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Was ist gefährlicher, als ein Atomkraftwerk?

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Begonnen von cohen, 12. November 2010, 16:40:09

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HorstHuber

Zitat von: Toiletman am 20. November 2010, 20:04:16
Ich bin da eher kritisch eingestellt. Kritisch bedeutet aber nicht ablehnend. Atomkraft ist bisher der einzige saubere Weg, in Nationalstaaten in Europa, die Energie preiswert und in großem Ausmaß zu finanzieren. Gefahren sehe ich in den Betreiberfirmen der Kraftwerke. Wir haben bereits sehr viele Beispiele aus der Vergangenheit wie skrupellos diese Multis vorgehen und trotz gleichgebliebener Erzeugungsgebühren den Preis ständig zu erhöhen und Sicherheit vernachlässigen. In meinen Augen gehört etwas potentiell so gefährliches wie ein Atomkraftwerk unter Staatsaufsicht.
Ich bin ebenfalls aus ökonomisch-politischen Gründen gegen die derzeitige Laufzeitverlängerung, da dieses Gesetz sehr gut für die Monopolisten wie RWE, EON etc. ist aber schlecht für den Rest, da diese kaum mehr bezahlen müssten. Ich hätte zum Beispiel eine Versteigerung wie bei den UMTS Lizenzen für besser gefunden.
Die trennung der Netzbetreiber, der Kraftwerksbetreiber und der Stromverkäufer sollte besser geregelt sein. Doch überlege einmal wieviel Geld eine Verdoppelung des Netzwerks kosten wird und wer diese nach heutiger Ausgangslage betreiben wird. Da wird eine noch viel stärkere Monopolisierung stattfinden. Auch erhöhen die Multis nur zum Teil einfach so die Gebühren. Denn Du kannst zu einem alternativen Anbieter wechseln. Doch die neue Teuerungswelle ist hauptsächliche auf das EEG zurückzuführen. Denn irgendwie müssen auch die Stromgestehungskosten http://de.wikipedia.org/wiki/Stromgestehungskosten und die erhöhte Speicherkosten herkommen.
Doch möchte ich nicht die Multis verteidigen, die genügend Leichen im Keller haben. Auch hier gilt das die Ökostromanbieter etc. nicht die armen Rebellen sind die gegen die bösen Energiemultis kämpfen um den armen Kunden vorm Untergang zu retten. Vorallem ist es heute nicht möglich die Energie zu speichern. Auf 3 black outs im Jahr habe ich einfach keine Lust. Die meisten Energiespeicherformen haben noch nicht einmal das Labor verlassen. Evonik baut einen E-Speicher als Pilotanlage. Überlege einfach mal wie lange Dein Akku vom Netbook hält und wieviel Energie dort gespeichert ist und wieviel Energie du täglich benötigst. Dann kannst Du Dir mal ausmalen wieviel Akkus Du in Deinem Keller lagern musst damit Du eine 100%ige sichere Versorgung sicherstellen (eine Woche muss sichergestellt sein) kannst.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

71hAhmed

Zitat von: HorstHuber am 20. November 2010, 20:57:44

Die trennung der Netzbetreiber, der Kraftwerksbetreiber und der Stromverkäufer sollte besser geregelt sein. Doch überlege einmal wieviel Geld eine Verdoppelung des Netzwerks kosten wird und wer diese nach heutiger Ausgangslage betreiben wird. Da wird eine noch viel stärkere Monopolisierung stattfinden. Auch erhöhen die Multis nur zum Teil einfach so die Gebühren. Denn Du kannst zu einem alternativen Anbieter wechseln. Doch die neue Teuerungswelle ist hauptsächliche auf das EEG zurückzuführen. Denn irgendwie müssen auch die Stromgestehungskosten http://de.wikipedia.org/wiki/Stromgestehungskosten und die erhöhte Speicherkosten herkommen.
Doch möchte ich nicht die Multis verteidigen, die genügend Leichen im Keller haben. Auch hier gilt das die Ökostromanbieter etc. nicht die armen Rebellen sind die gegen die bösen Energiemultis kämpfen um den armen Kunden vorm Untergang zu retten. Vorallem ist es heute nicht möglich die Energie zu speichern. Auf 3 black outs im Jahr habe ich einfach keine Lust. Die meisten Energiespeicherformen haben noch nicht einmal das Labor verlassen. Evonik baut einen E-Speicher als Pilotanlage. Überlege einfach mal wie lange Dein Akku vom Netbook hält und wieviel Energie dort gespeichert ist und wieviel Energie du täglich benötigst. Dann kannst Du Dir mal ausmalen wieviel Akkus Du in Deinem Keller lagern musst damit Du eine 100%ige sichere Versorgung sicherstellen (eine Woche muss sichergestellt sein) kannst.

