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Deutsch => Hinweise und Vorschläge für Psiram-Artikel => Gewünschte Artikel => Thema gestartet von: Unterbezahlt am 10. April 2014, 12:01:54

Titel: Lymphdrainage
Beitrag von: Unterbezahlt am 10. April 2014, 12:01:54
Hallo!
Leider war meine Suche im Wiki und dem Forum nicht besonders ergiebig.
Wäre es möglich einen Wiki-Artikel zu erstellen, der die medizinischen und die unwissenschaftlichen Seiten zur Lymphdrainage beleuchtet ?

Bisheriges Herumwühlen im Internet hat kaum Brauchbares zu Tage gefördert - medizinische Wirksamkeit bestätigt, aber nicht erklärt. Ich bin schon lange Zeit in Behandlung und habe bei verschiedenen Therapeuten die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Wäre nur mal schön eine geballte Ladung wissenschaftlicher Erklärung an einem Fleck zu finden, zumal mein Therapeut es gar nicht vernünftig erklärt bekommt, weil er ansonsten schwerst esoterisch verstrahlt ist.
Titel: Re: Lymphdrainage
Beitrag von: Gefährliche Bohnen am 10. April 2014, 14:34:11
Hallo Unterbezahlt,

Im Grunde ist Lymphdrainage kein großer Hokuspokus.
Lymphbahnen sorgen normalerweise dafür, dass Flüssigkeit, die sich im Gewebe ansammelt, wieder aufgesammelt wird, vom Immunsystem gecheckt und ins venöse System zurück geleitet wird. Wenn einem beispielsweise aufgrund einer Krebserkrankung Lymphknoten entfernt wurden, kann sich die Lymphflüssigkeit aufstauen und Lymphödeme verursachen. Durch sanftes Massieren zum Körperstamm hin werden die Lymphbahnen wohl gedehnt und zu mehr Kontraktion angeregt, wodurch die Lymphe wieder besser abfließt.

In den Leitlinien zur Behandlung von Lymphödemen (http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/058-001_S1_Diagnostik_und_Therapie_der_Lymphoedeme_04-2009_05-2011.pdf) wird die manuelle Lymphdrainage (ML) als Teil der Komplexen Physikalischen Entauungstherapie (KPE), die außer der ML auch Kompressionstherapie mit Bandagen und Strümpfen, Bewegungsübungen und Hautpflege umfasst, als Basistherapie empfohlen.

Ein kurzer Blick auf Pubmed verrät, dass die ML allein wohl keinen zusätzlichen, nachgewiesenen Nutzen hat, die Studienlage aber auch nicht besonders aufschlussreich ist (wie wohl bei allen physikalischen Therapien... ist halt schwierig verblindet und placebokontrolliert zu untersuchen...). Hier (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23347817) z.B. ein systematisches Review zur ML nach Lymphknotenentfernung bei Brustkrebs.

Im Endeffekt gibt es wohl keine bessere Alternative zur KPE und der jeweilige Effekt der einzelnen Komponenten ist schwer einzuschätzen.

Vielleicht weiß hier noch jemand besser Bescheid und kann dir mehr erzählen, aber ich fürchte, viel spannender und geballter wird's nicht ;)
Titel: Re: Lymphdrainage
Beitrag von: Unterbezahlt am 10. April 2014, 15:43:20
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Viel Bekanntes, aber auch Neues. Werde mich mal durch die Quellen wühlen.

In meinem Fall ist das Ganze eher untypisch : Venenentzündung plus Bindegewebsschwäche mit ständigen Neuinfektionen durch Mikrorisse in zu trockener Haut. Hausarzt konnte das nicht richtig einordnen, bis das Bein schlagartig doppelten Umfang hatte. Da war das Kind in den Brunnen gefallen - Lymphografie zeigte Totalausfall der großen Tiefenlymphgefäße.

Die Anregung für einen Artikel besteht.