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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Thema gestartet von: Kruge am 05. August 2016, 22:23:34

Titel: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Kruge am 05. August 2016, 22:23:34
Hallo, bin noch neu hier aber ich freue mich diese Seite + das Forum gefunden zu haben.

Blödsinn jeglicher Art (genauer: "alternativ"-Medizin, Verschwörungen u.Ä.) gehört schon seit der Usenetzeit (das war noch vor dem WWW) zu meinen Interessen, u.a. auch familiär bedingt... (es gab in der näheren Verwandschaft einen Schulmediziner der, begonnen in den 70ern, die ganze Quack-Liste durchgelaufen ist - Akupunktur, Akupressur, Biorhythmus, Homöopathie etc.etc.).

Aber zur Sache. Mit "Homöopathiebetrug" im Titel meine ich nicht, daß H. Betrug ist - das ist eh klar - sondern: Wer schützt die armen Homöopathen eigentlich vor "gefälschter" Medizin?

Daß man mit alternativer Medizin gut Geld machen kann ist klar. Und der "normalen" Medizin wird ja ständig so manches unterstellt, wie z.B. gefundene Heilmittel geheim zu halten, weil man mit Kranken mehr Geld verdienen kann o.Ä. Nun muß es doch - alleine schon den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit nach - auch unter den Homöopathieherstellern schwarze Schafe geben. Geldgier und so. Naheliegend wäre z.B. jemand der sich denkt "die 5 Arbeitskräfte die Kräuter sammeln, abkochen und dann verdünnen und schütteln spar' ich mir und ersetze sie mit einer Hilfskraft die einfach Leitungswasser auf Fläschchen zieht!".

Es kann mir niemand erzählen, daß noch niemals jemand auf *die* Idee gekommen ist...

Habt ihr schon mal etwas von so einem Fall gehört, der an die Öffentlichkeit gekommen ist?

Der Schalk der mir manchmal im Nacken sitzt spielt ab und an mit dem Gedanken, daß man mit an den richtigen Stellen im Netz gestreuten Memes zu dem Thema einiges an Spaß haben könnte... So à là "VORSICHT: gefälschte homöopathische Medikamenten aus China in Deutschland im Umlauf!" oder "Achtung! Großes Kontingent von *Mittel A* versehentlich als *Mittel B* ausgezeichnet auf den Markt gekommen" - die Richtung.

Mit Herstellernamen wäre sowas natürlich noch glaubhafter, aber die klagen dann am Ende, das muß natürlich nicht sein...

Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Groucho am 05. August 2016, 22:46:21
Willkommen!

Zitat von: Kruge am 05. August 2016, 22:23:34
Es kann mir niemand erzählen, daß noch niemals jemand auf *die* Idee gekommen ist...

Habt ihr schon mal etwas von so einem Fall gehört, der an die Öffentlichkeit gekommen ist?

Ich habe da was im Hinterkopf, mir fällt nur nicht mehr ein, wo das war. Jedenfalls war es ein Bericht eines jungen Mannes, der beim Herstellen diverse Mittel vertauscht hat etc. Weiß nicht mehr, ob irgendwo Blog oder einem "seriösen" Medium.

Würde allerdings den großen Herstellern sowas nicht unterstellen, das Risiko ist rein betriebswirtschaftlich einfach zu groß (irgend ein under cover Journalist) im Vergleich zu einer möglichen Kostenersparnis. Die müssten da nicht mehr alle Globulis im Schrank haben, die Gewinnspannen sind eh schon absurd hoch und das Teuerste ist eh die Verpackung.
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Kruge am 05. August 2016, 23:20:52
Ja, bei einer richtig großen Firma wäre natürlich das Risiko entdeckt zu werden größer, alleine schon wegen viel mehr möglichen Mitwissern die auch alle die Klappe halten müßten.

Auf der anderen Seite scheint das aber auch nicht immer abzuschrecken - wenn ich jetzt nicht gerade im Kopf zwei Sachen verwechsel, dann wurde doch z.B. Contagan auf den Markt gebracht, obwohl man beim Hersteller von den möglichen Nebenwirkungen wußte. Und die konnten doch nicht ernsthaft gleuben, daß das unentdeckt bleibt? Soll heißen: Niemals die Dummheit von Menschen unterschätzen!

