Psiram Forum

Deutsch => Andere Webseiten oder Medien => Thema gestartet von: mossmann am 21. November 2014, 12:08:21

Titel: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 21. November 2014, 12:08:21
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-11/antibiotika-keime-resistenz-bakterien
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Conina am 21. November 2014, 12:16:18
Die haben gestern in der Printausgabe fett gegen die Bauern geschossen.
Die Agrarblogger in den sozialen Netzwerken sind stinkesauer.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Robert am 21. November 2014, 12:21:38
Ich finde den online-Artikel rel. ausgewogen. Es gibt eben keinen einzelnen Buhmann. Ich denke, auch bei verantwortungsvollem und zurückhaltendem Einsatz würden Antibiotika mit der Zeit wirkungslos weren, nur halt langsamer. Das ist Evolution. Darwin rules, auch oder gerade bei Bakterein.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: smartie am 21. November 2014, 12:34:03
Dass aus Ertragsgründen grossflächig und regelmäßig Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt werden, wird aber auch nicht dadurch wahrer, dass die ZEIT das behauptet. Diese Lüge ist schon so alt, dass alle sie für die Wahrheit halten.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 21. November 2014, 12:39:31
Habe die Statistik hier gefunden:

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/223899/umfrage/verbrauch-von-antibiotika-in-der-tierhaltung-in-deutschland/

Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Robert am 21. November 2014, 12:41:53
Wie gesagt, jeder, der Antibiotike verwendet, erhöht den Selektionsdruck auf die Bakterien in Richtung Resistenz.

Für die Lösung des Problems ist es kontraproduktiv, in der Manier "Haltet den Dieb!" auf den jeweils anderen zu zeigen, ohne vor seiner eigenen Haustüre zu kehren.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: pelacani am 21. November 2014, 12:47:16
Zitat von: mossmann am 21. November 2014, 12:39:31
Habe die Statistik hier gefunden:

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/223899/umfrage/verbrauch-von-antibiotika-in-der-tierhaltung-in-deutschland/

Das ist keine Statistik. Das sind 2 Zahlen, die einfach nur in der Luft hängen. Um herauszufinden, was sie bedeuten, müsste man schon deutlich mehr ins Detail gehen.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Conina am 21. November 2014, 12:53:47
Zitat von: mossmann am 21. November 2014, 12:39:31
Habe die Statistik hier gefunden:

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/223899/umfrage/verbrauch-von-antibiotika-in-der-tierhaltung-in-deutschland/

Verteilt auf wieviele Nutztiere in den jeweiligen Jahren?
Das müsste man mindestens wissen.


Nach Tonnen ist das sowieso Quatsch.

Ich kenne jetzt nur die Anwendung am Menschen, aber:
Doxycyclin nimmt man zum Beispiel 1xtäglich 100mg-200mg als Erwachsener.
Beim Cotrimoxazol sind es 2x täglich 960mg.

Man könnte die jährlichen Tagesdosen in der Tierhaltung viel besser vergleichen.

2g Doxy reichen locker 10 Tage und 2g Cotrimoxazol gerade mal einen Tag.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Robert am 21. November 2014, 13:25:41
Und welche Antibiotika setzt(e) man ein? Die gleichen, wie in der Humanmedizin?
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Conina am 21. November 2014, 13:37:14
Es gibt ein paar spezielle und ein paar identische.
Das wäre jetzt aber ne Menge Arbeit.

Jedenfalls ist 1t einer Substanz  ≠ 1t einer anderen Substanz.

7 Jahre sind nicht wenig.
Vielleicht hat sich die Anzahl der Nutztiere sehr verändert?
Vielleicht sind die zwei Jahre nicht repräsentativ?
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Conina am 21. November 2014, 13:44:21
Doxy (das mit der geringen Dosis) nehmen die übrigens bei Schweinen gerne:
http://www.doxycyclin.info/start/start.php

Kannst ja mal bei AHO wühlen:

*https://www.google.de/search?q=site%3Aanimal-health-online.de+Antibiotika
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 21. November 2014, 14:41:20
Zitat von: Pelacani am 21. November 2014, 12:47:16
Zitat von: mossmann am 21. November 2014, 12:39:31
Habe die Statistik hier gefunden:

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/223899/umfrage/verbrauch-von-antibiotika-in-der-tierhaltung-in-deutschland/

Das ist keine Statistik. Das sind 2 Zahlen, die einfach nur in der Luft hängen. Um herauszufinden, was sie bedeuten, müsste man schon deutlich mehr ins Detail gehen.

natürlich, ich war etwas flapsig, weil die Seite statista.com heißt ....

