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Krise in der Ukraine

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Begonnen von RPGNo1, 18. Februar 2022, 18:04:53

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sailor

So ein "Deal" wäre mit Trump sicher möglich gewesen, mit Biden ist er es nicht. Denn die Isolationisten sind in der GOP stärker vertreten als bei den Dems. Zum Erpresserdasein wurde ja was geschrieben und die Administration der USA weiss ganz genau, dass ein solches "Angebot" aus der Position der Schwäche heraus kommt: Die ruArmee ist nicht ernst zu nehmen, die Flotte ein Schatten ihrer Selbst, allein die Luftwaffe scheint noch etwas Schlagkraft zu haben, aber mit Fliegern allein gewinnt man keinen Krieg und ausgerechnet hier haben auch die USA derzeit die Nase vorn. Ein weiterer Grund gegen den Deal: Russland sieht primär die USA als Hauptmacht der Nato und als strategische Konkurrenz; die USA ist der Benchmark für den russischen Imperialismus. Das spricht einerseits für den Versuch eines Deals (auf Augenhöhe), andererseits dagegen (weil man als Bittsteller zur USA kommt). Die USA wiederrum kann sich Verrat an Bündnispartnern überhaupt nicht leisten: Erstens wäre das Verhältnis zu Kanada kaputt. GB würde vieleicht mitmachen, wäre dann jedoch komplett von den USA abhängig. Vor allem wäre die Glaubwürdigkeit der USA insbesondere im asiatischen Raum dahin, Südkorea, Japan, Taiwan könnten sich nicht auf eine weitere Partnerschaft mit den USA verlassen... und sich entweder selbst organisieren (positiveres Ende) oder, schlimmer, China hingeben.

Deutsche Industrie: Das Problem unserer Exportindustrie ist, dass sie zu gut ist :D Deutsche Komponenten werden weltweit gefragt und verbaut, man kann in vielen Nischen einfach nicht konkurrieren. Gleichzeitig hängt Deutschlands Wohlstand eben auch davon ab... und deshalb "verlässt" man sich auf Endverwendungsnachweise und hofft, dass nie rauskommt, wo die Teile nun eingebaut wurden. Die Vorwürfe sind nicht neu, viele russische Armeelaster haben Teile von Bosch verbaut, obwohl Bosch nur an "zivile" Werke liefert... auch war Russland bis 2014 ein hervorragender Kunde für europäische Elektronik mit expliziter Wehrverwendung, die Franzosen haben die neuesten Baureihen russischer Panzer mit IR-Optiken ausgestattet. Dazu gabs Werke in Russland, welche die Endmontage vorgenommen haben. Der Verdacht steht jetzt im Raum, dass auch nach 2014 Komponenten, die nicht explizit sanktioniert waren, dorthin geliefert wurden.

Bachblüte

Zitat von: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html12:54 Uhr
Bericht: Schweiz blockiert Munitionslieferung an Ukraine

Deutschland kann Schweizer Munition wegen eines Vetos aus Bern nicht an die Ukraine liefern. Das hat das Schweizer Wirtschaftsdepartement (Seco) laut einem Bericht der "Sonntagszeitung" bestätigt. Zwei Anfragen zur Weitergabe von Munition seien beim Seco eingetroffen.

"Beide Anfragen Deutschlands wurden mit Verweis auf die Schweizer Neutralität und die zwingenden Ablehnungskriterien der Kriegsmaterialgesetzgebung abschlägig beantwortet", sagte ein Sprecher.

05:39 Uhr
Ukraine spricht von Zwangsrekrutierung in besetzten Gebieten

Die Ukraine wirft russischen Truppen auch eine Zwangsrekrutierung von Einwohnern in besetzten Gebieten vor. Neben jungen Menschen seien davon in den Regionen Cherson, Saporischja und Charkiw speziell auch Mediziner betroffen, schrieb die ukrainische Militäraufklärung bei Facebook. So sei medizinisches Personal aus der Stadt Wowtschansk im Gebiet Charkiw unter Androhung von Hinrichtungen gezwungen worden, russische Soldaten an der Front zu behandeln.