http://www.energieverbraucher.de/de/Energiebezug/Strom/Stromwirtschaft__356/ContentDetail__11191/

Das sieht aber nicht so aus, als würden die Gebühren nicht kostendeckend sein. Die Begründungen EEG und zusätzliche Steuern werden doch wohl mehr zur Gewinnmaximierung vorgeschoben, nicht weil die Konzerne sonst kein Geld mehr für Instandhaltung und Ausbau der Versorgung hätten.
Und wahrscheinlich, um ein wenig Stimmung gegen alternative Energieversorgungskonzepte zu machen.


HorstHuber

Zitat von: 71hAhmed am 20. November 2010, 21:18:59
http://www.energieverbraucher.de/de/Energiebezug/Strom/Stromwirtschaft__356/ContentDetail__11191/
Das sieht aber nicht so aus, als würden die Gebühren nicht kostendeckend sein. Die Begründungen EEG und zusätzliche Steuern werden doch wohl mehr zur Gewinnmaximierung vorgeschoben, nicht weil die Konzerne sonst kein Geld mehr für Instandhaltung und Ausbau der Versorgung hätten.
Und wahrscheinlich, um ein wenig Stimmung gegen alternative Energieversorgungskonzepte zu machen.
Hallo, ich habe keine Lust die Konzerne zu verteidigen. Doch diese einseitige Darstellung ist doch schon etwas lächerlich. Komme mir gerade vor als ob ich mit Homöopathen über die böse Pharma diskutiere.
Sicherlich verhalten sich die Unternehmen nicht korrekt und ich habe auch nicht geschrieben, dass die Preiserhöhung alleine auf das EEG zurückzuführen ist. Hier ist übrigens ein kritischer Bericht zu dieser Tabelle welcher zugleich den Strompreis kritisiert. http://www.focus.de/finanzen/news/unternehmen/stromkonzerne-die-tuecken-der-gewinnbilanz_aid_564098.html
Auch hier gilt Brutto ungleich Netto
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)

Ridcully

Zitat von: HorstHuber am 20. November 2010, 20:41:47Was soll ich sonst schreiben. Man weis das redundante Sicherheitsvorkehrungen nicht ausfallen werden? 100%ige Sicherheit gibt es nicht und 100%ige Zuverlässigkeit auch nicht. Doch durch Baumusterprüfung etc. und doppelter unabhängiger (redundate) Absicherung wird ein Wert nahe 100% erreicht. Auch werden alle  anderen Katastrophen wie Brände etc. kalkuliert. Auch wenn Du schon wieder einen neuen Strohmann bzgl. neuer schlimmer Gefahren aufbaust, dadurch werden Deine Argumente nicht besser. Auch frage ich mich was ich erfinden soll wenn ich nur Deine Aussagen zitiere.

Welchen Strohmann hab ich denn jetzt wieder aufgebaut? Junge, lies einfach noch mal die Diskussion. Der Ausgangspunkt steht in der Überschrift, " Was ist gefährlicher, als ein Atomkraftwerk?", und Cohen postete dazu ein paar Zahlen, bei denen Kernenergie sehr gut abschnitt. Ich hätte gerne gewusst, wie die auf die angegebenen Toten/TWh kommen. Leider ist die Studie, auf der die Zahlen stammen, nicht mehr online. Andere Papers, die etwas ausführlicher sind als das von Cohen verlinkte Lancet-Paper, lesen sich für mich so, als würde bei der Risikoberechnung bzgl. Unfällen von regelkonformen Verhalten ausgegangen. Das würde ich methodisch für fehlerhaft halten, weil damit mit der größte Risikofaktor rausfällt. Ich fragte, ob ich das richtige verstehe, und du meintest, ja, ich verstehe das richtig, und schriebst, man nehme an, dass die Sicherheitsvorkehrungen nicht versagten. Wenn ich dich da falsch verstanden habe, liegt das an deinem Bezug auf das von mir davor geschriebene. Und so türmt sich bei uns Missverständnis auf Missverständnis.

