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Begonnen von fenkt, 16. Januar 2012, 21:34:03

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Typee

Ich will nicht langweilen, aber die Liste bewaffneter Zusammenstöße einer Zentralgewalt mit bewusst anomisch handelnden Regionalgewalten in uns nahestehenden Ländern muss man noch etwas erweitern.

Das "Ole Miss riot of 1962" z.B. kostete zwei Tote und etwa 300 Verletzte, als Universitätsbehörden, mit anfänglicher Rückendeckung des Governors von Mississippi, die Immatrikulation eines Schwarzen gegen die Rechtsprechung des Supreme Court und gegen die Weisungen des Präsidenten verhindern wollten. U.S. Marshalls, Militärpolizei, Nationalgarde und militärische Hilfstruppen mussten in Feuergefechten die Bundesgewalt durchsetzen.

Wir in Deutschland halten das bei uns für kein realistisches Szenario, aber mir wäre es auch nicht recht, wenn Franzosen oder Spanier wieder einmal aufeinander schössen. Unser deutsches Empfinden ist ja wesentlich dadurch mitgeprägt, dass wir die Welt mit einem verheerenden Krieg und Völkermord überzogen, dann 45 Jahre lang unter Kuratell standen und sehr, sehr vorsichtig auftreten mussten. Das hat einen bestimmten betulichen Politikstil und ein ebensolches gesellschaftliches Bewusstsein gefördert. Das ist in anderen Ländern schon anders, und es war auch in Deutschland bis in die jüngere Geschichte anders. In der Weimarer Zeit war die Loyalität der Reichswehr(!) und ihr zeitweises Durchgreifen ein Eckpfeiler des Bestandes der Republik. Ich persönlich halte es keineswegs für ein Naturgesetz, dass unsere deutsche Entwicklung quasi an einem Endzustand unverbrüchlicher Bundestreue angekommen ist. Zeiten ändern sich.


The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

duester

Zitat von: Typee am 10. Januar 2016, 22:54:46
Ich will nicht langweilen, ...
Tust du nicht, denn zumindest ich fand' Kennedys Durchgriff da sehr spannend. Eben wegen ...

ZitatIch persönlich halte es keineswegs für ein Naturgesetz, dass unsere deutsche Entwicklung quasi an einem Endzustand unverbrüchlicher Bundestreue angekommen ist. Zeiten ändern sich.

... den Fragen, die dabei aufkommen. Wenn eine entsprechende Entwicklung erstmal angestossen wird, dann kann es sehr schnell gehen. Irgendwann gucken wir fünf Jahre zurück und stellen fest, dass wir das niemals erwartet hätten. Was ich nur anders einschätzen würde, ist, wie der Bund reagiert. Ich bezweifele, dass die Spanier sich noch mal eine ETA ins Haus holen. Deswegen werden wahrscheinlich eher anlassbezogen Lösungen gefunden, an die wir heute noch gar nicht denken. So die kruden Sachen, wie Militär aufmaschieren lassen, wäre politischer Selbstmord für jeden Regierungschef, der's macht. Der Terrorismus von außen reicht, da wird keiner riskieren, auch noch ganze Regionen oder Bevölkerungsteile des eigenen Landes gegen sich aufzubringen.

Typee

ZitatSo die kruden Sachen, wie Militär aufmaschieren lassen, wäre politischer Selbstmord für jeden Regierungschef, der's macht.

Den Dingen ihren Lauf lassen aber auch. Setzt er/sie sich durch, könnte er/sie wenigstens die Integrität der verfassungsmäßigen Ordnung verteidigt haben. Nehmen wir den von mir angedachten Fall unbotmäßig handelnder Präfekten in französischen Départements, womöglich in einer gemeinsamen Région. In diesem Fall stünde die in Jahrhunderten unbestrittene Autorität der Zentralgewalt in Frage. Ich zweifle keine Sekunde daran, wie dort ein Staatspräsident handeln würde.