Gut möglich, dass man als Pro-Acount-Inhaber dort mehr Infos bekommt ...

Ist das hier jemand ?
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: pelacani am 21. November 2014, 15:03:36
Die Druckversion ist wirklich noch deutlich apokalyptischer (Motto: die Uhr tickt ...)

Zitat
Titel: Die Rache aus dem Stall.

Das bringt uns noch um

und ist noch weit ausführlicher mit verzweifelt kämpfenden Debunkern, aber nicht besser mit empirischen Untersuchungen unterfüttert.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Conina am 21. November 2014, 15:24:27
Nach zwei Wochen oder so steht das online.
Da kann man sich dann mal reinlesen.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Groucho am 21. November 2014, 15:48:08
Wenn's so weitergeht, können wir eine Zweigstelle für journalistischen Nachhilfeunterricht eröffnen.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 21. November 2014, 16:11:59
Mehr Infos:

ZitatIm Jahr 2011 wurden 1706 Tonnen Antibiotika an tierärztliche Hausapotheken abgegeben, im Jahr 2012 waren es 1619 Tonnen. Es ist davon auszugehen, dass der größte Anteil dieser Substanzen im Nutztierbereich eingesetzt wird. Über die abgegebenen Mengen wird vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Bericht erstattet:

ZitatIn der vom Bundesinstitut für Risikobewertung geförderten wissenschaftlichen Studie "VetCAb" (Veterinary Consumption of Antibiotics) haben die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und die Universität Leipzig Daten zum Verbrauch von Antibiotika bei Mastschweinen, Masthähnchen und Rindern im Jahr 2012 erhoben und ausgewertet. In der Studie wurde ermittelt, dass ein Mastschwein in einem Studienbetrieb in Deutschland innerhalb seiner Mastzeit (üblicherweise in Deutschland 115 Tage) an 4,2 Tagen (Medianwert für die errechneten Therapiehäufigkeiten je Betrieb) mit einem antibiotischen Wirkstoff behandelt wird. Für Masthähnchen wurde in den Studienbetrieben während der gesamten Mastdauer (üblicherweise ca. 39 Tage) eine Therapiehäufigkeit von 10,1 Tagen ermittelt, d.h. dass in Deutschland ein Masthähnchen in einem durchschnittlichen Betrieb an 10,1 Tagen mit einem Wirkstoff oder an ca. 5 Tagen mit einem Kombinationspräparat bestehend aus zwei Wirkstoffen oder 2 Präparaten mit jeweils einem antibiotischen Wirkstoff behandelt wurde. Milchkühe wurden in einem Studienbetrieb innerhalb eines Jahres an 3,5 Tagen, Kälber bis 6 Monate an 1,2 Tagen innerhalb eines Jahres mit einem antibiotischen Wirkstoff behandelt. Die detaillierten Ergebnisse zu der Studie sind auf der Webseite des Projektes veröffentlicht.

Quelle: http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_den_auswirkungen_des_antibiotika_einsatzes_in_der_tierproduktion-128153.html

Die berufen sich auf:

http://www.bvl.bund.de/DE/08_PresseInfothek/01_FuerJournalisten/01_Presse_und_Hintergrundinformationen/05_Tierarzneimittel/2014/2014_08_01_pi_Abgabemengen_korrigiert_29_08_2014.html

ZitatDie gemeldeten Wirkstoffmengen lassen sich nicht zu einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist. Von den abgegebenen 1.452 t Wirkstoffen entfallen 1.444 t auf Präparate, die für mindestens eine Tierart zugelassen sind, die Lebensmittel liefert. Acht Tonnen entfallen auf Präparate, die ausschließlich für nicht Lebensmittel liefernde Tiere (also Sport- und Freizeittiere) zugelassen sind.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 24. November 2014, 12:04:06
Die Quellen beantworten zumindest einige eurer Fragen ...
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Belbo am 24. November 2014, 13:27:26
...ist das jetzt viel bei einer Fleischerzeugung von 7,5 Mio Tonnen?

http://www.fleischerhandwerk.de/upload/pdf/GB08_Fleischverzehr.pdf

....bzw. 8,2 Mio Tonnen?

http://www.v-d-f.de/jahresbericht/jahresbericht_mai_2012/

Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: MrSpock am 24. November 2014, 15:16:03
Zitat von: mossmann am 21. November 2014, 16:11:59
Es ist davon auszugehen, dass der größte Anteil dieser Substanzen im Nutztierbereich eingesetzt wird.

