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Krise in der Ukraine

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Begonnen von RPGNo1, 18. Februar 2022, 18:04:53

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Scipio 2.0

Einer dieser Generäle (irgendein Nachname mit D.) die dauernd als Experte im Fernsehen auftaucht meinte Bachmut sei das Tor zum Westen der Ukraine...

Soviel zu unterschiedlichen Einschätzungen.

RPGNo1

Zitat von: Scipio 2.0 am 12. Januar 2023, 19:53:06Einer dieser Generäle (irgendein Nachname mit D.) die dauernd als Experte im Fernsehen auftaucht meinte Bachmut sei das Tor zum Westen der Ukraine...

Soviel zu unterschiedlichen Einschätzungen.

Alle deutschen Generäle und Obristen, die seit gut 11 Monaten im Fernsehen auftauchen, haben eines bewiesen: Sie sind KEINE Experten, was den Fortgang des Krieges in der Ukraine angeht. Ihre Einschätzungen waren selten korrekt. Viel häufiger lagen sie daneben.

Die guten Expertisen und Prognosen kamen von Zivilisten: Massala, Major, Mölling zum Beispiel.


Scipio 2.0

ZitatAlle deutschen Generäle und Obristen, die seit gut 11 Monaten im Fernsehen auftauchen, haben eines bewiesen: Sie sind KEINE Experten,

Panzer die nicht fahren, Gewehre die nicht Treffen, leere Munitionsdepots, viel zu wenig Soldaten und Generäle ohne Ahnung...

Hängt das bloß nicht an die große Glocke sonst kommt die nächste russische Angriffswelle über die Ostsee nach Meck.-Pom.


Anmerkung: Nur um es unmissverständlich klar zu stellen, das soll Sarkasmus sein.

Peiresc

Zitat von: Scipio 2.0 am 12. Januar 2023, 20:46:28
ZitatAlle deutschen Generäle und Obristen, die seit gut 11 Monaten im Fernsehen auftauchen, haben eines bewiesen: Sie sind KEINE Experten,

Panzer die nicht fahren, Gewehre die nicht Treffen, leere Munitionsdepots, viel zu wenig Soldaten und Generäle ohne Ahnung...

Nun, ich glaube, wirkliche Schlüsse auf Fachgebiete sollte man nicht aus dem Fernsehen ziehen, außer vielleicht bei den darstellenden Künsten. Sonst käme man noch auf die Idee, Hirschhausen würde die Medizin repräsentieren, Precht die Philosophie usw.

Wer wirklich im Fach steht, hat im allg. nicht die Muße, durch die Shows zu tingeln.

Yadgar

Hi(gh)!

Zitat von: Max P am 05. Januar 2023, 14:26:40Warum nur leichte und keine schweren Kampfpanzer? Aber immerhin.

Vielleicht weil die Leoparden im Frühling im Schlamm steckenbleiben würden?

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

sailor

Mal zur Klarstellung: Aktive Generale oder Obristen tingeln nicht durchs Fernsehen, schon gar nicht, wenn sie ein "kritisches" Kommando (wie bspw. über Brigaden, Divisionen oder Ausbildungskommandos) haben. Da ist reiner Selbstschutz angesagt, sowohl politisch als auch militärisch. Dazu kommt das Dienstrecht, was Zurückhaltung gebietet und die nächste Sicherheitsüberprüfung, die "öffentliche Schwatzhaftigkeit" gar nicht gern sieht.

Mal was zu "Gewehre, die nicht treffen": Meine Grundausbildung hatte ich auf G3, später eine Nachschulung auf G36. Nun darf man raten, womit ich die besseren Ergebnisse geschossen habe ;) Und das mit Gewehren, die durchaus an den Rand des nach Reglement Erlaubten belastet wurden... Diese Story war eine einzige PR-Show der damaligen Ministerin, die keinerlei Rückhalt in der Truppe hatte. Der einzige Kritikpunkt am G36 bspw. aus Afghanistan war, dass die 5,56mm nicht mit "Landesüblicher" Deckung (Dicke Lehmmauern, Geröll/Große Steine) zurecht kam... das Thema gabs aber bei allen Truppen dort, auch bei den russen, als die in den 80igern dort mit 5,45 unterwegs waren...

Bachmut: Ist eine einigermaßen wichtige Straßenkreuzung... nicht mehr und nicht weniger. Sie ist kein Tor zu irgendwas, schon gar nicht, wenn man die Vorbereitungszeit der Ukrainer bedenkt. Soledar liegt an einer nordöstlichen Zufahrt, die Bedeutung dieser kleinen Stadt liegt einzig darin, dass die Absicher der russen, Bachmut zu kesseln, an der versuchten Einnahme erkennbar ist. Nach Westen ist da noch viel Platz, ein Kessel nicht ersichtlich.

