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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: Scipio am 02. August 2014, 13:48:42

Titel: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Scipio am 02. August 2014, 13:48:42
Hallo,

nur mal ganz kurz, haltet ihr die, vor kurzem, beschlossenen Wirtschaftssanktionen gegen Russland für sinnvoll? Ich höre des öffteren, dass die uns/ Europa, mehr schaden als denjenigen für die sie Gedacht sind.

Ich meine das jetzt quasi im "technischen Sinne". (man wie erklär ich blos, was ich will) Für meine Frage ist es erstmal unwichtig, ob dieses Vorgehen seitens der EU gerechtfertigt ist, ich möchte lediglich wissen, ob es eine erfolgversprechende Methode ist, um zu bezwecken, was immer man damit zu erreichen hofft.

MfG Scipio
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 03. August 2014, 17:24:10
Wirtschaftssanktionen meint im Grunde immer Handelsembargos, wobei Handel hier auch Kredite beinhaltet.

Da moderne Volkswirtschaften üblicherweise von ihrem Handel abhängig sind und ohne Handel kaum etwas über Subsistenzwirtschaft möglich ist, erstrecht keine geopolitischen Strategien, denn die brauchen den Handelsüberschuss regelmässig, bedeuten Wirtschaftssanktionen ein temporäres Nicht-Mitspielenlassen, und damit ein Ausbremsen im weltpolitischen Wettlauf - ich weiß, die Metapher ist nicht optimal, aber vielleicht hinreichend.
Sanktionen zwingen die betroffene Voklswirtschaft einerseits auf Rücklagen zurückzugreifen, andererseits kann sie für den Sanktionszeitraum nicht vom allgemeinen Wirtschaftswachstum so profitieren, wie diejenigen, die nicht von Sanktionen betroffen sind.

Wer also von seiner Exportleistung oder seiner Importleistung sehr abhängig ist, leidet unter Wirtschaftssanktionen stärker, als wer relativ autark seine Existenz bestreitet und allenfalls auf Luxusprodukte verzichten muss.

Jetzt muss man aber schauen, was eigentlich gehandelt wird, und wer wie von was abhängig ist oder eben abhängiger ist, als jemand anderes. Wenn D die Energieträger wie Erdgas von R dringender braucht, als R die guten Maschninen aus D, dann ist es wahrscheinlich nicht so gut, wenn D ein Wirtschaftsembargo gegen R betreibt. Ähnlich auch, wenn, mangels anderer Absatzorte, Sanktionen Arbeitsplätze in exportabhängigen Branchen gefährden.

Soweit die verkürzte Darstellung - insgesamt wird das komplizierter, bleibt aber in der Sache gleich, wenn mehrere Staaten einander mit Sanktionen belegen oder nur einen einzelnen oder Blöcke entstehen.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Scipio am 03. August 2014, 18:27:44
Danke F. A. Mesmer,

ich entnehme deiner Antwort, dass die Sanktionen vor dem Hintergrund der Abhängikeit Europas von Russischer Energie (Gas, Öl, etc.) eine eher schlechte Idee sind. Was D. angeht kommt ja noch die starke Exportabhängigkeit der Wirtschaft hinzu, auch wenn ich jetzt nicht weiss, wieviel genau gen Russland geht.

Darüber hinaus, scheint Russland ja nicht besonders Abhängig von Importen aus Europa zu sein, zumindest nach dem zu urteilen was ich so gelesen habe.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 03. August 2014, 19:55:04
Zitat von: Scipio am 03. August 2014, 18:27:44
Danke F. A. Mesmer,

ich entnehme deiner Antwort, dass die Sanktionen vor dem Hintergrund der Abhängikeit Europas von Russischer Energie (Gas, Öl, etc.) eine eher schlechte Idee sind.

Das glaube ich nun nicht. Bodenschätze sind so ziemlich das Wesentliche, was Russland Geld bringt. Wenn sich Russland da als unzuverlässig erweist und den Gas-/Ölhahn zudreht, ist das für Europa blöd aber nicht weiter schlimm, aber für Russland eine langfristige Katastrophe.

Zitat
Was D. angeht kommt ja noch die starke Exportabhängigkeit der Wirtschaft hinzu, auch wenn ich jetzt nicht weiss, wieviel genau gen Russland geht.

Guck das BIP und die Einwohnerzahl von Russland an ...
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Antitainment am 03. August 2014, 21:01:15
Ergänzung zu Groucho:
Zitat,,Russland ist stärker auf Europa als Absatzmarkt angewiesen, als Europa von Russland als Bezugsquelle abhängt", urteilt Peter Kiernan, ein Energie-Analyst bei Economist Intelligence Unit.

www.wsj.de/article/SB10001424052702303369904579420561530903676.html
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: MrSpock am 04. August 2014, 08:48:02
Vereinzelt zeigt es bereits Wirkung:

ZitatDie US-Wirtschaftssanktionen treffen auch den Hauptaktionär des zweitgrößten russischen Gasförderers Novatek, Gennadi Timtschenko. Die Herstellerfirma seines Luxusjets, Gulfstream, verweigert die Wartung. Das 65 Millionen Dollar teure Flugzeug muss am Boden bleiben.

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/us-sanktionen-legen-luxusjet-von-russischem-gasmagnaten-lahm-a-984260.html

Jetzt mal eine Meinung zu den Sanktionen generell:

ZitatDie EU und die USA haben ihre Wirtschaftssanktionen gegen Russland verschärft. Kritiker sehen darin einen Rückfall in den Kalten Krieg. Dabei scheinen sie ein paar Fakten zu übersehen.

Julian Nida-Rümelin, Kulturstaatsminister unter Gerhard Schröder, wagte sich besonders weit vor. Kaum hatten EU und USA ihre Wirtschaftssanktionen gegen Russland verschärft, warf er sich in die Bresche für Wladimir Putin. Dessen Politik sei - anders als vom Westen behauptet - überhaupt nicht neo-imperialistisch, sondern geradezu moderat, schrieb er in einem Gastbeitrag für das Unterhaltungsportal stern.de.