Die gemeldeten Wirkstoffmengen lassen sich nicht zu einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist.

Jetzt interessiert es mich, wie viel davon tatsächlich im Nutztierbereich eingesetzt wird. "Es ist davon auszugehen..." ist nun wirklich kein eindeutiger Beleg. Wenn ich daran denke, wie viel Antibiotikum mein Hund im Laufe seines Lebens bekommen hat...
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 24. November 2014, 16:02:32
Zitat von: Belbo am 24. November 2014, 13:27:26
...ist das jetzt viel bei einer Fleischerzeugung von 7,5 Mio Tonnen?

http://www.fleischerhandwerk.de/upload/pdf/GB08_Fleischverzehr.pdf

....bzw. 8,2 Mio Tonnen?

http://www.v-d-f.de/jahresbericht/jahresbericht_mai_2012/

gute Frage  ???
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 24. November 2014, 16:04:09
Zitat von: MrSpock am 24. November 2014, 15:16:03
Zitat von: mossmann am 21. November 2014, 16:11:59
Es ist davon auszugehen, dass der größte Anteil dieser Substanzen im Nutztierbereich eingesetzt wird.

Die gemeldeten Wirkstoffmengen lassen sich nicht zu einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist.

Jetzt interessiert es mich, wie viel davon tatsächlich im Nutztierbereich eingesetzt wird. "Es ist davon auszugehen..." ist nun wirklich kein eindeutiger Beleg. Wenn ich daran denke, wie viel Antibiotikum mein Hund im Laufe seines Lebens bekommen hat...

steht das nicht hier, zumindest grob?

ZitatVon den abgegebenen 1.452 t Wirkstoffen entfallen 1.444 t auf Präparate, die für mindestens eine Tierart zugelassen sind, die Lebensmittel liefert. Acht Tonnen entfallen auf Präparate, die ausschließlich für nicht Lebensmittel liefernde Tiere (also Sport- und Freizeittiere) zugelassen sind.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: HorstHuber am 24. November 2014, 19:22:15
Zitat von: mossmann am 24. November 2014, 16:04:09
Zitat von: MrSpock am 24. November 2014, 15:16:03
Zitat von: mossmann am 21. November 2014, 16:11:59
Es ist davon auszugehen, dass der größte Anteil dieser Substanzen im Nutztierbereich eingesetzt wird.

Die gemeldeten Wirkstoffmengen lassen sich nicht zu einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist.

Jetzt interessiert es mich, wie viel davon tatsächlich im Nutztierbereich eingesetzt wird. "Es ist davon auszugehen..." ist nun wirklich kein eindeutiger Beleg. Wenn ich daran denke, wie viel Antibiotikum mein Hund im Laufe seines Lebens bekommen hat...

steht das nicht hier, zumindest grob?

ZitatVon den abgegebenen 1.452 t Wirkstoffen entfallen 1.444 t auf Präparate, die für mindestens eine Tierart zugelassen sind, die Lebensmittel liefert. Acht Tonnen entfallen auf Präparate, die ausschließlich für nicht Lebensmittel liefernde Tiere (also Sport- und Freizeittiere) zugelassen sind.

Nein das steht da nicht grob. Denn nur weil ein Antibiotikum für Lebensmittel liefernde Tiere zugelassen ist bedeutet es noch lange nicht das diese auch für diese verwendet wurden.
Genauere Zahlen wird es erst nächstes Jahr geben denn dann sind alle Antibiotika für Lebensmittelliefernde Tiere von vernünftigen Tierhaltern (die meisten Biobetriebe werden komischer Weise nicht erfasst) in einer Datenbank erfasst.

Die bösen Bauernlobbyisten haben eine Stellungnahme zu diesem sehr dürftigen Zeitartikel verfasst.  http://www.schweine.net/services/files/publikationen/Faktencheck%20Die%20Zeit_Rache%20aus%20dem%20Stall%2024112014.pdf

Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Robert am 24. November 2014, 19:31:44
Horst Huber, danke für den Link.  Ich hatte schon daran gedacht, die darin enthaltenen Informationen zusammen zu suchen, hatte aber irgendwie doch keine Lust.


Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: eLender am 24. November 2014, 23:22:27
Dazu hatte ich doch neulich was gelesen, jetzt habe ich es wieder gefunden:

ZitatStallmist fördert Vermehrung resistenter Bodenbakterien

Selbst der Dung von Kühen, die nicht antibiotisch behandelt wurden, erhöht den Anteil antibiotikaresistenter Mikroben im Boden von Gemüsebeeten

http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Stallmist_foerdert_Vermehrung_resistenter_Bodenbakterien1771015589661.html

Die Sache ist doch komplexer, wer hätte das gedacht...
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Conina am 25. November 2014, 15:01:14
Auch lustig:
http://www.taz.de/!150119/
ZitatSchlechte Recherche von Journalisten
Das Correctiv korrigiert sich

Diverse Zeitungen haben die bislang größte Geschichte des Rechercheteams Correctiv übernommen. Von der bleibt bei näherem Hinsehen aber wenig übrig.

Es war eine Blamage im Großformat: Die bisher am weitesten verbreitete Recherche des gemeinnützigen Journalistenteams Correctiv lief Ende vergangener Woche in der Zeit und mehreren Regionalblättern. Unter der Überschrift ,,Tödliche Keime" ging es um die – seit Langem bekannte – Gefahr durch Krankheitserreger, die sich nicht mehr mit Antibiotika bekämpfen lassen. 20 Reporter hätten an dem Projekt mitgewirkt, verkündete die Zeit, die aus der Recherche sogar den Aufmacher ihrer aktuellen Ausgabe strickte.

Allein: Der Correctiv-Text kann seine zentrale These nicht belegen, dass es mehr Tote durch antibiotikaresistente Erreger gebe ,,als offiziell verlautbart". Kann das vor allem von Stiftern finanzierte Correctiv so die Hoffnungen erfüllen, eine Antwort auf die Medienkrise zu sein? ....


Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Robert am 26. November 2014, 08:40:28
http://www.tieraerzteverband.de/bpt/presseservice/meldungen/2014_11_25_zeit-artikel.php

ZitatAbsicht oder schlechte Recherche?

Zeit-Beitrag ,,Die Rache aus dem Stall" mit vielen fachlichen Mängeln

"Wie sich eine renommierte Zeitung auf ein derart reißerisches Niveau begeben kann und das ernsthafte Problem der antimikrobiellen Resistenzen (AMR) dermaßen sinnenentstellt veröffentlicht, ist für mich nicht nachvollziehbar", erklärt Dr. Hans-Joachim Götz, Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), mit Blick auf den Beitrag ,,Die Rache aus dem Stall", mit dem die Wochenzeitung ,,Die Zeit" am vergangenen Donnerstag eine vierteilige Reportage gestartet hat. 
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 26. November 2014, 11:14:48
ZitatVon den abgegebenen 1.452 t Wirkstoffen entfallen 1.444 t auf Präparate, die für mindestens eine Tierart zugelassen sind, die Lebensmittel liefert. Acht Tonnen entfallen auf Präparate, die ausschließlich für nicht Lebensmittel liefernde Tiere (also Sport- und Freizeittiere) zugelassen sind.

Zitat von: HorstHuber am 24. November 2014, 19:22:15
Nein das steht da nicht grob. Denn nur weil ein Antibiotikum für Lebensmittel liefernde Tiere zugelassen ist bedeutet es noch lange nicht das diese auch für diese verwendet wurden.

Du meinst, das meiste oder zumindest einiges der 1.444 t  wurde für Haustiere, nicht für Nutztiere verwendet?
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: mossmann am 26. November 2014, 11:25:04
noch ein Artikel zum Thema, diesmal Süddeutsche:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/antibiotika-in-der-tierhaltung-die-qual-der-puten-1.2237228

und wahrscheinlich auch allessowieso wieder falsch recherchiert und eine Verschwörung von den bösen Journalisten ;-)

ne, im Ernst: Dramatisierung muss natürlich nicht sein, aber ist wirklich alles in Ordnung und null Problemo?
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: smartie am 26. November 2014, 16:55:14
Sagen wir mal so: Wenn da so ein ungalublicher Blödsinn steht:
ZitatDer hohe Verbrauch von Antibiotika in der Massentierhaltung gilt als eine von mehreren Ursachen, warum immer mehr Menschen resistent gegen diese Art von Medikamenten sind.
brauche ich mir keine Gedanken über den Wahrheitsgehalt des restlichen Artikels machen.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Robert am 26. November 2014, 16:59:13
LOL, dass die 20 gründlch recherchierenden Journalisten nicht einmal das richtig darstellen konnten, sagt natürlich einiges.