Und worauf sich die Vergleichswerte zu Kohle, Öl etc. genau stützen, haben wir noch überhaupt nicht erörtert. Das ist doch das eigentlich interessante, die inhaltlichen Aussagen hinter den nackten Zahlen.

ZitatJunge, habe ich etwa geschrieben in die Nordsee kippen? 

Siehe oben, das war Sarkasmus.

ZitatErkennst Du nicht den Widerspruch in Deiner Aussage?

Nein. Wenn du das "pflastern" meinst, ok, ist missverständlich, aber auch eher nebensächlich.

ZitatGut das Du dies hier so einfach feststellen konntest.

Schön, nicht? Und kannst du mir mal verraten, wieso das einem Physiker, der in einem Atomülllager gearbeitet hat, nicht auffällt? Anscheinend bringt der im ganzen Text Kubikmeter und Liter durcheinander.


Toiletman

Zitat von: HorstHuber am 20. November 2010, 20:57:44
Zitat von: Toiletman am 20. November 2010, 20:04:16
Ich bin da eher kritisch eingestellt. Kritisch bedeutet aber nicht ablehnend. Atomkraft ist bisher der einzige saubere Weg, in Nationalstaaten in Europa, die Energie preiswert und in großem Ausmaß zu finanzieren. Gefahren sehe ich in den Betreiberfirmen der Kraftwerke. Wir haben bereits sehr viele Beispiele aus der Vergangenheit wie skrupellos diese Multis vorgehen und trotz gleichgebliebener Erzeugungsgebühren den Preis ständig zu erhöhen und Sicherheit vernachlässigen. In meinen Augen gehört etwas potentiell so gefährliches wie ein Atomkraftwerk unter Staatsaufsicht.
Ich bin ebenfalls aus ökonomisch-politischen Gründen gegen die derzeitige Laufzeitverlängerung, da dieses Gesetz sehr gut für die Monopolisten wie RWE, EON etc. ist aber schlecht für den Rest, da diese kaum mehr bezahlen müssten. Ich hätte zum Beispiel eine Versteigerung wie bei den UMTS Lizenzen für besser gefunden.
Die trennung der Netzbetreiber, der Kraftwerksbetreiber und der Stromverkäufer sollte besser geregelt sein. Doch überlege einmal wieviel Geld eine Verdoppelung des Netzwerks kosten wird und wer diese nach heutiger Ausgangslage betreiben wird. Da wird eine noch viel stärkere Monopolisierung stattfinden. Auch erhöhen die Multis nur zum Teil einfach so die Gebühren. Denn Du kannst zu einem alternativen Anbieter wechseln. Doch die neue Teuerungswelle ist hauptsächliche auf das EEG zurückzuführen. Denn irgendwie müssen auch die Stromgestehungskosten http://de.wikipedia.org/wiki/Stromgestehungskosten und die erhöhte Speicherkosten herkommen.
Doch möchte ich nicht die Multis verteidigen, die genügend Leichen im Keller haben. Auch hier gilt das die Ökostromanbieter etc. nicht die armen Rebellen sind die gegen die bösen Energiemultis kämpfen um den armen Kunden vorm Untergang zu retten. Vorallem ist es heute nicht möglich die Energie zu speichern. Auf 3 black outs im Jahr habe ich einfach keine Lust. Die meisten Energiespeicherformen haben noch nicht einmal das Labor verlassen. Evonik baut einen E-Speicher als Pilotanlage. Überlege einfach mal wie lange Dein Akku vom Netbook hält und wieviel Energie dort gespeichert ist und wieviel Energie du täglich benötigst. Dann kannst Du Dir mal ausmalen wieviel Akkus Du in Deinem Keller lagern musst damit Du eine 100%ige sichere Versorgung sicherstellen (eine Woche muss sichergestellt sein) kannst.