Leoparden im Schlamm: Eher unwahrscheinlich, die Rasputina schlägt eher im Norden an. Natürlich sollte man feuchte Niederungen generell meiden. Was aber ein erheblicher Mehrwert der Leos in der derzeitigen Situation (Verteidigung) wäre: Sie würden gegnerische Panzervorstöße, selbst solche, die auf die Abnutzung der vordersten ukrainischen Linien abzielen, sehr schnell unterbinden. Gegen die älteren t-62 wirkt die 120mm L44 auf quasi alle praktisch anwendbaren Entfernungen tödlich. T-72 müsste man näher ranlassen, aber gerade aus dem Hinterhalt, stehend, kann ein guter Richtschütze den Treffpunkt quasi frei wählen... damit wird man also nicht grade auf die Bug- oder Turmfrontpanzerung wirken... sondern sich schöne Schwachstellen suchen.

RPGNo1

Zitat von: sailor am 12. Januar 2023, 21:34:04T-72 müsste man näher ranlassen, aber gerade aus dem Hinterhalt, stehend, kann ein guter Richtschütze den Treffpunkt quasi frei wählen...

Wie "gut" der Schutz der T-72 vor der 120mm L44 ist, hat sich in den Golfkriegen gezeigt.

Scipio 2.0

Wie sieht es mit den T-80 und T-90 aus die die Russen ja auch noch haben?

Und wenn wir eh gerade beim Thema sind, bräuchte die UA nicht noch deutlich mehr Artillerie? Soweit ich das mitbekommen habe ist die UA da zum einen massiv unterlegen was die Zahl angeht, zum anderen ist sue wohl die wichtigste Truppengattung in diesem Krieg.

Peiresc

Prigoshin in der Zwickmühle. Er scheint sich mit der Soledar-Eroberung zu übernehmen.
https://threadreaderapp.com/thread/1613671178563977217.html

RPGNo1

Zitat von: Scipio 2.0 am 13. Januar 2023, 07:58:39Wie sieht es mit den T-80 und T-90 aus die die Russen ja auch noch haben?

Und wenn wir eh gerade beim Thema sind, bräuchte die UA nicht noch deutlich mehr Artillerie? Soweit ich das mitbekommen habe ist die UA da zum einen massiv unterlegen was die Zahl angeht, zum anderen ist sue wohl die wichtigste Truppengattung in diesem Krieg.
Die T-80 und T-90 machen nur einen kleinen Anteil der russischen Bodentruppen in der Ukraine aus. Der überwiegende Bestand der funktionstüchtigen Kampfpanzer sind T-72 in verschiedenen Modifikationen. Dazu kommen dann noch T-64 und die im letzten Sommer reaktivierten T-62.

Was russische Artillerie angeht: Sie leidet unter immer stärkerem Munitionsmangel. Es ist seit Monaten bekannt, dass Russland Munition in Belarus und Nordkorea einkauft, weil die eigene Wirtschaft nicht hinterherkommt. Diese Krise hat sich in letzter Zeit noch verschärft.
ZitatThe Russian defense industrial base's inability to address munitions shortages will likely hinder the ability of Russian forces to sustain offensive operations in eastern Ukraine in 2023. US and Ukrainian officials told CNN on January 10 that Russia's daily rate of artillery fire has decreased in some areas by 75%, a historic low since the start of the Russian full-scale invasion on February 24, 2022.
https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-january-11-2023

RPGNo1

ZitatDieser Krieg war anfangs nur eine innenpolitische Auseinandersetzung der Ukraine. Die ging bereits 2014 los, zwischen den russischsprachigen ethnischen Gruppen und den Ukrainern selber. Es ist also ein Bürgerkrieg gewesen.

Quizfrage:
1) Wer hat diesen B*llshit verkündet?
2) In welchem Medium ist wurde erveröffentlicht?

Die Lösung findet ihr hier.



Max P

Öffnet sich zumindest bei mir nicht, aber Experte und Expertinnenblatt sind erkennbar. Was ist denn die Quintessenz der Expertise? Dass die Ukraine selbst schuld ist, im Grunde als solche sowieso nicht existiert und sich mit größeren Gebietsverlusten abfinden sollte, weil letztlich nichts und niemand gegen das große Russland gewinnen kann?

Typee

Eine Stimme etwas abseits der Wortführer, aber vermutlich nicht ganz daneben:

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/jetzt-sitzt-putins-regime-in-der-falle/ar-AA16j8tU?ocid=msedgdhp&pc=U531&cvid=ad92a733f81044f18110f3ee2072b638

Vladimir Kaminer hat da sich mit ein paar Eckdaten ein ziemlich realistisches Bild von der Lage gemacht:

ZitatAus der Sicht des Kremls könnte der Krieg eigentlich ewig so weitergehen, die hunderttausend Toten scheinen angesichts des möglichen Machtverlustes ein geringes Übel zu sein. Und ein paar Raketen und Panzer kann die russische Wirtschaft immer noch zusammenschrauben. Für das Kreml-Regime ist der Krieg als Dauerzustand die einzige Chance zu überleben.