Tja, man sollte objektive Berichterstattung nicht mit einem ideologischen Statement verwechseln.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: Groucho am 26. November 2014, 17:11:40
Zitat von: smartie am 26. November 2014, 16:55:14
Sagen wir mal so: Wenn da so ein ungalublicher Blödsinn steht:
ZitatDer hohe Verbrauch von Antibiotika in der Massentierhaltung gilt als eine von mehreren Ursachen, warum immer mehr Menschen resistent gegen diese Art von Medikamenten sind.
brauche ich mir keine Gedanken über den Wahrheitsgehalt des restlichen Artikels machen.

In der Tat:

ZitatDie MRSA-Keime im Krankenhaus und die MRSA-Keime aus der Landwirtschaft sind völlig unterschiedlich. Die Restistenzen von Krankenhauskeimen haben nichts mit denen in dem landwirtschaftlichen Bereich gemein.
http://www.rlv.de/downloads/rlv/Seiten_aus_LZ_2014_47.pdf (http://www.rlv.de/downloads/rlv/Seiten_aus_LZ_2014_47.pdf)

sagt der Prof. Dr. w. Dott vom institut für Hygiene und Umweltmedizin des Uniklinikums in Aachen.
Solche Leute hätte man auch mal fragen können, scheint auch kein ausgewiesener Lobbyist der Intensivhalter zu sein ...  Ichmeinjanur.
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: ajki am 26. November 2014, 19:02:22
Zitat von: smartie am 26. November 2014, 16:55:14
... Wenn da so ein ungalublicher Blödsinn steht:
ZitatDer hohe Verbrauch von Antibiotika in der Massentierhaltung gilt als eine von mehreren Ursachen, warum immer mehr Menschen resistent gegen diese Art von Medikamenten sind.
brauche ich mir keine Gedanken über den Wahrheitsgehalt des restlichen Artikels machen.

Etliche Leute hier werden schon vor dem Zitat ausgestiegen sein. Und zwar bei den Stichwörtern "NRW" in Verbindung mit der Nennung eines bestimmten Ministeriums, dessen derzeitige Besetzerin an oberster Stelle gewisse Assoziationen zur Harry-Potter-Welt weckt, und des weiteren, um die literarische Assoziation auch noch zu verschärfen, die Benennung der Partei, die da irgendwo etwas öffentlich (auf einer Landes-PK der Landesregierung) vorstellt. Ich persönlich kann das allerbestens nachvollziehen, muß allerdings - auch trotz erheblicher Schwierigkeiten damit - irgendwo zugestehen, dass nu mal bestallte Ministerinnen und ihre Staatssekretäre irgendwelche Veröffentlichungen ihrer Ämter auch vortragen müssen. Das ist nu mal so. Gilt ja immerhin auch für CSU-Leute oder seinerzeit damals auch für FDP-Leute.

Wenn die Kröte erstmal geschluckt ist, kann man mal über die journalistische Volte nachdenken - so wie hier im gesamten thread. Wer mal aus Interesse die Print-Ausgabe der aktuellen Zeit überflogen hat (vom Aufmacher an erster Stelle der Seite 1 über die Titelprojektstory im Wirtschaftsteil bis zum Schaubild im "Wissens"-Teil und diverse Drittprodukte), der weiß schon, dass "Die Zeit" hier mal wieder einen Musterfall für widerlichstmöglichen, faktenfälschenden und desinformierenden Kampagnenjournalismus abgeliefert hat. Nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal.

Weil "Die Zeit" sich aktuell so hübsch breit macht in der Thematik, hängt sich der Journalist der sz offensichtlich an das achso beliebte Thema dran. Aus dem Abschnitt des Artikels kommt das Zitat und der Abschnitt geht ähnlich wie das Gesamtkonvolut der "Zeit" damit weiter, dass über die Gefahren von MRSA und allgemein Resistenzen geschrieben wird in einem Artikel, in dem es zunächst mal "nur" um einen Fachbericht aus einem Teil der Agrar-Wirtschaft geht. Das hätte der Journalist nicht machen sollen, es wäre nicht nötig gewesen.