Das ist ein klassischer Strohmann.
Ich spreche jetzt vom deutschen Stromkonzernen. Die Privatisierung lief so ab, dass es keinen Wettbewerb zwischen 4 großen Stromkonzernen gibt sondern, dass jene 4 Unternehmen ein Kartell bildeten, Deutschland unter sich aufteilten und somit zu monopolisten wurden. Der nicht-gewinnbringende Teil blieb natürlich beim Staat. Ist ja immer so. Gewinne werden privatisiert und Verluste verstaatlicht. Die Preise haben auch nichts mit einem Markt zu tun. Sondern ein staatliches Monopol mit einem privatem Ersetzt. Es ist natürlich auch sehr schön anzusehen,wohin die Politiker, die es damals ausarbeiteten später beruflich gingen. Der zweite Teil von dir hatte mit meinem Beitrag nun garnichts mehr zu tun. Das der erste Teil faktisch nicht korrekt ist, wurde ja schon von meinem Vorredner gezeigt. Reine Industriepropaganda, die gerne jede Schuld von sich weist. kA warum. Es ist doch eigentlich nur ihre Aufgabe an ihre Shareholder Gewinn abzuliefern. Ich werfe den Konzernen auch garnichts vor. Kapital tut da nur, was es immer macht. Wem ich was vorwerfe sind den Politikern, die dafür gesorgt hatten. Entweder staatliches Monopol, was imo bei so problematischen Dingen wie Kernkraftwerken imo das beste ist,  oder einen richtigen Wettbewerb wo alles privatisiert wird und auf eine Art, dass die Anbieter wirklich miteinander in Konkurrenz stehen. Dies hat zum Beispiel im Telekommunikations Betrieb ganz gut funktioniert.

cohen

Zitat von: Ridcully am 20. November 2010, 22:38:51
Welchen Strohmann hab ich denn jetzt wieder aufgebaut? Junge, lies einfach noch mal die Diskussion. Der Ausgangspunkt steht in der Überschrift, " Was ist gefährlicher, als ein Atomkraftwerk?", und Cohen postete dazu ein paar Zahlen, bei denen Kernenergie sehr gut abschnitt. Ich hätte gerne gewusst, wie die auf die angegebenen Toten/TWh kommen. Leider ist die Studie, auf der die Zahlen stammen, nicht mehr online. Andere Papers, die etwas ausführlicher sind als das von Cohen verlinkte Lancet-Paper, lesen sich für mich so, als würde bei der Risikoberechnung bzgl. Unfällen von regelkonformen Verhalten ausgegangen. Das würde ich methodisch für fehlerhaft halten, weil damit mit der größte Risikofaktor rausfällt. Ich fragte, ob ich das richtige verstehe, und du meintest, ja, ich verstehe das richtig, und schriebst, man nehme an, dass die Sicherheitsvorkehrungen nicht versagten. Wenn ich dich da falsch verstanden habe, liegt das an deinem Bezug auf das von mir davor geschriebene. Und so türmt sich bei uns Missverständnis auf Missverständnis.



Du hast selber Zahlen gepostet, bei denen, selbst beim Störfall, weniger Leute durch das Kernkraftwerk gefährdet waren, als durch ein gleich starkes Kohlekraftwerk.

Dein einziger blöder Kommentar war irgendwas mit Englischtest.

Ich habe den dialektischen Doppeldenk, der sichere Kohlekrafttote besser findet, als potentielle Kernkrafttote, nicht drauf.

Ridcully

 ::) <Selbstzensur>

Das sind dieselben Zahlen, welche du auch gepostet hast, weil sie aus derselben Studie (ExternE) stammen. Ich möchte gerne verstehen, was die genau aussagen, worauf sie sich stützen und welche Annahmen getroffen wurden.

cohen

200 Tote jährlich ist mehr, als 1 Toter jährlich.

160 Tote jährlich, nach einem Störfall mit Filterversagen ist immer noch weniger, als 200 Tote jährlich durch ein Kohlekraftwerk.

Wenige Tote sind besser und sicherer als viele Tote.

Kannst Du mir noch folgen?

Ridcully

Ja schön Cohen, dein Textverständnis ist wirklich beeindruckend.


Ich hab die ExternE endlich gefunden, vielleicht interessiert es ja noch irgendwen ausser mir: http://www.externe.info
Die Teilstudien gibt es links unter Publications, leider nur als gescannte PDFs und damit nicht durchsuchbar.


cohen

Zitat von: Ridcully am 21. November 2010, 13:03:08
Ja schön Cohen, dein Textverständnis ist wirklich beeindruckend.

Schon wieder so ein blöder Spruch. Was soll das bringen?

Wenn Dir die Zahlen nicht passen, bring andere Zahlen aus sauberen Quellen, dann können wir  vielleicht die Kernkraftwerke gefährlich rechnen, damit sie wenigstens schlimmer, als die Windräder sind.

