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Energiewende - es bleibt schwierig

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Begonnen von zwingenberger, 09. Oktober 2012, 09:29:37

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Scipio 2.0

Zitatmiserablen Wachstums

Ich dachte immer Wirtschaftswachstum ist ganz schlimm (siehe Grenzen des Wachstums), ist es denn dann nicht gut, wenn das Wirtschaftswachstum nicht so groß ist?

PeterPan

Wirtschaftswachstum ist ja generell die Zunahme des BIP. Wenn Wind oder Solar gebaut wird, dann wächst BIP. Natürlich kannst du verschiedene Posten im BIP nach Relevanz gewichten, aber die Interdependenzen nicht vergessen. Nicht alles ist wichtig im BIP, aber das Wichtige ist im BIP.

Sind im Hinblick auf die Grenzen des Wachstums nicht eher die reicheren Gesellschaften gemeint? Die 1-1,5 Milliarden mit einem hohen BIP pro Kopf und damit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch energieintensiv leben. Ärmere Länder benötigen Wachstum und auch den der mehr Energie benötigt. Klimaanlagen, Kühlschränke, Infrastruktur gegen Naturkatastrophen (Sturm, Flut, Hochwasser) sind wichtig wenn die Welt wärmer wird.

PeterPan

Die Posse von Nord- und Südlink geht in die Verlängerung. Nicht mehr die dreifachen Kosten für Erdkabel sind ein Problem, sondern überhaupt eine Baugenehmigung zu bekommen. Das Ziel scheint zu sein solange Infrastruktur infrage zu stellen bis es zerbröckelt.


https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/suedlink-deutschland-droht-naechstes-grossprojektdebakel-17768304.html

ZitatAber nach drei Jahren konnten die Planer ihre Entwürfe wieder einstampfen und von vorn beginnen, dieses Mal mit der Projektierung von Erdkabeln. Dass sich die Kosten für den Suedlink durch die Erdverkabelung von drei auf wenigstens zehn Milliarden Euro erhöhen, ist für die Energiewende noch das kleinere Übel.

ZitatFür jeden Acker und jede Wiese, dass ihre Leitung durchquert, brauchen die Netzbetreiber die Zustimmung.

HAL9000

Zitat von: PeterPancake am 08. Februar 2022, 18:14:23... Für jeden Acker und jede Wiese, das ihre Leitung durchquert, brauchen die Netzbetreiber die Zustimmung.
Und selbst dann ist es nicht sicher, dass man dort dann etwas für die Energiewende tun kann.

Im östlichen Österreich sollte auf den Wiesen eines Großgrundbesitzers ein größerer Solarpark errichtet werden.
Die Opposition hat genügend Unterschriften gesammelt, um eine Abstimmung in der Gemeinde zu erzwingen.
Und die Bürger stimmten mit einer großen Mehrheit gegen das Projekt. Klassisches "Not in my backyard!"
Energiewende? Sehr gerne! Aber bitte lieber in der Nachbargemeinde.

sailor

Deswegen wachsen hier in SH die Solarparks entlang der Autobahnen, dort will nix anderes hin...

Zu den Leitungen: Die laufen hier überland auch entlang der A7. Zum Planungsrecht ist es eben ambivalent. Auf der einen Seite will "der Bürger" schnelle und unbürokratische Umsetzung, auf der anderen Seite aber seine Rechte geschützt haben... und gerade die Grünen haben seit Jahrzehnten ihren Beitrag zum Ausbau der Mitbestimmungsrechte im Infrastrukturbereich geleistet. Stichwort Autobahnbau. Jetzt kommt der Backlash.

Nogro

Neutrino Deutschland GmbH macht auf Freiheitsenergie:
ZitatDie Nutzung des unendlichen Potenzials des nichtsichtbaren Strahlungsspektrums für die Energieversorgung von morgen, ist die richtige Grundlage für Klimastabilisierung, wirtschaftliche Stabilität und Fortschritt und eben eine echte Freiheits-Energie und vermeidet gleichzeitig geopolitische kriegerische Konflikte um die Kontrolle der letzten fossilen Lagerstätten. Die Menschheit steht vor einer Entscheidung über den Fortbestand der eigenen Spezies.
NEUTRINO Deutschland Gmbh: Den Grundstein Für Eine Bessere Zukunft Legen
https://pressnetwork.de/erneuerbare-energie-ist-jetzt-freiheitsenergie/
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

sailor

Autschn^^

Bisher habe ich nicht gefunden, wie man aus Neutrinos Energie ziehen will.... vieleicht glaube ich nicht fest genug?

