Hi(gh)!
Was haltet Ihr von diesem Artikel aus de.sci.geschichte, veröffentlicht 2003 unter dem Autorennamen "Winfried Peutel"?
Hallo!
Was mich schon seit Jahren beschäftigt: warum spricht eigentlich niemand
über den fortdauernden "Betrieb" der NS-Konzentrations- und
Vernichtungslager in Deutschland seit 1945 bis heute? Nie liest man auch
nur in den Publikationen der extremsten Linken darüber, geschweige denn
in der Mainstream-Presse... nicht einmal im ach so freien, anarchischen
Internet ist diese Praxis (staatlich?) organisierten Massenmordes in
einer vermeintlich den Menschenrechten verpflichteten Gesellschaft
jemals zur Sprache gebracht worden - man hat den Eindruck einer
diamantharten Koalition des Schweigens über alle politischen Lager
hinweg.
1990 sah es kurzzeitig so aus, als käme womöglich Licht in das Dunkel:
Adelheid Streidel beschuldigte deutsche Politiker, das Verschwinden und
die Ermordung von jährlich Hunderttausenden Menschen in geheimen
unterirdischen Anlagen zu decken und schritt zu einer Verzweiflungstat,
um die Weltöffentlichkeit aufzurütteln. Der Anschlag auf den
SPD-Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine mißlang, und Streidel verwand
als "geisteskrank" auf Nimmerwiedersehen in der Psychiatrie (oder in
einem der unterirdischen KZs?).
Schon die Nazis hatten im Laufe des II. Weltkrieges zum Schutz vor
feindlichen Luftangriffen einen Teil ihrer Rüstungsproduktion in
unterirdische Anlagen verlegt, diese Betriebe waren mit ihrer
Belegschaft aus Zwangsarbeitern häufig Teil des KZ-Systems (z. B.
Mittelbau-Dora, wo in Bergwerkstollen unter der Leitung von Wernher von
Braun die "Wunderwaffe" V2 entwickelt und produziert wurde).
Von daher ist es absolut plausibel, wenn sich die heutigen KZs in
Deutschland (und sehr wahrscheinlich auch in anderen Ländern, wieso,
dazu gleich) unter der Erdoberfläche statt wie ursprünglich in
eingezäunten Arealen unter freiem Himmel befinden - es drohen zwar keine
Bombardements mehr, aber die Öffentlichkeit, der irrigen Meinung, in
einer "Demokratie" zu leben, würde solche Massentötungsanstalten niemals
akzeptieren.
In dünner besiedelten (und kulturell zurückgebliebenen) Gebieten wie
Teilen Süd- und Ostdeutschlands scheint es allerdings nach wie vor
möglich zu sein, die Vernichtungslager oberirdisch zu betreiben, zumeist
als Militärstützpunkte oder JVAs getarnt. Ich erinnere mich, im
Spätsommer 1991 in Augsburg einmal an einem Kasernengelände der
US-Truppen vorbeigefahren zu sein und dort einen ziemlich verdächtigen
Geruch bemerkt zu haben - da mir im Winter 1989/90 bei einer
Zahnwurzelbehandlung einmal ein Nervenende zwecks Verödung abgeschmort
wurde, glaube ich zu wissen, wie brennendes Menschenfleisch riecht!
1998 erscheint ein Spiegel-Artikel über jährlich mehrere tausend
ungeklärte, wahrscheinlich auf Tötungsdelikten beruhenden Todesfällen in
Deutschland - als Grund wird allerdings schlampige Ermittlungen der
Justiz- und Polizeiorgane genannt bzw. vorgeschoben.
