Psiram Forum

Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Politik und Gesellschaft => Thema gestartet von: Scipio am 26. Juni 2014, 12:44:01

Titel: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Scipio am 26. Juni 2014, 12:44:01
Hallo Leute,

ich stehe relativ kurz vor meinem Abschluss als Ingenieur (Elektrotechnik) und wie ihr sicher schon bemerkt habt, wird seit Jahren das Lied vom "Fachkräftemangel" gesungen. Ich frage mich schon seit einiger Zeit, ob dass wirklich stimmt oder ob dass nur eine "Fatamorgana" ist, die eine von Lobbyarbeit der (bösen?) Industrie ist?

Wie es beispielsweise in einem einschlägigen E-Tech Forum behauptet wird:

http://www.mikrocontroller.net/topic/307651
http://www.mikrocontroller.net/topic/237968

MfG Scipio

p.s.: Ich geh euch langsam auf den Keks oder?
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: pelacani am 26. Juni 2014, 13:00:41
ZitatDu hast ein Talent dafür, Fragen zu stellen, die sich mit einem Satz beantworten lassen.  ;)

Der eine Satz lautet: Well, it depends.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Robert am 26. Juni 2014, 13:05:12
Dochdoch, ein Satz reicht hier, mit Verweis auf http://forum.psiram.com/index.php?topic=11302.0 (http://forum.psiram.com/index.php?topic=11302.0)
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Scipio am 26. Juni 2014, 13:40:56
Zitat von: Robert am 26. Juni 2014, 13:05:12
Dochdoch, ein Satz reicht hier, mit Verweis auf http://forum.psiram.com/index.php?topic=11302.0 (http://forum.psiram.com/index.php?topic=11302.0)

SuFu hätte hier weitergeholfen, hast recht.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
ach ihr Unwissenden und Ahnungslosen.
:wut
Der WP-Artikel zu Fachkraft  (http://de.wikipedia.org/wiki/Fachkraft) ist leider irreführend, besser ist da schon der Artikel zum Fachkräftemangel  (http://de.wikipedia.org/wiki/Fachkr%C3%A4ftemangel). Wirklich unterhaltsam und augenöffnend wird es aber erst, wenn man auf die der Seite der Arbeitsagentur guckt, was die eigentlich mit Fachkraft meinen.
Ich empfehle mal im Berufenet  (http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest=term&word=&immediate=true)"Fachkraft" einzugeben und das Ergebnis auf sich wirken zu lassen.
Dann versteht man auch leichter, dass die damit (faktisch - können wir gerne diskutieren, müssen wir aber nicht.) qualifizierte (sprich: angelernte) Niedriglöhner meinen und keine Ingenieure oder so, außer, die sind bereit als Niedriglöhner zu arbeiten...
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Scipio am 26. Juni 2014, 17:30:32
Zitat von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
keine Ingenieure oder so, außer, die sind bereit als Niedriglöhner zu arbeiten...

Das will ich mit Sicherheit nicht, auch, wenn ich nicht gerade Jahrgangsbester bin....
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 27. Juni 2014, 11:04:55
ZitatFachkräftemangel
ist ein Popanz. Es gibt einfach zu wenige eierlegende Wollmilchsäue, die fürs arbeiten dürfen bezahlen wollen. Sowas aber auch. Damit hat nun aber wirklich niemand rechnen können. Skandal.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: 71hAhmed am 27. Juni 2014, 18:19:53
Zitat von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
ach ihr Unwissenden und Ahnungslosen.
:wut
blablubb

Zitat von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
Der WP-Artikel zu Fachkraft  (http://de.wikipedia.org/wiki/Fachkraft) ist leider irreführend, besser ist da schon der Artikel zum Fachkräftemangel  (http://de.wikipedia.org/wiki/Fachkr%C3%A4ftemangel).
Wirklich unterhaltsam und augenöffnend wird es aber erst, wenn man auf die der Seite der Arbeitsagentur guckt, was die eigentlich mit Fachkraft meinen.
Ich empfehle mal im Berufenet  (http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest=term&word=&immediate=true)"Fachkraft" einzugeben und das Ergebnis auf sich wirken zu lassen.
Dann versteht man auch leichter, dass die damit (faktisch - können wir gerne diskutieren, müssen wir aber nicht.) qualifizierte (sprich: angelernte) Niedriglöhner meinen und keine Ingenieure oder so, außer, die sind bereit als Niedriglöhner zu arbeiten...
Schönes Beispiel, wie ganze (qualifizierte) Berufsgruppen einfach mal ignoriert/abqualifiziert werden. Alles unterhalb eines abgeschlossenen Studiums fällt unter "angelernt und Niedriglöhner".
Ein Großteil der aufgeführten "Fachkräfte" sind klar geregelte Ausbildungsberufe bzw. Weiterbildungen, die einen solchen Berufsabschluß voraussetzen und ohne die die Lebensqualität höheren akademischen Lebens arg leiden würde.

