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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Skeptisches Denken => Thema gestartet von: Ratiomania am 20. Juni 2013, 09:41:39

Titel: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: Ratiomania am 20. Juni 2013, 09:41:39
http://www.zeit.de/2013/25/gehirn-haelften-doppelnatur/komplettansicht

ZitatFür diese – zugegebenermaßen gewagte – Theorie hat McGilchrist viele Belege aus der Kultur- und Sozialgeschichte zusammengetragen. "In der klassischen Antike und in der europäischen Renaissance und Aufklärung waren die Hemisphären im Gleichgewicht", glaubt der Hirntheoretiker. Nach diesen Blütezeiten unserer Zivilisation jedoch habe jedes Mal die linke Gehirnhälfte die Oberhand gewonnen. Sogar in der Entwicklung der Porträtmalerei findet er Hinweise. "In den großen humanistischen Epochen kam plötzlich Leben in die Gemälde", sagt er, "die Gesichter starren nicht mehr ins Leere, sie blicken direkt auf den Betrachter oder auf dessen linke Seite, also die Seite der rechten Hirnhälfte." Sowohl in der Antike als auch in der Renaissance haben Kunsthistoriker diese Belebung verzeichnet – doch jedes Mal erstarren die Gesichter nach einer Weile wieder.

Im 16. Jahrhundert habe die Dominanz der linken Gehirnhälfte die Menschheit in die Dekadenz und schließlich ins Dunkel des Mittelalters geführt. Heute, sagt McGilchrist polemisch, führe das zur Finanzkrise. "Der Kollaps der Märkte war ein perfektes Beispiel für das blinde Befolgen von Algorithmen, die im Abstrakten als tauglich ›bewiesen‹ waren, die aber völlig entkoppelt waren von der wirklichen Welt." Dass er sich mit solchen Interpretationen auf dünnem Eis bewegt, stört McGilchrist nicht. Er denkt lieber, so darf man sagen, rechtshemisphärisch-ganzheitlich. Die linke Gehirnhälfte dagegen ist ihm weniger sympathisch.

Ich glaube da übernehmen doch dann eher andere, evolutionär ältere Strukturen das Denken.

Bei solchen "Hammer"-Belegen für eine so "bescheidene" Theorie.
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften
Beitrag von: bayle am 20. Juni 2013, 10:43:07
ZitatIm 16. Jahrhundert habe die Dominanz der linken Gehirnhälfte die Menschheit in die Dekadenz und schließlich ins Dunkel des Mittelalters geführt.
Wann lässt der denn das Mittelalter anfangen? Mittelalter =Def. "früher"
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: sumo am 20. Juni 2013, 10:47:14
das Mittelalter gab es doch gar nicht.....
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: MrSpock am 20. Juni 2013, 11:13:01
Zitat von: sumo am 20. Juni 2013, 10:47:14
das Mittelalter gab es doch gar nicht.....

Doch, in Bielefeld!
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften
Beitrag von: bayle am 20. Juni 2013, 11:22:01
ZitatBei der Epilepsiepatientin wurde 1979 eine radikale Operation durchgeführt: Um ihre schweren Anfälle einzudämmen, durchtrennten Chirurgen die Verbindung zwischen ihren beiden Gehirnhälften, das sogenannte Corpus callosum. Die Anfälle nahmen ab. Dafür veränderte sich Vickis Alltag dramatisch. Jeder Einkauf im Supermarkt wurde für sie zu einem Kampf – gegen sich selbst. Wollte sie mit der rechten Hand etwas aus dem Regal nehmen, so schilderte sie es in einem Interview, "griff die linke Hand ein, und dann rangen sie miteinander". Es dauerte Stunden, bis Vicki ihre Einkäufe beisammenhatte. Ähnlich war es morgens beim Anziehen: Linke und rechte Hand konnten sich partout nicht auf einen Kleidungsstil einigen.
Sog. alien-hand-Syndrom; auch bei Kommissurotomien (Durchtrennungen der Verbindungen zwischen rechts und links) selten, und hält nicht lange an. Dürfte kaum etwas mit ,,Persönlichkeit" zu tun haben.