Nida-Rümelin, heute wieder Philosophie-Professor in München, präsentierte eine ganz besondere Argumentation für seine These. "Im Vergleich zur Praxis des saudischen Feudal-Regimes könnte Russland als Hort der Menschenrechte durchgehen, jedenfalls werden dort ehebrechende Frauen nicht gesteinigt, Russland finanziert keine islamistischen Terroristen, und es gibt sogar Parlaments- und Präsidialwahlen mit konkurrierenden Parteien", schrieb er. Soll wohl heißen: Ein Mörder ist schlimmer als ein Raubmörder. Oder umgekehrt.

Nur: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Nida-Rümelin steht stellvertretend für eine ganze Riege prominenter Deutscher - von Gerhard Schröder bis zu Helmut Schmidt -, die versuchen, Putins Politik zu relativieren. Sie vergleichen Äpfel mit Birnen, beklagen Nato-Propaganda, ohne die russische auch nur zu erwähnen, warnen vor einem Rückfall in den Kalten Krieg und übersehen, dass in der Ukraine längst ein sehr heißer Krieg tobt. Und weil da inzwischen einiges durcheinander geht, ist es wohl nötig, mal auf ein paar Fakten zu verweisen.

Fakt ist, dass Putin die ukrainische Krim völkerrechtswidrig besetzt und annektiert hat. Punkt.

Fakt ist, dass Putin den Bürgerkrieg in der Ostukraine aktiv anheizt, indem er die Rebellen mit Kämpfern und militärischem Gerät versorgt. Punkt.

Fakt ist, dass der Abschuss des malaysischen Passagierflugzeuges MH17 durch ukrainische Rebellen ein Versehen war. Fakt ist aber auch, dass sie die Maschine nur abschießen konnten, weil sie von Moskau hochmoderne Flugabwehrraketen vom Typ Buk erhalten hatten. Wer - wie Putin - schlecht ausgebildeten Hobbykriegern Hochtechnologiewaffen überlässt, ist mitverantwortlich für den Tod von 298 unbeteiligten Zivilisten.

Fakt ist, dass Putin in der Ukraine nicht zum ersten Mal neo-imperialistisches Gehabe an den Tag legt. Mit der Abtrennung von Abchasien und Südossetien hat er in Georgien schon ähnlich agiert.

Man kann natürlich darüber streiten, ob die russische, die ukrainische oder die Nato-Propaganda schlimmer sind. Man kann sich aber auch diese Fakten in Erinnerung rufen, um zur Ursache des Problems Ukraine zu kommen. Und die heißt Putin. Der Mann im Kreml betreibt eine völkerrechtswidrige Aggressionspolitik und ist zur Gefahr für Russlands Nachbarn geworden. Daran ändern auch nichts die Tatsachen, dass in Saudi-Arabien ein feudalistisches Regime herrscht und dass die Amerikaner ihren zweiten Irak-Krieg mit gefälschten Beweisen rechtfertigt haben.

Einen Aggressor muss man in die Schranken weisen, allein schon aus Gründen des Selbstschutzes. Will man das nicht militärisch machen - und dafür gibt es jede Menge sehr guter Gründe -, dann muss man zu Wirtschafts- und vor allem Finanzsanktionen greifen. Und sie notfalls immer weiter verschärfen. So lange, bis Wladimir Putin seine Außenpolitik wieder völkerrechtsgemäß gestaltet.

http://www.manager-magazin.de/politik/artikel/warum-putin-sanktionen-braucht-a-983814.html

Aber es trifft natürlich auch die deutsche Wirtschaft - vereinzelt:

ZitatDer Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall muss auf ein 100 Millionen Euro schweres Geschäft in Russland verzichten. Laut einem Zeitungsbericht hat Bundeswirtschaftsminister Gabriel den Deal mit Verweis auf die Ukraine-Krise endgültig untersagt....

...Das Gefechtsübungszentrum, das in der Stadt Mulino in der Wolga-Region erbaut und noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden sollte, war laut "SZ" zur Ausbildung von Soldaten mit technisch hochentwickelten Simulationsinstrumenten vorgesehen. Pro Jahr hätten bis zu 30.000 Soldaten in einer solchen Anlage ausgebildet werden können.

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/industrie/rheinmetall-bundesregierung-stoppt-ruestungsgeschaeft-mit-moskau-a-984303.html
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: MrSpock am 04. August 2014, 11:20:17
Jetzt haben wir den wahren Schuldigen ausgemacht! Es sind die Amis!

ZitatDie ehemalige ARD-Nachrichtensprecherin Eva Herman bloggt für den russischen Sender ,,Voice of Russia". In ihrem neuesten Beitrag erklärt sie, warum ein Krieg zwischen den Großmächten USA und Russland unausweichlich sei. Ihre Begründung: Es gehe ums Geld.

ZitatDie USA bräuchten dringend Geld und würden alles dafür tun. Das ist Hermans Grundthese, die sie im Vorspann ihres Beitrags dadurch zu untermauern versucht, dass ein möglichst langer Krieg viel Geld in die Kassen der Amerikaner spülen würde.

ZitatWarum dies so sein soll - dazu äußert sich Herman nicht. Weiter schreibt sie zu diesem Thema lediglich noch, dass die Amerikaner - die "Kriegstreiber der Großbanken" - es leicht haben werden, weil sie durch das große Wasser von jenem Ort getrennt sind, an dem es krachen werde.

Damit erschöpft sich ihre Argumentation. Es folgt ein poetischer Aufruf für den Frieden und gegen den Krieg. Herman appelliert an ihre Leser, in die Augen der Herrscher zu schauen und sich selbst ein Bild zu machen. "Was seht ihr? Was glaubt ihr? Was fühlt ihr?"

Ah ja.  :facepalm

Unsere Weltpolitik-Expertin hat eine umfassende Analyse abgeliefert.

http://www.focus.de/politik/ausland/sie-brauchen-unbedingt-geld-und-werden-alles-dafuer-tun-eva-herman-bankrotte-usa-reizen-russland-so-lange-bis-es-zum-krieg-kommt_id_4036044.html
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Belbo am 04. August 2014, 11:49:44
Wirtschaftssanktionen? Mal andersrum gefragt, was wären denn die Alternativen?
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: MrSpock am 04. August 2014, 12:06:04
Zitat von: Belbo am 04. August 2014, 11:49:44
Wirtschaftssanktionen? Mal andersrum gefragt, was wären denn die Alternativen?

