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Die Genderdebatte

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Begonnen von Scipio 2.0, 07. Juli 2022, 12:59:49

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Gefährliche Bohnen

Zitat von: Schwuppdiwupp am 09. Juli 2022, 13:05:56Und wie passt es in das Schwarz-Weiß-Schema, dass es z.B. Fische gibt, die von Männchen zu Weibchen "mutieren", wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben?

Zitat von: biomango am 09. Juli 2022, 12:42:48
Zitat von: RPGNo1 am 08. Juli 2022, 15:42:00(1) Er sollte also wissen, dass biologische Zweigeschlechtlichkeit ein seit Jahrzehnten immer wieder bewiesener Fakt ist und von der wissenschaftliche Mehrheitsmeinung nicht bestritten wird.
Aber wie sind denn die anatomischen Zwischenformen einzuordnen die es zweifellos aus verschiedenen Ursachen - wohl nicht nur bei Menschen - gibt ?


https://www.zeit.de/2022/28/marie-luise-vollbrecht-vortrag-humboldt-universitaet
ZitatDa an der Fortpflanzung stets nur zwei ungleiche Keimzellen, Spermium und Eizelle, beteiligt sind, beschränkt dies die Anzahl aller möglichen Geschlechter beim Menschen und anderen Säugetieren per Definition auf zwei. Dies wird auch als das Gesetz der allgemein bipolaren Zweigeschlechtlichkeit verstanden. Echter Hermaphrodismus, der sich dadurch auszeichnet, dass funktionsfähige männliche und weibliche Geschlechtsanlagen in einem Individuum, einem Zwitter, vorkommen, ist beim Menschen, ja bei allen Säugetieren unbekannt. Entgegen landläufigen Meinungen stellt der sehr seltene Pseudohermaphroditismus, eine Form der sogenannten Intersexualität, ebenfalls kein weiteres oder drittes Geschlecht im biologischen Sinne dar, da weder ein neuer Geschlechtszellentyp noch ein weiteres funktionales Gewebe entwickelt wird.

"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Peiresc

Zitat von: Schwuppdiwupp am 09. Juli 2022, 08:18:17
Zitat von: Scipio 2.0 am 09. Juli 2022, 07:47:31Kann man also zusammenfassen das Sozialwissenschaften Pseudowissenschaften sind?
Neee, kann man nicht.

Es ist aber so, wie es immer ist: In jeder Branche gibt's Schwarze Schafe.

Aber einige Branchen sind gleicher. Auch wir sind schon mal voller Neugierde gewesen:
ZitatVerlinke mal bitte die drei geilsten, peer reviewten Paper aus der Genderwissenschaft, die Du so kennst. Die würden mir beim Debattieren und Meinung bilden sehr helfen.
https://blog.psiram.com/2016/10/gender-studies-und-die-wissenschaft/
Diese Three-Paper-Challenge hatte so viele Antworten wie es Bewerber auf die Randi-Million gibt. Es sind einige ,,Kandidaten" in der Diskussion genannt worden, aber wenn man sich die genauer anschaut, dann zerfallen sie wie eingeweichte Pappe. Deswegen vermute ich bis zum Beweis des Gegenteils, dass es sich bei gender studies im Kern um eine Pseudowissenschaft handelt.

celsus

Martin Baeker mit einem nützlichen Debattenbeitrag.

https://twitter.com/Drachenblog/status/1545766951733043200

Er kommt ganz ohne solche Schwachmaten-Scheinargumente wie "Das ist das Ende des Frauensports!!" aus. Erstaunlich aber wahr.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

eLender

Zitat von: Scipio 2.0 am 09. Juli 2022, 07:47:31Kann man also zusammenfassen das Sozialwissenschaften Pseudowissenschaften sind?