Bachblüte

Zitat von: sailor am 29. März 2022, 15:13:32
Autschn^^

Bisher habe ich nicht gefunden, wie man aus Neutrinos Energie ziehen will.... vieleicht glaube ich nicht fest genug?

Neutrino-Neutrino-Annihilation.  ::)

https://de.wikipedia.org/wiki/Neutrinoloser_doppelter_Betazerfall

Nogro

Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

celsus

Zitat von: Nogro am 29. März 2022, 15:00:56
Neutrino Deutschland GmbH macht auf Freiheitsenergie:

Offenbar will kein Medium mehr freiwillig über Schubart schreiben. Nur noch gekaufte (bzw. in diesem Fall kostenlose) Pressemeldungen. Schön.
Pleite-Krause ist aber auch einfach interessanter.

https://blog.psiram.com/tag/neutrino-inc/
https://www.psiram.com/de/index.php/Holger_Thorsten_Schubart
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Conina

Wie ist denn das nun mit den erneuerbaren Energien ohne Speicher mit Backup durch russisches Gas?

Ich fahre täglich an einem großen Braunkohlekraftwerk vorbei.

Seit einigen Wochen dampfen immer beide Kühltürme. Ich kann mich echt nicht erinnern, dass das ich das vorher schon mal so gesehen hatte.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Peiresc

Zitat von: Bachblüte am 20. Juni 2022, 20:24:08Du meinst doch nicht etwa, dass nukleare und fossile Brennstoffe ewig halten oder in "naher Zukunft" wieder nachwachsen?
Wir wollen uns doch nicht in Unernst verlieren.  :D

Aber ich sehe Dir diese Frage nach. Sie ist tatsächlich in diesem Forum schon mal behandelt worden, mit einem Beispiel aus dem Mittelalter.

Zitat von: Bachblüte am 20. Juni 2022, 20:24:08Und Du denkst doch nicht, dass der Prozess der Umstellung der Energiegewinnung ohne noch verfügbare Energie möglich sein wird?
Nein, das denke ich nicht, schon deshalb weil ,,ohne noch verfügbare Energie" nicht nur keine Umstellung, sondern gar keine Zivilisation mehr möglich sein wird. Mad Max wäre da noch unbegründet optimistisch.

Zitat von: Bachblüte am 20. Juni 2022, 20:24:08Sind 200 Jahre für Dich nah, oder eher fern?
Unvorstellbar fern (ich dachte, das wäre Konsens, aber nun stelle ich fest, dass ich allein einen solch engen Horizont habe). In 200 Jahren ist entweder das Problem oder die Menschheit erledigt. Nach meinem Eindruck aus den letzten zwei, drei Jahren sind die Chancen für letzteres allerdings deutlich gestiegen.

ZitatWie man hört, steht New York auf Krokodilen; sie führen in der geräumigen Kanalisation ihr Leben, relativ geborgen; es sind wohl die einzigen Lebewesen, die die Zumutungen des Fortschritts werden überdauern können — und vielleicht noch die Ratten in den Kellern Beijings. Für diese Tiere, sobald ihnen die Welt gehört, wird es große Entwicklungschancen geben. Sie werden sich natürlich bekämpfen, sie werden sich — wer wen? ist keine Frage mehr — besiegen und also verbünden.

Wenn ich, bei so gedachter Zukunft, nach dem Neuen Menschen frage, wie er wohl aussehen wird? so antworte ich: er wird vermutlich eine Kreuzung dieser beiden tüchtigen, überlebensfähigen Arten sein. Ich jedenfalls glaube an den Neuen Menschen, ich lasse mir den Glauben an den Neuen Menschen nicht nehmen.

Volker Braun: Nachtrag über die Chancen des Neuen Menschen in der fast unabwendbaren Zukunft (ca. 1981)

PeterPan

Zitat von: eLender am 20. Juni 2022, 20:19:20Sonst wird der bratwustfressende SUV-Fahrer bald fordern, Blutin wieder das Prädikat "lupenreiner Demokrat" umzuhängen.

Als Aufhänger zu einem Teil der Energiediskussion. Nicht nur in Deutschland auch in den USA (Midterms 2022) besteht die Möglichkeit eines Richtungswechsels, damit endlich Öl und Gas wieder fließen. Und wie läuft es überhaupt mit der Solidarität innerhalb der EU ab (Gas teilen?).

