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Gen-Mais oder Fukushima-Strahlung

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Begonnen von bayle, 07. Oktober 2012, 17:34:08

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Dr. Ici Wenn

Zitat von: Wolleren am 10. März 2013, 16:59:47
Was hätte IPPNW wohl gefolgert, wenn 4.362 Geburten allein in der Provinz Fukushima gefehlt hätten? Dieses freie Erfinden von Kausalzusammenhängen ist widerlich. Einfach ohne jeden pathologischen Befund zu behaupten, 4.362 Feten seien im Land seien strahlenbedingt nicht geboren worden, ist schon mehr als verlogen.

Ja. Was soll man denen noch glauben?

Zitat
Und die ARD-Tagesschau meldete gestern: "Zum Jahrestag der Atomkatastrophe in Fukushima....". In Deutschland wird die Geschichte umgedichtet, dass es eine Pracht ist. Noch zwei Jahre, und 90% aller Deutschen glauben, die Atomkatastrophe habe den Tsunami ausgelöst.

Das ist das Elend. Und das im ÖR.

sumo

ganz abgesehen davon, daß zu den fehlenden Säuglingen durch die 17000 Toten auch die passenden Eltern fehlen. Wenn man tot ist, poppt man nicht mehr....
(Sorry, das mußte sein, mich regt diese selektive Berichterstattung dermaßen auf!)

YorkTown

Also, ich habe mir jetzt mal die Geburtenrate von Japan aus dem CIA Worldbook rausgesucht:

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
9.96 10.04 10.03 9.61 9.56 9.47 9.37 8.1 7.87 7.64 7.41 7.31 8.39
-0,08 0,01 0,42 0,05 0,09 0,1 1,27 0,23 0,23 0,23 0,1 -1,08

2011 ist die Geburtenrate also weniger gefallen als in den letzten 4 Jahren zuvor.

Zur Kindersterblichkeit:
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
3.91 3.88 3.84 3.3 3.28 3.26 3.24 2.8 2.8 2.79 2.79 2.78 2.21

Die Kindersterblichkeit ist also effektiv gesunken, und 2012 nochmal ganz extrem. Daraus kann man ja wohl nur folgern, dass Strahlung gut gegen die Kindersterblichkeit ist. Mehr Atomunfälle braucht das Land.

Hier das Dokument vom Originalautor:
http://www.simplyinfo.org/wp-content/uploads/2011/09/Infant-mortality-in-Japan-after-Fukushima1.pdf

Falls jemand von uns japanisch kann, dann findet man hier die Rohdaten:
http://www.mhlw.go.jp/toukei/list/81-1a.html

Soweit ich sehe, hat er nur rausgefunden, dass es im Dezember in Japan statistisch gesehen weniger Geburten gab. Sonst gar nichts. Nüsse.

Und die Schilddrüsenzysten-Horrorzahlen. I call BULLSHIT.
http://ajw.asahi.com/article/0311disaster/fukushima/AJ201212010048
http://www.japanprobe.com/2012/07/21/more-anti-nuclear-fearmongering-thyroid-growths-in-fukushima/

Dr. Ici Wenn

Zitat von: sumo am 10. März 2013, 17:29:31
ganz abgesehen davon, daß zu den fehlenden Säuglingen durch die 17000 Toten auch die passenden Eltern fehlen. Wenn man tot ist, poppt man nicht mehr....
(Sorry, das mußte sein, mich regt diese selektive Berichterstattung dermaßen auf!)

