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Chiropraktik - Pseudomedizin?

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Begonnen von cero, 13. April 2013, 19:39:04

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cero

Hallo zusammen, mein erster Beitrag im Forum. :)

Ich habe mir gerade den Artikel im Wiki über Chiropraktik durchgelesen und bin mir unschlüssig, inwiefern die (reine) Einordung als Pseudomedizin gerechtfertigt ist.

Zu Beginn des Artikels wird die Chiropraktik als pseudomedizinische Methode beschrieben. Im ersten Abschnitt steht dann jedoch, dass es "unstrittig ist, dass man bei bestimmten Indikationen und bei akkurater Vorgehensweise Verspannungen und Gelenkbockierungen therapieren kann". Das macht auf mich den Eindruck, dass evtl. von den Chiropraktikern versprochene Heilungen bzw. Ursachenbehandlungen nicht belegt sind, die Chiropraktik aber eine valide Methode zur Symptombehandlung darstellt.

Insofern wäre m.E. die strikte Einordnung als Pseudomedizin so nicht gerechtfertigt (Wie man auch z.B. die Physiotherapie obgleich mancher abstruser Verfahren nicht als Pseudomedizin einordnen würde).
Der Begriff "Pseudomedizin" wird in dem Wiki-Artikel wie folgt definiert:
ZitatAls Pseudomedizin werden Verfahren bezeichnet, die den Anspruch erheben, wirksame Konzepte der Medizin zu sein, ohne dass jedoch eine Eignung aus neutraler Sicht nachweisbar ist oder dass sie mit dem aktuellen Kenntnisstand der wissenschaftsbasierten Medizin (auch evidenzbasierte Medizin oder evidence based medicine, EBM) vereinbar sind.

cero

Lord Ahriman

Der Vollständigkeit halber zitiere ich mal mit Kontext:
Zitat
Das Problem der Chiropraktik ist jedoch, dass sie eine rein akut ausgerichtete, symptomatische Therapieform ist. Obgleich unstrittig ist, dass man bei bestimmten Indikationen und bei akkurater Vorgehensweise Verspannungen und Gelenkbockierungen therapieren kann, bedeutet dies nicht, dass man mit dieser Methode eine dauerhafte Heilung erreichen kann. Sind z.B. Rückenschmerzen, die auf verklemmten Wirbeln beruhen, u.a. deshalb entstanden, weil der Patient übergewichtig ist und bewegungsarm lebt, kann die Chirotherapie nur einen Teil des Problems lösen.

Dazu kommt noch der ideologische Überbau bzw. die unbelegte theoretische Basis dieser Methode. Aus meiner Sicht ist es damit klar Pseudomedizin.

Elfenstaub

Nur weil einige Aspekte richtig sind, wird doch die ganze Methode nicht glaubhafter :-)
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

bayle

Hallo cero,

Zitat von: cero am 13. April 2013, 19:39:04
Zu Beginn des Artikels wird die Chiropraktik als pseudomedizinische Methode beschrieben. Im ersten Abschnitt steht dann jedoch, dass es "unstrittig ist, dass man bei bestimmten Indikationen und bei akkurater Vorgehensweise Verspannungen und Gelenkbockierungen therapieren kann". Das macht auf mich den Eindruck, dass evtl. von den Chiropraktikern versprochene Heilungen bzw. Ursachenbehandlungen nicht belegt sind, die Chiropraktik aber eine valide Methode zur Symptombehandlung darstellt.

Der Eindruck täuscht. Eine doppelblinde Untersuchung der Methode dürfte kaum möglich sein, und insofern ist nicht denkbar, dass es wasserdichte Wirksamkeitsnachweise gibt – selbst wenn es nur um symptomatische Behandlung ginge. 

Die Formulierung scheint mir ein Zugeständnis an alle zu sein, die sich nach einer Manualtherapie erleichtert fühlen. Ist ja auch schon was.

Soweit ich mich entsinne, sind bisher alle Versuche gescheitert, so etwas wie ,,Subluxation" in irgendeiner Weise zu objektivieren. Jeder Anspruch der Methode, der über die Linderung von Verspannungen im Rücken hinausgeht, ist IMO klar pseudomedizinisch.

cero

Danke für die Antworten!

