(via Wikileaks)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,732056,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,732056,00.html)
ZitatIn einer sehr hellsichtigen Analyse am Ende der Münchner Depesche vom 30. Juni heißt es, die größte Erkenntnis aus der ganzen Affäre um Bruno sei, dass die deutsche Gesellschaft sich zwar gerne einen grünen Anstrich gebe - das moderne Deutschland aber ein sehr schwieriges Verhältnis zur ungezähmten Natur habe.
"Natur ist gut, so lange sie unter Kontrolle ist"
Wirkliche Wildnis gebe es selbst im gebirgigen Bayern seit Generationen nicht mehr. "Natur ist gut, so lange sie unter Kontrolle, eingehegt und gebändigt ist", heißt es.
Die US-Diplomaten sind überhaupt nicht dumm ...
Zitat von: rincewind am 04. Dezember 2010, 08:28:05
Die US-Diplomaten sind überhaupt nicht dumm ...
Nein, die werden aufgrund besonderer Leistung zum Diplomaten berufen.
Manchmal besteht die besondere Leistung allerdings einzig aus Vitamin B. ;)
US-Amerikaner haben oft ein anderes Verhältnis zur Natur als Deutsche.
Ist historisch begründet: während in der deutschen Romantik die Natur oft als ursprünglich, idyllisch usw. dargestellt wurde, war sie in der US-amerikanischen Romantik eher wild, unberechenbar und gefährlich. Was ja auch mit der Realität in den Ländern zusammenhängt, man gucke sich nur die Naturkatastrophen, riesigen Wälder, Gifttiere usw. in den USA an. Entsprechend haben die Amis auch ein anderes Verhältnis zu Themen wie Gentechnik und weiteren "Bezähmungsversuchen" der Natur.
Zitat von: Daisy am 04. Dezember 2010, 12:50:19
Nein, die werden aufgrund besonderer Leistung zum Diplomaten berufen.
Manchmal besteht die besondere Leistung allerdings einzig aus Vitamin B. ;)
Ist es nicht die wichtigste Aufgabe von Diplomaten über genügend Vitamin B zu verfügen? Wie soll man sonst verhandeln wenn man nicht die wichtigen Leute kennt? Auch sind die Diplomaten der USA nur diesem Staat verpflichtet und nicht irgendwelchen Wunschvorstellungen des grünen und linken Wächterrats.
Zitat von: Quantenengel am 04. Dezember 2010, 13:38:58
US-Amerikaner haben oft ein anderes Verhältnis zur Natur als Deutsche.
Ist historisch begründet: während in der deutschen Romantik die Natur oft als ursprünglich, idyllisch usw. dargestellt wurde, war sie in der US-amerikanischen Romantik eher wild, unberechenbar und gefährlich. Was ja auch mit der Realität in den Ländern zusammenhängt, man gucke sich nur die Naturkatastrophen, riesigen Wälder, Gifttiere usw. in den USA an. Entsprechend haben die Amis auch ein anderes Verhältnis zu Themen wie Gentechnik und weiteren "Bezähmungsversuchen" der Natur
In Deutschland gibt es keine ursprüngliche Natur. Deutschland hat eine komplett "künstliche" Natur, deshalb spricht man ja auch von einer Kulturlandschaft. Die Menschen haben schon im Mittelalter (große Rodungen) damit begonnen die Natur zu zähmen. Nur weil der grüne Wächterrat in Deutschland meint dass klassische Züchtung natürlich sein bedeutet dies noch lange nicht das es stimmt. Die grüne Gentechnik ist nur eine neue und sehr gute Züchtungsmethode. Auch vergessen die meisten Menschen das die Grundlage unserer Nahrung, der Weizen, eine transgene Pflanze ist (Einkorn und Emmer).
Doch leider meinen viele Deutsche nachdem sie ihr Häuschen im Grünen gebaubt haben, dass es jetzt reicht mit der Veränderung und das alles so bleiben muss wie bisher.
Wobei für diese Aussage hätte der amerikanischen Diplomaten auch nur die erste Ergebnisse aus der Jugendreport Natur 2010 abwarten müssen.
http://www.sdw.de/pdf/Jugendreport%20Broschuere%202010.pdf
Mal Hand aufs Herz, wer hätte die paar Fragen hier ohne Probleme beantworten können?
Was hat das jetzt mit grünen oder gar roten Wächterräten zu tun? Haaallo Horst, das ganze spielte in Bayern! Da stehen auch Rote und Grüne unter Naturschutz.