Auf keinen Fall! Das ist auch keine Einheitsveranstaltung und ich weiß aus sicherer Quelle, dass dort vielen  der poststrukturalistische Ansatz ihrer Kollegen auf den Schnürsenkel geht. Mal so als Beispiel:

ZitatWährend die Cultural Studies oft darauf abzielen, Wissensgegenstände als kulturell konstruierte zu verstehen und gerne auch Alltagsphänomene untersuchen, die bislang für wenig wissenschaftlich relevant erachtet wurden, bleibt das KWI auf dem Boden traditioneller soziologischer und empirischer Forschung. ,,Die Kulturwissenschaften haben sich durch ihren radikalen Konstruktivismus selbst dekonstruiert", sagt Leggewie. ,,Es ist eben nicht alles nur ein Konstrukt, der Meeresspiegel steigt wirklich, das ist ein Fakt."
https://www.tagesspiegel.de/wissen/soziologie-probleme-und-loesungen-sind-wie-salz-und-suppe/3974356.html

Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Zitat von: Typee am 09. Juli 2022, 13:34:17Genau das meinte ich, nicht hochtrainierte Transsexuelle. Wenn das behauptete Geschlecht für die Teilnahme an Frauenwettbewerben qualifiziert, wird es nur eine Frage der Zeit sein, wann die Besetzung der Siegertreppchen anfängt, ein ungutes Gefühl zu wecken.

Wenn es eine Lücke in Sportregeln gibt, dann wird sie irgendjemand irgendwann skrupellos aussnutzen. Das sieht am Thema Doping.

Ich wäre nicht überrascht, wenn wir in naher Zukunft den ersten echten Skandal im Bereich transgeschlechtlicher Sportlerinnen haben. Aus Ehrgeiz, aus Geldgier, aus Staatsräson wird ein biologischer Mann, der NICHT an Geschlechtsdysphorie leidet, bereit sein/überzeugt/gedrängt werden, sich zur Frau umzuwandeln, um so den biologischen Vorteil in klingende Münze, Ruhm, Ehre, sonstige Vorteile umzuwandeln.

Es gab ja bereits vor vielen Jahren in Bezug auf Tamara und Irina Press Mutmaßungen, dass beide Intersexuelle oder Männer gewesen waren. Diese Mutmaßungen erhielten u.a. dadurch Nahrung, dass beide abrupt ihre sehr erfolgreichen Karrieren beendeten, als Geschlechtsüberprüfungen für  Sportlerinnen eingeführt wurden.

RPGNo1

Zitat von: celsus am 09. Juli 2022, 16:38:20Martin Baeker mit einem nützlichen Debattenbeitrag.

https://twitter.com/Drachenblog/status/1545766951733043200

Er kommt ganz ohne solche Schwachmaten-Scheinargumente wie "Das ist das Ende des Frauensports!!" aus. Erstaunlich aber wahr.

Ein sehr guter Beitrag von Martin Bäker.  :2thumbs:

eLender

Zitat von: celsus am 09. Juli 2022, 16:38:20Martin Baeker mit einem nützlichen Debattenbeitrag.

Ja, das sind wichtige Aspekte (die im Übrigen auch von Gestalten wie Kutschera - zu recht - angeführt werden).
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: Peiresc am 09. Juli 2022, 16:13:32Auch wir sind schon mal voller Neugierde gewesen:

Oh je, den hatte ich schon vergessen. Ist aber nochmal lesenswert, vor allem wegen der Kommentare.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Zitat von: Peiresc am 09. Juli 2022, 16:13:32Aber einige Branchen sind gleicher. Auch wir sind schon mal voller Neugierde gewesen:
ZitatVerlinke mal bitte die drei geilsten, peer reviewten Paper aus der Genderwissenschaft, die Du so kennst. Die würden mir beim Debattieren und Meinung bilden sehr helfen.
https://blog.psiram.com/2016/10/gender-studies-und-die-wissenschaft/
Diese Three-Paper-Challenge hatte so viele Antworten wie es Bewerber auf die Randi-Million gibt. Es sind einige ,,Kandidaten" in der Diskussion genannt worden, aber wenn man sich die genauer anschaut, dann zerfallen sie wie eingeweichte Pappe. Deswegen vermute ich bis zum Beweis des Gegenteils, dass es sich bei gender studies im Kern um eine Pseudowissenschaft handelt.


