Was sagen die Auskenner?
Zitat
Mit allem Respekt: Der Artikel in Esowatch zum Marxismus/Leninismus bedarf einer dringenden Ueberarbeitung:
So wie sich der Marxismus/Leninismus spaetestens seit Stalin darstellt, ist er tatsaechlich naeher einer Religion als einer politisch-wirtschaftlichen Theorie, die sich der Ueberpruefung stellt. Insofern ist die Grundaussage des Artikels vollkommen richtig. Jedoch ein pauschaler Satz wie "Unter Marxisten gilt John Locke als einer der ersten wirtschaftsradikalen Sünder der Geistesgeschichte" kann ernsthaft nicht so stehen bleiben. Marx selber zitiert z.B. im Kapital staendig Adam Smith als wissenschaftlicher Kronzeuge und bescheinigt der Bourgeoisie im kommunistischen Manifest eine "revolutionaere" Klasse zu sein.
Was tatsaechlich passierte ist, dass die Theorien von Marx und Engels, die sich auf empirischen Daten stuetzten (man lese nur mal Marx' Hauptwerk das Kapital, angefuellt mit Quellenangaben, nahezu aengstlich darauf bedacht Behauptungen auch zu belegen) in eine pseudoreligoese Heilslehre korrupotierte. Dieser Prozess begann wohl mit Lenin, der Kautsky zum "Renegaten" erklaerte: Ein Begriff, der sonst nur in der Religion vorkommt und wurde von Stalin zur Massenkontrolle und Propaganda perfektioniert (Stalins Denken scheint staerker durch seine Zeit im Priesterseminar gepraegt zu sein als durch die Lekture von Marx) – bishin zu den ziemlich bizarren Erscheinungsformen in Nordkorea.
Ich bin mir mehr als sicher, dass Karl Marx zu diesen Entwicklungen einen ganzen Schhwung sehr treffender, aber auch sehr unhoeflicher, Kommentare gehabt haette.
http://blog.psiram.com/?p=1948&cpage=1#comment-9662
Da bleiben wir ganz locker. Entweder er schlägt hier auf, und wir diskutieren das wie Männer, oder er lässt es. Dann bleibt der Artikel.
Dass aus politischen Ideen ganz schnell Religionen werden, sehe ich als Tatsache an.
der artikel fängt mit einer darstellung des m-l an und geht dann bei kritik ab
ZitatAllein bei Marx kann man bereits drei Hauptirrtümer feststellen:
in einen rundumschlag von popper gegen das, was er für marxens theorie hält über. was er da inhaltlich kritisert, ist aber theoretisch eher kautsky/lenin bzw. die praxis sozialistischer staaten. was er als ideologiekritik bezeichnet, ist ein vorgehen, welches vor allem zur paranoia des stalinismus passt, in der jede kritik verrat ist. und das fazit endet passenderweise mit:
ZitatSomit haben sich alle Strömungen des Marxismus und dessen Grundintention in der Praxis als fern aller Realität erwiesen.
damit ist das thema verfehlt, das war nämlich m-l und nicht marxismus. letzterer wäre für einen artikel auch etwas zu viel.
meines erachtens müsste man statt des popperteils herausarbeiten, wo aus der beschreibung von aus empirischen daten gewonnenen hypothesen über gesellschaftliche entwicklungstendenzen ein messianischer glaube an das unmittelbar bevorstehende kommen des paradieses wird. meines erachtens gibt es da schon bei engels anti-dühring tendenzen, der vielleicht dem charakter als propandaschrift und auch dem szientistischen zeitgeist geschuldet sein mögen, die sich bei kautsky fortsetzen und spätestens bei lenin zu einer ideologie führen, die mit der von marx nicht mehr viel zu tun haben.
so richtig abgedreht wurde es aber erst unter stalin und m-l bezeichnet das, was stalin von lenin übernommen hat und was bis auf den personenkult auch nach seinem tod nicht mehr korrigiert wurde.