Einmarschieren.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Belbo am 04. August 2014, 12:11:06
Zitat von: MrSpock am 04. August 2014, 12:06:04
Zitat von: Belbo am 04. August 2014, 11:49:44
Wirtschaftssanktionen? Mal andersrum gefragt, was wären denn die Alternativen?

Einmarschieren.

Yepp....gewähren lassen, hat eine ähnliche Qualität.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Antitainment am 04. August 2014, 12:21:04
Eva Herman hat in ihrem Werkzeugkasten halt nur diesen einen alten Hammer und den hebt sie ständig falschrum.

ZitatWirtschaftssanktionen? Mal andersrum gefragt, was wären denn die Alternativen?
Stuhlkreise, Arbeitskreise, Hashtags, Facebookpetitionen sind mögliche Ansätze.  :angel:

Die DIHK hält, soweit ich weiß, die Sanktionen für alternativlos - Inwiefern das zutrifft weiß ich nicht. Zumindest wird Russland gemeinsame Wirtschaftssanktionen der USA und Europa nicht so leicht wegstecken.
Leider gerät die Ukraine dabei wirtschaftlich unter die Räder, da Russland im Gegenzug die Ukraine sanktioniert. Ebenso könnten auf dem Weg auch Kandidaten wie Saudi-Arabien als Energielieferant erstarken - Das ist auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.

Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: MrSpock am 04. August 2014, 13:29:29
Zitat von: Antitainment am 04. August 2014, 12:21:04
Eva Herman hat in ihrem Werkzeugkasten halt nur diesen einen alten Hammer und den hebt sie ständig falschrum.

ZitatWirtschaftssanktionen? Mal andersrum gefragt, was wären denn die Alternativen?
Stuhlkreise, Arbeitskreise, Hashtags, Facebookpetitionen sind mögliche Ansätze.  :angel:

Die DIHK hält, soweit ich weiß, die Sanktionen für alternativlos - Inwiefern das zutrifft weiß ich nicht. Zumindest wird Russland gemeinsame Wirtschaftssanktionen der USA und Europa nicht so leicht wegstecken.
Leider gerät die Ukraine dabei wirtschaftlich unter die Räder, da Russland im Gegenzug die Ukraine sanktioniert. Ebenso könnten auf dem Weg auch Kandidaten wie Saudi-Arabien als Energielieferant erstarken - Das ist auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.

Ich würde nicht ganz so schwarzmalen, was den Energiesektor betrifft. Immerhin haben wir das EEG!  :rofl :rofl2
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 04. August 2014, 13:52:05
Da Ökonomie mein Fachgebiet ist, werde ich mal meinen erst Eintrag dazu nutzen, deine Frage zu beantworten.
Erstmal gibt es Länder in Europa denen es bezogen auf die Exporte mehr schadet als anderen.
Deutschland ist innerhalb Europas der größte Exporteur. Hier dazu die genauen Statistiken:

http://www.bpb.de/internationales/europa/russland/173415/statistik-russlands-handel-mit-partnern-in-der-eu-und-im-postsowjetischen-raum

Beim Import sieht es ähnlich aus. Deutschland ist innerhalb Europas das Land, das den stärksten Handel mit Rußland treibt.
An Gazproms Exporten kann man sehr schön erkennen, wie abhängig die einzelnen Länder der EU genau sind.

http://images.derstandard.at/2012/02/08/1328517400584.jpg

Die EU deckt dabei ingesamt ungefähr 20 Prozent des Öl- und 45 Prozent des Erdgasbedarfs mit russischen Exporten ab.
Europa ist für Rußland aktuell der wichtigste Absatzmarkt.

Damit du ein Gefühl dafür bekommst, was so zwischen Deutschland und Rußland gehandelt wird:

http://www.een-bayern.de/een/inhalte/Unser-Service-fuer-Sie/Auslandsmarkterschliessung/Laender/Europa/Russland/Export-Import-Statistik-Russland.jsp

Streiche also Europa als ganzes. Jedes Land innerhalb der EU muß hier unterschiedlich gewichtet werden.

Jetzt zur Frage vom Schaden und Nutzen aller Beteiligten.
Es gibt zwei verschiedene Aspekte.

1. Der Handel.
Um es etwas einfach zu Formulieren, kann man die meisten zu handelden Güter in zyklisch und nicht zyklisch aufteilen.
Nicht zyklisch sind z.B. Energie, Rohstoffe oder Lebensmittel. Man ist einfach dauernd auf sie angewiesen (wenn man Essen und produzieren will), die Anschaffung kann nicht warten. Zyklisch bedeutet entsprechend, das man den Kauf auch verzögern kann. Wie etwa Kleidung, Fernseher oder Maschienen.

Sanktionen treffen in der Regel am Anfang immer den als erstes, der auf nicht zyklische Güter angewiesen ist. Das ist in dem Fall Deutschland. Mögen die Russen z.B. probleme bei der Beschaffung von Maschienenteilen haben, so kann man doch vieles Flicken oder vieleicht von einem anderen Handelspatner bekommen.
Die Energie hingegen brauchen wir hier ständig. Ebenso wie bestimmte Rohstoffe.

2. Finanzen
Kapital ist sehr scheu. Wenn Anleger irgendwo gefahr wittern, rennen sie meist wie die Hasen. Das ist für Rußland sehr problematisch.

Was vielen nicht bewußt ist, ist die Tatsache das Wähungen auch gehandelt werden. Direkt und indirekt.
Wenn z.B. EU/US Investoren ihr Kapital aus Rußland abziehen (z.B. durch den Verkauf von Aktien), verkaufen sie Rubel und kaufen dafür die Wähung X (je nach dem was sie mit dem Geld anstellen).
Damit verliert der Rubel entsprechend an Wert, was die kosten für Importe in die Höhe schnellen läßt.
Waren die Rußland importiert, werde also entsprechend Teuer. Auch steigt die Zinslast der Forderungen gegenüber Rußland. Ein Land das seine Schulden/Zinsen mi Rubel,  in € oder $  abbezahlt, muß bei fallenden Rubel Kursen entsprechend mehr Zahlen als vorher.