Es müsste kein einziger Schuss fallen. Die Bereitschaft dazu, und die Entschlossenheit, Administration und Infrastruktur unter KOntrolle zu bringen, sind das ausschlaggebende.
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(Neil deGrasse Tyson)

Scipio

Ich sehe, ich hatte da so einiges nicht auf dem Schirm!

ZKLP

Der Aluhut ist out, jetzt gibt es den Silberhut:

http://derstandard.at/2000028236056/Aluhut-2-0-Kappe-und-Haube-sollen-vor-Strahlung-schuetzen
ZitatAluhut 2.0: Kappe und Haube sollen vor Strahlen schützen
9. Jänner 2016, 09:42
Herstellung über Kickstarter finanziert – Silber soll elektromagnetische und radioaktive Strahlung mildern
ZitatDas Start-up Shield Apparel hat Geld auf Kickstarter gesammelt, um eine Haube und eine Kappe umzusetzen, die dank eines "speziellen Stoffes" elektromagnetische Wellen vom Kopf des Trägers fernhalten sollen. Das Textil enthält allerdings kein Aluminium, sondern Silber.

Zusätzlich soll durch das Material auch radioaktive Strahlung abgemildert werden, außerdem sei es unsichtbar für Radargeräte oder infrarotbasierte Nachtsichtgeräte. Nachprüfbar plausibel sind allerdings nur die weiteren Versprechen, durch die antibakteriellen Eigenschaften des Silbers die Geruchsentwicklung zu mindern und den Kopf generell wie eine Kopfbedeckung zu schützen.

Ab 16 Britischen Pfund (rund 24,4 Euro) konnten Interessenten sich einen Beanie oder eine Kappe in Kindergröße sichern. 22 Pfund wurde für die großen Varianten der "weltweit ersten signaldichten Kopfbedeckung" verlangt.

duester

Zitat von: Typee am 11. Januar 2016, 10:11:11
Es müsste kein einziger Schuss fallen. Die Bereitschaft dazu, und die Entschlossenheit, Administration und Infrastruktur unter KOntrolle zu bringen, sind das ausschlaggebende.

Mir fällt noch ein Beispiel ein, wo es zumindest diskutiert und von hochrangigen Politikern gefordert wurde: https://en.wikipedia.org/wiki/California_electricity_crisis

Die Gemengelage ist hier etwas anders: Kalifornien wollte den Markt für Elektrizität deregulieren, hat aber aus politischen Erwägungen eine Mischlösung zwischen Staat und Markt umgesetzt, bei dem nur die Preise für die Großhändler flexibilisiert wurden. Die Händler und Erzeuger haben daraufhin das System "gespielt", indem sie legale Lösungen gesucht haben, um den Elektrizitätspreis zu manipulieren. Z.B. haben sie Kraftwerke in Spitzenzeiten "zur Wartung" vom Netz genommen, damit teurer Strom aus anderen Bundesstaaten importiert werden musste. Der Strompreis für die lokalen Versorger stieg exorbitant und Strom musste rationiert werden. Der Governor hat die Krise verschärft, indem er sich geweigert hat, den Strompreis für die Endabnehmer zu flexibilisieren (was die Nachfrage gedrosselt hätte) und Umweltschutzauflagen auszusetzen, um neue Kraftwerke zu bauen (was das Angebot erhöht hätte). Politiker haben ernsthaft ( :o) gefordert, stattdessen einmal ein Kraftwerk von der Nationalgarde übernehmen zu lassen, um die Stromerzeuger in die Schranken zu weisen.  Und das hätte interessant werden können: Der demokratische, für-amerikanische-Verhältnisse-linkslastige Governor in Kalifornien schickt die Nationalgarde los, um die Energieerzeuger zu sanktionieren, die gute Beziehungen zum republikanischen Rechtsaußen-Präsidenten unterhalten, der sich 2001 kaum noch eine domestische Krise hätte leisten können.