Im Gebiet Saporischja suchten russisches Militär und Geheimdienstler nach Personen im Wehrpflichtigen-Alter, schrieb die Militäraufklärung weiter. Es heiße, dass sie russische Einheiten verstärken sollen.

sailor

Diese Zwangsrekrutierungssache sowohl in den seit 2015 als auch den 2022 besetzten Gebieten habe ich nicht verstanden. Damit holt man mehr Probleme rein als man löst. Man kann die nicht ausbilden und muss ständigen Zwang aufrechterhalten, man kann sie nicht in reguläre Truppen integrieren und man braucht Führungspersonal, das ständig damit rechnen muss, von den Zwangsrekrutierten über den Haufen geschossen zu werden... dazu wird die Wahrscheinlichkeit sehr groß sein, dass diese "Truppen" bei erster Gelegenheit die Waffen strecken und überlaufen.

Also, was denken sich die Russen dabei??

Bachblüte

Zitat von: sailor am 24. April 2022, 13:20:44
Diese Zwangsrekrutierungssache [...] Also, was denken sich die Russen dabei??

Vielleicht gibt man ihnen keine Waffen und lässt sie angekettet niedere Arbeiten verrichten, so etwa wie früher die Galeerensklaven? 

Bachblüte

Zitat von: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html
17:01 Uhr
EVP-Fraktionsvorsitzender Weber kritisiert Scholz

Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wegen dessen Äußerungen zum Ukraine-Krieg kritisiert. "Wenn der Bundeskanzler mit einem möglichen Atomkrieg argumentiert, stärkt er damit die Propaganda Putins", sagte Weber der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Scholz hatte in einem "Spiegel"-Interview seine zurückhaltende Strategie bei der Lieferung schwerer Waffen verteidigt und es als oberste Priorität seiner Ukraine-Politik bezeichnet, ein Übergreifen des Krieges auf die Nato zu vermeiden. "Es darf keinen Atomkrieg geben", sagte der SPD-Politiker. "Ich tue alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führt."

Weber sagte, natürlich sei Besonnenheit notwendig. Das dürfe aber nicht zur fehlenden Entschlossenheit führen. Mit seiner Argumentation spalte Scholz "den Westen, weil alle, die richtigerweise schwere Waffen liefern - wie Tschechien, die Slowakei oder die baltischen Staaten - in eine Ecke gestellt werden". Man dürfe aber nicht zwischen "moralisch guten" und kriegerischen westlichen Staaten unterscheiden, sagte Weber. Putin habe von Beginn an auf die Atom-Angst des Westens gesetzt, die jetzt von Scholz verstärkt werde. Das einzige, was gegen Putin helfe, sei Stärke und Entschlossenheit.

sailor

Das macht defensiv vieleicht Sinn, aber nicht, wenn man angreifen will. Da erschwert es die Logistik nur, weil man mehr Mäuler füttern muss, für null Zuwachs an Kampfkraft. Bei den Ukrainern bin ich mir sicher, dass sie große Teile der mobilisierten Männerschaft als Bausoldaten einsetzen... gute Stellungen und Hindernisse bauen sich nicht von allein... und selbst Männer mit Vorbehalten gegen Waffen können durch den Bau von Schutzräumen ihren Teil beitragen...

Bei den Sowjets im WK2 war es Usus, Männer aus befreiten Gebieten gleich einzuziehen... aber die hatten dann meistens eine Motivation mitzukämpfen...

