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Neues zu Mollath

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Begonnen von Typee, 06. August 2013, 11:26:07

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Tykozwo

Zitat von: MountainKing am 18. Dezember 2013, 11:56:09abgesehen davon, dass es abgesehen vom Wunschdenken einiger Verteidiger nicht den Hauch eines Hinweises dafür gibt, dass Mollath diese Schriftstücke als Übungen für kreatives Schreiben verfasst hat und verstanden wissen wollte. Das ist nun schon eine reichlich hanebüchene Erklärung für die Auffälligkeiten.

Er hat einen Offenen Brief geschrieben und sich etlicher Stilmittel bedient, die man nutzen kann, um einen Redebeitrag lebendig wirken zu lassen. Darauf weise ich hin. Und zwar, weil komplett ignoriert worden ist, dass es sich um einen Offenen Brief handelt.

http://www.gustl-for-help.de/download/2003-03-19-Brief-Mollath-Heuss.pdf

Drei Tage vor dem Brief gibt es eine Videoaufnahme von Mollath

http://www.youtube.com/watch?v=do2ohK9_sBk

Ist es wirklich so abwegig, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Mollath diesen Offenen Brief vielleicht auch irgendwo vorgetragen hat? Vielleicht klärt sich das noch.

MountainKing

Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:22:39
Nein, ich bin da ganz und gar nicht festgelegt. Ich bin davon überzeugt, dass Mollath damals mindestens "schwer durch den Wind" war. Die Gründe sind der Verlust seiner Arbeit im Jahre 2000, das Auseinanderbrechen seiner Ehe im Jahre 2002, der finanzielle Abstieg in den Jahren 2002 bis 2006. Und ich halte es für gut möglich, dass Mollath damals psychisch krank war. Ein Gutachter hätte also leichtes Spiel mich davon zu überzeugen. Doch in seiner Begründung müsste er auch den Tatzeitpunkt August 2001 einbauen und schlüssig darlegen, warum bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ein Wahn vorlag. Er müsste dann auch erklären, wie die von der Frau behaupteten regelmäßigen Gewaltätigkeiten ihr gegenüber, die es immer schon gegeben haben soll, gerade im August 2001 sich anders ereigneten.


Es ist meines Wissens nicht zwangsläufig, dass die Manifestierung solcher Wahnideen durch besonders auffällige äußere Umstände ausgelöst wird. Nur weil du das aber voraussetzt, ist der Tatzeitpunkt ein besonderes Problem bzw. Argument. Laut Urteil von 2006 begannen die Probleme aber schon seit 1996 schlimmer zu werden, in den Zeitraum  vor 2001 fiel zudem der Mollath nach eigenen Angaben belastende Rechtsstreit um eine Ferrarilackierung und auch die Einstellung der finanziellen Zuschüsse durch seine Frau bzw. die Aufgabe der Arbeit. Es gäbe also auch schon vor 2001 entsprechenden äußeren Druck, wenn man diesen denn für notwendig hält (was man aber nicht muss).

sweeper

Die Veranstaltung gestern in München:
http://www.heise.de/tp/artikel/40/40601/1.html
Zitat..Gustl Mollath zeigt derweil selbst Initiative und gründet einen Verein gegen staatlichen Machtmissbrauch. Doch warum muss ein Justizopfer überhaupt einen Verein gegen staatlichen Machtmissbrauch gründen? Wäre es nicht Zeit, dass der Staat endlich selbst Initiative zeigt, um weitere gravierende Fehlurteile zu verhindern? Wenn Unrecht im Namen des Rechts gesprochen wird, und wenn dieses Unrecht bis hinauf zum Bundesgerichtshof als Recht erklärt wird, dann hat der Rechtsstaat in seinem innersten Kern versagt. Gustl Mollath, daran kann heute niemand mehr ernsthaft zweifeln, ist ein Justizopfer. Spätestens seit 2011, das hat das Bundesverfassungsgericht auf den Punkt gebracht, war die Unterbringung von Mollath in der forensischen Psychiatrie rechtswidrig..
Und