Zitat von: F. A. Mesmer am 27. Juni 2014, 11:04:55
ZitatFachkräftemangel
ist ein Popanz. Es gibt einfach zu wenige eierlegende Wollmilchsäue, die fürs arbeiten dürfen bezahlen wollen. Sowas aber auch. Damit hat nun aber wirklich niemand rechnen können. Skandal.
Hängt davon ab, wo man nach welchen Mitarbeitern für welchen Standort sucht.

Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 27. Juni 2014, 19:03:50
Zitat von: 71hAhmed am 27. Juni 2014, 18:19:53
Zitat von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
ach ihr Unwissenden und Ahnungslosen.
:wut
blablubb
:ironie:

Zitat von: 71hAhmed am 27. Juni 2014, 18:19:53
Zitat von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
Der WP-Artikel zu Fachkraft  (http://de.wikipedia.org/wiki/Fachkraft) ist leider irreführend, besser ist da schon der Artikel zum Fachkräftemangel  (http://de.wikipedia.org/wiki/Fachkr%C3%A4ftemangel).
Wirklich unterhaltsam und augenöffnend wird es aber erst, wenn man auf die der Seite der Arbeitsagentur guckt, was die eigentlich mit Fachkraft meinen.
Ich empfehle mal im Berufenet  (http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest=term&word=&immediate=true)"Fachkraft" einzugeben und das Ergebnis auf sich wirken zu lassen.
Dann versteht man auch leichter, dass die damit (faktisch - können wir gerne diskutieren, müssen wir aber nicht.) qualifizierte (sprich: angelernte) Niedriglöhner meinen und keine Ingenieure oder so, außer, die sind bereit als Niedriglöhner zu arbeiten...
Schönes Beispiel, wie ganze (qualifizierte) Berufsgruppen einfach mal ignoriert/abqualifiziert werden. Alles unterhalb eines abgeschlossenen Studiums fällt unter "angelernt und Niedriglöhner".
Ein Großteil der aufgeführten "Fachkräfte" sind klar geregelte Ausbildungsberufe bzw. Weiterbildungen, die einen solchen Berufsabschluß voraussetzen und ohne die die Lebensqualität höheren akademischen Lebens arg leiden würde.

Hängt davon ab, was du genau meinst. Ich schrieb von "auf sich wirken lassen", denn da sind unterschiedliche dabei. Kennt man vielleicht noch die Qualifizierungs- und Fachkräfteoffensiven der Bundesagentur für Arbeit... blablablub. Du kannst dir das im Kursnet  (http://kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs/)der Bundesagentur gerne näher anschauen.

Mein Argument zielte ganz klar auf die Einkommensperspektive und nicht auf die Qualifikation.
Ferner ist es ein Strohmann, wenn du argumentierst, es sind klar geregelte Ausbildungsberufe oder Weiterbildungen - hier ist alles klargeregelt, auch die Ausbildung zum Raumpfleger, aka. Putzkraft oder die zur Erzieherin. Nur kommt man damit bestenfalls allein (mit dem einen schlechter, mit dem anderen besser) über die Runde, und auch nur im eher "studentischen" Lebensstil. Etwas Differenzierung ginge also schon.

Aber bitte, du möchtet missverstehen? Sei mein Gast.

