Ein Blog von Kira Schmidt Stiedenroth bei Siclogs:
http://www.scilogs.de/chrono/blog/indische-medizin-im-wandel/ethnologie/2012-11-21/unani-medizin-und-esoterik (http://www.scilogs.de/chrono/blog/indische-medizin-im-wandel/ethnologie/2012-11-21/unani-medizin-und-esoterik)
Daraus:
ZitatHeutzutage hat die Schulmedizin in Deutschland eine zweifellos hegemoniale Stellung in unserer Gesellschaft, da unser Gesundheitssystem überwiegend, aber nicht exklusiv, diese spezifische Form von medizinischem Verständnis und Praxis unterstützt. Wissenschaftlichkeit, d.h. die systematische Überprüfung der medizinischen Grundlagen und Vorgehensweisen, ist heute eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Anerkennung einer Medizinform. Einer der Gründe dafür ist unser leistungsorientiertes Gesundheitssystem, das nur für Behandlungen zahlt, deren Effektivität bewiesen ist. Daher wurde es wichtig, beispielsweise die Effektivität von bestimmten Behandlungen, insbesondere mit Blick auf Preis-Leistungsverhältnisse, zu überprüfen, damit sie vom System unterstützt werden.
ZitatEsoterik, auch Grenzwissenschaft genannt, deutet auf Weltanschauungen und Praktiken, die nicht wissenschaftlich überprüft werden können. Es wird leicht auf verschiedene Formen der Medizin übertragen, die von der dominanten Biomedizin abweichen. Aber in wie weit ist es legitim, eine Medizinform als Esoterik zu bezeichnen, wenn sie nicht in unsere Weltanschauung passt? Ist es nicht ethnozentrisch, andere Verständnisse von Gesundheit, Krankheit und Heilung als minderwertig zu betrachten, nur weil sie anders als die eigenen sind? Und welchen Anspruch haben Europäer (oder Menschen, die in einer post-industrialisierten säkularen gesellschaftlichen Ordnung verankert sind) die Wissenschaft, wie sie sie verstehen, auf andere Weltanschauungen zu übertragen?
Was für ein schlimmer Schrott.
Edit: Immerhin sind die Kommentare der Kollegen entsprechend klar.
ZitatIst es nicht ethnozentrisch, andere Verständnisse von Gesundheit, Krankheit und Heilung als minderwertig zu betrachten, nur weil sie anders als die eigenen sind?
...ist ein Einfallstor für vermeidbares Leiden. Natürlich kann ich mir oder anderen weismachen, Fieber bis zur Rotglut sei etwas erhabenes (hör ich da die Anthros raus?), aber ich bezweifle doch stark, dass die Autorin ein höherwertiges Abkratzen einer profanen und verwestlichten Gesundung vorziehen würde. Ich hab mich, auch ohne die Leserkommentare gesehen zu haben, geärgert.
@zwingenberger: Es ist halt dieser unsägliche postmoderne Kulturrelativismus, letztlich hier auch eine Art Wissenschaftspluralismus, der da voll durchbricht: Als wäre das qualvolle Verrecken an einer Krankheit nur eine beliebige Ínterpretation.
Lars Fischer (der aus dem Fischblog) bringt's in seinem Kommentar haargenau:
ZitatUm die Frage im Beitrag zu beantworten: Historische medizinische Praktiken, die im Wesentlichen medizinische Hilflosigkeit managen, mit moderner Medizin gleichzusetzen ist Esoterik
Conina hat da auch einen Wikipedia-Link genannt. Wenn ich mir da mal die Diagnosemethoden anschaue, ist das ja alles gar nicht mal unvernünftig: anschauen, befragen, Puls fühlen, Stuhl und Urin betrachten. Das Aurageschwätz in modernen Heilpraxen ist entschieden sinnferner. Nur: das ist methodisch einfach rückständig, es schöpft die Mittel und Wege aus, die vor Jahrhunderten zur Verfügung standen. Ausgerechnet daran eine Konfrontationslinie zur modernen Medizin aufzubauen, ist nur schräg. Der alte Beißreflex eben: östlich=gut, westlich=böse.
Die blöden Leute sind nicht die, die damals, unter den gegebenen Möglichkeiten das Beste versuchten (da kann man sogar Hahnemann mit einbeziehen), sondern die, welche die neuen Möglichkeiten und Erkenntnisse ignorieren und dabei noch nicht mal reflektieren, dass sie ihr Hobby, das hochstilisieren "alten Wissens" nur betreiben können, weil sie in einer Welt leben, die genau wegen der modernen Wissenschaft dieses vergleichsweise sorgenfreie Leben ermöglicht.
Der Blog hat ein Thema, das ganz enorm nach "transkulturellen Gesundheitslehren" klingt. Aber nein: am InTraG waren die Autorinnen nicht tätig. http://www.scilogs.de/chrono/blog/indische-medizin-im-wandel/content/about
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 22. November 2012, 14:42:20
Die blöden Leute sind nicht die, die damals, unter den gegebenen Möglichkeiten das Beste versuchten (da kann man sogar Hahnemann mit einbeziehen), sondern die, welche die neuen Möglichkeiten und Erkenntnisse ignorieren und dabei noch nicht mal reflektieren, dass sie ihr Hobby, das hochstilisieren "alten Wissens" nur betreiben können, weil sie in einer Welt leben, die genau wegen der modernen Wissenschaft dieses vergleichsweise sorgenfreie Leben ermöglicht.
