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Deutsch => Andere Webseiten oder Medien => Thema gestartet von: Alu-Verkleidung am 17. Dezember 2014, 10:54:10

Titel: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Alu-Verkleidung am 17. Dezember 2014, 10:54:10
Max Uthoff dürfte den Meisten als Teil des Duos der Satireshow "Die Anstalt" bekannt sein.

Kabarett hat natürlich  keinen journalistischen Anspruch!

Das Problem ist, dass Uthoff diesen Anspruch in Interviews aber gerne für sich proklamiert. Er sieht sich selbst in der Rolle des Aufklärers, für den Teil, in dem der Journalismus nach seiner Ansicht einige Defizite hat.

Zu gutem Journalismus gehört aber eben auch eine adäquate Quellenrecherche, sowie deren Analyse.

Schon zuvor gab es heftige Kritik an dem "Faktencheck" der Anstalt. Quellen waren hier u.a "Propagandaschau", wie auch andere dubiose Truther-Blogs.
Das großspurige "Leider wahr" wurde gegen ein "Stimmt das denn ...?" getauscht, auch die Quellen wurden überarbeitet.
Man könnte denken, die Anstalt wäre lernfähig geworden...

In der letzten Sendung behauptet Uthoff z.B, dass Poroschenko Streubomben gegen Zivilisten einsetzt. Gelesen hat er seine eigenen Quellen anscheinend aber nicht:

" Also, in some cases, it was not possible to determine what weapon caused the death or injury because several types of explosive weapons were used at the same time in the same area.
---
While not conclusive, circumstances indicate that anti-government forces might also have been responsible for the use of cluster munitions, Human Rights Watch said."

>> http://www.hrw.org/news/2014/10/20/ukraine-widespread-use-cluster-munitions


"Evidence collected by the New York-based Human Rights Watch suggests both government forces and pro-Russian separatists have used cluster munitions in eastern Ukraine."

>> http://www.theguardian.com/world/2014/oct/21/cluster-bombs-ukraine-human-rights-watch

Faktencheck der Anstalt: http://www.zdf.de/die-anstalt/fakten-im-check-der-anstalt-36397394.html


Max Uthoff sollte sich vielleicht zukünftig weniger aus dem Fenster lehnen und zuerst seinen eigenen "journalistischen " Ansprüchen gerecht werden.


Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Typee am 17. Dezember 2014, 11:47:32
Ein Problem, das ich persönlich z.B. auch mit Georg Schramm hatte: die Suggestion, alle würden ständig von oben beschissen. Selbst wenn das manchmal zutrifft: es reißt durch seine Maßlosigkeit viele in den Strom der Verschwörungstheoretiker.  Linke könnten auch so ihre Kontaktflächen mit Querfront, PEGIDA& co gefunden habe. Uthoff setzt diese Attitüde fort.
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: ajki am 17. Dezember 2014, 13:40:57
hm. "Streubomben" (-munition)....

Janun, wen spricht der Comedian da an - das wird ja wohl die deutsche Zuschauermenge sein. Die dürfte der moralischen Voraussetzung gewiss einhellig zustimmen, dass die Verwendung von "Streumunition" falsch ist, verboten ist und deshalb ein Einsatz (egal von wem) verbrecherisch usw. Da fehlt dann aber wenigstens ein kleiner Zettel am erhobenen Zeigefinger. Zum Beispiel des Inhalts, dass weder die Ukraine, noch Russland, noch (jede Menge andere) der Konvention zur Ächtung der "Streumunition" beigetreten sind (bislang). Die "Deutschen" als Signatarstaat können sich da gewiss moralisch entsetzen usw., aber wen meinen sie denn dann?

(Und ob die "Deutschen", die UK, Frankreich, Spanien, Italien und wahrscheinlich noch etliche andere westeuropäische Signatarstaaten sich tatsächlich moralisch aufplustern sollten in diesem Fall und anderen halte ich zumindest mal für heikel - denn die Ächtung umfasst immerhin auch den Besitz solcher Munitionstypen....)
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Belbo am 17. Dezember 2014, 15:36:54
Erwin Pelzig ist ja die gleiche Nummer in der Anstalt geritten:

Sei es nun Mollath oder Goldman Sachs gegangen:

https://www.youtube.com/watch?v=_pysWIQaql4
https://www.google.com/search?q=pelzig+banken&ie=utf-8&oe=utf-8

...ein weiteres Steinchen dass dann zu dem beschriebenen Bedrohungsgefühlen führt...
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Groucho am 17. Dezember 2014, 18:24:57
Zitat von: Belbo am 17. Dezember 2014, 15:36:54
Erwin Pelzig ist ja die gleiche Nummer in der Anstalt geritten:

Sei es nun Mollath oder Goldman Sachs gegangen:

https://www.youtube.com/watch?v=_pysWIQaql4
https://www.google.com/search?q=pelzig+banken&ie=utf-8&oe=utf-8

...ein weiteres Steinchen dass dann zu dem beschriebenen Bedrohungsgefühlen führt...