9. Dezember im Literaturhaus München mit Gustl Mollath, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Ex-Bundesministerin der Justiz, Gerhard Strate, Verteidiger von Gustl Mollath, und Henning Ernst Müller, Strafrechtsprofessor an der Universität Regensburg. Moderation Florian Rötzer, Chefredakteur von Telepolis:

Audio-Mitschnitt der Podiumsdiskussion

With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

bayle

Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:22:39
Doch bei der einen oder anderen Frage weichst du aus. Und zwar mehrfach, dabei wäre die Antwort ohne viel Aufhebens möglich.
Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steige ab.
ZitatDer kleine Pan ist tot
- Karl Kraus

Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:22:39
Es kann vorkommen, dass gestandene Menschen nicht einschätzen können, wie ein Text auf andere wirkt. Sie müssen in einem solchen Fall nicht krank sein.
Du meinst also, es gäbe keinerlei Merkmale von Schriftstücken, die den Verdacht auf eine schwere psychische Störung nahelegen würden?
ZitatDer kleine Pan röchelt noch
- Karl Kraus

Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:22:39
Nein, ich meine, dass diese Frage dann in die Wissenschaftsethik übergeht.
...
Du bist also der Meinung, dass das Phänomen "Die Erde dreht sich um die Sonne" der Grund wäre, dass die sprachliche Wendung "Die Sonne geht auf" den Vorgang unzutreffend beschreibt?
...
Leipziger hat Zeugnis abgelegt.
Du solltest Seelsorger werden, falls Du es nicht schon bist.
ZitatDer kleine Pan stinkt schon
- Karl Kraus

Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:22:39
Auf diese Frage verweigerst du erneut die klare Antwort. Schreib nichts von langweilig. Benenn du den Zeitraum, den Mollath für die Zusammenstellung zur Verfügung hatte. Dann skizziere das alternative Szenario, dass Mollath einen guten Anwalt an seiner Seite gehabt hätte, der sich vor dem Prozess auch um den Fall kümmert. Mach es einfach  :grins2:
Diesen Job sollten wir Herrn Nedopil überlassen. Der hat a) die Qualifikation und wird b) den Zugang zu den Quellen haben.

Du kriegst auch mein Klavier, versprochen!
ZitatDer kleine Pan stinkt noch
- Karl Kraus

sweeper

Zitat von: bayle am 18. Dezember 2013, 16:11:19
Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:22:39
Es kann vorkommen, dass gestandene Menschen nicht einschätzen können, wie ein Text auf andere wirkt. Sie müssen in einem solchen Fall nicht krank sein.
Du meinst also, es gäbe keinerlei Merkmale von Schriftstücken, die den Verdacht auf eine schwere psychische Störung nahelegen würden?
Ich will mich nicht allzu sehr in eure Debatte einmischen - nur so viel:

@Tyko: Du hast Recht damit, dass oft auch gestandene Menschen nicht einschätzen können, wie ihr Text - oder auch ihre blumigen Zitate, an unpassender Stelle angebracht etc pp - auf andere wirken.

Bei Mollath ist das aber ein ziemlich konsistentes "feature", dass ihm der so genannte "sense of occasion" fehlt (der im übrigen genuine Künstler oft auszeichnet: der Instinkt für die Szene, die Dramaturgie...):

angefangen von der Zahnbürste im Jackett / weiter über das demonstrative Blättern in Nürnberger Prozess-Broschüren während der Verhandlung/ ein unangemeldeter Besuch beim Anwalt am Wochenende incl Unverständnis über dessen Reaktion / drastische und unangemessene Wahl der sprachlichen Mittel bis hin zu hanebüchenen Übertreibungen: sowohl in seinen früheren Schriftstücken bis hin zum letzten Focus-Interview.
Dazu passt dann eben auch, dass er nicht abstrahieren kann, warum sein Theodor-Heuss-Brief ohne erklärende Worte eben nicht in der Anlage an den Bürgermeister oder andere Nichtsahnende verschickt werden sollte...

@bayle: Umgekehrt schließt auch ein an sich unauffälliger oder sogar gelungener Text, etwa ein Gedicht, die Möglichkeit des Vorliegens einer floriden psychischen Erkrankung nicht aus.
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Terry Pratchett

MountainKing

Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:39:36
Er hat einen Offenen Brief geschrieben und sich etlicher Stilmittel bedient, die man nutzen kann, um einen Redebeitrag lebendig wirken zu lassen. Darauf weise ich hin. Und zwar, weil komplett ignoriert worden ist, dass es sich um einen Offenen Brief handelt.