Allerdings machen fallende Rubelkurse die Produkte die Rußland exportiert für andere Länder günstiger. Wer mit starker Wähung in Rußland "shoppen" geht, bekommt jetzt mehr für das gleiche Geld, als noch vor 6 Monaten.

http://www.finanzen.net/devisen/euro-russischer_rubel-kurs
Kursverlauf Rubel

Problematisch ist es für Rußland, wenn Konten gesperrt werden und Kredite ausbleiben. Ich denke das muß man aber nicht weiter erleutern und die entsprechenden Folgen liegen auf der Hand.

Fazit:

Während also der Handel eher zu lasten Deutschlands/Europa geht, ist Rußland anfälliger auf der finanziellen Ebene. Das ist natürlich etwas vereinfacht dargestellt, da es noch andere Faktoren gibt*, aber im groben ist es das.
"Der Westen" ist allerdings nicht mehr so stark wie er mal war. Rußland könnte sich stärker gen Osten wenden und entsprechend mehr mit China/Asien handeln. Dort kann es Maschienen kaufen und findet auch Abnehmer für seine eigenen Exporte.
Chinesische Investoren könnten die Lücken schließen, die Europäer und Amerikaner auf dem Kapitalmarkt hinterlassen haben.
Das die sog. Brics-Staaten eine eigene Entwicklungsbank gegründet haben, ist ein weiteres Anzeichen der Machtverschiebung.

Allerdings klingt das alles etwas einfacher und leichter, als es in Wahrheit ist.
Ich hoffe ich konnte etwas helfen.

MfG

* etwa wenn einzelne Firmen wie Addidas oder die Metro besonders stark im russischen Markt involviert sind und entsprechend darunter leiden, was dann auch auswirkungen auf deren Aktienkurse hat.

PS Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.


Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: MrSpock am 04. August 2014, 14:54:06
Zitat von: alliance1979 am 04. August 2014, 13:52:05

PS Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Ich habe zwei "Maschienen" gefunden!  :wurst:
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 04. August 2014, 14:59:51
Zitat von: MrSpock am 04. August 2014, 14:54:06
Zitat von: alliance1979 am 04. August 2014, 13:52:05

PS Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Ich habe zwei "Maschienen" gefunden!  :wurst:

Darfst Du die jetzt nach Russland verkaufen oder nicht?
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Scipio am 04. August 2014, 15:24:01
hm..... Das sieht ja richtig düster aus....

Was mich wundert ist, dass Russland sich überhaupt noch mit dem Westen ab gibt, da ja China und Indien, die Rohstoffe Russlands sicher mit Kusshand nehmen würden.

Diese Entwicklungsbank ist warscheinlich auch nur ein zeichen dafür, das die Bric uns davon laufen und hier bald alles aufkaufen werden... oder so...
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: MrSpock am 04. August 2014, 15:33:15
Zitat von: Groucho am 04. August 2014, 14:59:51
Zitat von: MrSpock am 04. August 2014, 14:54:06
Zitat von: alliance1979 am 04. August 2014, 13:52:05

PS Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Ich habe zwei "Maschienen" gefunden!  :wurst:

Darfst Du die jetzt nach Russland verkaufen oder nicht?

Ja, aber nur über die USA --> Brasilien --> China --> Russland.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 04. August 2014, 15:54:14
Zitat von: Scipio am 04. August 2014, 15:24:01
Diese Entwicklungsbank ist warscheinlich auch nur ein zeichen dafür, das die Bric uns davon laufen und hier bald alles aufkaufen werden... oder so...
Weil ich grad so philosophisch drauf bin: Hüte Dich vor linearem Denken, besonders bei Ökonomie und Ökologie.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 04. August 2014, 15:56:36
Zitat von: Scipio am 04. August 2014, 15:24:01
hm..... Das sieht ja richtig düster aus....

Was mich wundert ist, dass Russland sich überhaupt noch mit dem Westen ab gibt, da ja China und Indien, die Rohstoffe Russlands sicher mit Kusshand nehmen würden.

Diese Entwicklungsbank ist warscheinlich auch nur ein zeichen dafür, das die Bric uns davon laufen und hier bald alles aufkaufen werden... oder so...

Wie gesagt etwas komplexer ist es schon. Beim Handel gibt es nie eine Win-Win Situation (bezogen auf das Nettogeldvermögen). Und wenn doch, dann sitzt der Verlierer einfach nur nicht mit am Verhandlungstisch. Das heißt China wird Rußland genauso wenig etwas "schenken", wie die EU. Auch hier gibt es gewisse Spannungen und Interessenskonflikte, vorallem aber ist China selber ein sehr Rohstoffreiches Land und würde für die gleiche Ware, einfach etwas weniger Zahlen.

Die europäischen Absatzmärkte bieten also für Rußland durchaus ihre Vorteile gegenüber China. Ein weiteres Beispiel, ist die gut ausgebaute Infrastruktur, so das Gas und Öl schnell und günstig transportiert werden können.
Aber je länger der Konflikt andauert, desto attraktiver wird "der Osten" für Rußland. Schon jetzt wird Putin daraus seine Lehren gezogen haben und langfristig wirtschaftspolitisch umsteuern.
Ökonomisch darf man Rußland auch nicht überbewerten. Das Land hat viele Probleme und es ist unwahrscheinlich (wenn auch nicht unmöglich), das es in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.

Was die Entwicklungsbank der Brics Staaten angeht, sollte man die Gründung aufmerksam zur Kenntnis nehmen, es aber auch nicht dramatisieren. Die Staaten haben höchst Unterschiedliche Intressen, die Bank muß erstmal ausgebaut werden und kein Mensch weiß, wie die Welt in 10 Jahren aussehen wird.
Es ist ein wichtiges Puzzelstück, das aber keine Aussagen zuläßt wie das Bild hinterher aussieht.

MfG
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 04. August 2014, 15:57:41
Zitat von: MrSpock am 04. August 2014, 15:33:15
Zitat von: Groucho am 04. August 2014, 14:59:51
Zitat von: MrSpock am 04. August 2014, 14:54:06
Zitat von: alliance1979 am 04. August 2014, 13:52:05

PS Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

Ich habe zwei "Maschienen" gefunden!  :wurst:

MfG
Darfst Du die jetzt nach Russland verkaufen oder nicht?

Ja, aber nur über die USA --> Brasilien --> China --> Russland.