Max P

Ich fürchte, wir machen uns zu viele Gedanken um das, was in diesem Krieg aus russischer Seite Sinn machen könnte oder nicht. Von der unsinnigen Invasion an sich mal abgesehen, scheint selbst für militärische Laien beim russischen Vorgehen nur wenig Sinn zu machen. Keine Ahnung, aber vielleicht mischt sich Putin selbst von seinem langen Schreibtisch aus ständig in operative Dinge vor Ort ein. Und entscheidet nach persönlicher Eingebung oder geheimdienstlicher Aktenlage.

sailor

Eher nicht... die zentrale Hand fehlt dort komplett. Der jetzt verkündete Schwerpunkt Donbass war vorhersehbar... und die Ukrainer sind dort bestens vorbereitet. Eine zentrale Steuerung würde über Tage alle Bodenangriffe zurückhalten, Reserven nachziehen, Munition und Treibstoffen bevorraten... dann 2-3 Tage stoßweise Schlüsselstellungen bombardieren und dabei Pioniere die vordersten Hindernisse beseitigen lassen... eine Stunde vor Sturmbeginn massiver Beschuss der vordersten Stellung mit sofort darauf folgendem Einbruch der Infanterie... die sollen die Lücke für Panzer und mechanisierte Inf schlagen.

Derzeit wird dort zwar bombardiert, aber gleichzeitig hat man durch Angriffe in Battalionsstärke permanente Abnutzung bei Material und Personal. Das macht man seit 1915 nicht mehr^^ Nicht gegen ausgebaute Stellungen, auch nicht mit Panzern und Schützenpanzern.

Bachblüte

Zitat von: Max P am 24. April 2022, 19:23:39vielleicht mischt sich Putin selbst von seinem langen Schreibtisch aus ständig in operative Dinge vor Ort ein. Und entscheidet nach persönlicher Eingebung oder geheimdienstlicher Aktenlage.

Zitat von: sailor am 24. April 2022, 20:53:59
Eher nicht... die zentrale Hand fehlt dort komplett.

Vielleicht befragt er ja die Auguren? Dem Kirill hat er doch dieses verzierte Osterei geopfert...  ::)

Bachblüte

Zitat von: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html01:01 Uhr
Klitschko: Sanktionen gegen Altkanzler Schröder

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko fordert nach den jüngsten Interview-Äußerungen von Gerhard Schröder über den Krieg in der Ukraine Sanktionen des Westens gegen den Altkanzler. "Alle diejenigen, die weiterhin für Kriegsverbrecher Putin arbeiten, müssen hart sanktioniert werden", sagt Klitschko der Zeitung "Bild".

Schröder sei Teil des Putin-Systems und damit "mitverantwortlich für das Abschlachten von Frauen und Kindern in der Ukraine. Angesichts seiner Propaganda für den Kreml fragt man sich, warum Schröder in Hannover wohnt und nicht in Moskau."

00:26 Uhr
Britisches Verteidigungsministerium: Inszeniertes Referendum in Cherson geplant

Das britische Verteidigungsministerium berichtet auf Twitter darüber, dass Russland ein inszeniertes Referendum in Cherson halten will.
So solle die Einnahme gerechtfertigt werden. Die Stadt ist zentral für Russland, weil es eine Landverbindung zur Krim haben will.

https://twitter.com/DefenceHQ/status/1518335418458066944

Max P

Zitat von: sailor am 24. April 2022, 20:53:59
Eher nicht... die zentrale Hand fehlt dort komplett.
Er hat doch diesen General ("Schlächter von Syrien") als Oberkommandierenden eingesetzt. Aber ich meinte auch eher, dass Putin vielleicht nur von Fall zu Fall direkt in die Entscheidungen eingreift und die Lage (aus russischer Sicht) verschlimmbessert.

ZitatEine zentrale Steuerung würde über Tage alle Bodenangriffe zurückhalten, Reserven nachziehen, Munition und Treibstoffen bevorraten... dann 2-3 Tage stoßweise Schlüsselstellungen bombardieren und dabei Pioniere die vordersten Hindernisse beseitigen lassen...
So ähnlich würde ich das intuitiv auch machen, obwohl ich rein gar nichts von Militärtaktik verstehe.

Zitat von: Bachblüte am 24. April 2022, 22:05:19
Vielleicht befragt er ja die Auguren?
Die Berichte, die er auf den Tisch bekommt, sind als Entscheidungsgrundlage möglicherweise von vergleichbarem Wert.