Inwiefern Einrückungen, Wechsel von Schriftgrößen und wörtliche Zitate einen REDEbeitrag lebendiger machen sollen, erschließt sich mir nicht. Genauso wüsste ich nicht, warum der Brief weniger auffällig sein soll, weil er als offener Brief gemeint war? Das halbe Internet ist voll von offenen Briefen von Leuten, bei denen man auch arg daran zweifeln muss, ob alles in Ordnung ist.

Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:39:36
Ist es wirklich so abwegig, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Mollath diesen Offenen Brief vielleicht auch irgendwo vorgetragen hat? Vielleicht klärt sich das noch.

Es gibt eine ganze Reihe von Passagen und Informationen, die den Brief für einen Vortrag eher ungeeignet machen, sinnlose Zusatzinformationen wie genaues Ausschreiben von langen und komplizierten Namen ("ihre Nichte Anna Freilinghaus-Heuss") oder Wohnorte/Berufe von Personen in Klammerbemerkungen ("Carl Zuckmayer [Saas Fee, Schweiz]"), die man de facto nicht vortragen kann. Für mich wirken die Erklärungen "kreatives Schreiben" oder "Redemanuskript" sind nicht nur komplett spekulativ, sondern wirken auch auf Basis der Dokumente eher an den Haaren herbeigezogen.

Homeboy

Für mich sehen diese seine Briefe des ehrenwerten Herrn G: M~ aus, als wären sie von Clarité geradezu durchdrungen, schließlich kann niemand sagen, er wüsste nicht, worauf es ankäme, außerdem bezeugt er historische Bildung - eine Seltenheit, wenn Sie mich fragen - ferner ist hervorzuheben, dass Herr G: M~ es immerhin und ohne umschweife geschafft hat, seinen Brief nur wenige Seiten umfassen zu lassen, direkter und eingängiger lässt sich so ein Vorhaben kaum bewerkstelligen - aber auch das wiederum nur meine bescheidene Meinung, so bleibt doch zum Schluss ein außergewöhnliches, eindrucksvolles[/font]und höchst persönliches Schreiben an einen, viel zu früh von uns gegangenen, Bundespräsidenten von einem, möglicherweise unehelichen Sohn und, Waldorfschüler.

Tykozwo

Zitat von: bayle am 18. Dezember 2013, 16:11:19Du kriegst auch mein Klavier, versprochen!

Da hätte ich Bedenken. Dein norwegischer Blauling hat nun doch nicht das gehalten, was du versprochen hast.

bayle

Zitat von: bayle am 22. September 2013, 20:59:17
Es tut mir leid, dass ich Dich da enttäuscht habe – auch wenn ich nicht weiß, womit ich höhere Erwartungen bei Dir provoziert habe.


Tykozwo


Belbo

Grade mal wieder passender

bayle

last try.

Wenn Du ernsthaft bist, Tyko, dann wirst Du zugeben müssen: #807 war deutlich unter Deinem bisherigen Niveau. Das war bloß noch so hingehunzt, nicht mehr nachgedacht.

Du musst zwar nicht den Mund halten, aber doch wieder auftauchen. Du kannst gerne noch ein bisschen überheblich rumblödeln, aber dann ohne mich. Wenn Du einer Fachmeinung nicht vertraust, nimm einfach den üblichen Ausweg: bestelle einen neuen Sachverständigen.