Wer den schaden hat, braucht wenigstens nicht für den Außhandel zu sorgen *hust*. Viel spaß beim Verkauf. ;)
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 04. August 2014, 16:16:17
Das passt auch dazu:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-putins-propaganda-wird-dreister-und-funktioniert-a-984074.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-putins-propaganda-wird-dreister-und-funktioniert-a-984074.html)
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Scipio am 04. August 2014, 17:02:49
Zitat von: alliance1979 am 04. August 2014, 15:56:36

Was die Entwicklungsbank der Brics Staaten angeht, sollte man die Gründung aufmerksam zur Kenntnis nehmen, es aber auch nicht dramatisieren.


Hast mich neugierig gemacht, welche Gründe wären das?
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Antitainment am 04. August 2014, 17:11:35
@alliance1979
Falls du das für mich mal beleuchten kannst:
Für wie sinnvoll, bzw. erfolgreich schätzt du die angestrebten Sanktionen gegen Russland ein? (sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig)

@groucho
Ein Schwank und Einzelfall aus meinem Freundeskreis, aber der Freund, seines Zeichens gebürtiger Russe, ist ebenfalls VT-anfällig, allerdings nur wenn es um Russland geht und, obwohl er im Rest des Daseins bei klarem Verstand unterwegs ist, rechtfertigt er gerne Putins Marschrichtung. (aus meiner Sicht eher aus einer Art kultureller Selbstverteidigung, denn einer tatsächlichen Überzeugung, aber das ist reine Küchenpsychologie meinerseits)
*die deutschen Medien stellen falsch dar/verschleiern/lügen* etc. pp.



Das hier ist leider auf eine andere Art passend und wohl eine der möglichen unerwünschten Nebenwirkungen.
ZitatDeutsche Unternehmen werden im Moment angesichts der verhängten Sanktionen mit ihrem Geschäft in Russland nicht glücklich. Doch dafür könnten sich neue Möglichkeiten anderswo in der Welt bieten: Immer mehr Firmen erwärmen sich für den Handel mit Iran.
http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304697704580070971861621544.html
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 04. August 2014, 17:13:01
Zitat von: Scipio am 04. August 2014, 17:02:49
Zitat von: alliance1979 am 04. August 2014, 15:56:36

Was die Entwicklungsbank der Brics Staaten angeht, sollte man die Gründung aufmerksam zur Kenntnis nehmen, es aber auch nicht dramatisieren.


Hast mich neugierig gemacht, welche Gründe wären das?

Steht doch da:
ZitatDie Staaten haben höchst Unterschiedliche Intressen, die Bank muß erstmal ausgebaut werden und kein Mensch weiß, wie die Welt in 10 Jahren aussehen wird.
Es ist ein wichtiges Puzzelstück, das aber keine Aussagen zuläßt wie das Bild hinterher aussieht.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 04. August 2014, 17:20:49
Zitat von: Antitainment am 04. August 2014, 17:11:35
Ein Schwank und Einzelfall aus meinem Freundeskreis, aber der Freund, seines Zeichens gebürtiger Russe, ist ebenfalls VT-anfällig, allerdings nur wenn es um Russland geht und, obwohl er im Rest des Daseins bei klarem Verstand unterwegs ist, rechtfertigt er gerne Putins Marschrichtung. (aus meiner Sicht eher aus einer Art kultureller Selbstverteidigung, denn einer tatsächlichen Überzeugung, aber das ist reine Küchenpsychologie meinerseits)
*die deutschen Medien stellen falsch dar/verschleiern/lügen* etc. pp.

Kein Mensch ist in allen Bereichen rational, und Deine "küchenpsychologische" Erklärung halte ich keinesfalls für abwegig. Beobachte auch an mir, dass ich bei Dingen, die mir am Herzen liegen, berechtigte Kritik nur ungern zur Kenntnis nehme.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 04. August 2014, 17:23:45
Zitat von: alliance1979 am 04. August 2014, 15:57:41
Wer den schaden hat, braucht wenigstens nicht für den Außhandel zu sorgen *hust*. Viel spaß beim Verkauf. ;)

Die Vorlage war aber auch zu schön, um sie entgehen zu lassen  :grins2:
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 05. August 2014, 00:39:36
Zitat von: Antitainment am 04. August 2014, 17:11:35
@alliance1979
Falls du das für mich mal beleuchten kannst:
Für wie sinnvoll, bzw. erfolgreich schätzt du die angestrebten Sanktionen gegen Russland ein? (sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig)

Ganz ehrlich? Nein. Da gibt es zuviele variablen und ich stecke auch nicht tief genug in der Materie. Ich müßte mir erst ansehen wie die aktuellen Sanktionen und die zukünftigen Sanktionsstufen aussehen und selbst dann hängt vieles davon ab, wie die russische Regierung darauf reagieren wird.
Man könnte da im grunde auf Carl von Clausewitz und seine Friktionen verweisen. ;)

Grundsätzlich kann man nur sagen, das Deutschland das europäische Land ist, das mit abstand am engsten mit Rußland verflochten ist. Deshalb tragen wir auch das größte Risiko. Je stärker die Sanktionen ausfallen, desto größer die Belastungen und Unsicherheiten für unsere Volkswirtschaft.
Rußland könnte kurz bis mittelfristig eine Rezession drohen, aber langfristig bei einer leidlich vernünftigen Wirtschaftspolitik, mit chinesischer Unterstützung (zumindest fraglich) tatsächlich vom Rohstoffexporteur zur produktiven Industrienation heranwachsen.

Ich glaube nicht das Rußland so schnell aufhöhren wird Öl und Gas nach Europa zu exportieren. Sollten sie doch zu diesem Mittel greifen, wären die Auswirkungen für alle Beteiligten fatal und Europa stünde dann vor sehr ernsten Problemen. Aber ich glaube wie gesagt nicht das es dazu kommt. Das ware nackter Wahnsinn.
Europa wird es zumindest kurzfristig schwer haben entsprechend praktikabele Alternativen zum russischen Erdgas zu finden.

Was ich von den Sanktionen generell halte? Rein ökonomisch betrachtet sind sie extreme unvernünftig und speziell Europa fühlt sich in diesem Wirtschaftskonflikt etwas stärker, als es in Wahrheit ist. Nüchtern betrachtet profitieren vorallem die USA und China von so einem Konflikt, während sich Europa und Rußland schwächen.
Stellt sich dann natürlich die Frage, wie man sonst auf diesen Konflikt hätte reagieren sollen und müssen.....