Nö, das passt. Kurz und bündig.

sumo

@sagredo, ich glaube, so kommen wir auf einen halbwegs gemeinsamen Nenner...
Ich benutze den Begriff "Hotspot" wohl im von Ihnen gemeinten Kontext, also als Bezeichnung für Orte mit einer erhöhten Strahlendichte.
Ob man diese Hotspots dann auf spezielle Nuklide untersucht, um damit die Zuordnung zu einem Reaktor zu versuchen, weiß ich nicht. Es wäre sicher interessant, solche Zuordnungen zu kennen.
Mich regt die extrem polemische und extrem einseitige Berichterstattung in den deutschen Medien auf, und das bereits seit dem Tsunami. Deswegen habe ich mich recht allgemein mit den Vorgängen um Fukushima und um Tschernobyl befaßt. Vergleichen kann man alles, aber man kann diese beiden Störfälle keinesfalls gleichsetzen, denn die Folgen sind tatsächlich sehr unterschiedlich.


Ich bin beileibe kein kritikloser Befürworter von Kernenergie, ich halte z.B. die Reaktoren des Tschernobyl-Typs für weitaus unsicherer als andere, auch hier in Deutschland befindlicher Typen. Alleine das verbietet es,  weiter solche Reaktoren zu bauen. Wenn es aber zu einer Gefahrenabwägung kommt, so gehört es sich, auch die Gefahren anderer Energieerzeugungsmethoden kritisch zu beleuchten. Da das in den deutschen Medien nicht (oder nur marginal) geschieht, ist die Haltung vieler Menschen dazu extrem einseitig geprägt.

Ich habe das Beispiel "Erzgebirge und Wismut" ja nicht umsonst gebracht. Dort wurde unter heutzutage nicht mehr möglichen Bedingungen Uran abgebaut und in dessen Folge gab es unerträgliche Umweltschäden. Allerdings gibt es im Erzgebirge immer noch ganz viele Menschen, es gibt keine entvölkerten Orte und keine großflächige Dekontamination. Liegt das nun daran, daß die Erzgebirgler eher lässig mit dem Problem umgehen, oder daran, daß man in Deutschland die Probleme übertreibt und Panik macht?

bayle

Zitat von: Sagredo am 09. März 2013, 16:33:30
Nun kommt eine interessante Einschränkung zum Tragen. Zwar sind die meisten Fachleute beim gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse davon überzeugt, daß dieser Zusammenhang auch im Bereich niedriger Expositionsraten gültig ist, andererseits nehmen die Unsicherheiten nach unten prinzipbedingt zu. Deshalb "kommt die Kommission zu der Einschätzung, dass es nicht sinnvoll ist, für Zwecke der allgemeinen Gesundheitsplanung, die hypothetische Zahl von Krebsfällen und von vererbbaren Erkrankungen, die mit sehr niedrigen Strahlendosen assoziiert sein können, die viele Menschen über sehr lange Zeitspannen erhalten können, zu berechnen" (S. 49). Kurz gesagt sind die staatlich getragenen Organisationen der Meinung, daß sich diese fachlich ausdrücklich unterstützten Einschätzungen nicht für Kassandrarufe eigneten - das unterscheidet diese Organisationen von NGOs wie z.B. Greenpeace oder der IPPNW. Das ist nun aber eine rein pragmatische, im Grunde politische, Entscheidung, keine fachliche.

Das scheint auch mir ein Hauptproblem zu sein. Welche konkreten, politischen Schlussfolgerungen sind gerechtfertigt, wenn sich die gesundheitlichen Auswirkungen einer Technologie mit keiner Erfassungsmethode vom natürlichen Rauschen unterscheiden lassen?

YorkTown

Habe jetzt angefangen die Dokumente ernsthaft zu lesen; Körberlein scheint statistisch durchaus sauber gearbeitet zu haben. Die Kindersterblichkeit ist 2 Monate und 9 Monate nach Fukushima erhöht.  Und es gab 9 Monate später weniger Geburten. Warum die Kindersterblichkeit erhöht ist, ist interessant; die niedrigere Geburtenrate auf Strahlung zurückzuführen erscheint absurd, Erdbeben, Tsunami, Evakuierung, ... werden komplett ignoriert.

sweeper

Zitat von: bayle am 11. März 2013, 07:56:09
... Welche konkreten, politischen Schlussfolgerungen sind gerechtfertigt, wenn sich die gesundheitlichen Auswirkungen einer Technologie mit keiner Erfassungsmethode vom natürlichen Rauschen unterscheiden lassen?