Da durch Nordstream 1 zurzeit wenig Gas fließt und bis Winter noch nicht genug da ist, reagiert die Bundesregierung bereits mit Maßnahmen. Nur wie lange wird das preislich mitgetragen?

Habeck kann zweite Stufe im Notfallplan Gas am 8. Juli ausrufen
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/habeck-kann-zweite-stufe-im-notfallplan-gas-am-8-juli-ausrufen-18120065.html

Und zum Fall USA. Jetzt ist sogar Dan Crenshaw ein RINO, weil er für Hilfen in die Ukraine ist. Wenn genug MAGAs im November in den Kongress einziehen muss sich Biden mit denen arrangieren.

Dan Crenshaw Confronted by Angry Republicans Calling Him 'Globalist RINO'
https://www.newsweek.com/dan-crenshaw-confronted-angry-republicans-calling-him-globalist-rino-1717151


Zum generellen Energiethema.

Kernkraft: Es wurden Brüterreaktoren erwähnt. Zurzeit existiert ja nur der BN-800 im Kraftwerk Beloyarsk als Testprojekt. Im Jahr 2020/21 wurde nun angefangen andere "Treibstoffe" (Plutonium, Uran-238) zu nutzen, aber beim Brüten sind sie noch nicht soweit ich das richtig gelesen habe. Solange es keinen technologischen Fortschritt gibt, kann Kerntechnik nur eine marginale Rolle in der Energiebereitstellung spielen. Zurzeit sind es ca. 5% am weltweiten Primärenergieverbrauch (leider gibt es keinen Endenergieverbrauch zu finden).

Energie: Ja, wir brauchen sehr viel. Deutschland allein benötigt jedes Jahr (2010-2020) 160-170 mio.T Braunkohle, 40-50 mio.T Steinkohle, 80-90 mio.T Rohöl, 80-90 mrd.m³ Erdgas. Leider fand ich keine Mitteilungen über den derzeitigen Bedarf unter dem gegenwärtigen Engpässen.

Kann überhaupt Fracking, wie auch Wind+Solar, in der Kürze das europäische Energieproblem lösen? Es ist ähnlich einer Weggabelung. Ein Moment um den Energieverbrauch und die Emissionen zu senken oder beizubehalten und versuchen ihn mit Fracking zu füllen. Wobei ohne fossile Brennstoffe geht es nicht komplett, aber vllt. ohne Fracking. Die Entwicklung des Krieges macht vieles dazu sehr unberechenbar.

sailor

An Kernkraft wird nicht mehr ordentlich geforscht, weil dafür keine Gelder kommen... Grundlagenforschung im High-Tech-"Schwermaschinenbau" ist teuer, man schaue sich ITER oder Wendelstein an. Die Industrie lässt davon die Finger, weil alles Nukulare ist PR-mäßig verbrannt. Daran wird auch nicht die jetzige "Diskussion" (haha) ändern: Germans do germans things, hier wird es keine konstruktive Fehlerkultur geben, weder bei Atomkraft noch in der Aussen- und Sicherheitspolitik. Beides ist hierzulande toxisch für "Volksparteien".

Ich sehe derzeit auch keine gescheite Übergangslösung unter Einbeziehung der aktiven Meiler. Die sind zwar auf Stand, aber haben aufgrund des Enddatums ne Ausnahmegenehmigung für die Sicherheitsrevisionen bekommen... grundsätzlich wären die überfällig, was aber angesichts des Sicherheits- und Zertifikationsstandards in D als hinnehmbar erschien. Dazu kommt ein Brennstoffproblem, die Nachbeschaffungszyklen sind unterbrochen, weil läuft ja aus.

Das strategische Dilemma war doch immer ersichtlich: Wenn D aus der Atomkraft aussteigt, muss der Saft woanders herkommen. Da Solar und Wind das absehbar nicht reissen konnten/können wurde in Gas gebuttert. Die Grünbewegten haben ihren Atomausstieg auf Kosten von Northstream I/II bekommen. Ich würde zu gerne zugucken, wie diese Suppe ausgelöffelt wird^^ Polemik beiseite, ohne Fossile gehts mittelfristig schon deswegen nicht, weil hier die Infrastrukturkosten am geringsten sind: Leitungen und Kraftwerke stehen bereits, Heizungen sind verbaut. Alles andere wuss erst geschaffen werden... und da gibts schon auf der Produktionsseite eine Kapagrenze, die sich nur langsam skalieren lässt. Vom Geld gar nicht zu reden... und von den Change-Kosten...
Herr Habeck ist Realpolitiker genug, was man am Katar-Deal erkennt; aber auch LNG-Terminals bauen sich nicht von allein...