MfG



Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 05. August 2014, 01:23:15
Zitat
Hast mich neugierig gemacht, welche Gründe wären das?

Die Brics Staaten eint vorallem der Unmut über die Weltbank und den IWF, bzw. der dortige Einfluß der USA und Europas. Aber nur weil man einen Gegner hat, heißt das nicht das man selber die gleichen Interessen vertritt oder keine eigenen Konfilkte beilegen muß.

Beispiel China und Indien:

http://www.dw.de/gespanntes-verh%C3%A4ltnis-china-und-indien/a-16796520

Man bewegt sich zwar neuerdings aufeinander zu (geschlossenes Grenzabkommen), trotzdem gibt es Spannungen zwischen diesen beiden Staaten um den genauen Grenzverlauf. Auch die Handelsbilanz, die zugunsten Chinas ausfällt, störrt die Inder sehr. Ist also nicht alles Gold was glänzt.

Zur Bank selber:
Das Startkapital fällt mit 50 Milliarden $ noch etwas bescheiden aus, soll aber noch auf 100 Milliarden $ ausgebaut werden. Die neue Entwicklungsbank muß auch erstmal richtig gegründet werden. Zum vergleich, das gezeichnete Kapital der Weltbank belief sich 2010 auf annährend 280 Mrd. $, der Währungsfond des IWF´s lag da bei ca. 760 Milliarden $. Aktuellere zahlen habe ich leider gerade nicht zur Hand und ich bin jetzt zu Faul und zu müde um noch suchen ;).

Diese neue Entwicklungsbank steckt also noch in den Kinderschuhen und wird erst 2016 richtig an den Start gehen. Das Konzept dahinter ist durchaus interessant und man darf meines erachtens nach vor der New Development Bank (so heißt sie glaube ich) weder die Nase rümpfen, noch sie größer machen, als sie derzeit ist ;).

So wird Zeit furs Bett. Mir fallen die Augen zu. Ich hoffe meine formulierungen ergeben einigermaßen Sinn ;).

MfG
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 05. August 2014, 10:23:30
Zitat von: Scipio am 03. August 2014, 18:27:44
Danke F. A. Mesmer,

ich entnehme deiner Antwort, dass die Sanktionen vor dem Hintergrund der Abhängikeit Europas von Russischer Energie (Gas, Öl, etc.) eine eher schlechte Idee sind. Was D. angeht kommt ja noch die starke Exportabhängigkeit der Wirtschaft hinzu, auch wenn ich jetzt nicht weiss, wieviel genau gen Russland geht.

Darüber hinaus, scheint Russland ja nicht besonders Abhängig von Importen aus Europa zu sein, zumindest nach dem zu urteilen was ich so gelesen habe.
ähm, das habe ich so nicht gesagt. etwas vorsichtiger war ich, glaube ich, schon. mittlerweile ist ja deutlich geworden, dass es doch etwas komplizierter ist.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Antitainment am 05. August 2014, 11:19:19
@alliance1979
Besten Dank für die Antwort; ist für mich mehr als ausreichend.  :prosit
Kann man dann also festhalten, dass Sanktionen im besten Fall Antwortmöglichkeiten auf ein Problem sein können aber keine Lösung.

@Groucho
ZitatKein Mensch ist in allen Bereichen rational, und Deine "küchenpsychologische" Erklärung halte ich keinesfalls für abwegig.
Ja, da kann sich keiner von frei machen. Zusätzlich weise ich natürlich lieber auf den Dreck vor fremden Haustüren hin...  :angel:
Aber es ärgert mich auch, wenn so offensichtlich hahnebüchener Unsinn ansatzlos geschluckt wird, gerade oder erst recht von Menschen, die einem näher stehen.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 08. August 2014, 02:06:43
Tja...und hier haben wir eine Friktion. Ich halte das russische Importverbot für relativ problematisch.
Denn es wird zwangsläufig zu leichten Spannungen innerhalb der EU kommen, deren Mitglieder unterschiedlich stark vom Importverbot getroffen werden.
Wenn Rußland es schafft die entstandenen Lücken durch andere Anbieter zu füllen, halte ich die Auswirkungen am russischen Markt für überschaubar, auch wenn man mit steigenden Preisen rechnen muß.
Praktisch für Putin ist hier vorallem, das negative Auswirkungen eher die Mittel und Oberschicht treffen werden. Die breite Masse der Bevölkerung wird relativ wenig von den Einschränkungen zu spüren bekommen.

Wirklich problematisch daran ist, das hier wohl die Märkte für Europa langfristig wegbrechen werden.
In Deutschland werden wohl die Milchbauern am stärksten zu leiden haben. Die Preisentwicklung der letzten Jahre ist hier schon fast traditionel schlecht und solche Nachrichten machen es natürlich zusätzlich schwer.

Profitieren werden die Händler, Logistiker und Produzenten, denen sich neue Märkte erschließen, während gleichzeitg in den jeweiligen Ländern die Preise für die betroffenen Lebensmittel erhöhen werden.
Wenn diese Konflikt schärfer wird, wird es jedenfalls massive Verschiebungen im Internationalen Handel geben.

MfG





Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 08. August 2014, 08:42:39
einfach weil ich den Titel des Artikels so schön fand: Sanktionen aus russischer Sicht: ,,Äpfel und Kartoffeln haben wir immer" (http://www.nachdenkseiten.de/?p=22729)
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 08. August 2014, 12:10:16
Zitat von: F. A. Mesmer am 08. August 2014, 08:42:39
einfach weil ich den Titel des Artikels so schön fand: Sanktionen aus russischer Sicht: ,,Äpfel und Kartoffeln haben wir immer" (http://www.nachdenkseiten.de/?p=22729)

ZitatEs beginnt, kann man sagen, wieder einmal der aus der Geschichte bekannte, vergebliche Kampf des Westens gegen ein Russland, das immer dann stark wird, wenn es sich auf seine Autarkie besinnen muss – auf seine eigenen Ressourcen an Öl, Gas und anderen Rohstoffen einschließlich des unendlich weiten, in den letzten Jahren brachliegenden Landes zum einen und der seines traditionellen, wie die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom es nennen würde, sozialen Kapitals zum anderen. Soziales Kapital – das ist in Russland die soziale Grundstruktur einer Gesellschaft, die sich immer noch in der lebendigen ergänzenden Familienwirtschaft ausdrückt, in der Datscha der Städter, im Hofgarten auf dem Lande. An den Grundelementen dieser russischen Selbstgenügsamkeit, dem Naturreichtum des Landes und der in die sozialökonomische Struktur bis in die Topografie des Landes eingewachsenen Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstversorgung seiner Bewohner und Bewohnerinnen, sind bisher alle Versuche Russland in die Knie zu zwingen gescheitert.