Zunächst mal muss man grundsätzlich von einem in jedem Fall notwendigen Gesundheitsmonitoring und daraus abzuleitenden eventuellen Konsequenzen unterscheiden.

Auch in Deutschland beschäftigt und beunruhigt Fachleute und Bürger immer mal wieder die Beobachtung, dass im Umkreis von KKWs die kindliche Krebsrate (hauptsächlich Leukämien) ansteigt, ohne dass man einen wasserdichten Kausalzusammenhang herstellen kann.

Dazu gibt es auf der Internetpräsenz des Bundesamts für Strahlenschutz wichtige Informationen und Einschätzungen:

http://www.bfs.de/de/kerntechnik/kinderkrebs
ZitatDas Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat im Rahmen eines Fachgesprächs am 26. Februar 2009 in Bonn seine abschließende Bewertung des Berichts der Strahlenschutzkommission (SSK) zur KiKK-Studie öffentlich vorgestellt. Das BfS legte den Bewertungsband vom September 2008 der SSK und den Begründungsband, den die SSK im Februar 2009 vorlegte, zugrunde.

Das zentrale Ergebnis der Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KIKK-Studie) lautet: Je näher Kinder unter fünf Jahren an einem Atomkraftwerk wohnen, desto höher ist ihr Risiko, an Leukämie zu erkranken. Dieses Ergebnis sieht das BfS auch nach Vorlage des Begründungsbandes bestätigt (Stellungnahme des BfS zur "Bewertung der epidemiologischen Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie) - Stellungnahme der Strahlenschutzkommission", PDF, 88 kB).

Die KiKK-Studie ist eine vom BfS in Auftrag gegebene epidemiologische Fall-Kontroll-Studie zu Kinderkrebs (Leukämie) in der Umgebung von Kernkraftwerken. Nach Veröffentlichung der Ergebnisse der KiKK-Studie im Dezember 2007 hatten sowohl das BfS selbst als auch das Bundesumweltministerium Wissenschaftler mit der Überprüfung der Qualität der Studie betraut.

Die nun vorliegende Bewertung, die die SSK für das Bundesumweltministerium durchgeführt hat, stützt die zentralen Ergebnisse der KiKK-Studie.

Die Überprüfung der KiKK-Studie, die das BfS veranlasst hatte, ist bereits seit März 2008 abgeschlossen. Auch sie bestätigt die zentralen Ergebnisse der KiKK-Studie.

@YorkTown:

Im DLF gab es gestern eine "Brennpunkt"-Sendung zum Thema:
http://www.dradio.de/dlf/programmtipp/wib/2028321/
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/03/10/dlf_20130310_1630_c73f2c7c.mp3

Dort wurde u.a. erwähnt, dass die Bewohner der betroffenen Region insgesamt zutiefst verunsichert sind - auch hinsichtlich der offiziellen Informationen zur konkreten Strahlenbelastung.
Dazu kommt, dass die von dort evakuierten Menschen sich als stigmatisiert erleben:
junge Frauen befürchten, dass sie niemals eine eigene Familie haben könnten, sobald bekannt wird, dass sie aus dem Umkreis des KKW stammen.
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sweeper

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bayle

Zitat von: sweeper am 11. März 2013, 08:43:56
Zitat von: bayle am 11. März 2013, 07:56:09
Das scheint auch mir ein Hauptproblem zu sein.  Welche konkreten, politischen Schlussfolgerungen sind gerechtfertigt, wenn sich die gesundheitlichen Auswirkungen einer Technologie mit keiner Erfassungsmethode vom natürlichen Rauschen unterscheiden lassen?
Zunächst mal muss man grundsätzlich von einem in jedem Fall notwendigen Gesundheitsmonitoring und daraus abzuleitenden eventuellen Konsequenzen unterscheiden.
[Ich habe das Eingangszitat noch um den Satz davor ergänzt]. Völlig einverstanden; stimmt immer und überall. Gilt auch für Feinstaubimmission, Rußfilter, Schwermetallbelastung des Trinkwassers etc. pp.

