen Umfeldes
4. Durchführung einer Paartherapie
5. Irgendwas D30

Fazit:
Patient nahm sich das zu Herzen, hat jetzt einen neuen Job, ne neue Frau, schläft wie ein Baby und hat keine Magenschmerzen mehr

Die Reduktion der H. auf Globuli wird ihr einfach nicht gerecht. Die hatten in diesem Fall nur den Job, der Erwartungshaltung des Patienten nach Medikamenten zu entsprechen.
Placeboeffekt: für Punkt 5 meinetwegen, als Heilpraktiker darf ich nichts anderes verschreiben.

Machen wir den Vergleich zur EBM oder noch besser zur aktuellen Behandlungspraxis in unserem Gesundheitssystem:

3 Minuten Patient anschauen, irgendein wissenschaftlich bewiesenes Medikament.

Dan hat der Patient für den Moment zwar eine chemische Substanz, die ihm über die akuten Beschwerden vielleicht hinweghilft, die für eine Behandlung wichtige Zuwendung durch den Arzt fehlt ihm jedoch.

Anders ausgedrückt:
In beiden Behandlungen fehlt ihm jeweils die Hälfte. Der Arzt kann ihm aufgrund wirtschaftlichen Drucks* nicht eine Stunde lang zuhören.
Ich kann keine Medikamente verschreiben.




* Eine Freundin von mir ist niedergelassene HNO-Ärztin. Sie erzählt, dass sie am Tag 50 bis 60 Patienten sieht, das sind zehn Minuten pro Patient. Diesen "Luxus" kann sie sich leisten, weil ihr Mann auch verdient.

Titel: Re: Homöopathie (ich hab Langeweile)
Beitrag von: Adromir am 27. Oktober 2011, 15:22:45
Kapitaler Denkfehler: Die Unzulänglichkeiten des Finanzierungssystems haben rein gar nichts mit der Wirksamkeit der Methode an sich zu tun.

Titel: Re: Homöopathie (ich hab Langeweile)
Beitrag von: Elfenstaub am 27. Oktober 2011, 15:31:15
Zitat von: hlag am 27. Oktober 2011, 10:03:04

Nach der Anamnese empfahl ich ihm
1. Verzicht auf die Unmengen Fastfood
2. Reduzierung seines Kaffeekonsums auf maximal einen halben Liter / Tag, keinen Kaffe mehr nach 15 Uhr
3. Änderung seines beruflichen Umfeldes
4. Durchführung einer Paartherapie
5. Irgendwas D30

Fazit:
Patient nahm sich das zu Herzen, hat jetzt einen neuen Job, ne neue Frau, schläft wie ein Baby und hat keine Magenschmerzen mehr

Die Reduktion der H. auf Globuli wird ihr einfach nicht gerecht. Die hatten in diesem Fall nur den Job, der Erwartungshaltung des Patienten nach Medikamenten zu entsprechen.
Placeboeffekt: für Punkt 5 meinetwegen, als Heilpraktiker darf ich nichts anderes verschreiben.


1. und 2.  und 3. Lebensstiländerungen sind in der EBM fpr viele Erkrankungen Behandlungen erster Wahl. Die Patienten haben allerdings manchmal einfahc Lust auf Fastfood und Kaffee nach 15 Uhr. Wie auch immer, beide Punkte sind kein Allereinstellungsmerkmal der Homöopathie.

(3. und) 4. Das fällt eher in den Bereich der Psychotherapie, auch das ist kein Alleinstelungsmerkmal der Homöopathie.

5. Wirkt nicht, kann man weglassen. Wenn man 5. weglässt ist es keine Homöopathie mehr.
Titel: Re: Homöopathie (ich hab Langeweile)
Beitrag von: Arno am 27. Oktober 2011, 17:32:13
ZitatDie Homöopathie ist nicht ein paar Zuckerkügelchen, sondern ein ganzheitliches Konzept.
Ganzheitlich heißt in diesem Zusammenhang: ich schaue mir den Patienten intensiv an und höre mir an, was ihn so bedrückt.
Anschließend berate ich ihn, was er tun muss, um gegen sein leiden vorzugehen.

Read more: http://forum.psiram.com/index.php?topic=7253.msg79937#msg79937#ixzz1c04UHUWv

1. Für Kleinkinder und Tiere ist dein Ansatz also nicht geeignet, da die sich a) nicht ausreichend artikulieren und b) mit deinen Tipps nichts werden anfangen können?
2. Verrätst du dem Patienten, dass du seine Sympthome hierarchisierst und (der Heringschen Regel folgend) bestimmte Symptome bei der Mittelauswahl komplett ignorieren wirst obwohl du ganzheitliche Behandlung versprichst?
Titel: Re: Homöopathie (ich hab Langeweile)
Beitrag von: Graf Zahl am 27. Oktober 2011, 21:04:11
Guter Grundgedanke. Wurde hier (im verlinkten PDF) bereits abgehandelt.
http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2011/09/die-attraktivitat-homoopathischer-behandlungen.php (http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2011/09/die-attraktivitat-homoopathischer-behandlungen.php)
Titel: Re: Homöopathie (ich hab Langeweile)
Beitrag von: Elfenstaub am 27. Oktober 2011, 21:31:54
Den Text habe ich angefangen, fand den aber nicht so gut gemacht. Da waren, in dem von mir gelesen Teil recht unscharfe Bemerkungen und teilweise Behauptungen drin.