Das Paradies! Wo Löwe und Lämmchen friedlich nebeneinander grasen und satt und zufrieden am gluckernden Schokoladenbach sich liebevolle Blicke zuwerfen!

Schlusssatz:
ZitatUnd daran, davon sind meine Gesprächspartner reihum überzeugt, wird auch der neue Versuch scheitern. Die Leidtragenden werden hauptsächlich die Europäer sein. Schade um sie, heißt es, das wäre alles nicht nötig.

Ist das noch Optimismus oder schon Blauäugigkeit?
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Belbo am 08. August 2014, 12:57:49
...schwer zu sagen.
(http://a69.g.akamai.net/n/69/10688/v1/img5.allocine.fr/acmedia/medias/nmedia/19/00/22/34/20628300.jpg)
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: gesine2 am 08. August 2014, 21:17:53
Wie geht nochmal der Mittelteil?
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Scipio am 09. August 2014, 06:59:50
Zitat von: Groucho am 08. August 2014, 12:10:16
Zitat von: F. A. Mesmer am 08. August 2014, 08:42:39
einfach weil ich den Titel des Artikels so schön fand: Sanktionen aus russischer Sicht: ,,Äpfel und Kartoffeln haben wir immer" (http://www.nachdenkseiten.de/?p=22729)

ZitatEs beginnt, kann man sagen, wieder einmal der aus der Geschichte bekannte, vergebliche Kampf des Westens gegen ein Russland, das immer dann stark wird, wenn es sich auf seine Autarkie besinnen muss – auf seine eigenen Ressourcen an Öl, Gas und anderen Rohstoffen einschließlich des unendlich weiten, in den letzten Jahren brachliegenden Landes zum einen und der seines traditionellen, wie die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom es nennen würde, sozialen Kapitals zum anderen. Soziales Kapital – das ist in Russland die soziale Grundstruktur einer Gesellschaft, die sich immer noch in der lebendigen ergänzenden Familienwirtschaft ausdrückt, in der Datscha der Städter, im Hofgarten auf dem Lande. An den Grundelementen dieser russischen Selbstgenügsamkeit, dem Naturreichtum des Landes und der in die sozialökonomische Struktur bis in die Topografie des Landes eingewachsenen Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstversorgung seiner Bewohner und Bewohnerinnen, sind bisher alle Versuche Russland in die Knie zu zwingen gescheitert.

Das Paradies! Wo Löwe und Lämmchen friedlich nebeneinander grasen und satt und zufrieden am gluckernden Schokoladenbach sich liebevolle Blicke zuwerfen!

Schlusssatz:
ZitatUnd daran, davon sind meine Gesprächspartner reihum überzeugt, wird auch der neue Versuch scheitern. Die Leidtragenden werden hauptsächlich die Europäer sein. Schade um sie, heißt es, das wäre alles nicht nötig.

Ist das noch Optimismus oder schon Blauäugigkeit?

Ich glaube, die meinen das ernst.....
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 09. August 2014, 11:49:56
Naja. Hüben wie drüben kann ein bissel Propaganda nie schaden ;).
Wenn man sich den Text aufmerksam ein paar Minuten widmet, dann findet man ja eh schnell heraus das es sich hier nur um Einschätzungen von "Bekanten" handelt.

Grundsätzlich hängt es davon ab, wie schnell Rußland hier die entstandenen Lücken schließen kann.

Auch die EU sollte sich überlegen, wie sie betroffene Produzenten unter die Arme greifen möchte.

MfG

PS Die Überschrift ist aber wirklich gut ;)
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Groucho am 09. August 2014, 21:16:52
Zitat von: alliance1979 am 09. August 2014, 11:49:56
Grundsätzlich hängt es davon ab, wie schnell Rußland hier die entstandenen Lücken schließen kann.

https://www.youtube.com/watch?v=CzCcV4oTRc0 (https://www.youtube.com/watch?v=CzCcV4oTRc0)
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: alliance1979 am 10. August 2014, 09:53:26
:rofl simply the best . geht einfach nichts über Loriot.
Dafür haben wir heute leider nur einen Mario Barth und Konsorten.

Trotzdem würde ich behaupten, das Rußland andere Lieferanten findet und das es nur eine Frage der Zeit und des Preises ist. ;)

MfG
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 26. August 2014, 08:45:13
Dieser Putin hat seine Finger aber auch überall drin:

ZitatCouncil on Foreign Relations sieht Hauptschuld an Ukraine-Krise beim Westen
Roman Baudzus 26.08.2014
So unglaublich diese Überschrift auch klingen mag, sie ist doch wahr
Als ich einen in der vergangenen Woche publizierten Bericht in Foreign Affairs, dem medialen Sprachrohr des Council on Foreign Relations (CFR) überflog, musste ich mir erst einmal kräftig die Augen reiben, um mir bewusst zu werden, ob ich auch wirklich richtig gelesen hatte. Der CFR ist einer der weltweit vier wichtigsten privaten Think Tanks und unter anderem eng mit Chatham House verwoben.