Viel später, Anfang dieses Jahres, lese ich in de.soc.politik.misc von
Plänen der US-Regierung unter Präsident Bush, zur Überwindung der
Wirtschaftskrise und Reduzierung der Sozialausgaben auf praktisch Null
nahe Huntsville/Alabama ein weitgehend automatisiertes
High-Tech-Massenmordzentrum (da man in den USA ein, harmlos ausgedrückt,
hemdsärmeliges Verhältnis zur Weltgeschichte hat, nach erklärtem
NS-Vorbild - als Name für diese Mordfabrik ist allen Ernstes "New
Owshvits" im Gespräch!!!) errichtet werden, in dem bis 2015 ca. 50
Millionen Menschen, in der Hauptsache Schwarze, Ureinwohner, Obdachlose,
körperlich und geistig Behinderte, psychisch Kranke, Homosexuelle und
Anhänger linker Gegenkulturen getötet werden sollen, wahrscheinlich
unter der hinreichend bewährten Verwendung von Giftgas.
Angesichts der chronischen Wirtschaftskrise in Deutschland wird auch
hierzulande in den Kreisen der Machtelite (wenn auch davon bisher kaum
etwas nach außen gedrungen ist) zunehmend die Frage erörtert, wie man
sich der unproduktiven, hauptsächlich Kosten verursachenden
Bevölkerungsteile entledigen sollte. Falls also die Vernichtungslager
nicht längst existieren (woran ich aus den oben angeführten Gründen
wenig Zweifel habe) wird sich das politische und wirtschaftlich
Establishment diese Möglichkeit nicht entgehen lassen, den Standort
Deutschland gründlich zu sanieren... uns stehen Massenmordexzesse bevor,
die zahlenmäßig selbst die NS-Barbarei noch übertreffen dürften, es geht
um 15, wenn nicht 20 Millionen Menschen allein in Deutschland!
Da der menschenverachtende Neoliberalismus praktisch überall in der
westlichen Welt zur alleinigen politischen Doktrin geworden ist, dürfte
nunmehr in weiten Teilen der Welt ein Netz von Vernichtungslagern
aufgebaut werden, bedenkt man den hohen Anteil der minderproduktiven
Unterschichten in den Entwicklungsländern, ist gut denkbar, zwei Drittel
der Menschheit die nächsten Jahre nicht überleben werden.
Vier Milliarden Tote! Die Welt verwandelt sich in ein einziges
AUSCHWITZ!!!
Freiheit für Adelheid Streidel!
Du bist nicht verrückt, die Welt hat den Verstand verloren!
Winfried Peutel
?http://www.zeit.de/online/2009/33/wahlkampf-reporter-bad-homburg/seite-3
ZitatYadgar
06.08.2009 um 21:02 Uhr
7. Da war wohl ein Ironiedetektor defekt...
Schade, ich hatte 2003 als "Winfried Peutel" diese Räuberpistole ins Usenet gesetzt, um die Verschwörungs-Szene mal so richtig in die Pfanne zu hauen!
Zitat von: Belbo am 03. April 2013, 06:30:02
?
http://www.zeit.de/online/2009/33/wahlkampf-reporter-bad-homburg/seite-3
ZitatYadgar
06.08.2009 um 21:02 Uhr
7. Da war wohl ein Ironiedetektor defekt...
Schade, ich hatte 2003 als "Winfried Peutel" diese Räuberpistole ins Usenet gesetzt, um die Verschwörungs-Szene mal so richtig in die Pfanne zu hauen!
O.k., damit habe ich gerechnet, ist ja auch nicht allzu schwer... aber welchen Eindruck erweckt mein Text denn für sich genommen? Könnte das ein echt überzeugter Verschwörungsfreak sein?
Bis bald im Khyberspace!
Yadgar
Zitat.........da mir im Winter 1989/90 bei einer
Zahnwurzelbehandlung einmal ein Nervenende zwecks Verödung abgeschmort
wurde, glaube ich zu wissen, wie brennendes Menschenfleisch riecht!
:rofl :rofl :rofl :rofl
Gibt's noch mehr davon?