Die KiKK-Studie ist ein Befund, der nach Erklärung ruft, insoweit er aus dem natürlichen Rauschen herausfällt. Welche Schlussfolgerungen lässt er bezüglich konkreter politischer Maßnahmen zu? Rechtfertigt er die öffentlichkeitswirksamen Forderungen der  IPPNW (,,Kernkraftwerke umgehend abschalten"), wenn sie schon nicht mit dem ,,signifikanten Einbruch der Geburtenzahlen in Japan" zu rechtfertigen sind?

Zitat von: sweeper am 11. März 2013, 08:43:56
Dort wurde u.a. erwähnt, dass die Bewohner der betroffenen Region insgesamt zutiefst verunsichert sind - auch hinsichtlich der offiziellen Informationen zur konkreten Strahlenbelastung.
Dazu kommt, dass die von dort evakuierten Menschen sich als stigmatisiert erleben:
junge Frauen befürchten, dass sie niemals eine eigene Familie haben könnten, sobald bekannt wird, dass sie aus dem Umkreis des KKW stammen.
Hältst Du es für möglich, dass das weniger mit den physischen Auswirkungen der Kernschmelze und mehr mit der Propaganda (statt Aufklärung) durch Kernkraftgegner zu tun hat?

Über die Auswirkungen von Fukushima(-"Berichterstattung") in Deutschland vgl. z. B. hier
http://83273.homepagemodules.de/t5432f5-Opfer-des-Super-GAUs-von-Fukushima.html

sweeper

Zitat von: bayle am 11. März 2013, 12:33:31
Zitat von: sweeper am 11. März 2013, 08:43:56
Zitat von: bayle am 11. März 2013, 07:56:09
Das scheint auch mir ein Hauptproblem zu sein.  Welche konkreten, politischen Schlussfolgerungen sind gerechtfertigt, wenn sich die gesundheitlichen Auswirkungen einer Technologie mit keiner Erfassungsmethode vom natürlichen Rauschen unterscheiden lassen?
Zunächst mal muss man grundsätzlich von einem in jedem Fall notwendigen Gesundheitsmonitoring und daraus abzuleitenden eventuellen Konsequenzen unterscheiden.
[Ich habe das Eingangszitat noch um den Satz davor ergänzt]. Völlig einverstanden; stimmt immer und überall. Gilt auch für Feinstaubimmission, Rußfilter, Schwermetallbelastung des Trinkwassers etc. pp.
Ist in Ordnung - ich habe den Eingangssatz nicht mitzitiert, weil er ein Extra-Thema ist (Methodik) und eine gesonderte Betrachtung verlangt.(Siehe dazu das von mir verlinkte DLF-Tondokument)
Aus diesem Grund sollten wir auch nicht die anderen Punkte (Feinstäube, Schwermetalle...) mitdiskutieren:
jede Fragestellung für sich hat da ihre methodische Herausforderung und sollte hier nicht versehentlich Strohmann-Funktion übernehmen.
ZitatDie KiKK-Studie ist ein Befund, der nach Erklärung ruft, insoweit er aus dem natürlichen Rauschen herausfällt. Welche Schlussfolgerungen lässt er bezüglich konkreter politischer Maßnahmen zu? Rechtfertigt er die öffentlichkeitswirksamen Forderungen der  IPPNW (,,Kernkraftwerke umgehend abschalten"), wenn sie schon nicht mit dem ,,signifikanten Einbruch der Geburtenzahlen in Japan" zu rechtfertigen sind?
Das habe zum Glück nicht ich zu bewerten.
Ich nehme aber an, dass die KiKK-Studie bzw die Bewertung des BfS ein weiteres Argument im Zusammenhang mit dem politisch eingeleiteten Ausstieg aus der Kernenergie darstellt.
Vielleicht hat dieses Argument vor Fukushima weniger Beachtung gefunden, weil es eben keine durch Messungen nachweisbare Kausalität gibt, sondern nur eine Korrelation.