Zitat von: 71hAhmed am 27. Juni 2014, 18:19:53
Zitat von: F. A. Mesmer am 27. Juni 2014, 11:04:55
ZitatFachkräftemangel
ist ein Popanz. Es gibt einfach zu wenige eierlegende Wollmilchsäue, die fürs arbeiten dürfen bezahlen wollen. Sowas aber auch. Damit hat nun aber wirklich niemand rechnen können. Skandal.
Hängt davon ab, wo man nach welchen Mitarbeitern für welchen Standort sucht.
ich bin mir sehr sicher, die sucht man überall. :facepalm
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: 71hAhmed am 27. Juni 2014, 21:29:36
Zitat von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
...dass die damit (faktisch - können wir gerne diskutieren, müssen wir aber nicht.) qualifizierte (sprich: angelernte) Niedriglöhner...
Das waren ja wohl deine Worte. Jemanden nach einer zwei-dreijährigen Ausbildung bzw. einer daran noch anschliessenden Weiterbildung als "angelernt" zu bezeichnen, ist schon leicht arrogant.
Daß ein nicht unbeträchtlicher Anteil der arbeitenden Bevölkerung weder entsprechend ihrer Verantwortung noch adäquat zu den bestehenden Belastungen bezahlt wird, ist etwas anderes. Das liegt aber auch daran, daß keiner die entsprechenden Preise bei entsprechenden Löhnen bezahlen will.


Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Robert am 27. Juni 2014, 21:36:47
Tja, Fachkräfte sind eben auch gute Facharbeiter, und das kapieren die Damen und Herren vom Elfenbeinturm nicht.

Dünkel, sach ich nur. Wenn es aber diese sogenannten "angelernten" Leute nicht gäbe, sähen die Damen und Herren Hochwohlgebildet ganz schön alt aus.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 28. Juni 2014, 17:07:40
gut, fein, ich verweise mal kurz auf mich und mache mache mal bunt:

Zitat von: F. A. Mesmer am 26. Juni 2014, 16:40:15
[ZYNISMUS ON]Wirklich unterhaltsam und augenöffnend  [ZYNISMUS OFF] wird es aber erst, wenn man auf die der Seite der Arbeitsagentur guckt, was die eigentlich mit Fachkraft meinen.
Ich empfehle mal im Berufenet  (http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest=term&word=&immediate=true)"Fachkraft" einzugeben und das Ergebnis auf sich wirken zu lassen.
Dann versteht man auch leichter, dass die damit (faktisch - können wir gerne diskutieren, müssen wir aber nicht.) qualifizierte (sprich: angelernte) Niedriglöhner meinen und keine Ingenieure oder so, außer, die sind bereit als Niedriglöhner zu arbeiten...

entwertet es das Ranking von Ausbildungsberufen, wenn die in einem Atemzug mit Security-Fachkräften erwähnt werden? - Ich meine schon. Finde ich das gut? - Nein.

Ich bin leider außerstande mit Quellen zu belegen, was Jobcenter/Arbeitsagentur unter Fachkräftequalifizierung verstehen, ohne zugleich meine Anonymität aufzugeben. Nach meiner Erfahrung und den mir vorliegenden Arbeitsmarktprogrammen bestimmter kafkaesker Alleskönner-Verwaltungen sind damit überwiegend die ausbildungsschwächeren Tätigkeiten gemeint: Qualifizierungen im Sicherheitsgewerbe, Luftsicherheit, Luftfrachtqualifizierungen, Lagerlogistik, Schweißerausbildung, Fachkraft Gastgewerbe, Fahrerausbildung Güter- und Personenverkehr, HelferIn in der Pflege, Alltagsbegleiter dementer alter Menschen (Betreuungskraft), usw.

Schaue ich herab? Nein.
Finde ich das gut? Nein, das sind überwiegend verschleißende Jobs und dann noch sehr schlecht bezahlt.

Soweit mir präsent, werden Personen mit Hochschulabschluss im Arbeitsagentur-Jargon als Hochqualifizierte bezeichnet und eben nicht als Fachkräfte. Leider verkommt die ursprüngliche Bedeutung von Fachkraft zur Billigstkraft - ähnlich dem qualifizierten Hauptschulabschluss.

Insofern sehe ich mich tatsächlich missverstanden. Sei mein Gast.

Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Groucho am 28. Juni 2014, 18:25:14
@Mesmer: Deine Ironie/Zynismus ist detektormäßig manchmal etwas hartgängig  8)
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Robert am 28. Juni 2014, 18:33:47
Umgedreht führt die Herabwürdigung von Lehrberufen dazu, dass keiner mehr den Job machen will und es tatsächlich zu einem Mngel an Ausbildungswilligen in diesen Bereichen kommt. Und damit meine ich nicht die von Dir, Mesmer, genannten Zweige, sondern ganz normale Berufe.