Sorry, aber sowas ist nicht witzig! Durch solche Texte kannst Du bei psychisch labilen Menschen durchaus schon mal den Ausbruch einer Psychose triggern. :rotekarte:
Zitat von: The Doctor am 03. April 2013, 09:27:26
Sorry, aber sowas ist nicht witzig! Durch solche Texte kannst Du bei psychisch labilen Menschen durchaus schon mal den Ausbruch einer Psychose triggern. :rotekarte:
Yepp, zudem warne ich vor dem Pendelsyndrom wer sich in den Wahnsinn begibt verstrickt sich dort leicht.
Wenn ich in den Originalpost schaue, ist er damals aber ganz schnell entlarvt worden. Wieviele solcher Texte im Netz sind eigentlich gefakt? Ich kann mir vorstellen: eine ganze Menge.
ZitatSorry, aber sowas ist nicht witzig! Durch solche Texte kannst Du bei psychisch labilen Menschen durchaus schon mal den Ausbruch einer Psychose triggern.
Was mich wieder mal in meiner Meinung bestärkt, dass es sich bei VT's tatsächlich großteils um Menschen mit echten Problemen handelt.
Anfang der 2000er hat sich mal ein Typ mit einem Stoffbeutel voller Aktenordner neben mich in der Straßenbahn gesetzt. Unaufgefordert hat er mich in einem 10-minütigen Monolog darüber aufgeklärt, dass Hitler in direkter Linie von Napoleon abstamme. Für jemanden der sich nie mit Geschichte befasst hat, klang das alles vollkommen schlüssig. Für jemanden der auf sowas fliegt hätte sein Text, im internet veröffentlicht, schlagende Beweiskraft gehabt. Doch keiner, der ihn gesehen hat, hätte ihn ob seines Aussehens ein Wort geglaubt.
Zitat von: The Doctor am 03. April 2013, 09:27:26
Sorry, aber sowas ist nicht witzig! Durch solche Texte kannst Du bei psychisch labilen Menschen durchaus schon mal den Ausbruch einer Psychose triggern. :rotekarte:
Entschuldige, aber Wahninhalte sind nicht ihre Ursachen.
Zitat von: bayle am 03. April 2013, 09:57:44
Zitat von: The Doctor am 03. April 2013, 09:27:26
Sorry, aber sowas ist nicht witzig! Durch solche Texte kannst Du bei psychisch labilen Menschen durchaus schon mal den Ausbruch einer Psychose triggern. :rotekarte:
Entschuldige, aber Wahninhalte sind nicht ihre Ursachen.
Nein, aber ein Auslöser.
@Bayle: Ich bin da mit dem Doc ziemlich einer Meinung. Selbst wenn sowas nicht zwingend die Ursache ist reicht es um eine Psychose zu verstärken oder auszulösen, da braucht es meiner medizinisch unqualifizierten Ansicht nach, bei entsprechenden Kandidaten u.U. sehr wenig.
@Yadgar: Das kann durchaus als echt durchgehen, ich hätte das nicht zwingend als Fake erkannt wenn du es nicht hingeschrieben hättest. Aus oben genanntem Grund würde ich aber auf solche Elaborate verzichten. Die Betroffenen sind eigentlich bemitleidenswerte Personen mit handfesten (psychischen) Problemen. Sowas bewirkt m.A. nach eine Verstärkung des Wahns wenn es dumm kommt, ansonsten bestenfalls nichts.
ZitatSchade, ich hatte 2003 als "Winfried Peutel" diese Räuberpistole ins Usenet gesetzt, um die Verschwörungs-Szene mal so richtig in die Pfanne zu hauen!
Für mich stellt sich die Frage nach der Motivation – welchen Sinn kann so was haben? :gruebel
Nun, wie sag ich's, ohne die friedliche Stimmung zu stören:
@The Doctor, Omikronn
Wo kann ich das nachvollziehen, dass das einfache Lesen von Schriftstücken Psychosen auslöst? Ihr könnt mir da doch sicher Übersichtsarbeiten, oder wenigstens überzeugende Kasuistiken, aus der Fachliteratur nennen?
:teufel
Jetzt mal im Ernst: Auslöser von Psychosen können vergleichsweise ubiquitäre Belastungen sein, aber eben Belastungen.