NB: Mit dem "Herausfallen aus dem natürlichen Rauschen" hat der Befund der Studie aber genau nichts zu tun:
er beschreibt eine linear abnehmende Häufung von Kinderleukämien: je dichter dran am KKW, um so mehr Fälle.
Diese sind durch andere Einwirkungen nicht zu erklären und betreffen eben genau den näheren Umkreis von KKWs:

Zitathttp://www.bfs.de/de/kerntechnik/kinderkrebs/Expertengremium.html
1)    Hauptergebnis der Studie ist eine kontinuierliche Zunahme des Erkrankungsrisikos für Krebserkrankungen und Leukämie bei unter 5jährigen Kindern mit zunehmender Wohnnähe zum nächstgelegenen Atomkraftwerksstandort.
2)    Das abgestimmte Design entspricht dem Stand der epidemiologischen Wissenschaft.
3)    Die Methodik der Modellierung der kontinuierlichen Entfernungsvariablen ist adäquat. Beide in der Studie verwendeten Modelle zeigen eine gute Anpassung an die erhobenen Daten. Die Modelle erlauben eine Schätzung der Erkrankungsrisiken in Abhängigkeit von der Entfernung des Wohnortes vom nächstgelegenen Atomkraftwerksstandort.
4)    Die Anregungen des externen Expertengremiums hinsichtlich Analysen zur Daten- und Ergebnisqualität wurden mehrheitlich umgesetzt. Aus diesen Analysen ergeben sich keine Hinweise auf bedeutsame Verzerrungen der Ergebnisse.
5)    Die Autoren konstatieren zu Recht, dass das Erkrankungsrisiko an kindlichen Krebserkrankungen und Leukämie mit zunehmender Wohnnähe zu einem Atomkraftwerk signifikant und stetig zunimmt. Die Studie ist weltweit die methodisch aufwendigste und umfassendste Untersuchung dieses Zusammenhanges. Der Zusammenhang zwischen Wohnnähe und Erkrankungsrisiko ist damit für Deutschland hinreichend belegt.
6)    Die Qualität der Datenerhebung, -aufarbeitung und –analyse kann derzeit nicht abschließend beurteilt werden, weil die dafür erforderlichen Informationen dem externen Expertengremium nicht zur Verfügung gestellt wurden. Diese Fragen hätten durch das vom externen Expertengremium vorgeschlagene Audit geklärt werden können. Das Expertengremium empfiehlt, die Frage des Audits weiter zu verfolgen.
Zitat
Zitat von: sweeper am 11. März 2013, 08:43:56
Dort wurde u.a. erwähnt, dass die Bewohner der betroffenen Region insgesamt zutiefst verunsichert sind - auch hinsichtlich der offiziellen Informationen zur konkreten Strahlenbelastung.
Dazu kommt, dass die von dort evakuierten Menschen sich als stigmatisiert erleben:
junge Frauen befürchten, dass sie niemals eine eigene Familie haben könnten, sobald bekannt wird, dass sie aus dem Umkreis des KKW stammen.
Hältst Du es für möglich, dass das weniger mit den physischen Auswirkungen der Kernschmelze und mehr mit der Propaganda (statt Aufklärung) durch Kernkraftgegner zu tun hat?
In einer so überwältigenden Katastrophensituation spielen sicher viele Faktoren eine Rolle. Genau das geht auch sehr plastisch aus dem DLF-Tondokument hervor:
Evakuierung, Zurücklassen von Tieren und Besitz, Notunterkünfte, Abgewiesenwerden in Krankenhäusern (weil verstrahlt), (Ergänzung durch mich:Psychotrauma incl Begleit-Amennorrhoe) ...