Und ich finde es doch sehr ironisch, dass die Grünen (nicht nur die Partei, sondern insbesondere die grünbewegten Bürger), auf deren Drängen das Planungsrecht zu dem gemacht wurde, was es heute ist, jetzt auf einmal ganz ganz doll schnell, ohne Gutachten, abwägung, Einspruchsmöglichkeit und und und bauen wollen. Die armen Schweinswale in der Jademündung sind weniger wert als Zwergfledermäuse auf der Planungstrasse einer Autobahn... Speziesismus! ;)

Zur Endlagerproblematik oder besser, Horizontperspektive für hoheitliche Maßnahmen: Ich sehe 200 Jahre Planungshorizont nicht problematisch. Innerhalb eines staatlichen Rahmens ist das heute kein Problem, da es mittlerweile etabliertes Nachfolgerecht und Kontinuitäten gibt. In einem Katastrophenfall, der flächig Staatlichkeit und Dokumentation auslöscht hat die Menschheit ganz andere Probleme als ein Zwischen-/Endlager. Darüber hinaus ist ein solches "Szenario" in keiner Weise planbar; genausowenig wie "Warnhinweise für Aliens". Das ist jetzt nicht höhnisch gemeint, sondern als Kritik an unserem jetzigen anthropozentrischen Denken: Wir legen diese Dinge fest, ohne zu wissen, ob und wie unsere Festlegung überhaupt nachvollzogen werden kann. Wir sollten als Gesellschaft versuchen, dass zu regeln und vorzubereiten, was wir absehen können. Und es ist für mich eine Binsenweisheit, dass jede Generation die Sünden ihrer Vorgänger ausbaden muss... dafür aber auch versucht wird, ihnen entsprechende Ressourcen mitzugeben. Aufgrund der Gesamtentwicklung der Spezies Mensch der letzten 5.000 Jahre bin ich da grundsätzlich Optimist. Wir sind mittlerweile eine Spezies, die jeden Lebensraum unseres Planeten dominiert/dominieren kann; deshalb sind unsere Probleme auch global. Wir Menschen haben immer die jeweiligen Lebensräume ausgebeutet und verändert, selbst Steinzeitkulturen haben das geschafft. Wir sind uns nun aber endlich mal bewusst, was wir tun und zumindest ansatzweise bereit, gegenzusteuern. Das ist ein gewaltiger Schritt seit der Zerstörung der antiken mediterranen Wälder durch Schiffbau, Holzkohlegewinnung und Ziegenweisewirtschaft ;)

PeterPan

Andere Länder setzten auch nicht die Ressourcen ein um Kernkraft zum Erfolg zu verhelfen. Atom-Start-Ups in den USA wirken eher wie IT-ler die hübsche Grafiken produzieren. Indien hat kein Thorium-Forschungsreaktor, China hat erst neulich ein Molten-Salt-Reaktor zu Erforschung gebaut und Russland mit dem BN-800 ist in seiner Anfangsphase wo ja eig. keine Probleme entstehen sollten. In der EU gibt es außer dem Bau von Reaktoren mit herkömmlichen Brennstoffen auch keine Testanlagen mehr. Es ist schade, dass Forschung so sehr vernachlässigt wird und bereits jetzt geht dieses Wissen verloren

Das mit der Forschung und der Infrastruktur für Energie ist sowieso ein weltweites Problem. Nicht einmal in Batterien wird genug reingesteckt und die sind auch bei einem Kernkraft-Szenario die Wahl für Mobilität, da ja immer noch alles elektrifiziert werden muss. In den USA wurde neulich ein Hochspannungsleitung für kanadische Wasserkraft Richtung New York durch NIMBYs, Grüne und Umweltschützer verboten.

Es wäre aber auch ohne Solar+Wind in Gas investiert worden. Mit der Liberalisierung der Energiemärkte, stärkeren Umweltauflagen, Effizienz von Erdgas, Russlands wirtschaftlicher Anbindung an den Westen und der Wiedervereinigung käme Erdgas in Deutschland billiger. Unterschied wäre natürlich Deutschlands Emissionen wären mit den Atommeilern viel geringer wie an den USA und Großbritannien durch die Ersetzung von Kohle zu Gas zu sehen.