Konsumiert ein prädisponierter Mensch zu viel von diesem Zeug, dann kann das durchaus Stress auslösen und eine Psychose triggern. Als Ursache würde ich das aber nicht bestimmen.
Zitat von: Noddy am 03. April 2013, 11:48:16
Konsumiert ein prädisponierter Mensch zu viel von diesem Zeug, dann kann das durchaus Stress auslösen und eine Psychose triggern. Als Ursache würde ich das aber nicht bestimmen.
Es ist wohl auch der stete Tropfen der da den Stein höhlt, umso mehr von dem Unsinn im Umlauf ist umso eher der Kurzschluss "irgendwas wird da schon dransein" die Zahl der Vollpfosten ist Legion die mal angefangen ghaben so ein bisschen an eine 911- Verschwörung zu glauben und heute in der weiten Welt der NWO dahinsiechen.
Zitat von: The Doctor am 03. April 2013, 09:27:26
Sorry, aber sowas ist nicht witzig! Durch solche Texte kannst Du bei psychisch labilen Menschen durchaus schon mal den Ausbruch einer Psychose triggern. :rotekarte:
Naja, wenn nicht diese Theorie, dann eben eine andere...
Jemand der nicht auf VTs hereinfällt, lässt sich davon auch nicht beeindrucken. Und die Knallköpfe, die an den Blödsinn glauben, glauben ohnehin schon an die NWO/Aliens/Reptiloiden/whatever. Macht das also noch einen Unterschied? Man könnte aber mal versuchen den Deppen harmlosere VTs aufzutischen, um die gefährlicheren zu verdrängen.
@Yadgar:
Ich hab keinen Unterschied zu den bisherigen VTs bemerkt. So mancher VTler wäre durchaus dafür empfänglich.
Ubiquitäre Belastung meint Lebensereignisse, die mehr oder weniger jeden betreffen: Auszug aus der elterlichen Wohnung, Heirat, Kind kriegen und so was. Es gibt einen ganzen Richtung, der sich damit beschäftigt (life-event-Forschung).
Klar, das sind die Klassiker.
Einzelne Ursachen lassen sich einfach nicht bestimmen, ich denke aber, es ist durchaus ein Szenario denkbar, bei dem VTs der berühmte Tropfen sind – Stichwort 'Psychohygiene'.
Ich denke aber, wir haben hier keinen Dissens ...
Ich habe nur nicht verstanden, warum – und v.a. wie – man einen VT-Anhänger mit ner VT "in die Pfanne hauen" will... :stricken
ZitatJetzt mal im Ernst: Auslöser von Psychosen können vergleichsweise ubiquitäre Belastungen sein, aber eben Belastungen.
ZitatUbiquitäre Belastung meint Lebensereignisse, die mehr oder weniger jeden betreffen: Auszug aus der elterlichen Wohnung, Heirat, Kind kriegen und so was. Es gibt einen ganzen Richtung, der sich damit beschäftigt (life-event-Forschung).
Gut, ich denke da hast du sicher recht und entsprechend mehr wissen als ich. Wie erwähnt, bin ich medizinisch ein absoluter Laie. Für mich ist es allerdings sehr naheliegend dass so ein Schriftstück (oder besser: "Input", auf die Form kommt es eher weniger an, behaupte ich mal...) zum sprichwörtlichen Tropfen werden kann der das Fass zum überlaufen bringt. Ist das abwegig?
Zitat von: Noddy am 03. April 2013, 12:28:52
Ich habe nur nicht verstanden, warum – und v.a. wie – man einen VT-Anhänger mit ner VT "in die Pfanne hauen" will... :stricken
Man könnte dann sagen: "Siehst du, du glaubst und verkündest jeden Schwachsinn, obwohl ich es mir vorhin alles ausgedacht habe." Oder "Du meinst, wir werden manipuliert? Schau mal, wie leichtgläubig du warst." etc.