Richtig ist, dass es sich in Deutschland um ein fast reine Kulturlandschaft handelt und sich wohl nur unter dieses Bedingungen die Verherrlichung der Natur in der Romantik entwickeln konnte. Das ist eine Projektion einer regressiven Utopie eines ursprünglichen Paradieses, also wie vieles bei uns eine recht christliche Vorstellung. Die "Roten" haben mit der Ideologie zuallerletzt was zu tun, das war 175 Jahre eine Domäne der politischen Rechten und wurde erst ab Mitte der 1970er auch ein Thema in der (radikalen) Linken und dann zum Fundament der Grünen (die ihrerseits aus einem breiten Bündnis von ganz links bis ganz rechts entstanden).
Ich weiss nicht, ob ich diese Übernahme des Natürlichkeitskrams mit dem ganzen dranhängenden Esomüll durch die Grünen historisch eher gut oder eher schlecht finden soll. Einerseits fände ich eine rational denkende Partei, die sich auch mal einen Kopf über Ökologie macht, deutlich besser. Andererseits wird so dieses Bedürfnis wenigstens nicht von Rassisten, Antisemiten, Völkischen Mystikern und ähnlich widerlichen Pack bedient. Vielleicht erfüllen die Grünen ihre historische Mission, in dem sie die Esos in die Demokratie integrieren.
Wir dürfen nicht den Eso-Fehler machen und Natur versus Kultur polarisieren. Natur ist überall, ob der jeweilige Standort durch den Menschen beeindlusst wird/wurde oder nicht.
Was aber die Naturverklärung in D betrifft, stimme ich zu. Und das ganze geht auch noch parallel mit sinkenden Kenntnissen und Interesse über/an die/der Natur. Frag mal so ein Bambi-Kid nach 5 heimischen Singvogelarten.....
Zitat von: Ridcully am 04. Dezember 2010, 14:07:39
Das ist eine Projektion einer regressiven Utopie eines ursprünglichen Paradieses, also wie vieles bei uns eine recht christliche Vorstellung.
Das Motiv ist sogar noch älter als das, geht mindestens auf die Europäische Antike zurück. Siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Locus_amoenus (sollte ich mal in den Bambification-Artikel integrieren)
Allerdings dass das Motiv so vorherrschend wurde, hat sich seit der dt. Romantik entwickelt.
Rational denkende Parteien, ich fürchte, darauf werden wir noch lange warten müssen.
Ich gehe vom Ist-Zustand der grünen und roten Wächterräte aus. Damit meine ich vorallem die extremen Positionen die von diesen vertreten wird.
Aber es freut micht das ich von Dir eine Zustimmung für die Kulturlandschafts-These bekamm. Ich würde sogar so weit gehen das 99.5% der Landfläche in Deutschland reine Kulturlandschaft ist.
Das diese Ideologie ursprünglich von "rechten" Gruppen verwendet wurde war und ist mir durchaus Bewusst. Diese wird auch heute noch von den rechten Gruppierungen verwendet. Deshalb ergänze ich meine ursprüngliche Aussage noch um den braunen Wächterrat.
Wie nah sich diese Gruppierungen immer sind wird deutlich wenn z.B. irgendwelche Bau-Projekte in DE immer noch mit dem Zusatz "ausländische Arbeiter" oder "ausländische Investoren" bekämpft werden.
Ich habe auch nichts gegen eine gute ökologische Politik. Doch hierzu gehört auch das man alte Ideen durch neue ersetzt. Ein Bsp. ist diese dumme Mülltrennung. Heutige Maschinen sind in der Lage diesen besser zu trennen als der Mensch es je könnte. Doch diese heilige Kuh, die Mülltrennung, darf natürlich nicht geschlachtet werden. Doch wurde jemals eine Untersuchung erstellt was diese auf einer Idelogie basierenden Methode für den Umweltschutz wirklich bringt?
Auf die historische Mission der Grünen, die anderen Esospinner in die Demokratie zu integrieren, kann ich gerne verzichten. Denn mir ist es lieber wenn diese 20% sich auf alle Gruppierungen verteilen. Dann können sie nicht so viel Schanden anrichten.
Zitat von: Conni am 04. Dezember 2010, 14:41:14
Wir dürfen nicht den Eso-Fehler machen und Natur versus Kultur polarisieren. Natur ist überall, ob der jeweilige Standort durch den Menschen beeindlusst wird/wurde oder nicht.
Was aber die Naturverklärung in D betrifft, stimme ich zu. Und das ganze geht auch noch parallel mit sinkenden Kenntnissen und Interesse über/an die/der Natur. Frag mal so ein Bambi-Kid nach 5 heimischen Singvogelarten.....