Ridcully

Was soll ich dazu noch anderes schreiben als blöde Sprüche? Du bist offenbar sowieso nicht bereit, meine Beiträge verstehend zu lesen. Es geht mir, wie ich schon ein dutzend Mal schrieb, nicht um andere Zahlen, sondern um das Verständnis der Zahlen.

Ridcully

Ein paar Sachen, die mir auffielen:

- Die ExternE gibt externe Kosten in Ecu/Euro an und nicht in Toten

- Die in ExternE errechneten externen Kosten von Nuklearenergie liegen über der von Wind- & Wasserkraft, allerdings unter der von Photozellen und deutlich unter fossilen Brennstoffen. Die Zahlen gehen dabei aber nicht so extrem auseinander wie bei den Schweden.

- Wie die Schweden die Geldwerte der Studie in Tote umrechnen, ist unklar. Die ursprüngliche Studie geht bei der Mortalität von verlorenen Lebensjahren aus. Gerade die vorzeitigen Sterbefälle durch Luftverschmutzung sind aber zum großen Teil Erkrankungen des Atemsystems, welche alte und schwache Leute hinwegraffen, die eh nicht mehr lange zu leben hatten. Zumindest die zusätzlichen Krebserkrankungen durch Strahlenbelastung dürften hingegen deutlich gleichmäßiger verteilt sein. Die Autoren der ExternE sprechen sich auch daher deutlich gegen die Umrechnung in Todesfälle aus.

- Bei den regenerativen Energiequellen wurden sekundäre Emissionen durch Energiebedarf bei der Herstellung der Anlagen berücksichtigt, bei Nuklearenergie hingegen nicht. Dieser macht aber den Löwenanteil der externen Kosten aus, wenn man wie in ExternE den Schwerpunkt auf Atemwegserkrankungen durch Feinstaub legt. Hinzu kommt bei Kernenergie noch der erhebliche Energieverbrauch für die Anreicherung des Brennstoffes.

- Die Studie von '95 setzt das Risiko einer Kernschmelze mit Versagen des Containments mit eins zu 1/2 Millionen pro Kraftwerksblock pro Jahr an. Die Möglichkeit einer erhebliche Freisetzung aus Endlagern ist gar nicht vorgesehen. Erheblich ist bei der Betrachtung nur der Uranabbau, und der findet größtenteils nicht in Europa statt.

- Die für einen Super-Gau (=unkontrollierbare Kernschmelze) angesetzten Kosten liegen mit 85Milliarden ECU nur bei ca. 3% der von der Bundesregierung für Krümel geschätzten. Das liegt neben doch recht knapp kalkulierten Kosten für die Evakuierung (25€ pro Person) vor allem an ganz anderen Vorstellungen über die Erhöhung der Sterblichkeit.

Zehn Jahre später sind in dem Bereich nicht viel neue Erkenntnisse dazugekommen (Hauptthema war Klimawandel) und es wird abschliessend festgestellt:

ZitatIt is recommended to rework the estimation of damage factors from radioactive emissions in future projects of the ExternE series.
FINAL TECHNICAL REPORT http://www.externe.info/expoltec.pdf

Und:

Zitat9.3   Major Accidents in the Nuclear Fuel Chain
9.3.1 Background
...
A comprehensive probabilistic safety assessment (PSA) of potential reactor accidents did not fall within the scope of the project phases under consideration.
...
he more modern 1300 MWe reactors are considered to have a lower probability of occurrence for a core melt accident than the older 900 MWe models; so in the study considered a probability of 1E-5 per reactor-year was used (EDF, 1990). This is smaller than the estimated value of the NRC (NRC, 1990) but significantly higher than most of the probability values considered to be correct for a present-day European reactor (Wheeler and Hewison, 1994).
...
For the purposes of this indicative assessment, it is assumed that the probability of massive containment failure or bypass conditional upon a core melt is 0.19 and the probability of the containment remaining intact is 0.81 (NRC, 1990). The same assumptions were made for the 900 MWe PWR assessment (Dreicer et al., 1995).
Methodology 2005 Update (S.221 ff.) http://www.externe.info/brussels/methup05a.pdf

Die Studie bezieht sich auf die französischen Kernkraftwerke und der verwendete Wert zur Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze wurde direkt vom Betreiber EDF übernommen.