Dass Chiropraktik keine Ursachenbehandlung betreiben kann (und damit keinen längerfristigen Heilungserfolg erzielen) geht ja klar aus dem Artikel hervor. Mich interessiert jetzt allerdings, ob Symptombehandlung mit der Chiropraktik wirksam (also besser als ein Placebo) möglich ist.

Um das mal zu konkretisieren: Eine Freundin geht, wenn sie irgendwelche Verspannungen vom Sport hat, häufig zum Chiropraktiker, der sie dann "einrenkt" und wodurch es ihr besser geht. Basiert diese Schmerzlinderung nur auf dem Placeboeffekt oder ist das "Einrenken" tatsächlich dazu geeignet die aufgetretenen Symptome zurückzusetzen? Mir fällt es momentan schwer die Chiropraktik in "Humbug" oder "sinnvoll, aber nur zur Schmerzlinderung" einzuordnen.

@bayle: Ok, ich sehe ein, dass es schwierig ist eine doppelblinde Untersuchung anzusetzen. Lassen sich denn theoretisch das auftretende Knacken und die Verspannung in Bezug setzen? Oder haben diese vollkommen verschiedene Ursachen? Ich kenne mich da leider anatomisch zu wenig aus um das beurteilen zu können...

Maxi

cero: Guck dir mal das an: http://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_hinaus/gesundheit/der_riskante_ruck.html

1. Wenn deine Freundin vom Sport Verspannungen bekommt, macht sie was falsch, evtl. übertreibt sie es.
2. Chiropraktiker ist keine geschützte Berufsbezeichnung, das kann jeder in irgendwelchen Kursen erlernen, auch Nichtmediziner
3. Einen "ausgerenkten" Wirbel kannst du nur durch bildgebende Verfahren (Röntgen) erkennen, wenn der tatsächlich ausgerenkt ist, dann hast du wirklich ein Problem, dann muss ein Orthopäde ran
4. Es gibt gute Methoden, Verspannungen im Rücken, die in den meisten Fällen von den Muskeln herrühren, zu therapieren, z.b. Schmerzmittel, Physiotherapie, Rückenschule
Ein Physiotherapeut kennt sich aus und kann dir zeigen, was du zu Hause für Übungen machen kannst, um die Muskeln zu lockern oder zu kräftigen, je nachdem, was nötig ist
Chiropraktik ist nicht nur unwirksam, es kostet unnötig Geld und kann gefährlich sein
Wenn es nicht Absicht ist, ist es doch System.
Dr. Ici Wenn selig

The Doctrix

@ cero:

Der eigentliche Humbug bei Chiropraktik (und genauso bei Osteopathie) liegt darin, dass ebenfalls behauptet wird, internistische Krankheiten heilen zu können, indem man die Organe "wieder einrenkt".     :hirn:
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

cero

@The Doctor: Das verstehe ich, da ist aber schon mit ein wenig gesundem Menschenverstand zu erkennen, dass das Humbug ist. Nach dem was hier so gepostet wurde scheint aber wohl auch an dem Rest nicht viel dran zu sein...

@Maxi: Danke für die Erläuterungen! Das war so ziemlich was ich gesucht habe. :-)
Methoden von Physiotherapeuten sind übrigens der Anlass, warum ich die Frage über die Chiropraktiker gestellt habe. Bei allen Physiotherapeuten die ich kenne sind nämlich inzwischen die Grenzen zwischen echten Behandlungsmethoden und Pseudomedizin (Stichpunkt Schröpfen, Kinesio-Taping) fließend....

Groucho

@cero: Hier noch was Gruseliges:

https://derhellseher.wordpress.com/tag/chiropraktik/

Das Problem ist wirklich so, wie Maxi und die anderen geschrieben haben, das kann zwar völlig harmlos sein, auch für Besserung sorgen, aber wenn so ein medizinischer Laie durch den Überbau dieser Lehre übermütig wird, kann es gemeingefählich werden.

Guter Physio oder auch Masseur ist da einfach sinnvoller. Und vor allem den Beschwerden erstmal auf den Grund gehen. Sonst sind wir ja dort, was die Esos der pöhsen "Schulmedizin" immer vorwerfen: Nur an Symtomen rummachen.