Allerdings ist im DLF-Bericht nicht von "Propaganda" die Rede, sondern von Differenzen in den Werten der vorgenommenen Dosismessung vor Ort (Interviews von Betroffenen) und den Zahlen, die später bekannt gegeben wurden sowie von mangelhafter Aufklärung darüber, was die Messwerte denn nun bedeuten sollen.
Dafür habe ich aber außer diesem Interview keine Belege.

Zur Strahlenbelastung hat Wikipedia:
Zitathttp://de.wikipedia.org/wiki/Strahlungsbelastung_durch_die_Nuklearunf%C3%A4lle_von_Fukushima#Personen

...Personen

In der Präfektur Fukushima wurden bis zum 30. März 2011 insgesamt 110.340 Menschen auf radioaktive Kontamination getestet. Bei 102 davon lag die Kontamination in bekleidetem Zustand oberhalb der Grenze von 100.000 Becquerel. Unbekleidet überschritt keine der untersuchten Personen diesen Grenzwert.[184] Ein halbes Jahr später wurde der Grenzwert auf 13.000 Becquerel abgesenkt.[185]

Am 20. April wurde in der Muttermilch einer Frau in Kashiwa in der Präfektur Chiba eine 131I-Konzentration von 36 Bq/kg gemessen. Radioaktives Caesium war nicht nachweisbar. Die 131I-Konzentrationen in der Milch von drei weiteren untersuchten Frauen war geringer.[186]

Vom 24. bis zum 28. April ließ das japanische Gesundheitsministerium Muttermilchproben von 23 Frauen aus Tokio, den Präfekturen Fukushima, Ibaraki und Chiba sowie einer weiteren Präfektur nehmen. In der Milch einer Frau, die sich bis zum 14. März innerhalb der 30-Kilometer-Zone um das Kraftwerk aufgehalten hatte, wurden 3,5 Bq/kg radioaktives Iod und 2,4 Bq/kg radioaktives Caesium festgestellt. Bei sechs weiteren Frauen aus den Präfekturen Ibaraki und Chiba lag die spezifische Aktivität der Muttermilch zwischen 2,2 und 8,0 Bq/kg. Diese Werte sind nach Aussage des Ministeriums ungefährlich für Babys. Der japanische Grenzwert für Säuglingsnahrung liegt bei 100 Bq/kg.[187]

Eine Untersuchung der Japanischen Gesellschaft für Pädiatrie im August 2011 ergab bei der Hälfte von 1139 untersuchten Kindern in der Präfektur Fukushima geringe 131I-Belastungen der Schilddrüse. Die höchste gemessene Dosis war 35 Millisievert; Werte bis 100 gelten nach Angabe der Gesellschaft als unbedenklich.[188]

Bis November wurden Urinproben von 1500 Kindern in der Präfektur Fukushima auf radioaktive Kontamination untersucht. Bei 104 der Kinder wurde radioaktives Caesium nachgewiesen, mit typischen Konzentrationen von 20 bis 30 Bq/l. Der höchste Wert war 187 Bq/l bei einem einjährigen Säugling.[189]

Erwähnt wird weiter unten auch die widersprüchliche Medienberichterstattung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlungsbelastung_durch_die_Nuklearunf%C3%A4lle_von_Fukushima#Berichterstattung_in_den_Medien


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Nachtrag:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima#Personen_au.C3.9Ferhalb_des_Kraftwerks

ZitatPersonen außerhalb des Kraftwerks

Nach einem Bericht der Mainichi Daily News wurden während der Evakuierung am 12. März 90 bettlägerige, komatöse oder anderweitig unselbständige Patienten im Futaba-Krankenhaus in Ōkuma zurückgelassen. Die Hälfte davon – überwiegend ältere Menschen – verstarb vor, während oder nach der verspäteten Evakuierung ab dem 15. März.[399]