Nein ich möchte nicht Natur versus Kultur polarisieren. Ich will nur deutlich machen das der Mensch die Natur immer verändert (dies macht übrigens jedes Lebewesen). Ich will auch deutlich machen das es der "Natur" oder dem Mensch egal ist, denn beide können sich immer anpassen. Oder kann mir sonst jemand sagen welche Tierart ausser dem Mensch sonst so eine Verbreitung auf der Welt aufweist?
Auch befindet sich die Kluturlandschaft im ständigen Wandel. Ein schönes Bsp. hierfür ist das Allgäu. Jeder meint immer das dort die grüne Wiesen schon immer natürlich waren. Doch dies stimmt nicht. Das "Grüne Allgäu" war bis vor ca. 100 Jahren noch als das "Blaue Allgäu" bekannt. Denn durch die hohe Niederschlagsmenge konnte dort hervoragend der blau blühende Flachs angebaut werden. Die Baumwolle hat dann den Leinen verdrängt, das Allgäu verarmte und viele mussten nach Amerika auswandern. Erst die Spezialisierung auf die Milchproduktion und später auf den Tourismus ermöglichte eine Reichtum in dieser Region. Deshalb könnte man ja auch die Frage stellen: Welche Kulturlandschaft wollen wir z.B. im Allgäu?
Das kommt wohl auch daher, dass die Natur überwiegend als etwas Statisches gesehen wird und jede Veränderung zunächs als Bedrohung des Ist-Zustandes gewertet wird.
Dass es DAS ökologische Gleichgewicht nicht gibt, sondern lediglich ein Fließgleichgewicht, wird gerne übersehen.
Es ist falsch, dass alles in Deutschland eine Kulturlandschaft ist. Der weitaus größte Teil ist dies zwar aber es gibt auch noch viele kleine Urwälder in Deutschland. Diese bedecken zwar nur eine sehr kleine Fläche aber sie existieren dennoch.
Ich halte die ganzen Ökos für verkappte stock-konservative, denn was sie letztendlich wollen ist ein Stillstand der Natur so wie sie sie kennen aber die Natur kennt keinen Stillstand und ist immer im Wandel. Arten sterben aus, neue entstehen und durch Katastrophen vergehen ganze Ökosysteme. Das Eingreifen des Menschen verschnellerte so eine Entwicklung lediglich. Tiere werden aussterben und warum auch nicht? Warum müssen wir jede Spezies erhalten, die allein nichtmehr lebensfähig wäre? Was nützen uns Wölfe und Bären im Wald?
Das ist wohl aber nur bedingt richtig toiletman. Der Mensch beschleunigt keine Entwicklung. Er verändert diese. Es sterben Arten aus, welche ohne die Spezies Mensch nicht ausstürben und die Masse an ausstrebenden Arten ist sicherlich recht hoch, gemessen an dem Durchschnitt einer zuende gehenden Eiszeit (natürlich gab es auch noch extremere Phasen wie z.B. am Ende des Eozäns). Warum der Mensch Arten erhalten will? Vielleicht einfach aus dem einfachen Grund, daß ein gewisses Maß an Biodiversität auch für den Menschen die Lebensgrundlage bildet. Ein weiterer Aspekt, den Du vergisst, ist die forscherische Neugierde. Es ist vielleicht manchmal ganz hilfreich, die Überlebensstrategie einer Spezies in der Natur erforschen zu können, ganz zu schweigen vom eventuellen Verlust des Genpools einer Spezies. Denk mal drüber nach, wenn Du das nächste mal Deine Wäsche wäschst, wozu z.B. thermostabile Bakterien hilfreich sein können.
http://www.brandeins.de/archiv/magazin/wann-es-des-guten-zu-viel-ist-und-was-nuetzt/artikel/lass-gut-sein.html (http://www.brandeins.de/archiv/magazin/wann-es-des-guten-zu-viel-ist-und-was-nuetzt/artikel/lass-gut-sein.html)
Zitat von: Wirsing am 05. Dezember 2010, 00:02:41
(natürlich gab es auch noch extremere Phasen wie z.B. am Ende des Eozäns)
*Hüstel* ich meinte natürlich Kambrium....
Oder auch an der Perm-Trias Grenze.
Ist halt schon spät und ich bin kein Biologe....