Dieser Mangel hat somit etwas mit dem geringen Ansehen dieser Berufe zu tun, klar, auch die eher miesen Verdienst- und Aufstiegschancen.

Die Arbeitsagenturen spielen dabei eine miese Rolle, aber das wäre einen eigenen faden wert. Für die zählt die Statistik und selbst wenn ein Arbeitssuchender selber eine Stelle gefunden hat, ist das für die ein Vermittlungserfolg. Die wollen gerne ihre Pfoten üner den gesamten Arbeitsmarkt ausbreiten.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: pelacani am 28. Juni 2014, 18:39:24
Zitat von: F. A. Mesmer am 28. Juni 2014, 17:07:40
Insofern sehe ich mich tatsächlich missverstanden.
Obwohl ich schon einen Haufen Kram von Dir gelesen habe, und schon manchmal gedacht habe, ich wüsste wie Du tickst: das ist völlig problemlos bei Dir möglich 8). Ich stimme Groucho zu.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: 71hAhmed am 28. Juni 2014, 19:13:16
Ahjetztja.
Mir wird eine Grundlage des Mißverständnisses klar, die unterschiedlichen Bedeutungen/Nuancen der Begriffe, die wir jeweils als gemeinsam voraussetzen, ohne das sie es sind.
Da ich eher wenig mit den Wirrungen der Arbeitsmarktverwaltungsbürokratie zu tun habe, sind mir da die verschiedenen Begriffsverschiebungen eher nicht präsent.

Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 29. Juni 2014, 17:02:48
Ich freue mich, dass wir das Missverständnis ausräumen konnten. Auch freue ich mich, das wir über diesen Unsinn gemeinsam den Kopf schütteln.
So ein Missverständnis gibt ja auch die Möglichkeit der Diskussion und des Austausches, gelegentlich sogar mit Erkenntnisgewinn bei den Beteiligten.

Im gesprochenen Wort wärs klar gewesen.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: MrSpock am 30. Juni 2014, 11:32:22
Ich beobachte folgendes Phänomen: Jeder, der einigermassen intelligent ist und was aus seinem beruflichen Leben machen möchte, macht Abitur und studiert idealer Weise. Diejenigen, die "nur" mittlere Reife - oder noch schlimmer - einen Hauptschulabschluss haben, um eine Lehre zu machen, werden per se als minder qualifiziert betrachtet.

Ich war mal temporär für die Besetzung von Lehrstellen im gewerblichen Bereich eines produzierenden Unternehmens in der Metall-Branche verantwortlich. Trotz vieler Bewerbungen fiel es mir extrem schwer, passende Kandidaten zu finden. Man hat den Eindruck, dass sich nur Schüler beworben haben, die mit dem Willen zum Lernen rein gar nichts gemein haben. Ich habe selten so ein offensichtliches Desinteresse der Leute gesehen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich diese Schüler mental schon auf eine Karriere als Hartz 4-Empfänger eingereichtet haben - mit 17 Jahren. Die Phase der Bewerbung zu einem Ausbildungsplatz wird da als reine Zeitverschwendung betrachtet - was sie dann trauriger Weise dann auch ist.

Alle anderen Schüler machen Abitur und denken im Traum nicht daran, einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Nun zähle ich gelernte Facharbeiter auch als Fachkraft dazu.

Eine positive Erfahrung können wir mit Zeitarbeitern machen. Viele Zeitarbeiter, die in Zeiten von Auftragsspitzen eingestellt werden, werden in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Sie sind gut ausgebildet, engagiert und ehrgeizig.