Hildegard

Wie nennt man das denn, wenn es ein Physiotherapeut macht?
Meinem habe ich mal Rückenschmerzen geklagt, nachdem ich  mehrere Tage einen schweren Rucksack getragen hatte. Der schmiss sich dann ein dreimal in spezieller Art und Weise auf meinen Rücken, es machte knack, knack, knack, und die Schmerzen waren weg. 
Meiner Meinung nach war das die gleiche Technik, die früher mal ein Orthopäde mit Chriopraktiker-Zusatz angewendet hatte.

Ich hab nur mal gelesen, dass diese Art der Behandlung nicht gut sei, weil da irgendwas ausleiert.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

The Doctrix

Zitat von: Hildegard am 15. April 2013, 20:22:50
Wie nennt man das denn, wenn es ein Physiotherapeut macht?
Meinem habe ich mal Rückenschmerzen geklagt, nachdem ich  mehrere Tage einen schweren Rucksack getragen hatte. Der schmiss sich dann ein dreimal in spezieller Art und Weise auf meinen Rücken, es machte knack, knack, knack, und die Schmerzen waren weg. 
Meiner Meinung nach war das die gleiche Technik, die früher mal ein Orthopäde mit Chriopraktiker-Zusatz angewendet hatte.

Ich hab nur mal gelesen, dass diese Art der Behandlung nicht gut sei, weil da irgendwas ausleiert.

Eben deshalb arbeite ich in meiner Praxis ausschliesslich mit einem bestimmten Osteopathen zusammen, der gleichzeitig auch Physiotherapeut ist. Das ist für diejenigen Patienten, denen man Pseudomedizin einfach nicht ausreden kann, und bei denen es um Schadensbegrenzung geht. Der Vorteil ist: sie gehen zumindest nicht zum Chiropraktor, Craniosakraltherapeuten, Dorntherapeuten etc. Und da sie von mir zunächst einmal eine Verordnung für max. 5 Sitzungen und immer mit der Anordnung, die Osteopathie nur ergänzend zur Physiotherapie einzusetzen, ist die grösste Gefahr erst einmal gebannt. Das mit dem Ausleiern von Sehnen und Bändern passiert nämlich meistens erst, wenn man diese Methode zu oft einsetzt.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Hildegard

Fein, aber um jetzt wieder die Kurve zum OP zu kriegen - dann ist chiropraktik  doch nicht Pseudo, sondern durchaus wirksam, bloß mit starken Nebenwirkungen.
Und Ostheopathie ist nach meinem Verständnis nochmal ganz was anderes. Da wird ja behauptet, irgendwelche Dinge beeinflussen zu können, die man tatsächlich gar nicht beeinflussen kann (Kraniosakral bei Erwachsenen oder einen ominösen Flüssigkeitsrythmus).
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

The Doctrix

Zitat von: Hildegard am 16. April 2013, 19:27:45
Fein, aber um jetzt wieder die Kurve zum OP zu kriegen - dann ist chiropraktik  doch nicht Pseudo, sondern durchaus wirksam, bloß mit starken Nebenwirkungen.

Wie z.B. Auslösung von Schlaganfällen nach Manipulationen an der Halswirbelsäule.

Zitat
Und Ostheopathie ist nach meinem Verständnis nochmal ganz was anderes. Da wird ja behauptet, irgendwelche Dinge beeinflussen zu können, die man tatsächlich gar nicht beeinflussen kann (Kraniosakral bei Erwachsenen oder einen ominösen Flüssigkeitsrythmus).

Das meinte ich ja. Da haben ein paar gescheiterte Chirurgen ihren Frust, internistische Erkrankungen (im 19. Jahrhundert) nicht behandeln zu können, abgelassen.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Conina

Ich habe Physios erlebt, die sich über die "Weichheit" eines Patientenschädels ausließen.
Die diskutierten, was man da "fühlen" kann.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

The Doctrix

Zitat von: Dr. alt. med. Conina am 16. April 2013, 21:59:37
Ich habe Physios erlebt, die sich über die "Weichheit" eines Patientenschädels ausließen.
Die diskutierten, was man da "fühlen" kann.


Das nennt sich dann "Craniosakraltherapie".

Habe schon darüber geschrieben, muss es wohl mal wieder tun.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!