Nach diesem methodenkritischen Gutachten :teufel noch was zur Sache:
Zitat von: Tykozwo am 18. Dezember 2013, 12:22:39
Ich bin davon überzeugt, dass Mollath damals mindestens "schwer durch den Wind" war. Die Gründe sind der Verlust seiner Arbeit im Jahre 2000, das Auseinanderbrechen seiner Ehe im Jahre 2002, der finanzielle Abstieg in den Jahren 2002 bis 2006. Und ich halte es für gut möglich, dass Mollath damals psychisch krank war.
Das ist die Vorstellung des Laien. Äußere Belastungen sind keine Wahnursachen (deren Ursache liegt im Dunkeln).
ZitatBei ihrer Vernehmung durch den Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Tiergarten. Berlin, (Bl 47 ff), am 15. Mai 2003 hätte die Geschädigte Petra Mollath u.a. angegeben, dass der Misshandlung durch ihren Mann am 12.08.2001 kein besonderes Ereignis vorangegangen sei. Ihr Mann hätte sich psychisch verändert und in sich zurückgezogen. Er sei geschäftlich nicht sehr erfolgreich gewesen und hätte das Geschäft aufgeben müssen. Er sei dann hauptsächlich zu. Hause gewesen. An diesem besagten Tag hätte er sie plötzlich ohne Vorwarnung angegriffen. Er hätte sich in seinen Wahn reingesteigert, das heiße, er wolle die Welt verbessern und meine, alle seien schlecht und sie sei auch schlecht.
[Leipziger, S. 4]
Mehr Details aus dieser Phase findet man auch bei Lakotta (übrigens, der eigentümliche Umgang der Mollathisten mit ihr wäre einen Essay wert). Wenn man das mit Argwohn betrachtet, dann ist es natürlich theoretisch möglich, dass sich in der Erinnerung von Frau M einige Dinge übereinander projizieren, die zeitlich getrennt waren, aber dennoch: ist dies die Schilderung eines "normalen" Rosenkriegs? Hat ,,man" Frau M instruiert, von einem Wahn (den man hier natürlich nicht als Diagnose, sondern nur als Synonym für psychische Auffälligkeit werten kann) zu sprechen? Ein sehr ernstes weiteres Indiz bietet das Krach-Attest (18.09.03, also nach der Vernehmung durch den StA).

Zur Validität der Selbstauskünfte von G. M. vergleiche noch:
ZitatBevor ich in die Hände dieser Ärzte fiel, verfügte ich über ein Vermögen von über einer Million. Hatte ein eigenes Haus in bester Wohnlage von Nürnberg, hatte 3 Ferraris in der Garage. Jetzt, nachdem ich platt gemacht wurde, habe ich nichts mehr.
[http://www.nuernbergwiki.de/index.php/Gustl_Mollath_(Brief_an_StVK_Regensburg), aber zitiert nach dem Faksimile]
Viel Erfolg bei der Rekonstruktion seiner psychischen Befindlichkeiten.

sweeper

Zitat von: bayle am 19. Dezember 2013, 08:35:26

Du musst zwar nicht den Mund halten, aber doch wieder auftauchen.

??  Wieso muss er das? - Vielleicht will er ja nicht.
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Terry Pratchett

bayle

Stimmt, sweeper, muss er nicht; er kann natürlich auch weiter tieftauchen.

sweeper

Noch unbestätigt:
ZitatTil Huber ‏@TilHuber 1m

Landgericht Regensburg meldet: Wiederaufnahme im Fall #Mollath beginnt nächstes Jahr am 7. Juli.
Erst in 6 Monaten... viel Zeit für Podiumsdiskussionen und Interviews.

Na dann...
Zitat
http://mobil.wochenblatt.de/nachrichten/regensburg/regionales/art1172,218138Gustl Mollath

Der Beginn des Verfahrens gegen Gustl Mollath ist für Juli 2014 geplant. Das hat die Pressestelle des Landgerichtes Regensburg am Donnerstag, 19. Dezember, per Fax und später dann auch per Mail mitgeteilt.

Mit den Verfahrensbeteiligten wurden bereits 15 Termine vereinbart, so die Mitteilung. Diese sind zwischen dem 7. Juli und 14. August 2014 terminiert. "Über eventuelle Folgetermine und das vorläufige Programm wird noch entscheiden werden", so Pressesprecher Thomas Polnik.

Zunächst war mehrfach "März/April/Mai 2014" als Zeitpunkt für die Verfahrenseröffnung genannt worden. Dieser Zeitplan könne nicht eingehalten werden, da für das Verfahren wichtige Beteiligte nicht vor Juli Zeit haben, das Landgericht spricht von einer "anderen terminlichen Auslastung".

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Terry Pratchett