Eventuell passt eine andere Definition besser. Mein Eindruck ist, dass nicht unerhebliche Teile der Genderwissenschaften das Erscheinen einer Cargo-Kult-Wissenschaft annehmen.

ZitatCargo cult science is a pseudoscientific method of research that favors evidence that confirms an assumed hypothesis. In contrast with the scientific method, there is no vigorous effort to disprove or delimit the hypothesis.

Dieses Vorgehen erleben wir aktuell in der Diskussion um Frau Vollbrechts Vortrag. Teile der genderwissenschaftsaffinen Szene stellen die Behauptung auf, dass biologische Geschlechtlichkeit ein kontinuierliches Spektrum sei und akzeptieren nur "Beweise", die ihre Annahme stützen.





Schwuppdiwupp

Da ich gerade mit Smartphone antworte, mal ohne aufwändiges zitieren.  :unschuldig:

1. Meines Erachtens sollte man in der "Genderdiskussion" strikt zwischen biologischen und soziologischen|psychologischen Blickwinkeln unterscheiden.

2. Mein Beispiel mit dem Fisch sollte belegen, dass selbst Tiere im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht ändern können. Aus einem männlichen Spermienspender wird eine weibliche Eizellenspenderin.

3. Vergleiche von Menschen mit Beispielen aus der Tierwelt sind selbstverständlich hoch problematisch. Andererseits habe ich mal einen Beitrag im Fernsehen gesehen, in dem Thema war, dass auf einer Karibikinsel oder irgendwo Mittelamerika Kinder erst als Mädchen geboren werden und dann zu Jungen werden. (Oder umgekehrt? Ich kann mich leider nicht genau erinnern.) Die Bevölkerung kennt das wohl seit Jahrhunderten und findet das "normal".

4. Das lässt für mein Dafürhalten den Schluss zu, dass die strikte, biologisch-naturwissenschaftliche Trennung zwischen Männchen und Weibchen nicht so strikt ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Ach, was weiß denn ich ...

Peiresc

Zitat von: Schwuppdiwupp am 10. Juli 2022, 09:06:153. Vergleiche von Menschen mit Beispielen aus der Tierwelt sind selbstverständlich hoch problematisch. Andererseits habe ich mal einen Beitrag im Fernsehen gesehen, in dem Thema war, dass auf einer Karibikinsel oder irgendwo Mittelamerika Kinder erst als Mädchen geboren werden und dann zu Jungen werden. (Oder umgekehrt? Ich kann mich leider nicht genau erinnern.) Die Bevölkerung kennt das wohl seit Jahrhunderten und findet das "normal".

4. Das lässt für mein Dafürhalten den Schluss zu, dass die strikte, biologisch-naturwissenschaftliche Trennung zwischen Männchen und Weibchen nicht so strikt ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Nein, ich glaube nicht, dass dieser Schluss gerechtfertigt ist. Ethnologische Anekdoten im Fernsehen sind als Grundlage für solche Folgerungen ungeeignet.

Postmodernismus etc gibt es ebenso reichlich auch in der Anthropologie. Auch da ist ein gewisses Grundmisstrauen geboten. Feldforschung stellt sich häufig später als überinterpretiert heraus. Dafür gibt es reichlich Beispiele (auch wenn ich sie nicht gleich zitierfähig parat hätte).

In A critique of postmodern anthropology-in defense of disciplinary origins and traditions, 2003, beschäftigt sich Homayun Sidky ausführlich mit diesem Thema. Die Darstellung eines seiner Beispiele schließt mit der Bemerkung:
ZitatThus, even admirers of this work acknowledge the possibility that the whole thing could be a fanciful yarn spun to please the anthropologist.

Schwuppdiwupp

Okay, ersetze "Schluss" durch "Vermutung" in meinem Beitrag.

Aber auch ein peer reviewter Artikel überzeugt mich bei diesem komplexen Thema alleine nicht.
Ach, was weiß denn ich ...