Bachblüte

Zitat von: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html10:13 Uhr
Putin gratuliert Macron zur Wiederwahl

Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem französischen Staatschef Emmanuel Macron zu seiner Wiederwahl gratuliert. "Ich wünsche Ihnen aufrichtig Erfolg in Ihrer staatlichen Tätigkeit und eine gute Gesundheit", schrieb Putin in einem Telegramm an Macron, wie der Kreml am Montag mitteilte.

Die Beziehungen zwischen Paris und Moskau sind wegen des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine äußerst angespannt. Macron hatte in den vergangenen Wochen mehrfach ergebnislos mit Putin telefoniert. Zusammen mit seinen westlichen Partnern verhängte Frankreich eine Reihe von Sanktionen gegen Russland.

08:07 Uhr
SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken hat Gerhard Schröder aufgefordert, aus der SPD auszutreten. Schröder agiere seit Jahren nur noch als Geschäftsmann, sagt Esken im Deutschlandfunk. "Wir sollten aufhören, ihn als Elder Statesman, als Altkanzler, wahrzunehmen." [...]

07:01 Uhr
Bundestag: Union legt Antragsentwurf für Lieferung schwerer Waffen vor

Der Bundestag soll die Regierung auffordern, schwere Waffen auch aus Bundeswehrbeständen für die Ukraine bereitzustellen - so der Vorschlag der größten Oppositionsfraktion CDU/CSU. Sie legte wie angekündigt einen Vorschlag für einen Bundestagsbeschluss vor und bot SPD, Grünen und FDP zugleich an, einen gemeinsamen Antrag zu erarbeiten. Der Entwurf fordert, die deutschen Waffenlieferungen "in Quantität und Qualität unverzüglich und spürbar" zu intensivieren. Deutschland müsse sich jetzt "seinen Verbündeten in EU und Nato anschließen und einen entschlossenen Beitrag zur Stärkung der ukrainischen Selbstverteidigungskräfte leisten - auch und gerade mit schweren Waffen".

06:45 Uhr
US-Außenminister Antony Blinken und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin haben bei ihrem Besuch in Kiew eine schrittweise Rückkehr von US-Diplomaten in die Ukraine sowie weitere Militärhilfen in Höhe von rund 700 Millionen Dollar angekündigt.

02:27 Uhr
Wüst fordert von SPD-Führung Parteiausschluss von Schröder
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Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) fordert von der SPD-Führung die Einleitung eines Parteiausschluss-Verfahrens gegen Altkanzler Gerhard Schröder wegen dessen Äußerungen über den Ukraine-Krieg in der New York Times. "Das Interview in der New York Times ist schon ziemlich verstörend und es muss Folgen haben. Die gesamte SPD-Führung hat gesagt: Wenn Gerhard Schröder an seinen gut bezahlten Mandaten bei Putin festhält, kann er nicht mehr Mitglied der SPD sein", sagt Wüst beim Sender "Bild TV". Jetzt sage er, dass er genau das vorhabe. "Deshalb ist die SPD jetzt aufgerufen, ihren Worten Taten folgen zu lassen."

Juliette

ZitatKrankenhäuser zu bombardieren sei Kriegstaktik und ein Markenzeichen Russlands, sagt der Arzt Houssam al-Nahhas. Er hat es selbst in Syrien erlebt.

Der Arzt Houssam al-Nahhas wurde im Krieg in Syrien von Regierungstruppen gefoltert und hat Angriffe auf Krankenhäuser erlebt. Heute arbeitet er für Physicians for Human Rights, eine Organisation, die Verbrechen gegen die Menschenrechte und humanitäres Kriegsrecht dokumentiert und anprangert. Hier spricht er darüber, was ihm widerfahren ist, warum die russische Strategie in der Ukraine der in Syrien ähnelt – und wie er Ärzte auf Chemiewaffenattacken vorbereitet.