Wie passt das zusammen?
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: grober_unfug am 04. Juli 2014, 07:17:19
Moin,
ZitatMan hat den Eindruck, dass sich nur Schüler beworben haben, die mit dem Willen zum Lernen rein gar nichts gemein haben. Ich habe selten so ein offensichtliches Desinteresse der Leute gesehen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich diese Schüler mental schon auf eine Karriere als Hartz 4-Empfänger eingereichtet haben - mit 17 Jahren.
Das wird dir ja auch an allen Ecken und Enden so eingetrichtert, zumindest Eltern und TV sind da gut drauf bei.
Ich hatte da schon einige nette Gespräche mit Muttis aus meinem erweiterten Bekanntenkreis, da stehen altsprachliche oder internationale Gymnasien, humboldtsche Superbildung und solches Kroppzeux ganz hoch im Kurs. (Witzigerweise oft mit einem Hang zu Homöopathie/Bachblütenschwachsinn und der tollen Steinerleere)
Mal davon ab, wer will da auch hin? Deine Arme stecken bis über die Ellenbogen im Öl/Fett/Staubgemisch, es ist laut, du bekommst weniger als irgendwelche Durchschnittsgehaltstabellen angeben(1), du musst schweren Kram heben, man hat ständig die Gefahr eines Arbeitsunfalles an entsprechenden Maschinen(2). Man ist nicht gerade von Fashionvictims umgeben sondern von Leuten die ihren Manta umbauen(3). Dann hast du so Arbeitssöldner wie mich die als "fahrender Ingenieur" ständig neue Strände Maschinenhallen von innen sehen und dabei mehr Zeit auf Autobahnen und weg von zuhause verbringen als mit den Freunden um die Crib zu ziehen.(4)
Dann musst du dir noch von langhaarigen, graubärtigen, offensichtlich gefährlichen Rockern mit Kippe im Mundwinkel und Frauen die breitere Schultern haben als du nach 3 Jahren Bankdrücken beim morgentlichen Begrüßungsritual die Finger brechen lassen.(5)

1) Tja, hätte man als heutiger Fertigungs/Industriemechaniker im Qualitätsmanagement/Statistikunterricht aufgepasst könnte man lesen das diese Tabellen durch krasses Übergewicht der oberen Gehälter verschoben sind und zwar nicht zu Gunsten von Otto Normalmensch. Das Menschen mit richtig hohen Gehältern üblicherweise auch keine Zeit mehr für Punkt 4 haben steht meist nicht drin, nach der ersten 50h Woche im miefigen Büro wollen die auf einmal auch alle Gärtner oder Schäfer werden, wenn da nur nicht der Rücken und die Kohle wären. Deswegen wird man dann Heilpraktiker oder Bioenergethiker. Wenn die Leute wüssten was so eine Luxusyacht Benzin schluckt und wo so eine jährliche Inspektion liegen kann würden sie sich das harte Rapperleben sofort aus dem Kopf schlagen.
2) Die BG ist richtig fies im Umgang mit gefährlichen Maschinen und schweren Teilen, es dürfte mittlerweile mehr Menschen mit Schäden durchs Rumhocken geben.
3)Die sollte man sich aber warm halten wenn man irgendwann als Paul Walker Verschnitt vor dem billig importierten Japanrenner steht und der Motor nicht mehr will, zumal die oft an solches Zeug zum angemessenen Preis rankommen. Btw. wer nicht gerade von Beruf Tochter ist kauft sich sowas erst mit Mitte 50 oder nie.
4) Vertriebler fahren viel mehr und müssen dann noch im Anzug auftreten.
5)Schrauben macht hart, da kommt der Diskomuskel nur schwer ran.

Deswegen machen viele Menschen was mit Medien oder wollen ins Büro. Zumal man mit 16 halt schon noch ein Problem mit Realität und Weitblick hat und es in Deutschland eher schwierig ist nach 10 Jahren nochmal komplett neu anzufangen.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 08. Juli 2014, 13:08:14
weil es gerade reingekommen ist:

2014/07: Aktuelle Fachkräfteengpassanalyse (http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Fachkraeftebedarf-Stellen/Fachkraefte/BA-FK-Engpassanalyse-2014-06.pdf)

ich kommentiere weder den BA-Sprech, noch was von der Veröffentlichung der hausinternen Realität entsprungen ist.
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: MrSpock am 08. Juli 2014, 13:49:04
Zitat von: F. A. Mesmer am 08. Juli 2014, 13:08:14
weil es gerade reingekommen ist:

2014/07: Aktuelle Fachkräfteengpassanalyse (http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Fachkraeftebedarf-Stellen/Fachkraefte/BA-FK-Engpassanalyse-2014-06.pdf)

ich kommentiere weder den BA-Sprech, noch was von der Veröffentlichung der hausinternen Realität entsprungen ist.

OK, ich fasse mal zusammen:

Es gibt keinen flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland - wohl aber in den Bereichen:

-Maschinenbau
-Metallberufe
-Elektrotechnikberufe
-Versorgung
-Entsorgung
-Klempnerei
-Sanitär
-Heizung
-Klimatechnik
-IT
-Eisenbahn
-Humanmedizin
-Examinierte Gesundheits- und Krankenpflege
-Examinierte Altenpflege
-Orthophädie
-Rehatechnik
-Hörgeräteakustik.