Aber: Am Ende wurden "Lösungen" gefunden, ohne dass solche Muskelspiele* notwendig waren. Wenn wir wieder zum Hessen-Beispiel zurückkehren: Die Landesverfassung sieht auch so nette Sachen wie "Sofortsozialisierungen" vor. Aber ich bezweifele, dass wir noch mal die zwangsweise Verstaatlichung eines unbotmäßigen Unternehmens sehen werden (die Rettungsaktionen für die Banken sind etwas anderes), weil auch das Relikte aus einer anderen politischen Ära sind. Natürlich ist in Frankreich der Zentralismus sowas wie das goldene Kalb und um hier mal ein paar nationale Stereotypen zu bedienen: Es sind Franzosen! Aber insgesamt scheint Politik doch deutlich rationaler und moderater geworden zu sein, mit einer geringeren Konfliktbereitschaft. Hoffentlich.


*Gray Davis wurde von Arnold Schwarzenegger abgelöst. No pun intended. :grins

duester

Zitat von: duester am 12. Januar 2016, 11:37:51Aber ich bezweifele, dass wir noch mal die zwangsweise Verstaatlichung eines unbotmäßigen Unternehmens sehen werden (die Rettungsaktionen für die Banken sind etwas anderes), weil auch das Relikte aus einer anderen politischen Ära sind.

:o Oh. Da lag ich falsch:

Zitat von: Tante WikiUmweltkatastrophe

Im Zuge der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurde das Energieversorgungsunternehmen Tepco verstaatlicht.[6]

Nun gut. Vielleicht sehen wir doch noch eine Verstaatlichung. Oder Panzer in Wiesbaden.  :-X

Typee

@ duester:

Es sind keineswegs nur die Franzosen, und es sind sie nicht einmal in erster Linie. Wenn wir bewaffnete innere Unruhen nach dem 2. Weltkrieg mitrechnen, in denen gerade  wegen der Frage der nationalen Integrität scharf geschossen wurde, kommen alleine in Westeuropa hinzu:

(na gut, die Franzosen eben zeurst): Korsika
in Spanien das Baskenland,
auf den Inseln Nordirland,
in Italien Südtirol
(letzteres wird gerne vergessen, war aber über 30 Jahre lang ein handfestes Problem. Italien hatte, übrigens unter Verstoß gegen Staatsverträge mit Österreich, das annektierte Südtirol um seinen Sonderstatus gebracht und setzte den größten Teil seiner Ambitionen schließlich auch durch - so entstand die vereinigte Provinz Alto Adige - Trentino. Dazu benötigte es ständig hunderte von Carabinieri und, wegen der Lufttransportkapazitäten, zeitweise auch Hubschrauber der regulären Streitkräfte).

Das waren alles Krisenherde unmittelbar vor unserer Tür.
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(Neil deGrasse Tyson)

duester

Zitat von: Typee am 12. Januar 2016, 14:55:40
in Italien Südtirol
Frei.Wild und der ORF sorgen schon dafür, dass wir das nicht vergessen. Erstere durch grottige Texte, letzterer durch durch eine Wetterkarte, auf der ständig fette Gewitterwolken über Südtirol schweben. :grins


Zitat von: Typee am 12. Januar 2016, 14:55:40Das waren alles Krisenherde unmittelbar vor unserer Tür.
Stimmt, aber die Betonung liegt auf "waren". Damit meine ich nicht, dass es keine Sezessionen mehr geben könnte, ich bezeweifele nur, dass darauf wie im letzten Jahrtausend reagiert würde. Eine militärische Intervention, im eigenen Land, um die staatliche Einheit zu erhalten*, halte ich für so unwahrscheinlich wie eine militärische Intervention, um eine repräsentative Monarchie zu erhalten. Im Zweifel wird eher auf der politischen/rechtlichen/administrativen Ebene die Staatsform bis zur Unkenntlichkeit modifiziert. Nehmen wir Belgien, wo eine Teilung des Landes nie ganz fern ist und von flämischer Seite offen gefordert wird. Bevor im Falle einer Sezession das Militär eingesetzt würde, würde eher eine Lösung mit zwei autonomen Staaten in einem Verbund vereinbart werden, die über die Zeit immer weiter auseinanderdriften, bis es sich irgendwann de facto um zwei getrennte Länder handelt, ohne dass ein einziger Panzer aus der Garage geholt werden musste. Wir sollten vereinbaren uns hier in fünf Jahren wieder zu treffen, dann können wir die unterschiedlichen Hypothesen faktisch überprüfen.  ;D

*In Westeuropa!