Die Medien berichteten über Suizide, die in Zusammenhang mit der Evakuierung oder den wirtschaftlichen Folgen der Katastrophe stehen sollen.[400][401]

Spätfolgen durch Strahlung

Bei Aufnahme zusätzlicher Strahlungsdosen erhöht sich das statistische Risiko einer Krebserkrankung. Wissenschaftler gehen in ersten Schätzungen langfristig von ca. 100 bis 1000 zusätzlichen Krebsfällen infolge der Nuklearunfälle aus. Dies entspricht einem um 0,01 bis 0,1 Prozent erhöhten Krebsrisiko in den kontaminierten Gebieten.[402][403] Diese Zahlen könnten zu gering sein, um sie statistisch nachzuweisen

http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima#Schutzma.C3.9Fnahmen_f.C3.BCr_die_Bev.C3.B6lkerung
ZitatEinheimische Bevölkerung
Die 20- und 30-Kilometer-Zone um das Kraftwerk; höchste Kontamination in Iitate

März 2011

Am 11. März um 20:50 Uhr verfügte die Notfalleinsatzzentrale der Präfektur Fukushima die Evakuierung der Bevölkerung in einem Radius von zwei Kilometern um den Reaktorblock 1, nachdem dort die Kühlung ausgefallen war. Später ließ der Premierminister diesen Radius schrittweise auf drei (11. März um 21:23), zehn (12. März um 5:44) und 20 (12. März um 18:25 Uhr) Kilometer erweitern.[214] Bis zum 13. März wurden etwa 62.000 von 78.000 betroffenen Menschen evakuiert.[431][432]

Weitere 62.000 Bewohner in 20 bis 30 Kilometer vom Kraftwerk entfernten Gebieten sollten nach Anweisung des Premierministers vom 15. März um 11:00 Uhr zunächst in ihren Häusern bleiben.[214][432] Am 25. März riet die Regierung ihnen dazu, das Gebiet freiwillig zu verlassen; als Begründung gab sie Versorgungsengpässe an.[433]

In den Notunterkünften, die auch zur Unterbringung von Tsunami-Betroffenen dienten, wurden die Menschen aus der Kontaminationszone teils aus Angst vor Strahlung abgewiesen. Ärzte mussten Unbedenklichkeitsbescheinigungen ausstellen.
[434]...

http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima#Arbeitsbedingungen_im_Kraftwerk
ZitatArbeitsbedingungen im Kraftwerk

Auch der Umgang mit den Hilfskräften, die teilweise aus Zeitarbeitsfirmen stammen und dort bereits vor der Krise sehr harten Arbeitsbedingungen unterworfen waren, wurde kritisiert.[486]

Durch die Explosionen und Brände im Kraftwerk stieg die Strahlenbelastung auf dem Gelände zeitweilig stark an. Das japanische Gesundheitsministerium setzte daraufhin die zulässige Gesamt-Äquivalentdosis für männliche[92] Arbeiter in Kernkraftwerken in Notfallsituationen von 100 auf 250 Millisievert pro Jahr herauf.[390] Kritiker verwiesen darauf, dass Werte oberhalb der von der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) festgesetzten Grenze von 100 Millisievert pro Einsatz oder pro Jahr erfahrungsgemäß Körperzellen direkt schädigen und das Krebsrisiko schon für weit geringere Belastungen prozentual steigt.[511] Drittunternehmen, die im Auftrag von Tepco im Kraftwerk tätig sind, lehnten den höheren Grenzwert ab.[512] Bis zum 15. April 2011 erhielten 28 Mitarbeiter Strahlungsdosen über 100, jedoch keiner eine Dosis über 250 Millisievert.[71]