Alles nur Bereiche, auf die wir zur Not verzichten können.  :gruebel
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: 71hAhmed am 08. Juli 2014, 18:20:42
Zitat von: MrSpock am 08. Juli 2014, 13:49:04
OK, ich fasse mal zusammen:

Es gibt keinen flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland -
Genau, wenn du richtig gelesen hättest, wäre dir auch nicht entgangen, daß es sich lediglich um einen Fachkräfte"engpass" handelt, d.h. eine kurzfristige vorübergehende Erscheinung.

Zitat von: MrSpock am 08. Juli 2014, 13:49:04
...wohl aber in den Bereichen:
.
.
.
.
.
Alles nur Bereiche, auf die wir zur Not verzichten können.  :gruebel
Eben, braucht kein Mensch.
Btw, wo kriege ich schnell ein paar gute Heizungsbauer, Installateure und Elektriker her?
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 09. Juli 2014, 05:55:21
und weil es so schön war, hier:

Was sind Kreatunisten?

Antwort: hier (http://www.heise.de/tp/news/Aber-einen-Kuchen-kann-doch-jeder-backen-2250707.html)
:facepalm
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: MrSpock am 09. Juli 2014, 08:46:41
Zitat von: F. A. Mesmer am 09. Juli 2014, 05:55:21
und weil es so schön war, hier:

Was sind Kreatunisten?

Antwort: hier (http://www.heise.de/tp/news/Aber-einen-Kuchen-kann-doch-jeder-backen-2250707.html)
:facepalm

Habe ich das richtig verstanden? Langzeitarbeitslose sollen für 200,00 EUR im Monat z. B. eine Schule tagtäglich mit Brot beliefern, damit sie sich nützlich fühlen? Im Gegenzug bekommen wir dann arbeitslose Bäcker, weil die Bäckerei, die bisher die Schule beliefert hat, pleite geht. Tolles Konzept!
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: Vormund am 09. Juli 2014, 09:16:24
Ironiedetektor checken, Upgrade auf Sarkasmus wird empfohlen ;) .
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: F. A. Mesmer am 09. Juli 2014, 20:06:08
@Mr. Spock
ich meine es mal in einem Gerichtsurteil gelesen zu haben, jedenfalls so ungefähr und aus meinem müden Gedächtnis:
ZitatDie Veröffentlichung des Verwaltungshandelns von BA/Jobcenter ist geeignet das Vertrauen der Bevölkerung in deutsche Staatlichkeit nachhaltig zu erschüttern.
Die 1-Euro-Job Geschichte ist auch so eine Nummer, der aktuelle Versuchsballon aus Hamburg marschiert weiter auf dem Workfare-Pfad und fordert konsequent 0-Euro-Jobs...
Die machen mit ihrem Mist tatsächlich den Arbeitsmarkt kaputt. Vor allem in den schon ohnehin schlechtbezahlten oder aufreibenden Branchen/Berufen und ziehen mehr und mehr Teile des sog. einfachen Arbeitsmarktes in den Sog des Niedrig(st)lohnsektors, die Leute beantragen dann aufstockende Leistungen und es gibt wieder eine Branche mehr, die quasi subventioniert wird.

Die Sanktionsschiene geht flankiert den Müll, wer sich dem Unsinn verweigert, vielleicht auch, weil es sinnfrei erscheint den ehemaligen Kollegen den Job und das Gehalt zu tunneln, dem wird das Existenzminimum gekürzt bis entweder Einsicht erfolgt oder aus dem Bezug gesteuert wird.

Das sind die Besten der Besten der Besten Sir, deswegen sind die auch bei BA und Jobcentern gelandet, ist doch klar.

Den eigentlichen Glaubenscharakter dieses Schwachfugs erkennt man an dem unfreiwillig dümmlichen wie entlarvenden Sprachcode, hier: Kreatunisten  :facepalm
Titel: Re: Fachkräftemangel, nur eine Fatamorgana?
Beitrag von: MrSpock am 10. Juli 2014, 08:54:32
Ich glaube, ich werde so langsam zum Rasuge = Radikaler Subventions Gegner.  >:(