Im wesentlichen eine deutsche Zusammenfassung von ExternE:
Externe Kosten im Energiebereich
2. Zwischenbericht - Literaturrecherche
http://www.wind-energie.de/fileadmin/dokumente/Themen_A-Z/Externe%20Kosten/Studie_ExterneKosten_Uebersicht.pdf

Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke - Phase B (PSA, um die die tausend Seiten)
http://www.grs.de/content/deutsche-risikostudie-kernkraftwerke-phase-b

Insgesamt beträgt die Häufigkeit der durch die Sicherheitssysteme nicht beherrschten Ereignisabläufe danach jährlich etwa bei 1/30000 für Biblis B. Kurzfristig mögliche Nachrüstungen wurden dabei bereits berücksichtigt. Dieses Risiko wird dann aber wieder weggewünscht:

"In der Endfassung der DRS-B wird aber behauptet, es dürfe angenommen werden, in 99 von 100 dieser Fälle sei es möglich, mit den sogenannten "Accident-Management"-Maßnahmen (AM-Maßnahmen) oder auch "anlageninternen Notfallmaßnahmen" erfolgreich das Eintreten von Kernschmelzabläufen unter Hochdruck-Bedingungen zu verhindern."
http://www.biu-hannover.de/atom/unsicher/teil2.htm

Womit ich wieder bei der oben geäusserten Kritik wäre: erst wird menschliches Fehlverhalten als Fehlerquelle nicht berücksichtigt, und dann soll die unfehlbare Bedienmannschaft auch noch einen sich überhitzenden Reaktorkern durch Improvisation unter Kontrolle kriegen.

Sowohl das Unfallrisiko als auch die möglichen Folgen werden in anderen Studien ein paar Größenordnungen höher angesetzt:

PACER - Die externen Kosten der Stromerzeugung aus Kernenergie
http://www.bfe.admin.ch/energiewissen/02202/03661/index.html?lang=de&dossier_id=03295

PROGNOS
IDENTIFIZIERUNG UND INTERNALISIERUNG EXTERNER KOSTEN DER ENERGIEVERSORGUNG
ABSCHÄTZUNG DER SCHÄDEN DURCH EINEN SOGENANNTEN "SUPER-GAU"
http://www.zukunftslobby.de/Tacheles/prognstu.html

- Ab 3.1.1 wird schon alles zu drastisch auseinandergehenden Prognosen und den Annahmen dahinter gesagt.

Allgemein ist es in dem Bereich wirklich schwierig, unabhängige Quellen zu finden. Bei ExternE scheint der Bericht zu Nuklearenergie im wesentlichen von Einrichtungen zu kommen, die sich sonst um Nukleartechnik kümmern. Das wäre angemessen, wenn es um die Wahrscheinlichkeit eines Zwischenfalles ginge, aber die Werte werden ja einfach übernommen. Bei den anderen Studienteilen haben Arbeitsmediziner, Ökologen etc. mitgearbeitet, wieso dürfen die nur die Auswirkungen konventioneller Kraftwerke und von regenerativen Energien bewerten?

cohen

Das lese ich jetzt mal genüsslich.
In einer BFS-Broschüre habe ich gefunden, dass die Kohlekraftwerke etwa gleichviel Strahlenbelastung freisetzen, wie die Kernkraftwerke, nicht weniger:
ZitatGeringfügige Erhöhungen der natürlichen Strahlenexpo-
sition werden auch durch Kohlekraftwerke verursacht.
Die in der Kohle enthaltenen natürlichen Radionuklide
werden bei der Verfeuerung in der Asche angereichert,
gelangen in die Atmosphäre und lagern sich auf dem
Boden ab. Die dadurch zustande kommende effektive
Dosis für die Bevölkerung liegt zwischen 0,001 und
0,01 mSv pro Jahr
. Sie ist damit – bezogen auf die gleiche
Kraftwerksleistung – etwa gleich groß wie die Jahresdosis
der Bevölkerung durch Emission künstlicher Radionu-
klide aus Atomkraftwerken.
http://www.bfs.de/bfs/druck/broschueren/str_u_strschutz.pdf (S.21)

Auf Seite 31 steht, wieviel mSv wir pro Jahr im Schnitt aus verschiedenen natürlichen und künstlichen Quellen abbekommen.

Ridcully

Zitat von: cohen am 22. November 2010, 11:00:37In einer BFS-Broschüre habe ich gefunden, dass die Kohlekraftwerke etwa gleichviel Strahlenbelastung freisetzt, wie die Kernkraftwerke, nicht weniger:

Ich dachte, es sei bei Kohlekraftwerken sogar deutlich mehr. Es sind auf jeden Fall recht winzige Mengen. Ein planmäßig laufendes AKW ist eine sehr saubere Sache, keine Frage.