Typee

Zitat von: duester am 12. Januar 2016, 16:00:40
Wir sollten vereinbaren uns hier in fünf Jahren wieder zu treffen, dann können wir die unterschiedlichen Hypothesen faktisch überprüfen.  ;D


Ja, zumindest über diese Frage. Über Katalonien wissen wir dan jedenfalls mehr. Belgien liegt ja wieder ganz anders, das sind fifty-fivty-Verhältnisse eines Landes, das überhaupt erst in der Nach-Napoleonischen Zeit zusammengewürfelt wurde aus vorher französischen, spanischen und niederländischen Herrschaftsgebieten,   und mit einem ziemlich synthetisch aufgepfropften Monarchenhaus. Da widern sich beide Seiten einfach nur an, wenn der ökonomische Kitt erst mal raus ist.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)


MrSpock

Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.


Omikronn

Kreibich ist aus meiner Sicht aber auch einer der widerlichsten Scharlatane... Wobei sich sich dieses ***** eine richtig schöne Schlappe eingefangen hat :D:

Zitat
"Wer so etwas tut und behauptet, muss sich auch harte Bewertungen gefallen lassen", betonte der Senat noch einmal. Bild könne sich mit seiner Darstellung durchaus auf das Informationsinteresse der Allgemeinheit berufen. Für den Hellseher war es dabei nicht gerade hilfreich, dass er plötzlich selbst das Wort ergriff und ungeschminkt einräumte, dass solche Szenen im Fernsehen nicht immer echt seien.

"TV ist auch immer Show", sagte er. Er habe Vorgaben des Senders erfüllen müssen. Bei seinen persönlichen Beratungen sei das natürlich ganz anders, da nehme er sich viel Zeit für seine Klienten. "Er macht, was viele machen", sagte sein Anwalt. "Aber das rechtfertigt nicht, dass er der größte Scharlatan sein soll." "Nur einer der Großen", bemerkte die Vorsitzende.

An Bild wird wohl lediglich eine eher unwichtige Unterlassung hängen bleiben: Das Blatt darf ohne Beweis nicht weiter behaupten, dass Kreibich regelmäßig Schönheitschirurgen besucht und dafür je 2500 Euro bezahlt habe, sich dabei auch noch filmen ließ.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

eLender

Zitat von: Omikronn am 13. Januar 2016, 13:50:50
Das Blatt darf ohne Beweis nicht weiter behaupten, dass Kreibich regelmäßig Schönheitschirurgen besucht und dafür je 2500 Euro bezahlt habe, sich dabei auch noch filmen ließ.

Das glaube ich auch ohne Beweis. Eigentlich hätte er ja gar nicht klagen dürfen, musste er doch schon vorher wissen, dass er damit keinen Erfolg haben wird. Oder funktioniert seine Seherfähigkeit nur beim zahlenden Kunden?
Schön, dass das Gericht nicht den Vorstellungen seines Anwalts gefolgt ist. Esoterik ist eben keine reine Glaubenssache Es werden ja prüfbare Aussagen gemacht. Ausserdem haben viele Esos  gerade den Anspruch, überprüfbares (wissenschaftliches) Wissen zu nutzen (was die Esoterik von reinen Glaubenssystemen abgrenzt). Gut, mit der Überprüfung hat man regelmäßig gewisse Schwierigkeiten. Das liegt aber bestimmt nur an den bösen Versuchsaufbauten bzw. an der bösen Realität, die sich einfach gegen Fakten sträubt.
Wollte ich nur mal gesagt haben!