Auf Pelzig und Mollath bin ich damals sogar reingefallen, als ich noch keinerlei Details kannte. Diese Form des "Kabaretts" ist einfach völlig ungenießbar geworden. Zuspitzung und Pauschalisierung als einzige Stilmittel funktionieren nun mal nicht, wo man nur mit Differenzierung durchblicken kann.

Edit: Achja, das passt zu den Stichwörtern:
http://zettelsraum.blogspot.de/2014/12/doppelzitat-des-tages-differenzierung.html (http://zettelsraum.blogspot.de/2014/12/doppelzitat-des-tages-differenzierung.html)
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Conina am 17. Dezember 2014, 19:14:38
[kompl.] Georg Schramm @ Occupy Frankfurt 12.11.2011
http://youtu.be/qtFJfOTAfOM

Das war auch sowas.
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Bloedmann am 18. Dezember 2014, 09:17:26
Zitat von: Conina am 17. Dezember 2014, 19:14:38
[kompl.] Georg Schramm @ Occupy Frankfurt 12.11.2011
http://youtu.be/qtFJfOTAfOM

Das war auch sowas.
Frage an die Historiker, stimmt das mit der Einkommenssteuer von 78% unter Roosevelt (ca. ab Minute 16)? Mit der zwangsweisen Goldabgabe der Reichen an den Start wird die Überspitzung glaube ich schon deutlich. Laut Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/New_Deal#Geldpolitik) mußten die es verkaufen für $20,67, was zwar einer Zwangsabgabe nahe kam aber doch nicht gleich ist.

Wem soll man denn heutzutage noch glauben, wenn selbst die Kabarettisten sich die Welt zurechtbiegen so daß es ins Programm paßt? :crazy
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Typee am 18. Dezember 2014, 10:04:47
Zitat von: Bloedmann am 18. Dezember 2014, 09:17:26
Zitat von: Conina am 17. Dezember 2014, 19:14:38
[kompl.] Georg Schramm @ Occupy Frankfurt 12.11.2011
http://youtu.be/qtFJfOTAfOM

Das war auch sowas.
Frage an die Historiker, stimmt das mit der Einkommenssteuer von 78% unter Roosevelt (ca. ab Minute 16)? Mit der zwangsweisen Goldabgabe der Reichen an den Start wird die Überspitzung glaube ich schon deutlich. Laut Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/New_Deal#Geldpolitik) mußten die es verkaufen für $20,67, was zwar einer Zwangsabgabe nahe kam aber doch nicht gleich ist.

Wem soll man denn heutzutage noch glauben, wenn selbst die Kabarettisten sich die Welt zurechtbiegen so daß es ins Programm paßt? :crazy

Das ist schon sehr demagogisch zurechtgebogen.

Es stimmt schon, dass der Spitzensteuersatz auf sogar 79 % angehoben wurde. Allerdings, und das verschweigt der Demagoge natürlich, gab es auch nur eine einzige Person, die ihn rechnerisch zu zahlen gehabt hätte: John D. Rockefeller. Die Zahl 79 % war eine Wahlkampfrakete. Schön zu beobachten, dass sie rund 80 Jahre und einen Weltkrieg später immer noch einschlägt.

Die 1936 eingeführte Unternehmensbesteuerung hatte Steuersätze zwischen 7 und 27 % eingeführt, kleine Kapitalgesellschaften blieben aber überhaupt verschont.