Allerdings denke ich, dass sich die VT dann längst in einen Selbstläufer verwandelt hat und selbst der Erfinder sie nicht mehr aufhalten kann. Ein bisschen so wie beim Zauberlehrling...
ZitatAllerdings denke ich, dass sich die VT dann längst in einen Selbstläufer verwandelt hat ...
Das ist ja die Standard-Dynamik einer VT. Wer so was glauben will, ist ja auch weniger an harten Fakten interessiert – ich glaube auch nicht, dass solch eine erfundene Geschichte einen truther – z.B. in Sachen 9/11 – zum 'umdenken' bewegt. Aber wer weiß...
ZitatEin bisschen so wie beim Zauberlehrling...
genau, "die Geister, die ich rief"...
ZitatFür mich ist es allerdings sehr naheliegend dass so ein Schriftstück (oder besser: "Input", auf die Form kommt es eher weniger an, behaupte ich mal...) zum sprichwörtlichen Tropfen werden kann der das Fass zum überlaufen bringt. Ist das abwegig?
Denkbar wäre so etwas vielleicht, aber ich habe das weder erlebt noch kenne ich Berichte. Wahninhalte sind bei näherer Betrachtung überraschend uniform, geradezu überpersönlich, wenn auch nicht zeitunabhängig. In dem psychopathologischen Klassiker ,,Die beginnende Schizophrenie" von K. Conrad, 1958 u. ö. wird das näher beschrieben. Es gibt eine Vorphase der Anspannung, des Argwohns und der Unsicherheit (Trema), die gefolgt wird von der psychotischen Erleuchtung, Apophänie. Das apophäne Erleben ist aber in der Regel
völlig banal, ein vorbeifahrendes Auto, ein Briefumschlag mit einer blauen Briefmarke oder so etwas. Conrad spricht geradezu vom ,,Na-und-Erlebnis" – man möchte fragen ,,Und nun?". Aber das Eigentliche kommt nie.
Eine Einschränkung ist aber wichtig: Dies bezieht sich ausdrücklich auf die paranoid-halluzinatorische Schizophrenie, die Psychose i. e. S., die wohl bei der Mehrzahl der Spinner nicht vorliegt. Und nicht immer ist der Verlauf einer Schizophrenie in dieser Weise klassisch.
Zitat– man möchte fragen ,,Und nun?"
So was in der Art meinte ich (http://forum.psiram.com/index.php?topic=10985.msg133754#msg133754).
Zitataber ich habe das weder erlebt noch kenne ich Berichte.
Ich schon – in meinem persönlichen Umfeld.
Abgekürzt: Schweres Trauma in der Kindheit > Depressionen/ Gefühl der Leere/ Sinnfragen drängen sich auf > Suche nach Sinn > unreflektierte/unkritische Beschäftigung mit allem, was das Eso-/Trutherherz so zum schwingen bringt > Zugang zu 'höherem Wissen'/'Wahrheit' > Prediger > Freundschaft kaputt
Zitat... die Psychose i. e. S., die wohl bei der Mehrzahl der Spinner nicht vorliegt.
Denke ich auch. Labile Menschen können sich allerdings auch ohne Schizophrenie an diesem Zeuch die Zähne ausbeißen.
Zitat von: bayle am 03. April 2013, 12:20:12
Ubiquitäre Belastung meint Lebensereignisse, die mehr oder weniger jeden betreffen: Auszug aus der elterlichen Wohnung, Heirat, Kind kriegen und so was. Es gibt einen ganzen Richtung, der sich damit beschäftigt (life-event-Forschung).
Was meinst Du wohl, warum Psychotiker-Selbsthilfegruppen so ungern gesehen sind? Weil sich die Teilnehmer eben untereinander triggern können. Insbesondere bei Leuten, bei denen die Psychose schon länger subklinisch schwelt.