+1
Meine Güte, was für ein Geschwafel. Und als sich die Autorin später nochmal zu Wort meldet, geht das gleich munter weiter - sie hat anscheinend die Kritik an ihr nicht im Mindesten verstanden.
Dass so etwas auf einem Wissenschaftsblog veröffentlicht wird, ist schon eine Schande. Nur unter dem Deckmäntelchen einer sozial- und kulturwissenschaftlichen Betrachtung sollte niemand solchen Stuss verzapfen dürfen.
ZitatIch möchte mich erst mal für die Kommentare und Kritik bedanken, wo Sie alle ein Problem unserer Arbeit angesprochen haben: die Begrifflichkeit von ,,Medizin".
Zunächst möchte ich ein paar Erklärungen liefen:
1. Ich habe versucht, Medizin als Gegenstand ethnologischer Forschung zu diskutieren. Und aus solcher Sicht hat der Begriff ,,Medizin" ein viel breiteres Verständnis als ,,angewandte Wissenschaft" oder ,,evidenzbasierte Medizin". Das Medizinverständnis von Dilger und Hadolt trifft es auf den Punkt: ,,"Medizin in ihrer Vielfalt: als Befindlichkeit, Substanz oder Technologie, Ideengefüge, Geflecht von Praktiken, symbolische Ordnung, Gegenstand sozialer und religiöser Beziehungen, gesellschaftliche Domäne und als Bestandteil ethnischer, nationaler und internationaler Politiken – und schließlich als teilweise spannungsgeladene Relationen und Überschneidungen derselben" (2010: 17f.).
Q:
Ähm und ich dachte die Sache mit "Technik/Handlung => Wirkung auf was-auch-immer-der-Mensch-als-manipulierbar-ansieht (Folge)" wäre eine menschliche Konstante.Dass beim Letzten total unterschiedliche Konzepte & soziologisch-kulturelle Wahrnehmungen dahinter stehen (können) sind find ich doch ne ganz schön triviale Aussage.
"Da Menschen andere Ansichten über Gesundheit/Krankheit haben, haben sie auch andere Wahrnehmungen und Definitionen von Medizin, als Zusammenfassung von Lehrgebäuden und Techniken die zum Verständnis und Beeinflussung eben jener Zustände als erforderlich betrachtet werden" ::)
Oh Gott klinge ich auch nun so verschwurbelt? Ist sowas hochinfektiös? :P
Gibt es noch Heilungschancen oder muss ich ins Schwurbelhospiz und bekomme hier Hausverbot? :'(
Zitat von: Ratiomania am 23. November 2012, 13:20:03
Gibt es noch Heilungschancen oder muss ich ins Schwurbelhospiz und bekomme hier Hausverbot? :'(
Ich fürchte, da hilft nur noch der Gnadenschuss. Und hinterher ein Pflock durchs Herz (nur um auf Nummer sicher zu gehen).
Zitat von: The Doctor am 23. November 2012, 13:59:11
Zitat von: Ratiomania am 23. November 2012, 13:20:03
Gibt es noch Heilungschancen oder muss ich ins Schwurbelhospiz und bekomme hier Hausverbot? :'(
Ich fürchte, da hilft nur noch der Gnadenschuss. Und hinterher ein Pflock durchs Herz (nur um auf Nummer sicher zu gehen).
Ich bevorzuge dann doch den Pferdemetzger. Tschö! :-*
Zitat von: Ratiomania am 24. November 2012, 00:09:42
Zitat von: The Doctor am 23. November 2012, 13:59:11
Zitat von: Ratiomania am 23. November 2012, 13:20:03
Gibt es noch Heilungschancen oder muss ich ins Schwurbelhospiz und bekomme hier Hausverbot? :'(
Ich fürchte, da hilft nur noch der Gnadenschuss. Und hinterher ein Pflock durchs Herz (nur um auf Nummer sicher zu gehen).
Ich bevorzuge dann doch den Pferdemetzger. Tschö! :-*
Ich wusste es! Du bist die Reinkarnation von "Mister Ed"!
ZitatHeutzutage hat die Schulmedizin in Deutschland eine zweifellos hegemoniale Stellung in unserer Gesellschaft, da unser Gesundheitssystem überwiegend, aber nicht exklusiv, diese spezifische Form von medizinischem Verständnis und Praxis unterstützt. Wissenschaftlichkeit, d.h. die systematische Überprüfung der medizinischen Grundlagen und Vorgehensweisen, ist heute eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Anerkennung einer Medizinform. Einer der Gründe dafür ist unser leistungsorientiertes Gesundheitssystem, das nur für Behandlungen zahlt, deren Effektivität bewiesen ist. Daher wurde es wichtig, beispielsweise die Effektivität von bestimmten Behandlungen, insbesondere mit Blick auf Preis-Leistungsverhältnisse, zu überprüfen, damit sie vom System unterstützt werden.
Hallo,
hier habe ich einen Link ueber unsern Gesundheitssystem gefunden(http://www.germanyhis.com/de/), ich glaube er wird Euch weiter helfen.
Gruss
Guten Morgen.
Und warum glaubst Du, dass er uns weiterhelfen wird? Wo siehst Du da einen Zusammenhang oder einen neuen Aspekt?
Nebenbei stammt das Zitat auch gar nicht von der verlinkten Seite, sondern aus einem Blog. Aber das macht die Intention von Sukru auch nicht eindeutiger.