Zitat von: Wirsing am 05. Dezember 2010, 00:02:41
Das ist wohl aber nur bedingt richtig toiletman. Der Mensch beschleunigt keine Entwicklung. Er verändert diese. Es sterben Arten aus, welche ohne die Spezies Mensch nicht ausstürben und die Masse an ausstrebenden Arten ist sicherlich recht hoch, gemessen an dem Durchschnitt einer zuende gehenden Eiszeit (natürlich gab es auch noch extremere Phasen wie z.B. am Ende des Eozäns). Warum der Mensch Arten erhalten will? Vielleicht einfach aus dem einfachen Grund, daß ein gewisses Maß an Biodiversität auch für den Menschen die Lebensgrundlage bildet. Ein weiterer Aspekt, den Du vergisst, ist die forscherische Neugierde. Es ist vielleicht manchmal ganz hilfreich, die Überlebensstrategie einer Spezies in der Natur erforschen zu können, ganz zu schweigen vom eventuellen Verlust des Genpools einer Spezies. Denk mal drüber nach, wenn Du das nächste mal Deine Wäsche wäschst, wozu z.B. thermostabile Bakterien hilfreich sein können.
Nö. Solche Entwicklungen gab es schon in der Erdgeschichte. Es ist letztendlich die selbe Prozedur. Dass der Mensch diesmal der Auslöser ist, ist dafür ganz unerheblich. Der Mensch ist ja auch Bestandteil des Tierreiches. Ob es nun die Intelligenz des Menschen oder ein Meteor ist, der viele Arten vernicht, dass ist gleich. Wir sollten das mit der Konservation aus der Perspektive des Menschen sehen. Dann sehen wir zum Beispiel die verheerenden Folgen des Massenfischfangs. Die begehrteste Thunfisch Art ist schon fast ausgerottet und das bedeutet, dass wir die Art später nichtmehr essen können. Auch auf viele andere Fischarten stimmt das zu.
Durch den modernen zivilisatorischen Menschen bildet sich aber ein ganz neuer Selektionsdruck aus auf Tiere: SEID NIEDLICH! Wer das schon ist, wie der große Panda oder vergewaltigende Delfine, die werden schön beschützt und alle denken dadran. Interessant. Die Rehe sind für viele auch sooooo niedlich, dass sie für ein Jagdverbot sind, was aber die Wälder schädigen würde, weil es dann zuviele Rehe gäbe.
Man muss schon unterscheiden: In einem Ökosystem ist es völlig irrelevant, wenn z.B. der Große Panda ausstirbt. Es hätte aber gravierende Folgen, wenn der Mensch z.B. Schmeißfliegen und Mücken ausrotten würde. Die mühsame Weiterzucht der Pandas ist sozusagen ein recht teures Hobby.
Seh ich genauso Conni, nur ist es manchmal sicherlich schwierig, die nützliche von der für Menschen unnützen Spezies trennen zu können.
Hier mal eine nette grobe Übersicht zu dem Thema:
www.drze.de/im-blickpunkt/pdfs/pdf-biodiversitaet/at_download/file
Zitat von: rincewind am 04. Dezember 2010, 08:28:05
(via Wikileaks)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,732056,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,732056,00.html)
ZitatIn einer sehr hellsichtigen Analyse am Ende der Münchner Depesche vom 30. Juni heißt es, die größte Erkenntnis aus der ganzen Affäre um Bruno sei, dass die deutsche Gesellschaft sich zwar gerne einen grünen Anstrich gebe - das moderne Deutschland aber ein sehr schwieriges Verhältnis zur ungezähmten Natur habe.
"Natur ist gut, so lange sie unter Kontrolle ist"
Wirkliche Wildnis gebe es selbst im gebirgigen Bayern seit Generationen nicht mehr. "Natur ist gut, so lange sie unter Kontrolle, eingehegt und gebändigt ist", heißt es.
Die US-Diplomaten sind überhaupt nicht dumm ...
Jedes Lieschen Müller könnte das gleiche über Deutsche, Franzosen oder Amerikaner schreiben und hätte Recht damit.
Interessanter Blog Eintrag von Nils (Evolvimus) http://www.scienceblogs.de/evolvimus/2011/01/2011-das-jahr-in-dem-wir-die-7-erreichen.php
ZitatSeit dem Jahr 1700 wandelte sich unser Planet von ,,größtenteils wild" zu ,,größtenteils anthropogen"
Vorallem wenn man sich dann das Gebiet von DE anschaut fragt man sich schon wie manche Menschen von "Natur" im Sinne von Wild, Ursprünglich in DE reden können.
Zitat von: Wirsing am 05. Dezember 2010, 11:36:40
nur ist es manchmal sicherlich schwierig, die nützliche von der für Menschen unnützen Spezies trennen zu können.
da hat man sich in der Vergangenheit wohl auch schon paarmal getäuscht ...