Zitat von: The Doctor am 03. April 2013, 13:24:26
Zitat von: bayle am 03. April 2013, 12:20:12
Ubiquitäre Belastung meint Lebensereignisse, die mehr oder weniger jeden betreffen: Auszug aus der elterlichen Wohnung, Heirat, Kind kriegen und so was. Es gibt einen ganzen Richtung, der sich damit beschäftigt (life-event-Forschung).
Was meinst Du wohl, warum Psychotiker-Selbsthilfegruppen so ungern gesehen sind? Weil sich die Teilnehmer eben untereinander triggern können. Insbesondere bei Leuten, bei denen die Psychose schon länger subklinisch schwelt.
Wer produktiv psychotisch ist, der ist nicht wirklich gruppenfähig. In der tiefenpsychologisch intendierten Gruppentherapie (von Neurosen u. ä.) gibt es regelmäßig Teilnehmer, die psychotisch ausklinken. Dies aber wegen der Dynamik, die sich in solchen Gruppen
zwangsläufig entwickelt und die einen
erheblichen Druck ausübt (also eine Belastung ist). Nicht, weil sie ein Schriftstück gelesen haben.
Allenfalls ist ein induzierter Wahn als sog. Folie a deux beschrieben, die Übernahme von Wahnthemen durch den Partner bei sozialer Isolation. Ist nicht ganz selten. Und auch dafür braucht es einen längeren Zeitraum.
Hi(gh)!
Zitat von: general winter am 03. April 2013, 09:36:19
Anfang der 2000er hat sich mal ein Typ mit einem Stoffbeutel voller Aktenordner neben mich in der Straßenbahn gesetzt. Unaufgefordert hat er mich in einem 10-minütigen Monolog darüber aufgeklärt, dass Hitler in direkter Linie von Napoleon abstamme. Für jemanden der sich nie mit Geschichte befasst hat, klang das alles vollkommen schlüssig. Für jemanden der auf sowas fliegt hätte sein Text, im internet veröffentlicht, schlagende Beweiskraft gehabt. Doch keiner, der ihn gesehen hat, hätte ihn ob seines Aussehens ein Wort geglaubt.
Wie sah er denn aus? Langhaarig, zottelbärtig, mager, so in die Richtung "auf LSD hängengebliebener Althippie"?
Bis bald im Khyberspace!
Yadgar
Hi(gh)!
Zitat von: general winter am 03. April 2013, 09:26:55
Zitat.........da mir im Winter 1989/90 bei einer
Zahnwurzelbehandlung einmal ein Nervenende zwecks Verödung abgeschmort
wurde, glaube ich zu wissen, wie brennendes Menschenfleisch riecht!
:rofl :rofl :rofl :rofl
Gibt's noch mehr davon?
Ist mir übrigens damals tatsächlich passiert.. und, ja, es hat wirklich deutlich nach verschmortem Körpergewebe gerochen, so ähnlich wie brennende Haare! Sollte ich mich irren, klärt mich bitte auf...
Bis bald im Khyberspace!
Yadgar
Hi(gh)!
Zitat von: bayle am 03. April 2013, 12:20:12
Ubiquitäre Belastung meint Lebensereignisse, die mehr oder weniger jeden betreffen: Auszug aus der elterlichen Wohnung, Heirat, Kind kriegen und so was. Es gibt einen ganzen Richtung, der sich damit beschäftigt (life-event-Forschung).
Je nach Vulnerabilität reichen da auch schon banalere Dinge, wie z. B. ein Rohrbruch, eine kaputte Waschmaschine... dann bricht noch das einzige Fahrrad unter einem zusammen und abends liest man dann auf Welt Online, dass der Wirtschaftsflügel der Union eine Gesetzesvorlage eingebracht hat, demzufolge der ALG-II-Satz halbiert und die Leistungsempfänger in zentrale Wohnheime eingewiesen werden sollen... und schon ist Dopaminparty!
Bis bald im Khyberspace!
Yadgar
Hi(gh)!