Zitat
Houssam al-Nahhas arbeitet als Analyst bei der Menschenrechtsorganisation Physicians for Human Rights in den USA, die 1997 zusammen mit anderen den Friedensnobelpreis erhielt. Kurz vor dem Ende seines Medizinstudiums brach der Krieg in Syrien aus, noch als Student versorgte er 2012 und 2013 Verletzte in Aleppo. Seinen Abschluss holte al-Nahhas 2018 in der Türkei nach, in den USA studierte er danach an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health Epidemiologie.

aus https://www.zeit.de/gesundheit/2022-04/russland-ukraine-krieg-krankenhaeuser-voelkerrecht-houssam-alnahhas-interview/komplettansicht

Aus den Kommentaren:

ZitatDes Weiteren ist es ja so, dass nun mal die Ukraine mit einem verbrecherischen Überfall zu tun hat und sich verteidigt mit völlig unterlegenen Mitteln. Das Wort ,,Missbrauch" würde ich hier sehr vorsichtig verwenden und keinesfalls um russisches Morden zu legitimieren. Nach dem Motto, wenn da Soldaten sind, dann dürfen die Russen da draufhauen. Nein, die haben kein Recht da anzugreifen, selbst wenn da nur Soldaten und kein Krankenhaus wäre.

Warum haben wir alle nur so angenehm wohlig in unserer Friedensblase so viele Jahre verschlafen? Ich ärgere mich gewaltig über mich selbst.

Juliette

Zitat,,Russland wird aufs Schrecklichste verlieren"

Vergleiche zwischen Weimar-Deutschland und dem heutigen Russland sind schon seit über zwei Jahrzehnten fester Bestandteil der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem System Putin.

Nach den jeweiligen Niederlagen im Ersten Weltkrieg respektive dem Kalten Krieg kam es in beiden Ländern zu einem Systemzusammenbruch und zu massiven wirtschaftlichen und politischen Krisen. Politiker und Intellektuelle beider Länder sprachen über kollektive Identitätskrisen, Demütigungen durch Feinde, über die Wesensfremdheit der liberalen Demokratie für ihr Volk. Sie warfen ihren Landsleuten Verrat und Kollaboration mit dem Feind vor, diskreditierten Andersdenkende, sprachen anderen Völkern das Daseinsrecht ab. Die Demokratie scheiterte und wurde hier wie dort zum Schimpfwort. Anschließend gab es in beiden Ländern die Phönix aus der Asche-Erzählung, in Russland hat sich dafür die Formel ,,Erhebung von den Knien" etabliert. Schließlich haben beide Länder einen Krieg entfacht. Die Massen – so heißt es in dem vorerst letzten Kapitel der Weimar-Vergleiche – jubelten und standen geeint hinter dem Führer respektive Leader.

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Russland befürworten derzeit laut Umfrageergebnissen des Lewada-Zentrums den Krieg in der Ukraine. Denis Wolkow, Direktor dieses unabhängigen Umfrageinstituts, argumentierte kürzlich auf Riddle, dass es derzeit kaum Anhaltspunkte dafür gebe, an dieser Zahl zu zweifeln.

Der Soziologe Grigori Judin war demgegenüber schon immer skeptisch, ob Meinungsumfragen in autoritären Regimen ein Abbild öffentlicher Meinung liefern können. In einem Interview mit der Journalistin Katerina Gordejewa in ihrem Video-Podcast Skashi Gordejewoi (dt. Sag's Gordejewa) bringt er seine Argumente vor – und erklärt, welche Parallelen er zum Zwischenkriegs- und Hitlerdeutschland sieht.

https://www.dekoder.org/de/article/judin-krieg-ukraine-oeffentliche-meinung

Ein interessantes Interview.

Typee

Zur Frage, was und wie Putin militärisch führt oder nicht führt:

Putin wird keine einzige strategische oder auch nur taktische Einzelanweisung erteilt haben oder noch erteilen, dazu ist er zu (bauern)schlau. Er formuliert, was er am Ende haben will und trägt seinen Untertanen an, sie sollen das gefälligst besorgen. Wenn es nicht klappt, hat es nicht an ihm gelegen. Ob das Gerümpel, mit dem das Fußvolk in die Schlacht zieht, dafür taugt oder nicht, betrachtet er nicht als sein Kwass - sollen sie sich halt mehr anstrengen.

The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)