Die Frage ist - aus einer *journalismuskritischen* Perspektive! -, ob das, was er in dem Abschnitt schreibt, *falsch* ist. Das wäre der mit hoher Sicherheit zu erhebende klare Vorwurf an "Die Zeit" mit ihrer gefaketen Titelstory.

Falsch wäre der Abschnitt dann, wenn der Berichtsanlass und der Rahmen des Berichts die Verbindung nicht hergibt. Wenn also etwa ausgeschlossen ist (nach aktuell "bestem Wissen"), dass "Antibiotika in der Massentierhaltung" *eine* [edited: anstatt "keine" - wg. "ausgeschlossen"] "von mehreren möglichen Ursachen" (beachte: keine Quantifizierung!) sind oder zumindest überhaupt keine Aussagen diesbezüglich in der verlinkten Quelle (Fachbericht) oder sonstigen Quellen vorliegen.

Das kann man *so* nicht feststellen. Der Fachbericht des Landesamtes beschreibt in seinen Grundlagen den Zweck der Vorlage und zitiert dabei letztlich Ergebnisse aus dem Monitoring und Stellungnahmen von Bundesbehörden mit entsprechenden Evaluationen. Aus diesen heraus stammt übrigens auch unmittelbar der Auftrag zur Durchführung dieser ersten Landes-Evaluation, nicht von Frau Steffens (leider). Wobei es mir persönlich schon etwas unheimlich ist, dass im Jahre des Heils 2013 *erstmals* eine Landesbehörde hergeht und für ein agrarintensives Bundesland überhaupt mal Daten für einen Teilbereich zusammensammelt (nach eigener Darstellung). Das kann ich persönlich nicht ganz glauben - und das stimmt so, wie im Fachbericht dargestellt, gewiss nicht. Wenn überhaupt ist das das erste Mal, dass eine Evaluation nach irgendwelchen "neuen" Richtlinien oder Schwerpunkten durchgeführt wird.

In diesen diversen Zitaten von Bundesbehörden (BfR und BVL) heißt es:
Zitat1.1 Resistenzsituation im Bereich der Putenmast und daraus erzeugter Produkte
MRSA – Methicillin-resistente Staphylococcus aureus
In den Berichten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zur Lebensmittelsicherheit wird regelmäßig auf die Belastung der Lebensmittel mit Zoonose-Erregern und deren Resistenzverhalten hingewiesen. So wurde beispielsweise nach der Auswertung des Zoonosen-Monitorings für das Jahr 2012 in 12,8% der Mastputenbestände MRSA im Stallstaub nachgewiesen. Des Weiteren wurde die Halshaut von Putenschlachtkörpern beprobt. Die Nachweisrate lag bei 68,6%. Die hohe Rate auf den Schlachtkörpern deutet auf eine schlechte Schlachthygiene hin. In der Konsequenz wies auch das im Einzelhandel entnommene Putenfleisch hohe Nachweisraten von MRSA auf (37,7%). Dabei waren 44,7 % aus deutscher Herkunft positiv, während dies bei Proben aus anderer Herkunft seltener der Fall war (23,6%).
MRSA sind durchweg resistent gegen β-Laktamantibiotika. Die untersuchten Isolate waren darüber hinaus fast ausnahmslos resistent gegen Tetracyclin. Daneben konnten auch gegen Trimethoprim, Clindamycin und Erythromycin Resistenzraten von mehr als 70% beobachtet werden.3
ESBL – Extended-Spectrum-Betalaktamasen
ESBL-bildende Bakterien können Penicilline und Cephalosporine durch Enzyme zerstören und sind gegen diese Wirkstoffe unempfindlich. Sie sind gegen zahlreiche Antibiotika resistent, die zur Therapie von Infektionen eingesetzt werden. Das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) stellte fest, dass ESBL-bildende Bakterien in Nutztierbeständen (Geflügel, Schwein, Rind) vorhanden waren und ihr Vorkommen zunimmt.
Dabei handelt es sich sowohl um Zoonoseerreger wie Salmonella als auch um kommensale Escherichia coli (E. coli). Auch aus Lebensmittelproben (Schweinefleisch, Geflügelfleisch und Rohmilch) konnten ESBL-bildende Salmonella und E. coli isoliert werden. Eine Infektion von Menschen mit ESBL-bildenden Erregern über Lebensmittel ist nach Ansicht des BfR somit grundsätzlich möglich.4

Die Quellen der Zitate sind angegeben und können über die diversen Seiten der Bundesämter geprüft werden. Sie sind meiner Ansicht nach korrekt wiedergegeben worden und decken sich mit den Intentionen der Berichte.