Zitat von: bayle
Eine Einschränkung ist aber wichtig: Dies bezieht sich ausdrücklich auf die paranoid-halluzinatorische Schizophrenie, die Psychose i. e. S., die wohl bei der Mehrzahl der Spinner nicht vorliegt. Und nicht immer ist der Verlauf einer Schizophrenie in dieser Weise klassisch.
Vorneweg: ich bin psychiatrischer Laie und selbst auch nicht psychoseerfahren (obwohl ich gelegentlich das Gefühl habe, nahe dran zu sein an einer Psychose...), mein WIssen zum Thema ist lediglich aus eher populärwissenschaftlicher Literatur wie z. B. der Wikipedia angelesen.
Bei einem akuten psychotischen Schub ist das Denken nicht nur von Wahnideen beherrscht, sondern auch formell auf einer ziemlich elementaren Ebene derart gestört, dass zielgerichtete, für andere Menschen nachvollziehbare Kommunikation nicht mehr möglich ist. Mit dem Abebben des psychotischen Schubs setzt die sogenannte Minussymptomatik ein, bei der u. a. Apathie, Rückzug von Kommunikation und emotionale Verflachung typisch sind (wobei man sich allerdings fragen kann, inwiefern derartige Symptome nicht auch Nebenwirkungen der bei solchen Schüben üblicherweise verabreichten Psychopharmaka sind - gibt es Fallstudien zu nachweislich nicht medikamentös beeinflussten Psychosen? Sollte es doch eigentlich...). Je öfter sich solche Schübe wiederholen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann Schübe und Minusphasen ohne symptomfreie Perioden dazwischen abwechseln, die Psychose sozusagen chronisch wird.
Worauf ich hinauswill: weder im akuten Schub, noch in der Minussymptomatik (und erst recht nicht in einer chronischen Psychose, mit der nach allem, was ich zu wissen glaube, auch Intelligenzabbau einhergehen kann) ist man in der Lage, einen trotz bizarrem Inhalt formell korrekten und daher nach außen hin zumindest auf den ersten Blick vernünftig erscheinenden Text zu verfassen. 2004 oder 2005 ist mir im Gästebuch des damals neu eröffneten Hindutempels in Hamm (www.kamadchi-ampal.de) ein mehrere hundert Kilobyte langer Eintrag begegnet, der genau nach einem solchen akuten Psychoseschub aussah: eine riesenlange Bleiwüste ohne irgendwelche Absätze, mit Rechtschreibfehlern und vor allem mit völlig konfuser Syntax, schier endlose Aneinanderreihungen von Satzfetzen, isolierten Wörtern ohne irgendeinen Zusammenhang, Neologismen, alles nahezu ohne Interpunktion, vereinzelt Wörter in Großbuchstaben... der Inhalt, sofern überhaupt erkennbar, wirr mit Bezügen zu religiös-apokalyptischen Vorstellungen - allerdings findet sich etwa in der Mitte des Textes eine etwa 10 Zeilen lange Passage, in der mehrfach von "Tabletten" die Rede ist und von einem Arzt, der offensichtlich den Autor des Textes für geisteskrank hält.
Die typischen verschwörungstheoretischen Texte im Internet sehen aber ganz anders aus! Inhaltlich abstrus, aber doch so dargebracht, dass es nach Logik und nachvollziehbaren Gedankengängen aussieht... womit klar wäre, dass der typische Verschwörungstheoretiker nicht paranoid im psychotischen Sinne sein kann... aber es gibt ja auch noch die Paranoide Persönlichkeitsstörung, bei der zwar "fixe Ideen" auftreten, das übrige Denken aber völlig normal ist und auch die Fähigkeit zur Bewältigung des Alltags nicht wesentlich eingeschränkt ist. Stellt sich jetzt nur noch die Frage, ob eine solche Persönlichkeitsstörung durch Verbreitung paranoider Ideologien induzierbar ist, sozusagen als folie à mille...
Bis bald im Khyberspace!
Yadgar
Zitat von: Yadgar am 14. April 2013, 22:04:49
...[nicht] in der Lage, einen trotz bizarrem Inhalt formell korrekten und daher nach außen hin zumindest auf den ersten Blick vernünftig erscheinenden Text zu verfassen ...