ZitatZum Beispiel Menschen, denen ein Tumor oder ein Schlaganfall die rechte Hirnhemisphäre lahmlegte – und die daraufhin plötzlich ihre linke Körperhälfte nicht mehr wahrnahmen und nur noch die rechte Seite kämmten, rasierten oder bekleideten.
Nennt sich Neglect; für die Stützung der These ,,2 Persönlichkeiten" völlig unbrauchbar. Eine unnötige Verrätselung bekannter Tatsachen.

Schön, weil treffend, finde ich auch:
ZitatHirntheoretiker.
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: Groucho am 20. Juni 2013, 11:29:03
Von "Theorie" kann man doch nicht reden, Hypothese bestenfalls.
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: Conina am 20. Juni 2013, 11:30:10
Das riecht nach Crank.
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: Ratiomania am 20. Juni 2013, 11:49:17
Zitat von: Groucho am 20. Juni 2013, 11:29:03
Von "Theorie" kann man doch nicht reden, Hypothese bestenfalls.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist "Theorie" = (einfache) Behauptung oder Erklärungsystem völlig lösgelöst von (wissenschaftlicher) Evidenz.

Anekdoten, Beispiele und weitere Behauptungen reichen da vollkommen aus.
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: Omikronn am 20. Juni 2013, 11:58:14
ZitatIm allgemeinen Sprachgebrauch ist "Theorie" = (einfache) Behauptung oder Erklärungsystem völlig lösgelöst von (wissenschaftlicher) Evidenz.

Anekdoten, Beispiele und weitere Behauptungen reichen da vollkommen aus.
Leider... Es führt aber immer wieder zu interessanten Unterhaltungen wenn die Leute plötzlich anfangen zu fragen was denn nun eine Hypothese ist...
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften
Beitrag von: ajki am 20. Juni 2013, 12:00:13
Zitat von: bayle am 20. Juni 2013, 11:22:01
... Dürfte kaum etwas mit ,,Persönlichkeit" zu tun haben. ...

In den 70ern/80ern gab's eine durchaus (in Teilen) gehaltvolle Diskussion in Teilgebieten der Philo zu den "Split-brainies (http://en.wikipedia.org/wiki/Split-brain)". Nicht zu den Fällen selbst, sondern zu den daraus erneut mal wieder einstürzenden Axiomatiken einiger Teilgebiete.

Deutschen Lesern der Bestsellerliteraturen ist das ziemlich aktuell unter dem Titel "Wer bin ich und wenn ja, wie viele" unter anderem auch mal wieder halbbewußt gemacht worden (bzw. dauert das noch an, weil es wohl immer noch auf der Liste steht).
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften
Beitrag von: bayle am 20. Juni 2013, 12:29:28
Zitat... erneut mal wieder einstürzenden Axiomatiken einiger Teilgebiete
Wenn man das aus berufenem Munde hört, lindert es das schlechte Gewissen, sich mit diesen Teilgebieten nicht befasst zu haben.
Zitat von: ajki am 20. Juni 2013, 12:00:13
"Wer bin ich und wenn ja, wie viele"
Ich hab's gelesen. Das ist eine Küchenphilosophie. Ich spar' mir jetzt mal, auf unsere Precht-Hüther-Threads hinzuweisen :teufel.
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: ajki am 20. Juni 2013, 12:40:46
Immerhin darf ich mir zugute halten, "es" anonymisiert gehalten zu haben ;-)
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: Groucho am 20. Juni 2013, 13:04:41
Zitat von: ajki am 20. Juni 2013, 12:40:46
Immerhin darf ich mir zugute halten, "es" anonymisiert gehalten zu haben ;-)

Das geht hier nicht. Aber immerhin ist bei mir die Erwähnung des Namens ein ganzheitliches, natürliches Mittel, ganz ohne böse Chemie, den Blutdruck steigen zu lassen.
Titel: Re: McGilchrists Sozio-kulturelle Theorie der Gehirnhälften - wieder ein Gehirnquark
Beitrag von: Conina am 20. Juni 2013, 13:14:51
Precht ist überdurchschnittlich attraktiv und ansonsten einfach nur banal.

Aber er hat seine Nische gefunden. Er hat das Beste aus seinen beschränkten Möglichkeiten gemacht.  :teufel