( Ich darf das sagen, ich habe in den letzten 45 Jahren schon das eine oder andere getan das *richtig* scheißedumm war ;) )
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: RächerDerVerderbten am 06. August 2016, 07:33:41
Hab mal inner Doku sone "Fertigungsstraße" gesehn, da wurde vorn säckeweise irgendwelche Kräuter reingeschüttet, hinten kamen zwar noch keine Globulis raus, aber das waren schon einige ordentlich ratternde Maschinen in Reihe in einer Halle.

Da dacht ich auch, wenn die mal kaputt sind, könnt man glatt auch ohne teure Reparatur mit der Produktion weitermachen...
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Eumel am 06. August 2016, 09:25:47
Sorry, die Technik spinnt bei mir grade und mein Text is weech :o. Ich versuche es später nochmal.
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Groucho am 06. August 2016, 09:26:56
Zitat von: Kruge am 05. August 2016, 23:20:52
Auf der anderen Seite scheint das aber auch nicht immer abzuschrecken - wenn ich jetzt nicht gerade im Kopf zwei Sachen verwechsel, dann wurde doch z.B. Contagan auf den Markt gebracht, obwohl man beim Hersteller von den möglichen Nebenwirkungen wußte.

M.W. bei Markteinführung nicht. Man wusste dann irgendwann, dass da was sein könnte, nahm es aber nicht sofort vom Markt (bin jetzt aber zu faul, zum Nachschlagen). Der Skandal war übrigens Grundstein für das heute sehr strenge Zulassungsrecht, damals warf man Pharmaka auf den Markt mit einer Blauäugigkeit, die heute unvorstellbar ist.

Zitat
Niemals die Dummheit von Menschen unterschätzen!
.

Nö. Siehe aktuell VW. Ist aber eher eine systemimmanente Dummheit.

Ansonsten gilt Hanlon's Razer:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hanlon%E2%80%99s_Razor (https://de.wikipedia.org/wiki/Hanlon%E2%80%99s_Razor)

,,Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist."
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Typee am 06. August 2016, 10:14:07
Man wusste nicht, in welcher Weise Contergan wirkt. Eigentlich hatte man es für eine ganz andere Indikation getestet, dann aber festgestellt, dass die Versuchskaninchen einschliefen. Dieses Resultat war auch beim Menschen reproduzierbar. Da sich bei den Versuchspersonen selbst keine Nebenwirkungen zeigten und es vor allem keine letale Dosis zu geben schien, war die Zuversicht natürlich groß. Was man nicht wusste, war, dass der Wirkstoff auch in bestimmte Entwicklungsschritte eines Embryos eingriff.
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Sauropode am 06. August 2016, 15:31:00
Fatal war auch das:

Im Westdeutschland der Nachkriegszeit hatten sich Öffentlichkeit und Ärzteschaft gegen eine verpflichtende Meldepflicht von Fehlbildungen bei Neugeborenen gewehrt. Man scheute sich, das Meldewesen auf Basis des nationalsozialistischen Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses weiterzuführen,[14] das eng mit den Verbrechen der Aktion T4 verknüpft war. Damit wurden die zunehmenden Missbildungen in Westdeutschland lange nicht zentral erfasst und ernstgenommen.

(Wikipedia)
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: Kruge am 08. August 2016, 16:31:50
Ah, danke für die Korrekturen zu Contagan. Contergan? Contergan. War schon laaaange her, daß ich dazu was gelesen hatte!
Titel: Re: Homöopathiebetrug? :)
Beitrag von: PeterPancake am 08. August 2016, 18:30:04
Ich glaube die Problematik besteht in der Homöopathie, dass es solche Meldungen eher nicht gibt. Da Homöopathie ja nur eine "positive Wirkung" hat mit dem richtigen Mittel, ansonsten passiert ja nichts. Deswegen gibt es pro Diagnose ja mehrere Mittel. Eins mehr oder weniger was macht das schon. Dem Patienten geht es "hoffentlich" am Ende gut.

Mir fiel anhand deiner Nachricht ein, warum man den homöopathischen Markt nicht tatsächlich versucht mit günstigen Mitteln zu fluten. Es gibt ja sogar "Laien" die Eigenproduzenten sind. Die Problematik die ich nur sehe ist die in der Regel emotionale Bindung zum Homöopath/Produzenten/Anbieter (manchmal sogar 3 in einem). Dabei spielt dann auch der Preis keine Rolle.