Diese Beurteilung teile ich persönlich nicht. Soweit ich die Hypothese verstehe, wird hier von einer Art "on/off"-Situation im Rahmen einer wie auch immer gearteten psychischen Verfasstheit ausgegangen. Im Fall "on" (Schub/Abklingen) sei das gezeigte Verhalten irrational und in seiner Irrationalität auch in kommunikativen Situationen erkennbar, im Fall "off" (medikamentöse Betreuung/unterhalb des "Schub"-Levels) fehlen die erkennbaren Zeichen der Irrationalität. Es scheint daraus der Schluss gezogen zu werden, dass beispielsweise Texte im Netz dann von psychisch erkrankten Menschen verfasst und als solche erkannt werden können, wenn offensichtliche Verweise auf völlig abwegige Merkmale enthalten sind ("Engel sehen", "Stimmen hören", "Quantenverbindung", "Illuminaten" usw.).
Ich denke, es ist wohl vielfach eher von einem unscharfen Verfasstheitsgrad auszugehen, der in weiten Teilen des Lebens eines Verfassers von abwegigen Dingen im Netz ein völlig "normales" (unauffälliges) Leben erlaubt, keinen besonderen empfindbaren Leidensdruck beim Betroffenen erzeugt (auch durch die "Entlastung" durch Auskotzen im Netz) und keineswegs immer im "Krankheits"-Status kulminiert. Meiner persönlichen Vermutung nach sogar eher selten. Mithin liegt wohl oft irgendeine Notwendigkeit zur Auseinandersetzung mit dem eigenen (Miß-) Verhalten gar nicht vor, geschweige denn, dass irgendeine Form von Wissen und Erkennen eigenen Fehlverhaltens erworben wird - im Gegenteil ist speziell in Netzblogs und -foren immer ein gegenseitiges Bestätigen und Aufschaukeln in der Abwegigkeit zu beobachten (was das Versammeln in einschlägigen Netzbereichen offensichtlich attraktiv macht). Im Gegensatz zur "offiziell" konstatierten "Erkrankung" fehlt oft das mögliche Korrektiv durch unabhängige Außenseiter, Therapeuten oder medizinisch/psychiatrische Diagnostik.
Zitat von: Yadgar am 14. April 2013, 22:04:49Worauf ich hinauswill: weder im akuten Schub, noch in der Minussymptomatik (und erst recht nicht in einer chronischen Psychose, mit der nach allem, was ich zu wissen glaube, auch Intelligenzabbau einhergehen kann) ist man in der Lage, einen trotz bizarrem Inhalt formell korrekten und daher nach außen hin zumindest auf den ersten Blick vernünftig erscheinenden Text zu verfassen.
Das kann man so apodiktisch nicht als gegeben ansehen; Abwesenheit von formalen Denkstörungen ist vielleicht ein Indiz, nicht aber ein Beleg für psychische Gesundheit. Der von Dir indirekt wiedergebene Text aus dem Hindu-Tempel weckt aber in der Tat den dringenden Verdacht auf eine psychische Erkrankung i. e. S.
Zitat von: ajki am 15. April 2013, 09:15:16
... Es scheint daraus der Schluss gezogen zu werden, dass beispielsweise Texte im Netz dann von psychisch erkrankten Menschen verfasst und als solche erkannt werden können, wenn offensichtliche Verweise auf völlig abwegige Merkmale enthalten sind ("Engel sehen", "Stimmen hören", "Quantenverbindung", "Illuminaten" usw.).
Man sollte zwischen inhaltlichen und formalen Denkstörungen unterscheiden. Die genannten Auffälligkeiten wären inhaltlich. Hier gäbe es einige dringend verdächtige Symptome (sog. Erstrangsymptome), daneben und häufiger aber einen Haufen Hinweise auf psychische Auffälligkeit, die mehr unspezifisch sind.