HorstHuber

Böse Frage:
Ist der ertrunkenen Castorgegner (der ja nichteinmal trotz der viel zitierten Solidatirät vermiest/ gefunden wurde) nun ein Opfer der Atomkraft oder nicht? (aus http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,730327,00.html)
Denn interessant finde ich bei der  ganzen Diskussion über die gefährliche Atomkaft und die angeblich problematische Lagerung der Brennelemente immer, dass dabei nie die Opfer der Demonstrationen (Autounfälle, mangelnde Einsatzkräfte im restlichen Bundesgebiet) gezählt werden.
Starben möglicherweise alleine in den letzten 20 Jahren mehr Menschen (auch unbeteiligte) bei der An- und Abreise zu diesem mega event (als Demo würde ich dies nicht mehr bezeichnen) als durch die möglichen Risiken statistisch gefährdet wären?
Desweitern stellt sich die Frage ob durch die Räumung von z.B. AsseII nicht mehr Menschen alleine durch mechanische Verletzungen gefährdet werden als durch die nukleare Strahlung je bestanden hätte?
Ich kann auch nicht den Unterschied erkennen weshalb es in Ordnung ist pro Jahr tausende von Menschen nur durch die Kohle (Bergbau, Transport etc.) zu töten und Landschaften großflächig zu zerstören nur weil eine Gefahr besteht, dass eine Gelände um eine AKW aufgrund eines Gaus unbewohnbar wird (und Menschen - in Tschernobyl ca. 5000 gesamt daran sterben würden). Man muss einfach die Totesfälle insgesamt vergleichen.
Denn die meisten würden mir hier zustimmen das man ja auch nicht aufs Impfen verzichten darf, nur weil es Impfschäden gibt. Im übertragenen Sinn wird ein "Impfverbot" -sofortige oder auch in 10 -20 Jahren Stilllegung der AKWs) bei der Stromerzeugung gefordert.
Doch von den AKW-Gegnern habe ich dazu noch nie eine wirkliche klare Aussage bekommen. Es wird nur mit den Ängsten contra Atomkraft argumentiert.
@Ridcully
Ich habe mir nochmals Deine links angeschaut und verstehe immer noch nicht Deine Kritik. (Vielleicht bin ich auch nur dumm, will ich ja nicht ausschließen)
Ich finde es schon erstaunlich das Du meinst, Du hättest nach dem lesen von ein paar pdfs das notwendige Wissen um auf angebliche nicht beurteilte Lücken im Risikomanagment hinzuweisen. Vorallem da für Dich ja auch nur Infos zählen, falls diese von eindeutig "Atomstrom" fernen Infoquellen stammen. Jeden der sich seine Informationen über die "Schul"medizin nur durch die lektüre von Heilpraktikerseiten besorgen würde, würde hier im Forum in der Luft zerreisen werden. Doch beim pösen Atomstrom ist dieses vorgehen dann opportun.   
@Toiletman
Nur weil die Privatisierung (ENBW ca. 45%  Kommunen) fehlerhaft verlief kann man doch dies nicht dem "Atomstrom" ankreiden. Auch habe ich langsam diesen Deppensatz "Gewinne werden privatisiert und Verluste verstaatlicht" satt. Selbst ich mit meinem bescheidenen VBL-Wissen kann erkennen, dass diese Aussage an Dummmheit nicht mehr zu überbieten ist. Wie werden z.B. die Gelder der privaten Rentenversicherungen, der Lebensversicherungen etc. angelegt? Richtig, bei den pösen privaten Konzernen. Wer profitiert vorallem von dem Shareholder value? Richtig, die Menschen die sich ihre Versicherung nur aufrund der höchsten Rendite raussuchten (und nebenbei noch die billigsten Dinge kaufen).
Auch stellt sich mir die Frage weshalb die gleichen Manager privaten Unternehmen im Drogenverkauf (Legalisierung) "gut" führen werden, wenn diese heute schon angeblich so pöse sind.
Wenn der Staat alles regelt, dann nennt man dies Planwirtschaft und diese führt immer in den Bankrott.
The intelligence of the creature known as a crowd, is the square root of the number of people in it. (Terry Pratchett)