Auch die Ausrüstung der Arbeiter war unzulänglich; es mangelte zeitweise an Dosimetern[394] und an geeigneten und zugelassenen Sicherheitsstiefeln. Ein Mitarbeiter berichtete, dass sich die Arbeiter stattdessen Plastiktüten mit Klebeband um die Schuhe banden.[513] Als in einer Turbinenhalle erhebliche radioaktive Wassermengen auftraten und einige Mitarbeiter dennoch mit halbhohen Arbeitsschuhen ins Wasser traten, zogen sie sich erhebliche Verletzungen und Verstrahlungen zu.
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Zitat von: sweeper am 11. März 2013, 13:03:51
NB: Mit dem "Herausfallen aus dem natürlichen Rauschen" hat der Befund der Studie aber genau nichts zu tun:
er beschreibt eine linear abnehmende Häufung von Kinderleukämien: je dichter dran am KKW, um so mehr Fälle.
Diese sind durch andere Einwirkungen nicht zu erklären und betreffen eben genau den näheren Umkreis von KKWs.

? Genau das ist gemeint mit ,,Herausfallen aus dem natürlichen Rauschen"; es scheint sich um ein Signal zu handeln.
Unklar ist nur, was dieses Signal bedeutet.

sweeper

Zitat von: bayle am 11. März 2013, 13:30:22
Zitat von: sweeper am 11. März 2013, 13:03:51
NB: Mit dem "Herausfallen aus dem natürlichen Rauschen" hat der Befund der Studie aber genau nichts zu tun:
er beschreibt eine linear abnehmende Häufung von Kinderleukämien: je dichter dran am KKW, um so mehr Fälle.
Diese sind durch andere Einwirkungen nicht zu erklären und betreffen eben genau den näheren Umkreis von KKWs.

? Genau das ist gemeint mit ,,Herausfallen aus dem natürlichen Rauschen", es scheint sich um ein Signal zu handeln.
Das ist eine Frage der Wortwahl und der angewendeten Methodik.
Ich habe den zitierten Beitrag um einen weiteren Link auf den Text des Expertengremiums ergänzt:
http://www.bfs.de/de/kerntechnik/kinderkrebs/Expertengremium.html

ZitatUnklar ist nur, was dieses Signal bedeutet.

Dazu sagt das o.g. Expertengremium:
Zitat
5)    Die Autoren konstatieren zu Recht, dass das Erkrankungsrisiko an kindlichen Krebserkrankungen und Leukämie mit zunehmender Wohnnähe zu einem Atomkraftwerk signifikant und stetig zunimmt. Die Studie ist weltweit die methodisch aufwendigste und umfassendste Untersuchung dieses Zusammenhanges. Der Zusammenhang zwischen Wohnnähe und Erkrankungsrisiko ist damit für Deutschland hinreichend belegt
Und in den Fußnoten:
Zitat9)    Die Autoren schreiben, dass ,,... aufgrund des aktuellen strahlenbiologischen und strahlenepidemiologischen Wissens die von deutschen Kernkraftwerken im Normalbetrieb emittierte ionisierende Strahlung grundsätzlich nicht als Ursache interpretiert werden kann."
Im Gegensatz zu den Autoren ist das externe Expertengremium einhellig der Überzeugung, dass aufgrund des besonders hohen Strahlenrisikos für Kleinkinder sowie der unzureichenden Daten zur Emissionen von Leistungsreaktoren dieser Zusammenhang keinesfalls ausgeschlossen werden kann. Darüber hinaus sprechen mehrere epidemiologische Kausalitätskriterien für einen solchen Zusammenhang. Es ist jetzt Aufgabe der Wissenschaft, einen Erklärungsansatz für die Differenz zwischen epidemiologischer und strahlenbiologischer Evidenz zu finden.
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bayle

Und wo siehst Du den Dissens, wenn Du einen siehst? Wir wissen weder, wie der Befund zu erklären ist, noch welche Konsequenzen er haben sollte. Es ist unklar, was das Signal bedeutet.