Denn er erlaubt es, jede kritische Stimme sofort zum Verstummen zu bringen. Und beantwortet automatisch die Frage nach der geplanten Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr.

Das Regime in Moskau sitzt in der Falle, es kann die Erwartungen der Bevölkerung nicht erfüllen. Im russischen Generalstab wissen die Verantwortlichen Bescheid: Die Waffen vom Roten Platz waren nur Attrappen und der Einsatz der Massenvernichtungswaffen kann den erwünschten Sieg auch nicht bringen.

Eine beispiellose Investition in Militärausgaben und die Bereitschaft der Bevölkerung, für ihr Land das Leben zu riskieren, haben der Ukraine die eigentlich stärkste Armee Europas beschert:....  Außerdem hat die Ukraine bedingungslose Unterstützer, nämlich ihre Nachbarländer, die in Russland eine Gefahr für ihre eigene Existenz sehen – und alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Ukrainer in ihrem Kampf zu stützen. Polen, Lettland, Litauen, Estland und Finnland haben durchaus die Option, zu einer eigenständigen Achse des Widerstandes zu werden. Wohlbemerkt nicht als Mitglieder der Nato, sondern als ein unabhängiges Militärbündnis: durch die Aggression Russlands ins Leben gerufen.

All diese Länder waren einst Teile des Großrussischen Reiches, ihr Kalkül bei der Unterstützung der Ukraine liegt auf der Hand: Solange der Russe in der Ukraine kämpft, hat er keine Kraft, sich anderswo einzumischen. Auch für Europa gilt: Je länger der Krieg dauert, desto schwächer wird der gefährliche Nachbar. Er darf nur bloß nicht gewinnen, ein solcher Sieg würde die Welt gänzlich ins Chaos stürzen.

Aber ganz untergehen solle das Regime auch wieder nicht. Bei der Anzahl der Privatarmeen, die infolge des Krieges entstanden sind, und der regionalen Konflikte im Inland könnte ein möglicher Zerfall Russlands noch größere Probleme und noch höhere Kosten für die Europäer verursachen als bislang.

The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Scipio 2.0

Ein zerfallendes Russland ist schon allein wegen der Nuklearwaffen ein wirklich großes Problem.

Sollte es allerdings tatsächlich so weit kommen, dann deswegen weil das ,,Innere Gerüst" nicht mehr trägt. Da wird man im Fall der Fälle von Außen nicht viel gegen machen können.

sailor

Zu der Panzerfrage: Moment. Die T-72 Export sind schei*e, die T-72A der russen nicht. Die haben Zusatzpanzerung, die nicht mit exportiert wurde... und führten dazu, dass die M1 letztendlich mit 120mm ausgestattet wurden. Was die T-80 angeht, davon gabs mal über 5.000 und es sollten VOR dem Krieg neue beschafft werden, für arktische Einheiten (Die T-80 mit Gasturbine haben bei sehr niedrigen Temperaturen weniger Probleme mit dem Anspringen). Die T-90 sind dagegen "Exoten", zahlenmäßig fallen sie nicht ins Gewicht. Wirklich interessant ist, dass der T-14 Armata nicht auftaucht (Hangar-Queen) und andere Nischenprodukte (BMPT "Terminator") auch versagen. Auch habe ich bisher nix von ferngesteuerten Kampffahrzeugen in der Ukraine gelesen, die in Syrien getestet worden (Uran-9).

Munition: Wen wunderts, der Krieg ist bald ein Jahr alt. Die russen haben nicht gespart und die Vernichtung von Logistik hat zusätzliche Vorräte gekostet. Die Frage ist, warum die russen es nicht hinbekommen, tausende Granaten am Tag herzustellen... das ist keine Raketenwissenschaft und man kann diese Sache sehr einfach automatisieren... auch ohne Chips. Der Flaschenhals wird in meinen Augen bei Zündern und Sprengstoffen liegen, nicht beim Stahl.

Ukraine: NEIN, der Konflikt war nie ein innerukrainischer "Bürgerkrieg"! Die russen haben versucht, eine Trenn7ung entlang sprachlicher Linien zu provozieren, die Ukraine selbst hat schon in den 90igern Anpassungen bspw. zum Status der Krim getroffen. Die Akteure aus dem Warlordgebieten selbst haben beklagt, dass es kein "revolutionäres Moment" (kann Max P bestimmt ausführlich darlegen ;) )gibt. Es gibt da bspw. sehr interessante Aussagen von Girkin^^

russlands Zukunft: Ich sehe da nicht so düster, da gibt es etliche Gebiete, die allein oder als löser Bund durchaus glücklich und satt werden können. Das Problem ist nur, dass diese Gebiete alle zu wenig Bevölkerung haben, um bspw. gegen China bestehen zu können. Ein Kernrussland bestehend aus den heutigen Föderationskreisen Zentral, Nordwest und Wolga ist vorstellbar. Den Süden wird man nicht halten können und alles östlich des Urals ist zu dünn besiedelt.