Bachblüte

Zitat von: Peiresc am 10. Juli 2022, 09:34:09
Zitat von: Schwuppdiwupp am 10. Juli 2022, 09:06:15Andererseits habe ich mal einen Beitrag im Fernsehen gesehen, in dem Thema war, dass auf einer Karibikinsel oder irgendwo Mittelamerika Kinder erst als Mädchen geboren werden und dann zu Jungen werden. (Oder umgekehrt? Ich kann mich leider nicht genau erinnern.) Die Bevölkerung kennt das wohl seit Jahrhunderten und findet das "normal".

Ethnologische Anekdoten im Fernsehen sind als Grundlage für solche Folgerungen ungeeignet.

Das scheint mehr als nur eine Anekdote zu sein?

Erst Mädchen, dann Junge: Geschlechtsumwandlung verblüfft Forscher
https://www.focus.de/familie/babyentwicklung/penis-waechst-erst-in-der-pubertaet-erst-maedchen-dann-junge-geschlechtsumwandlung-verbluefft-forscher_id_4973117.html
_______
The extraordinary case of the Guevedoces
https://www.bbc.com/news/magazine-34290981
_______
Bales, Michael & Zhu, Yuan-Shan & Imperato-McGinley, Julianne. (2020). 5α-Reductase deficiency syndrome: the impact of androgens on gender identity and gender role. 10.1016/B978-0-12-815968-2.00007-4.

Abstract:
Zitat46,XY individuals with 5α-reductase-2 deficiency syndrome have ambiguous genitalia with a clitoral-like phallus, severely bifid scrotum, and pseudovaginal perineoscrotal hypospadias. As a result of this genital ambiguity, many are thought to be girls at birth and are treated as such from the time they are born. However, at puberty virilization occurs, whereupon affected individuals, with few exceptions, reveal their male gender identity and assume a male gender role. Much of the research on gender identity of individuals with 5α-reductase-2 deficiency was derived from a study of 38 males in three rural villages in the Dominican Republic. This chapter describes the clinical, biochemical, and genetic features of the syndrome; considers the impact of androgens on gender identity and gender role; and outlines treatment considerations.

Schwuppdiwupp

Ach, was weiß denn ich ...

sailor

Ich finde, das Beispiel widerlegt gerade die Trennung von Biologie und Soziologie: Die Ursache für den Geschlechterwechsel ist strikt biologisch und die Gruppe, in der dieser biologische Sonderfall auftritt hat ihre gesellschaftlichen Normen daran angepasst. Ursache und Wirkung sind hier klar und die Ursache ist derart speziell, dass sie sich nicht verallgemeinern lässt.

Zum Konstruktivismus: Die Erkenntnis, dass alle zwischenmenschlichen Normen "konstruiert" sind ist erstmal kein Aufreger an sich. Man muss sich nur bei der wissenschaftlichen Betrachtung damit auseinandersetzen, WARUM eine Norm so konstruiert ist wie sie "aussieht". Letzteres ist enorm wichtig, da soziale Normen viele Ebenen/Facetten haben können. Dieses "Können" ist dabei wichtig, weil es manchmal auch ganz einfach ist; bzw. eine Norm auf einer handfesten Erfahrung beruht (bspw. Nahrungsvorschriften aufgrund von negativen Erfahrungen mit Parasiten/Giften etc).

Für mich persönlich hat sich die Genderdiskussion als amüsant erwiesen, weil man in deren Befürworterkreisen die "konstruierten" Geschlechter männlich/weiblich durch neue "Konstruktionen" ersetzen will. Wo man bei männlich/weiblich noch auf biologische Grundlagen zurückgreifen kann haben die neueren Konstruktionen deutlich dünnere Fundamente... werden aber als Fortschritt verkauft... und das ist es nicht für mich. Es ist eine Ablenkung von einer Auseinandersetzung mit Männer-/Frauenrollen in einer postmodernen Gesellschaft, die "dank" der auffächernden Fraktionierung in interessierten/betroffenen/aktivistischen Kreisen nicht wirklich vorankommt. Parallelen zu "linken Diskurskultur" sind da unübersehbar.