So wie es aussieht, hätte der Journalist im Artikelzusammenhang auf irgendein Anhängen an den Zeit-Quatsch besser verzichten sollen, um gar nicht erst in den Verdacht von sensationalisierendem Schwachfug zu geraten. Schreiben allerdings hat ersie das mit "eine von mehreren Ursachen" schon können. Die diversen Quellen geben die Möglichkeit zu einer solchen unquantifizierten Aussage her - auch die Einreihung in den Gesamtproblemzusammenhang "humane Resistenzenbildung".
Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: HorstHuber am 26. November 2014, 19:24:25
Zitat von: mossmann am 26. November 2014, 11:14:48
ZitatVon den abgegebenen 1.452 t Wirkstoffen entfallen 1.444 t auf Präparate, die für mindestens eine Tierart zugelassen sind, die Lebensmittel liefert. Acht Tonnen entfallen auf Präparate, die ausschließlich für nicht Lebensmittel liefernde Tiere (also Sport- und Freizeittiere) zugelassen sind.

Zitat von: HorstHuber am 24. November 2014, 19:22:15
Nein das steht da nicht grob. Denn nur weil ein Antibiotikum für Lebensmittel liefernde Tiere zugelassen ist bedeutet es noch lange nicht das diese auch für diese verwendet wurden.

Du meinst, das meiste oder zumindest einiges der 1.444 t  wurde für Haustiere, nicht für Nutztiere verwendet?

Ich meine garnichts weil der Verbrauch der Gesamtmenge Antibiotika in deutschen Tierarztpraxen ohne entsprechende Aufschlüsselung garnichts sagt.

Mir gibt halt nur zu denken das es in DE ca. ca. 8 Millionen Hunde,  ca. 13 Millionen Katzen und ca. 1 Millionen Pferde gibt (Zahlen sind wahrscheinlich nicht exakt da aus Erinnerung hingeschrieben - die Größenordnung stimmt jedoch). Die anderen Kleintiere nicht mit einbrechnet.
Die meisten Pferde werden im übrigen nicht als Lebensmittel liefernde Tiere geführt (Pass) sprich dürfen nicht geschlachtet werden.

So und jetzt überlege mal wie intensiv der Kontakt zwischen Halter und Haustier ist.
Wo ist die Wahrscheinlichkeit höher das resistente Bakterienstämme übertragen werden.
Zwischen Halter und Heimtier (vorallem interessant ist es ja was diese Tiere so alles fressen falls sie die Möglichkeit haben) oder zwischen Nutztieren und Verbraucher.
Warum denkst du das bei MRSA man unterscheidet zwischen LA-, CA-, und HA-MRSA?
Zu was würdest du MRSA bei Haustieren zählen? Kleiner Tipp diese werden nicht unter LA- einsortiert.

Laut Aussage einiger Tierärzte (ja ich weis nur Anekdoten) die sowohl Nutz als auch Heimtierepraxen haben liegt der Anteil an Antibiotika Verschreibungen  zwischen Nutztier:Heimtier zwischen 60:40 und 50:50.
Das die Menge an Antibiotika bei den Nutztieren dennoch um ein vielfaches höher ist liegt einfach daran das die meisten Nutztiere einfach größer sind.

Dennoch denkst du nicht auch das es den Bakterien egal ist ob sie ihre Resistenz bei einem 10 kg Hund oder 100 kg Schwein bekommen?

Titel: Re: Antibiotika in der ZEIT
Beitrag von: pelacani am 13. Dezember 2014, 10:04:25
Aber es gibt natürlich nicht nur Kritik, sondern auch lebhafte Zustimmung zur ZEIT-Recherche. In der Sparte Leserbriefe (Nr. 50, 04.12.14, S. 93) ist zu lesen:
ZitatMit Genugtuung nehmen wir zur Kenntnis, dass das unfassbare Elend, das der Mensch den Tieren in dem perversen System »Massentierhaltung« bereitet, endlich auf ihn selbst zurückfällt.
C. B. und Dr. S. P., Göttingen
Apokalyptiker, von visionären Krämpfen gepeinigt, nein beglückt. Aus Barmherzigkeit habe ich darauf verzichtet, die Namen auszuschreiben.