Immerhin steht Chatham House unter der Schirmherrschaft der britischen Queen Elizabeth II. Einzelne Schlüsselprojekte werden laut wikipedia.de durch die Rockefeller-Stiftung, die Konrad Adenauer Stiftung, die NATO und die Europäische Union finanziert. Dem Gros der westlichen Mainstreammedien war dieser Bericht bisher keine Silbe wert. Wie passt das im Angesicht der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine alles noch zusammen?
Quelle (http://www.heise.de/tp/artikel/42/42618/1.html)
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Belbo am 26. August 2014, 08:58:22
https://www.google.com/search?q=Roman+Baudzus&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&channel=sb


.....dieser Roman Baudzus?

https://www.freitag.de/autoren/hans-springstein/nur-ein-paar-hinweise

Zitat• Der Börsenmakler Dirk Müller hat auf seiner Website cashkurs.com einen interessanten Beitrag von Roman Baudzus veröffentlicht. In dem Text vom 9. September (leider nicht frei zugänglich) beschäftigte sich der Autor mit der Frage, wer in den USA den offenen Kriegseintritt will. Seine Antwort unter der Überschrift ,,USA: Bestimmtes Gesellschaftselement will Syrien-Krieg mit allen Mitteln" macht deutlich,.....
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 26. August 2014, 12:59:34
Zitat von: Belbo am 26. August 2014, 08:58:22
https://www.google.com/search?q=Roman+Baudzus&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&channel=sb


.....dieser Roman Baudzus?

https://www.freitag.de/autoren/hans-springstein/nur-ein-paar-hinweise

Zitat• Der Börsenmakler Dirk Müller hat auf seiner Website cashkurs.com einen interessanten Beitrag von Roman Baudzus veröffentlicht. In dem Text vom 9. September (leider nicht frei zugänglich) beschäftigte sich der Autor mit der Frage, wer in den USA den offenen Kriegseintritt will. Seine Antwort unter der Überschrift „USA: Bestimmtes Gesellschaftselement will Syrien-Krieg mit allen Mitteln“ macht deutlich,.....
möglich, aber irrelevant.

Entscheidend ist, dass er den Bericht verlink (http://www.foreignaffairs.com/articles/141769/john-j-mearsheimer/why-the-ukraine-crisis-is-the-wests-fault)t hat und der Bericht offensichtlich vom Council on Foreign Relations (http://www.cfr.org/) auf Foreign Affairs publiziert wurde.
Da laut WP (http://de.wikipedia.org/wiki/Council_on_Foreign_Relations) Henry Kissinger (US-Außenminister 1973–1977) CFR-Direktor (1977–1981) war, tendiere ich nicht zu der Annahme, es handle sich um einem Thinktank in kommirot, lasse mich aber gerne belehren. 8)

Zumal der Autor des Berichts John Mearsheimer laut dt. WP (http://de.wikipedia.org/wiki/John_J._Mearsheimer) und engl. WP (http://en.wikipedia.org/wiki/John_Mearsheimer)  jetzt auch nicht gerade eine linksalternative Biographie hat.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: Belbo am 26. August 2014, 13:17:47
Mearsheimer scheint ja in vielen bereichen eine Meinung zu haben.

ZitatMearsheimer emphasizes that the only hope for Israel to end its conflict with the Palestinians is to end the occupation and allow the Palestinians to have their own state in Gaza and the West Bank. Otherwise, Israel is going to turn itself into an "apartheid state." That would be a disastrous outcome not only for Israel, but also for the United States and especially the Palestinians

http://en.wikipedia.org/wiki/The_Israel_Lobby_and_U.S._Foreign_Policy

ZitatIn March 2006, Mearsheimer and Stephen Walt, former academic dean and professor of International Relations at the Harvard Kennedy School of Government, published a Harvard University Kennedy School of Government working paper[28] and a London Review of Books article[29] discussing the power of the Israel lobby in shaping the foreign policy of the United States. They define the Israel lobby as "a loose coalition of individuals and organizations who actively work to steer US foreign policy in a pro-Israel direction". They emphasize that it is not appropriate to label it a "Jewish lobby", because not all Jews feel a strong attachment to Israel and because some of the individuals and groups who work to foster U.S. support for Israel are not Jewish; according to Mearsheimer and Walt, Christian Zionists play an important role. Finally, they emphasize that the lobby is not a cabal or a conspiracy but simply a powerful interest group like the National Rifle Association or the farm lobby. Their core argument is that the policies that the lobby pushes are not in the United States' national interest, nor ultimately that of Israel. Those pieces generated extensive media coverage and led to a wide-ranging and often heated debate between supporters and opponents of their argument. The article was subsequently turned into a book entitled The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 26. August 2014, 13:26:42
mir gefällt die Noelle-Neumann Kontroverse. Offensichtlich hat Mearsheimer einen harmoniebedürftigen Charakter, was seine wissenschaftliche Leistung nicht unbedingt schmälert.
Titel: Re: Sind Wirtschaftssanktionen gegen Russland sinnvoll?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 26. August 2014, 15:50:23
Frieden könnte so schön sein.

ZitatRussland: Soldaten verirrten sich in die Ukraine
26. August 2014, 14:01
Kiewer Behörden leiten Strafverfahren wegen illegalen Grenzübertritts ein

Donezk - Die zehn russischen Soldaten, die am gestrigen Montag in der umkämpften Ostukraine gefangen genommen wurden, haben die Grenze nach Angaben aus russischen Militärkreisen aus Versehen überquert. Die Soldaten hätten an einer Patrouille im Grenzgebiet teilgenommen, hieß es nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen am Dienstag aus dem Verteidigungsministerium in Moskau.

Sie sollen die Grenze laut ukrainischen Angaben mit einer Kolonne aus Dutzenden bewaffneten Infanteriefahrzeugen überquert haben. Auf den von der Regierung in Kiew auf Facebook veröffentlichten Videoaufnahmen waren sie in armeegrüner Kleidung zu sehen. Einer von ihnen gab sich als Angehöriger einer Fallschirmjäger-Einheit aus.

"Ich habe nicht gesehen, wo wir die Grenze überquert haben", sagte er. "Sie haben uns nur gesagt, dass wir auf einem 70 Kilometer langen Dreitagesmarsch waren. Hier ist alles anders, nicht so, wie es im Fernsehen gezeigt wird. Wir sind als Futter für die Kanonen gekommen." Ein anderer Mann sagte: "Hört auf, unsere Jungs reinzuschicken. Warum? Das ist nicht unser Krieg."
Auch Ukrainer sollen Grenze überschritten haben
Quelle (http://derstandard.at/2000004764609/Russland-Soldaten-verirrten-sich-in-die-Ukraine)

Demnächst dann vielleicht bei Postillion: Pfandfinder Timmy verirrt erneut in der 1-Zimmerwohnung seiner Oma im Altenheim. Eltern zufrieden, dass die Karriere bei den russischen Fallschirmjägern gesichert ist.