Abgesehen davon ist die Goldgeschichte etwas ganz anderes. Mit der Einkommensteuersätzen hatte sie nichts zu tun. Wenn man sie überhaupt in steuerrechtliche Begriffe fassen will, wäre sie ein Art Substanzbesteuerung gewesen. Abgesehen davon galt sie auch nur für "größeren" Goldbesitz, und der Zweck war ein ganz anderer, als Verteilungsgerechtigkeit herzustellen: da  ein festgesetzter, viel höherer Goldwert galt, kam es zu einer Abwertung des Dollar um fast 60 %. Der Goldstandard, nach dem die Fed verpflichtet gewesen wäre, so viel Gold zu horten, dass sie jeden Dollar in Gold hätte umtauschen können, war damit endgültig gefallen, dadurch strömte viel zusätzliches Geld in die deflationäre Wirtschaft, und über erleichterten Export konnten weitere Überschüsse erzielt werden.

Ich gebe ja zu, dass das nicht in ein Kabarettprogramm passt. Man sollte sich allerdings überlegen, ob man dann nicht besser die Klappe hält.
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Bloedmann am 18. Dezember 2014, 12:48:16
Danke für den Ausflug in die Historie!

Was mir bleibt ist, das Obama sich ruhig mal 'ne Scheibe vom Roosevelt abschneiden sollte.
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: general winter am 18. Dezember 2014, 13:53:40
Uthoff entblößt sich hier ein wenig bei CashKurs.TV(!)
https://www.youtube.com/watch?v=5VdVt9wohjk
Julia Jentsch ist nur igendeine Mitarbeiterin vom Börsen-Müller, der ja auch einen Einschlag hat, nicht die J.J. von den Piraten.

So und dann noch ein Zeitungsausschnitt aus einem Dieter Nuhr Interview als Anhang.
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Groucho am 18. Dezember 2014, 14:06:30
Zitat von: general winter am 18. Dezember 2014, 13:53:40
So und dann noch ein Zeitungsausschnitt aus einem Dieter Nuhr Interview als Anhang.

Hier das ganze Interview:

http://www.planet-interview.de/interviews/dieter-nuhr/47036/ (http://www.planet-interview.de/interviews/dieter-nuhr/47036/)
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: F. A. Mesmer am 18. Dezember 2014, 15:01:41
ähm.
am Ende läuft das doch alles unter "Unterhaltung", letztlich auch im politischen Kabarett, der Tagesschau, dem Börsenfernsehen, usw. Alles mehr oder minder interessantes Infotainment, definitiv aber nur interessant, nicht relevant.
so what?

und zu M.U.: wie, der sagt nicht die Wahrheit, der Mann ist doch gelernter Jurist.
:kaffee
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Alu-Verkleidung am 18. Dezember 2014, 15:42:18
Zitat von: F. A. Mesmer am 18. Dezember 2014, 15:01:41
ähm.
am Ende läuft das doch alles unter "Unterhaltung"...

Ja, nur sehen das viele eben nicht als "Unterhaltung", sondern als "Fakten".

Vor allem wen Kabarettisten plötzlich meinen Journalismus machen zu müssen oder auf politische Veranstaltungen auftreten, dann überschreiten sie den Rahmen ihres "Sendungsbewusstseins".

Ergebnis ist dann das:

https://www.youtube.com/watch?v=qaSWhjpeJSk
(der Typ macht eigentlich nur Hardware Reviews)

Das ist nur ein kleines Beispiel von vielen im Netz, wie dann auch in öffentlich Foren "Satire-Sendungen", oft dicht gefolgt von kenfm, als harte Fakten genannt werden.
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: Typee am 18. Dezember 2014, 18:34:07
Zitat von: F. A. Mesmer am 18. Dezember 2014, 15:01:41
und zu M.U.: wie, der sagt nicht die Wahrheit, der Mann ist doch gelernter Jurist.
:kaffee

Auch das ist interessant, aber nicht relevant.  :grins
Titel: Re: Max Uthoff und sein Problem mit Quellen
Beitrag von: F. A. Mesmer am 19. Dezember 2014, 06:59:13
Zitat von: Typee am 18. Dezember 2014, 18:34:07
Zitat von: F. A. Mesmer am 18. Dezember 2014, 15:01:41
und zu M.U.: wie, der sagt nicht die Wahrheit, der Mann ist doch gelernter Jurist.
:kaffee

Auch das ist interessant, aber nicht relevant.  :grins
exakt. in diesem Fall erhellt es aber vielleicht, warum ihm die Wahrheit gelegentlich entgleitet - von lügen würde ich nicht sprechen.

@Alu-Verkleidung: das ist TV, da sind Fakten eher zufällig. Das Lustige ist, KenJebsen und K.O. würden diesen Satz übrigens aus so unterschreiben können.  :rofl2